Wem beim Lesen von Gaudete et Exsultate, dem neuen Papstschreiben, vieles bekannt vorkommt, der hat in den vergangenen Jahren Papst Franziskus viel zugehört oder viel gelesen. Von Tag Eins an hat der Papst seine Themen wieder und wieder vorgelegt, getreu dem pädagogischen Prinzip dass der Mensch durch Wiederholung lernt, nicht durch Abwechslung.
Dass diese Themen aber mehr sind als Betrachtungen und Ratschläge eines Seelsorgers, das wurde bereits in seinem ersten Schreiben deutlich, der richtigerweise als Programmschrift bezeichneten Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium vom November 2013. Nun gibt es wieder ein solches Schreiben, „Freut euch und jubelt“ heißt der Titel übersetzt.
Damit tragen alle diese großen Schreiben ‚Freudentitel’: Evangelii Gaudium – Freude des Evangeliums; Laudato Si’ – Gelobt seist du Gott; Amoris Laetitia – Freude der Liebe und nun Gaudete et Exsultate. Da steckt System dahinter.
Für Vatican News habe ich eine ausführliche Einführung oder Zusammenfassung geschrieben.
An dieser Stelle möchte ich auf drei Dinge hinweisen, die mir besonders aufgefallen sind.
Erstens ist da die Praxis. Er will den Ruf zur Heiligkeit heute „mit seinen Risiken, Herausforderungen und Chancen Gestalt annehmen lassen“, schreibt er. Er schreibt nicht über etwas, er schreibt Leute an. Er schreibt uns an. Dieses Aufrüttelnde und direkt Ansprechende ist ja immer schon ein Markenzeichen seiner Schreib- und Sprechweise gewesen, hier wird es noch einmal besonders deutlich.
Christsein, ganz konkret
Und es wird System: Mit Thomas von Aquin setzt er die Werke der Barmherzigkeit vor das Gebet und den Gottesdienst, die Heiligkeit für heute – ich übersetze: das Christsein für das 21. Jahrhundert – zeigt sich in Barmherzigkeit. Und da hat er sehr deutliche Worte, etwa in Sachen Flüchtlinge und Migranten, etwa in Sachen sprachliche Gewalt in sich katholisch nennenden Webseiten, etwa in Sachen Verzerrung des Christlichen durch ein zu starkes Bauen auf die eigenen Fähigkeiten und Anstrengungen. Das sind Textstellen, die auch sprachlich sehr an Evangelii Gaudium erinnern, die Verve und die Stärke der Aussagen lassen direkt spüren, wie wichtig ihm diese Anliegen sind.
Ich war einige Male an das Diktum „Es gibt nichts Gutes außer man tut es“ erinnert, in dem Sinn, dass es natürlich ein philosophisches Gutes gibt, das wir Gott nennen, dass Gott aber völlig draußen bleibt, wenn der Glaube an Gott und Gottes Ruf an den Menschen nicht praktisch wird. In die Welt kommt. Das scheint mir der rote Faden dieses Schreibens zu sein.
Übung in Unterscheidung
Zweitens sind da die Gegner, die Versuchungen: Das ganze Schreiben kann man als eine Übung in „Unterscheidung der Geister“ lesen, „vor Gott die Wege des Lebens prüfen“. „Der Unterscheidung bedarf es nicht nur bei außergewöhnlichen Ereignissen, wenn es schwierige Probleme zu lösen gilt oder wenn eine wichtige Entscheidung getroffen werden soll. Sie ist ein Mittel im Kampf (sic!), um dem Herrn besser zu folgen. Wir brauchen sie immer, um fähig zu sein, die Zeiten Gottes und seiner Gnade zu erkennen, um die Inspirationen des Herrn nicht zu verpassen, um seine Einladung zum Wachstum nicht vorbeigehen zu lassen“ (Nr 169).
Das ist „Kampf“, die Worte „Herausforderung“ oder „Auseinandersetzung“ sind dem Papst offensichtlich zu harmlos, um die Dramatik des Geschehens zu zeigen.
