Die Freiburger Rede des Papstes bleibt spannend. Erst war die Aufregung groß, dann gab es viele Artikel, dann wurde es ruhiger um diese Schlussansprache der Deutschlandreise des Papstes. Aber nicht ganz ruhig. Ein ZDF Journalist hat einen Sammelband dazu herausgegeben, in der Zeit-Beilage Christ und Welt war sie mehrfach Thema – einmal sogar mit der Ansage, wer die Interpretationshoheit darüber erlange, qualifiziere sich für den Vorsitz der Bischofskonferenz – und der BR hat eine ganze Stunde der Sendung Theologik dem Thema gewidmet. Ausrisse nur, die aber zeigen, dass die „Entweltlichung“ die Kirche nicht loslässt.
Es wird Zeit, dass sich dieser Blog noch einmal dem Text zuwendet. Schritt für Schritt, nicht um eine definitive Interpretation anzubieten, sondern um Nutzen aus dem Text zu ziehen. Manch eine Wahrheit hat uns der Papst dort gesagt, viel ist aber auch am Schlagwort der „Entweltlichung“ hängen geblieben.
Den Anfang sollen zwei Zitate des Papstes machen, beziehungsweise des Kardinals Joseph Ratzinger: Aus dem zweiten Interviewband das Papstes mit Peter Seewald, „Gott und die Welt“. Das Kapitel 16 handelt vom Charisma, vom Geist der Kirche. Das Kapitel 18 heißt „von der Zukunft“.
Dem Abschnitt über den heiligen Franziskus fügt er den Gedanken an:
„Die Kirche selber lebt ja eigentlich in diesem Dilemma, dass wir alle mehr sein müssten, dass wir alle radikaler aus den Kompromissen unseres Lebens aussteigen sollten. Aber dann, wenn wir schon mal diese Kompromisse weiterleben müssen in der Welt, so wie sie eben beschaffen ist, dann sollten wir wenigstens den Stachel dieser Beunruhigung in uns getragen und unser eigenes Leben und das der Welt auf die ganze Größe des Evangeliums hin öffnen.“
Volks- oder Minderheitenkirche?
„Die Volkskirche kann etwas sehr Schönes sein sie ist aber nicht etwas Notwendiges“ (379)
„Wir werden Einbußen hinnehmen müssen, wir werden aber immer eine offene Kirche bleiben. Kirche darf keine geschlossene Gruppe sein, die sich selber genügt. Wir werden vor allem in dem Sinne missionarisch sein müssen, dass wir der Gesellschaft jene Werte vor Augen halten, die ihr Gewissen bilden sollten, Werte, die die Grundlage ihrer staatlichen Existenz und einer wirklich menschlichen Sozialgemeinschaft sind“ (380).
Weltkirche der Zukunft
„Aus diesem Grunde ist meiner Meinung nach die Verwesentlichung – ein Wort von Guardini – das Grundlegende. Dabei geht es weniger darum, phantasievolle Vorkonstruktionen von etwas zu machen, das dann doch ganz anders sein wird, und das wir nicht in der Retorte vorausbauen können, sondern auf das Wesentliche hinzuleben, das sich dann neu einkarniert und neu darstellen kann.“ (383)
Seewald, Peter u Ratzinger, Joseph: Gott und die Welt. München 2000
Es gibt eine Menge zu tun in der Kirche, man kommt halt nicht mehr mit. Thema Entweltlichung, ein Anfang ist gemacht mit Weltbild, oder? Die Kirche steckt zu sehr drin in allem, sodass es mit einem Handschlag nicht erledigt ist.