Papst Franziskus kann mit anderen Religionen. Das ist nichts neues, ist aber immer wieder beeindruckend. Der zweite Mann im Dialograt hat dazu neulich ein Interview gegeben, Bischof Miguel Ángel Ayuso Guixot bezeichnete die Absicht des Papstes als „Brücken bauen“ und benutzte ein Wort, das immer wieder in Bezug auf den Papst benutzt wird: Koalition. Dieser Papst baut Koalitionen um Themen wie Frieden und Versöhnung, weil die wirklich wichtigen Themen nur gemeinsam angegangen werden können. „Dialog kennt keine Verlierer“: es sind Zitate wie dieses, das man immer wieder von Papst Franziskus hören kann, es ist aber weniger das formale „Dialogprozess“, wie wir es kennen, es ist ganz praktisch, hat mit Besuchen und Umarmen zu tun, mit Betonen der Gemeinsamkeiten etc. So auch unlängst mit dem Scheich der Al-Azhar Moschee in Kairo, einer der wichtigsten theologischen Institutionen des Islam. Das Treffen selbst sei die Botschaft, sagte der Papst dabei.
Damit sind die Probleme nicht gelöst. Sie werden auch nicht unter den Teppich gekehrt. Aber ohne solche Begegnungen passiert gar nichts.
Franziskus könne man als Papst beschreiben, der auf einen Dialog der Freundschaft setze, sagt Ayuso dazu.
Analytisch ist das nicht, muss es auch gar nicht sein, es beschreibt aber den Schwerpunkt recht gut. Freundschaft bedeute nicht, einfach nur nett zu sein. Im Gegenteil, man braucht dafür eine eigene Identität und Durchhaltevermögen. Dann komme man zu Brücken und überwinde die Mauern, so Ayuso.
Johannes Paul II. hatte um den Frieden gerungen und um Freiheit, Paul VI. hat vielleicht den Dialog mit der Welt der Wissenschaft und Kunst neu geschaffen, so hatten alle Päpste eigene Dialog-Schwerpunkte. Aber in einer Welt, die zunehmend auseinander driftet und auf das „Eigene“ setzt, ist es um so wichtiger, dieser Tendenz Freundschaft – Verbindung, Verbindlichkeit, Gespräch, Offenheit – entgegen zu setzen.
Es ist sehr schön, wie sie den Prozess der Freundschaft beschrieben haben und ich habe das Gefühl, wir befinden uns damit in den Kinderschuhen, um lernen zu können, wie wir mit unseren Begabungen am Sinnvollsten umgehen. Wer den Prozess der Selbstfindung mit der Anerkennung beschließen kann, dass er selbst zur Definition dieses Selbst bestimmt ist, der kann von Glück reden, wenn es Menschen gibt, die diese Erkenntnis in Freundschaft wandeln. Dadurch wird denen der Zugang eröffnet, die dazu bereit sind, sich dieser Bewegung anzuschließen, um sie dynamisch mit zu gestalten.
Nach dem Lesen des Beitrags über Aristoteles, vielen Dank Andreas dafür, sollte es besser im letzten Satz heißen: „Dadurch wird der Zugang für die Bereitschaft eröffnet, sich dieser Bewegung anzuschließen, …..“ Bereitschaft ist ein Allgemeingut dessen man sich jederzeit bedienen kann, sofern man dies auch wirklich will.
Nach Aristoteles bedarf der Begriff Freundschaft einer Differenzierung: Handelt es sich primär um eine Freundschaft der Nützlichkeit wegen oder um eine Freundschaft des gegenseitigen Wohlergehens? http://www.academia-philosophia.com/files/freundschaft_.pdf Und schließlich die Frage: Wie ist es um die Freundschaft mit Gott in den verschiedenen monotheistischen Religionen bestellt?
Lesen sie die Sure 5 Vers 51 im Koran über die Freundschaft zwischen Muslimen, Juden und Christen. Sie werden erschrecken, wenn man den Koran als „Steinbruch“ benutzt, wie die Bibel und den Tanach (Deckungsgleich mit dem AT) auch.Nichts unserer Heiligen Schriften darf aus dem Zusammenhang gerissen und interpretiert werden. Wie gesagt Sure 5 Vers 51 wird sie erschrecken, aber man kann diese Stelle auch anders interpretieren. Ich habe eine kurze Abhandlung in Händen von Prof.Johanna Pink.Sie ist Islamwissenschaftlerin in Freiburg/Deutschland. Für Fundamentalisten ist dieser Vers eine (traurige) Wahrheit, wie unsere gegenwertige Zeit es uns vor Augen hält. Gemäss vieler neuerer Auslegungen, sagt Prof. Pink, „verbietet dieser Vers lediglisch ein Schutzverhältnis zu feindseligen nichtmuslimischen Guppen in einer Kriegssituation“. Sure 5 darf nie ohne Vers 8. der 60 Sure gelesen werden.
Es ist Zeit für eine neue vernunftgeleitete Meta-Religiösität, welche alle menschenverachtenden und usurpatorischen Tendenzen in den einzelnen Religionen und deren Schriften weltweit überwindet! Mit nur stets neuen Auslegungen und kenntnisreichen Verknüpfungen des Alten wird man vermutlich keinen dauerhaften Bewußtseinswandel erzielen, sondern sich eher verzetteln – oder wie Einstein sagt: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“
Augustinus sagt:“Wenn Du Gott begreifst, ist das nicht Gott.“
Ich empfehle Ihnen: „Evolution der Religionen und der Religiosität“ von Ernst Feuerbaum. Ist ein guter Einstieg in die Thematik. Ansonsten lassen sie mich mit ihrem Kommentar schon sehr ratlos zürück.
Ein inwendiges Verständnis für die Ringparabel könnte ein kleiner, allererster Schritt sein. Die Evolution der Religionen und der Religiösität ist verzahnt mit der Evolution des Menschen, die aber so gut wie nie für die Zukunft in Betracht gezogen wird. Nur zwei- oder dreitausend Jahre sind auch keine große Zeitspanne. Doch wird der Mensch in hunderttausend Jahren dasselbe (religiös begabte) Wesen sein, wie er es heute ist oder zur Zeit der Geburt Jesu war? Eine Frage ohne Antwort, aber aufgehoben im Zeit-ist-wichtiger-als-der-Raum-Kontext. Vielen Dank für den interessanten Buchhinweis.
Ich halte es da, wenn es um Freunschaft geht mit Augustinus. „Der Primat der Liebe / Liebe und wirklische Glückseligkeit. Es ist ein kleines Traktat von Tarsicius Jan van Bavel. Er schreibt über Augustinus und die Grenzen menschlicher Freundschaft. Freundschaft muss immer „auf die Liebe Gottes gegründet sein.