Der Teufel
Der Gegner ist der Böse, das Böse, in seiner personifizierten Form. Der Teufel. Einen eigenen Absatz hat der Papst dazu. Natürlich weiß auch er, dass die Schrift an dieser Stelle nicht schlicht wörtlich zu nehmen ist. Aber gleichzeitig warnt er davor, das Ganze zu harmlos zu sehen: „Wir sollen also nicht denken, dass dies ein Mythos, ein Schauspiel, ein Symbol, ein Bild oder eine Idee sei. Dieser Irrtum führt uns dazu, die Hände in den Schoß zu legen, nachlässig zu sein und mehr Gefährdungen zu unterliegen. Der Teufel sollte uns nicht beherrschen. Er vergiftet uns mit Hass, Traurigkeit, Neid, mit den Lastern. Er nützt dann unsere Achtlosigkeit, um unser Leben, unsere Familien und unsere Gemeinschaften zu zerstören“ (Nr. 160). Auch hier: Dramatik. Es geht um etwas. Das sich Einrichten in sprachlichen und theologischen Bildern und Erklärungen hilft nicht, die Wucht des Sprechens vom Teufel hat auch mich erst mal nervös gemacht.
Und von diesem Bösen gehen dann subtil die Versuchungen aus, die uns vom Weg des Christseins heute – der Heiligkeit – weg führen wollen. Nachzulesen in seltener Klarheit etwa wider seine alten Gegner, den Gnostizismus und den Pelagianismus, im zweiten Kapitel ab Nr. 35., zum eigenen Studium und wie es der Wunsch des Papstes ist, zur Gewissensprüfung.
Deutliche Worte
Drittens ist da der Ton. An einigen Stellen habe ich es schon anklingen lassen, der Papst findet sehr deutliche Worte. Und hier ist auch ein Unterschied zu Evangelii Gaudium: während es bei seinem ersten eigenen Schreiben immer wieder auch humorvoll zuging, merkt man diesem neuen Schreiben nun an, dass er fünf Jahre Erfahrung als Papst mitbringt. Und diese Erfahrungen haben ihn nicht zurück stecken lassen, sie haben ihn im Gegenteil klarer und deutlicher werden lassen.„Deshalb können wir nicht beanspruchen, dass unsere Art, die Wahrheit zu verstehen, uns ermächtigt, eine strenge Überwachung des Lebens der anderen vorzunehmen“ (Nr 46), in die Kirche hinein gesprochen, gegen diejenigen, die sich eine „monolithische, von allen Nuancierungen verteidigte Lehre erträumen.“ Dass der Papst diesen Schwachpunkt immer und immer wiederholt, und in klaren Worten, zeigt wie wichtig es ihm ist und für wie entscheidend er das für die Zukunft des christlichen Lebens im 21. Jahrhundert betrachtet.
Anderes Beispiel: Flüchtlinge. Der Papst sieht es als sein eigene Pflicht an, Christen zu bitten, Flüchtlinge und Migranten zu empfangen, „ohne Kommentar, ohne Ausflüchte und Ausreden“. Da haben wir aus Christenmunde schon anderes gehört.
„Wenn ich einem Menschen begegne, der in einer kalten Nacht unter freiem Himmel schläft, kann ich fühlen, dass dieser arme Wicht etwas Unvorhergesehenes ist, das mich unterbricht, ein unnützer Missetäter, ein Störenfried auf meinem Weg, ein lästiger Stachel für mein Gewissen, ein Problem, das die Politiker lösen müssen, und vielleicht sogar ein Abfall, der den öffentlichen Bereich verschmutzt. Oder ich kann aus dem Glauben und der Liebe heraus reagieren und in ihm ein menschliches Wesen erkennen, mit gleicher Würde wie ich, ein vom Vater unendlich geliebtes Geschöpf, ein Abbild Gottes, ein von Jesus Christus erlöster Bruder oder Schwester. Das heißt es, Christ zu sein!“ (98). Lesen Sie weiter, die Nummern 101 und 102, der Ton bleibt erhalten.
Das achte Gebot vergessen
Oder hier: wegen meiner eigenen Erfahrung haben die Zeilen über katholische soziale Medien besonderen Widerhall gefunden (nachzulesen Nr. 115): „man versucht, im wütenden Abladen von Rachegelüsten die eigene Unzufriedenheit zu kompensieren. Es ist auffällig, dass unter dem Vorwand, andere Gebote zu verteidigen, das achte Gebot – ‚Du sollst kein falsches Zeugnis geben‘ – zuweilen komplett übergangen und das Ansehen anderer gnadenlos zerstört wird.“
Oder hier: „Dennoch gibt es Christen, die einen anderen Weg gehen wollen: jenen der Rechtfertigung durch die eigenen Kräfte, jenen der Anbetung des menschlichen Willens und der eigenen Fähigkeit; das übersetzt sich in eine egozentrische und elitäre Selbstgefälligkeit, ohne wahre Liebe. Dies tritt in vielen scheinbar unterschiedlichen Haltungen zutage: dem Gesetzeswahn, der Faszination daran, gesellschaftliche und politische Errungenschaften vorweisen zu können, dem Zurschaustellen der Sorge für die Liturgie, die Lehre und das Ansehen der Kirche, der mit der Organisation praktischer Angelegenheiten verbundenen Prahlerei, oder der Neigung zu Dynamiken von Selbsthilfe und ich-bezogener Selbstverwirklichung“ (Nr. 57). Das steht fast genau so schon in Evangelii Gaudium, nur scheint mir der Ton irgendwie härter geworden zu sein. „Wahn“ ist ein starkes Wort, „Anbetung“ in einem religiösen Zusammenhang auch.
Den Text habe ich jetzt einige Male gelesen, mir scheint dabei trotz all der Schärfe aber keine Bitterkeit zu stecken, das ist mir wichtig zu betonen. Da schreibt keiner gegen Widerstände an, die ihn nicht vorwärts kommen lassen. Da schreibt einer, der um die Wichtigkeit des Projektes weiß, es geht ihm um Christsein im 21. Jahrhundert, und das kann es nur geben, wenn man den Heiligen Geist und den Ruf Gottes in der Welt heute entdecken lernt. Und dazu braucht es offenbar deutliche Worte.
Ich habe dieses Schreiben gelesen und es als sehr lehrreich für mich persönlich empfunden. Es gab mir den Impuls mich selbst mehr zurückzunehmen, um besser unterscheiden zu können, was der Augenblick von mir verlangt ohne mich damit unter Druck zu setzen.
Das mag sich jetzt seltsam anhören, doch in der Vergangenheit empfand ich mein Leben als die Notbremse für eine digitalisierte Zeit, die im ICE ohne Halt auf dem Weg von Irgendwo ins Nirgendwo war. Ich versuchte zu begreifen welchen Sinn es ergeben sollte in affenartiger Geschwindigkeit die Zeit hinter sich zu bringen, wo doch erst ihr langsamer Verdauungsvorgang das Leben bewusst vor Augen führt.
Naja, sei es wie es wolle, ich bin sehr dankbar über dieses Papstschreiben und vielleicht hat es für mich auch einen besonderen Hintergrund, weil es am Geburtstag meiner Mutter veröffentlicht wurde. Danke Papst Franziskus
Ist das schön, an einer so persönlichen Stellungnahme teilhaben zu dürfen.
Sehr bald werde ich das Schreiben selber lesen.
Ich freue mich darüber, wie Papst Franziskus auch in diesem Apostolischen Schreiben traditionelle kirchliche Begriffe entstaubt: Dass Heiligkeit ein interessantes, spannendes, abenteuerliches Leben meint, dürfte sowohl innerhalb wie außerhalb der Kirche den wenigsten bewusst sein. Und dass fehlende Heiligkeit sich in einem mittelmäßigen, langweiligen, banalen Leben zeigt, kann nun wirklich Neugier auf diese für moderne Menschen sperrige Vorstellung wecken: „Warum mit weniger zufrieden sein?“ (O-Ton Papst Franziskus)
„Ich freue mich darüber, wie Papst Franziskus auch in diesem Apostolischen Schreiben traditionelle kirchliche Begriffe entstaubt: Dass Heiligkeit ein interessantes, spannendes, abenteuerliches Leben meint, dürfte sowohl innerhalb wie außerhalb der Kirche den wenigsten bewusst sein.“
Aus Respekt gegenüber einiger früherer Heiligen wäre es vielleicht besser zu sagen, dass die Kommunikation des Begriffs entstaubt/verbessert werden sollte.
Denn traditionell kann man bei Heiligkeit nur wirklich nicht Spannung und Abenteuer absprechen, z.b.:
https://www.heiligenlexikon.de/BiographienS/Sebastian.htm
„Dieser Legende nach ließ Kaiser Diokletian, als er von Sebastians Glauben erfuhr, diesen an einen Baum binden und von numidischen Bogenschützen erschießen. Sebastian wurde für tot gehalten und am Hinrichtungsort liegen gelassen; aber er war von den Pfeilen nicht getötet worden. Die Witwe des Märtyrers Castulus namens Irene nahm sich seiner an und pflegte seine Wunden. Als er sich wieder erholt hatte, trat er dem erstaunten Kaiser öffentlich entgegen, um ihm die grausame Sinnlosigkeit seiner Verfolgungen vorzuhalten.
Das Stadion des Palastes „Domus Augustana” in Rom
Das Stadion des Palastes „Domus Augustana“ in Rom
Diokletian ließ Sebastian daraufhin im Hippodrom auf dem Palatin, dem Stadion des Palastes „Domus Augustana“ in Rom zu Tode peitschen und die Leiche in die daran vorbeiführene „Cloaca maxima“ werfen, den „größten Abwasserkanal“, der vom Palatin zum Tiber führte.“
Spannung und Abenteuer gäbe es wohl nicht zu knapp, wenn man zuerst beinahe erschossen wird und nach Genesung unmittelbar dem Auftraggeber des versuchten Mordes gegenüber tritt, woraufhin der den Versuch vollendet und zwar gründlich.
Auch bei einigen modernen Heiligen ist die kirchliche Schilderung des Lebens nicht gerade eindeutig Richtung Langeweile tendierend:
https://www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Maximilian_Kolbe.htm
https://www.heiligenlexikon.de/BiographienG/Gianna_Beretta_Molla.html
https://www.heiligenlexikon.de/BiographienT/Mutter_Teresa.htm
Deshalb, dass Problem ist nicht, dass die Kirche vermittelt hat, das Leben eines Heiligen sei nicht spannend oder abenteuerlich.
Wenn dann ist eher die Art der Vermittlung irgendwie dem heutigen zu fern und vielleicht erscheint Heiligkeit auch als zu groß für „normale“ Menschen.
Aber genau das ist doch das Problem: Es muss nicht immer tiefe Mystik, völlige Hingabe a la Mutter Teresa oder Maximilian Kolbe sein. Oder eine Gewaltorgie aus dem alten Rom. Dem Papst geht es um die alltägliche Heiligkeit, die aus der Taufgnade kommt. Nur diese Groß-Heiligen auf die Säulen zu heben schreckt doch ab, das entfernt uns Christen von dem Wunsch, heilig zu sein oder zu werden.
„Dem Papst geht es um die alltägliche Heiligkeit, die aus der Taufgnade kommt. Nur diese Groß-Heiligen auf die Säulen zu heben schreckt doch ab, das entfernt uns Christen von dem Wunsch, heilig zu sein oder zu werden.“
Da stimme ich zu. Mein Punkt war nur, dass Heiligkeit auch traditionell den Begriffen „Spannung“ und „Abenteuer“ nicht fern ist.
Wobei bei mir persönlich habe ich sowieso eher die Befürchtung, dass mein potentieller Weg in die Heiligkeit durchaus auch Phasen von elends langweiligem Kleinklein – was aber mit Sorgfalt verrichtet werden sollte – beinhalten könnte.
Als mit mir nichts zu tun habendes Beispiel, man denke mal an eine Leitung einer Tafel-Einrichtung; da kann auch Heiligkeit drin liegen; aber woraus besteht es zu großen Teilen?
Lebensmittel einsammeln, sortieren, geeignete Verteilung organisieren, Unternehmen „anbetteln“, sich Vorwürfe anhören von Leuten man würde zu wenig, zu viel, zu schnell, zu langsam, zu teuer, zu billig abgeben, etc.
Kann ziemlich öde sein; kann aber trotzdem gelebte Nächstenliebe sein.
Zunächst geht es doch auch darum die Notwendigkeit für den Einsatz zu erkennen, der durch Menschen für Menschen geleistet wird, die ganz offensichtlich vom Leben benachteiligt sind.
Im nächsten Schritt gelingt es dann vielleicht die Ursachen für diese Benachteiligungen zu ermitteln, um an deren Wurzeln zu arbeiten, um eine Verbesserung der Voraussetzungen für alle Betroffenen gleichermaßen zu schaffen.
Es ist doch offensichtlich, dass wir einem System unterworfen werden, das sich nicht von selbst entwickelt hat sondern von Menschen für Menschen entwickelt wurde. Dieses System gilt es nun sorgfältig zu hinterfragen und ganz sensibel an den Stellschrauben zu drehen, die für Gerechtigkeit über alle Ebenen hinweg sorgen.
Die Zukunft kann nicht sein, dass soziale Ungerechtigkeit durch unbezahltes Potenzial ausgeglichen wird und auf der anderen Seite einzelne Personen vom Gesamtpotenzial total überzogene Ansprüche für sich in Auftrag stellen. Soll heißen, wer braucht zum Überleben was genau und wie kann dieser Anspruch gedeckt werden, bevor! elitäre Wunschvorstellungen in Kraft treten, die der Grundversorgung entziehen was sich auf dem natürlichen Weg der Nächstenliebe mühsam seinen Weg bahnen muss?
Nächstenliebe hat nichts mit Opferbereitschaft zu tun sondern etwas damit, dass man sich selbst wertschätzt und zwar in einer Form, die es gilt zu erhalten ohne dafür mehr einzusetzen als das eigene Potential an Fähigkeiten, das erst in der Gemeinschaft seine ganze Tragfähigkeit erfahren kann.
@Rosi Steffens:
Sag ich ja nichts dagegen.
Nur kann gelebte Nächstenliebe ziemlich öde sein; z.b. wenn man halt Rumtelefonieren und Leute nett anschreiben/anreden muss, deren Hilfe man braucht; oder auch ziemlich „spannend“ und „abenteuerlich“, z.b. wenn man den Aufseher überzeugen muss, einen selbst und nicht den Familienvater in die Hungerzelle zu stecken; oder auch auf weniger lebensgefährliche Weise spannend und abenteuerlich.
Ich steck grade heute im öden Rumtelefonieren und -schreiben drin, deshalb lass ich hier in gewisser Weise etwas Frust ab; sehe aber auch spannenderes auf mich zukommen; ist weder das eine noch das andere (vielleicht ist auch ganz gut, wenn mir die besonders spannenden varianten erspart bleiben, denn keine Ahnung ob ich dafür tauge).
Streit im kleinen, Schweigen beim großen
„In Rom zu Tode peitschen und die Leiche in die daran vorbeiführene „Cloaca maxima“ werfen, den „größten Abwasserkanal“, der vom Palatin zum Tiber führte, dieser Abwasserkanal führt auch bei Vilshofen vorbei “der ehemalige evangelische Pfarrer von Vilshofen, Peter Denk, der in einer Ein-Mann-Demonstration mit einem umgehängten Plakat vor dem Rathaus in Vilshofen demonstrierte. Auf seinem Plakat stand: „Evangelisch? Im Bistum Passau : Verdammt in alle Ewigkeit“. Damit protestierte er gegen diejenigen katholischen Bischöfe, insbesondere den von Passau, weil diese ihre Einwände gegen die gemeinsame Kommunion von „gemischten“ Ehepartnern an den Papst schickten. Entgegen allen äußeren solidarischen Bekundungen der beiden „Bischöfe“ Marx und Bedford-Strohm steckt in vielen älteren Katholiken bis heute ein riesiges Misstrauen gegenüber den „Evangelischen“. Auch „unser“ Papst Benedikt XVI. hatte in seiner Amtszeit die Evangelische Kirche als quasi nicht auf derselben Stufe der wahren Christlichkeit stehende Institution bzw. Glaubensrichtung deklariert. Für die jüngeren Generationen, die über „Soetwas“ nur den Kopf schütteln können, ein kleiner autobiographischer Exkurs : Als ich vor weit über 60 Jahren in die Grundschule ging, musste mein evangelischer Freund in die linke (!) Schulhaushälfte und ich, der Katholische, in die rechte gehen — und wir hatten beide völlig verschiedene Lehrer im selben Schulhaus. Meine evangelische Mutter wurde von ihrer katholischen Schwiegermutter in spe quasi gezwungen, die zu erwartenden Kinder aus der Ehe mit ihrem katholischen Mann in jedem Fall katholisch taufen und erziehen zu lassen. (Mein Glück, deshalb habe ich ein viel größeres Wissen über die Bibel als die meisten Evangelischen!). Wenn ich als Gymnasiallehrer in der gemischten Unterstufe fragte, ob denn „die Evangelischen“ auch Christen seien, kam immer dieselbe Reaktion : Nie ein Ja, selbstverständlich!, sondern immer ein längeres Schweigen und dann, immer von einzelnen katholisch „Wagemutigen“: „Nein, das sind Heiden!“
Etwas weniger persönlich : Der Bischof von Passau hatte einen Lehrstuhl für Dogmatik und er brachte seinen Studenten selbstverständlich bei, dass der Unterschied zwischen der katholischen „Eucharistie“ und dem evangelischen „Abendmahl“ ein abgrundtiefer ist. Im ersten Fall „incorporiert“ der Katholik „das Fleisch und Blut“ seines Erlösers, im zweiten Fall ist es ein verinnerlichtes Gedenken an das letzte Abendmahl Jesu. Dogmatiker und religiöse Fanatiker haben dieselbe Eigenschaft : Sie glauben sich im absoluten Wahrheitsbesitz. Der Passauer Bischof Oster könnte also nur unter größter Selbstverleugnung und unter dem indirekten Eingeständnis, seinen katholischen Studenten etwas „Unwahres“ bzw. Beliebiges beigebracht zu haben, von seiner Glaubensposition abrücken und den evangelischen Ehepartnern, die genau das Gegenteil glauben, die Erlaubnis zum Eucharistie-Empfang geben.
Mir als einem, der keiner Religionsgemeinschaft angehört, mit dem einfachen Glaubensgrundsatz, dass der menschliche Affenverstand keine zwingenden Aussagen über Gott machen kann könnte diese ganze Streiterei herzlich egal sein, aber als studierender Religionskritiker ärgert mich die jahrhundertealte Streiterei gewaltig. Die historisch-kritische Bibelforschung, zu der solche Leute wie Albert Schweitzer gehören, und die aus der evangelischen(!) Amtskirche Mitte des 18.Jahrhunders (Samuel Reimarus!) heraus entstanden ist, sagt nämlich Folgendes, und hier zitiere ich den evangelischen(!) Theologen Gerd Lüdemann, dem die protestantische Amtskirche 1998 seinen Lehrstuhl entzogen hat (aus ihrer Sicht zu Recht) : „Unter Verweis auf die allseits bekannten Ergebnisse historischer Forschung — die meisten im Neuen Testament enthaltenen Worte Jesu sind unecht, das Abendmahl ist nicht von ihm eingesetzt worden, die Auferstehung geht auf eine Vision der Jünger zurück… das Grab Jesu war nicht leer, sondern voll.…“ Im Übrigen darf ich auch auf die Judaistin Ruth Lapide verweisen, die behauptete, einem überzeugten Juden wie dem Wanderrabbi Jeschua aus Nazareth war es verboten, Blut zu trinken, er hätte es also auch nicht seinen Jüngern aufgetragen.
Ich persönlich hätte gerne ein Christentum, in dem alle Christen aufhören, sich wegen Dogmatismen zu streiten, sondern sich einig wären, gleich welche Variante des Christentums sie anhängen und welcher Religiosität man zuneigt, dass es für Europa weitaus besser ist, bei seiner christlich-humanistisch-säkularen Werteordnung zu bleiben, als dem dogmatischen Islam Tür und Tor zu öffnen. Aber genau da hört man von den Bischöfen beider Amtskirchen nichts als tosendes Schweigen oder die wärmsten „Empfehlungen“, dem Islam „auf Augenhöhe“ zu begegnen.
Sie schreiben „Dogmatiker und religiöse Fanatiker haben dieselbe Eigenschaft: Sie glauben sich im absoluten Wahrheitsbesitz.“ Das ist schon ziemlich steil. Dogmatik ist Teil der theologischen Wissenschaft. Die alle komplett und kollektiv in einem Satz mit religiösen Fanatikern zu nennen sollten Sie sich gut überlegen. Sie schließen sich dadurch selber von einem Diskurs aus, weil Sie selber in diesem Fall einen „absoluten Wahrheitsbesitz“ in Anspruch nehmen. Nämlich ein festes Urteil über Menschen, die Sie gar nicht kennen.
Ich, bekenne in Demut, doch bereuen tue ich nichts und gar nichts in dieser Sache.
Meine Erklärung:
Ich wohne hinter den sieben Bergen bei Vilshofen in einem kleinen Häusl, das ich selten verlasse.
Hätte ich es erleben müssen, dass ein alter Mensch sich wegen der Zerwürfnisse der christlichen Religionen mit einem Plakat um den Hals vor das Rathaus stellt, ich hätte mich gerne dazu gestellt. Denn ich hätte gewusst, der Mann glaubt an den, der im Nachen sitzt, im vom Sturm aufgewühlten See Gennesaret und schläft. Obwohl er schläft brauchen wir keine Angst zu haben. Die Jünger haben diese Zuversicht nicht gehabt und konnten sie uns auch nicht vermitteln. Wir müssen weg von den gesiegelten griechischen Dokumenten und verstaubten Büchern, zurück zum See und es erfühlen, horchen was die Wellen uns erzählen.
Ja, ja ich habe diesen Leserbrief nicht geschrieben, doch er berührte mein Herz. Die Vilshofener Presse druckt so etwas nicht ab, die Freiheit der Presse wird dort klein geschrieben. Es liegt nicht am Verleger! Das Beschneiden fördert nicht die Religiosität, es bringt die Konfessionen nicht näher. Vielleicht ist es so gewollt? So ist es in der Diaspora, bis Fastenbier nach Rom kommt ist es verdorben. Ich will Sie, Pater Hagenkord, nicht zu viel loben, es steht mir nicht zu, wäre auch für Ihre Seele nicht gut. Der Pressefreiheit zu dienen bringt im Jenseits Plus- oder Minuspunkte. Ich habe dazu meine Meinung. Über mich schreibe ich manchmal zornig: Ich bin froh, dass meine Vorfahren England verließen, als ein Syphiliskranker King seine Frauen köpfen ließ und daraus eine Religion machte. Auch diese christlichen Gemeinen haben keinen Grund jetzt in das gemeinsame Boot einzusteigen, auch wenn der Kapitän immer noch schläft, denn keiner köpft mehr. Aber wenn er aufwacht, was sagen solche gekrönte Religionsführer dann?
Also, der Briefschreiber ist „Dieter Will“ aus Vilshofen, ein studierender Religionskritiker, der seinen Schulkindern auf dem Lebensweg viel Herzblut mitgab. Vielleicht bringen wir ihn dazu, dass er mit allen seinen Verletzungen zu uns ins gemeinsame Boot steigt. Jeder, der sich in die Riemen legt, wird heute benötigt. Gleichgültige und Heuchler gibt es zu Hauf.
In diesem Teil
„Wenn ich einem Menschen begegne, der in einer kalten Nacht unter freiem Himmel schläft, kann ich fühlen, dass dieser arme Wicht etwas Unvorhergesehenes ist, das mich unterbricht, ein unnützer Missetäter, ein Störenfried auf meinem Weg, ein lästiger Stachel für mein Gewissen, ein Problem, das die Politiker lösen müssen, und vielleicht sogar ein Abfall, der den öffentlichen Bereich verschmutzt. Oder ich kann aus dem Glauben und der Liebe heraus reagieren und in ihm ein menschliches Wesen erkennen, mit gleicher Würde wie ich, ein vom Vater unendlich geliebtes Geschöpf, ein Abbild Gottes, ein von Jesus Christus erlöster Bruder oder Schwester. Das heißt es, Christ zu sein!“ (98). Lesen Sie weiter, die Nummern 101 und 102, der Ton bleibt erhalten.“,
kommen mir mal wieder die Tränen der Rührung. Dieser Text trifft ins Herz und berührt. Was mehr braucht es noch um PF zu verstehen, was macht einen Christen wirklich aus? Hier steht es, in klaren deutlichen Worten. Ich bete das Gaudete et Exsultate berührt und bewegt im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich bin ziemlich entsetzt über die schlechte Qualität der deutschen Übersetzung des Schreibens. Original scheint wohl zumindest in weiten Teilen die spanische Sprachfassung zu sein, liest sich hervorragend. Der deutsche Text ist schwer lesbar, wirkt schwerfällig und auf längere Strecken extrem holprig, stellenweise sogar unverständlich. Professionell ist das nicht.
Sehr geehrter Pater Hagenkord,
ich bin auf etwas gestoßen, was mich richtig irritiert bezüglich dem Papstschreiben; und zwar nicht mal inhaltlich, sondern von der Übersetzung.
Deutsche Version Nummer 101:
„101. Schädlich und ideologisch ist ebenso der Fehler derer, die in ihrem Leben dem sozialen Einsatz für die anderen misstrauen, weil sie ihn für oberflächlich, weltlich, säkularisiert, immanentistisch, kommunistisch oder populistisch halten,“
Problem ist hier nicht, dass das – vor allem mit den nachfolgenden Sätzen – eine Erinnerung an ein paar Leute ist, nicht ein Anliegen zu weit über alle anderen zu stellen.
Sondern da steht klar im Relativsatz „in ihrem Leben“; worum es dem Wortlaut salopp gesagt zu gehen scheint, ist um solche, die in ihrem EIGENEN Tun den Einsatz für andere außer Acht lassen, weil sie es oberflächlich… halten.
Englische Version:
http://w2.vatican.va/content/francesco/en/apost_exhortations/documents/papa-francesco_esortazione-ap_20180319_gaudete-et-exsultate.html
„101. The other harmful ideological error is found in those who find suspect the social engagement of others, seeing it as superficial, worldly, secular, materialist, communist or populist.“
„of others“!!!!!
Dem Wortlaut nach sind salopp gesagt in der englischen Version Leute gemeint, die auf FREMDES Tun schauen und dann dieses gering schätzen, weil oberflächlich…
Es gibt also ein Bedeutungsunterschied der verschiedenen Fassungen; nun kann man vielleicht sagen, was solls, dann ist halt eine Passage verschieden ins Deutsche und ins Englische übersetzt.
Aber wie komme ich überhaupt drauf?
Dadurch, dass ich halt meine üblichen Seitne lese und die New York Times genau diese Textpassage zitiert (und sie natürlich als gegen die US-ProLifer gerichtet sieht; was ggf. sogar stimmen kann) und ich mir beim Lesen denke „Hä? Da habe ich auf Deutsch doch gestern was anderes gelesen“.
Und wenn halt Passagen aus dem Schreiben von wichtigen Zeitungen zitiert werden und es gibt Bedeutungsunterschiede in verschiedenen Sprachen, dann ist das unter Umständen schon relevant.
Wissens Sie, wie es zu sowas kommen kann? Ob solche Bedeutungsunterschiede in verschienenden Sprachen korrigiert werden können (wenn relevant; was hier ggf. der Fall sein kann)? Gibt es da irgendwelche Ansprechpartner (für den Fall, dass ich mal auf sowas stoße und mir eindeutig sicher über die Relevanz bin; hier ist es ja im Prinzip in beiden Fassungen gegen z.b. einseitige ProLifer gerichtet, so dass es vielleicht doch nicht so relevant ist)
Und welche Fassungen sollte ich bevorzugt lesen, wenn mein Latein zu schlecht ist?
Machen wir etwas Exegese:
101. También es nocivo e ideológico el error de quienes viven sospechando del compromiso social de los demás, das ist das Original, also Spanisch.
Die Übersetzung ins Deutsche lautet: „Schädlich und ideologisch ist ebenso der Fehler derer, die in ihrem Leben dem sozialen Einsatz für die anderen misstrauen“, man will also das „viven“ übernehmen.
Englisch: „The other harmful ideological error is found in those who find suspect the social engagement of others“: hier wird etwas freier übersetzt, das „viven“ wird nicht wörtlich wiedergeben.
Italienisch: „Nocivo e ideologico è anche l’errore di quanti vivono diffidando dell’impegno sociale degli altri”. Das „viven“ wird zum „vivendo“, was zwischen diesen beiden Sprachen geht.
Das Deutsche mag etwas unhandlich daher kommen, will aber treu am Text bleiben.
Nein, die deutsche Übersetzung ist schlicht falsch. Es geht hier nicht darum, selber soziales Engagement „für andere“ zu vermeiden oder schlecht zu finden, sondern nur darum, anderen, die sich sozial engagieren, Oberflächlichkeit oder „Kommunismus“ zu unterstellen.
Den von der NYT hergestellten Bezug zu militanten Lebenschützern sehe ich hier auch nicht. Natürlich gibt es viele, die radikalen Lebensschützern misstrauen und sie für populistisch oder krank halten. Aber niemand würde Lebensschützer als Kommunisten oder Säkularisten einordnen. Wenn überhaupt, würde sich die Passage gegen Kritiker von Lebensschützern (die ihnen bspw. „Populismus“ vorwerfen) wenden lassen können, kaum gegen Pro-Lifer selbst, die ihr Handeln ja auch als eine Art „soziales Engagement“ betrachten.
Die Übersetzung ins Deutsche ist grottenschlecht, solche Patzer sind typische Anfängerfehler.
„Den von der NYT hergestellten Bezug zu militanten Lebenschützern sehe ich hier auch nicht.“
Habe das zu wenig klar gesagt, aber der Bezug ist umgekehrt gemeint.
Also den Vorwurf, dass einige US-Lebensschützer soziales Engagement anderer zu oft als Kommunismus, oberflächlich etc. gering schätzen würden und/oder dass einige US-Lebensschützer den Schutz ungeborener als zu viel wichtiger als andere Anliegen sehen, sieht die NYT in diesen Worten bzw. die NYT leitet diesen Vorwurf aus den entsprechenden Stellen des Schreibens ab.
Das ist für mich nachvollziehbar, da die US-Lebensschützer eng mit den Reps verbandelt sind, für die einiges an staatlichen Hilfen, was bei uns normal ist, quasi als eine Vorhut von Sozialismus/Kommunismus gilt.
Ok, in dieser Lesart könnte es funktionieren.
Allerdings weiß ich nicht, wieso das dann ausgerechnet „Lebensschützer“ betreffen soll und nicht ganz allgemein das Spektrum der amerikanischen „Culture Warrior“, die soziales Engagement als „kommunistisch“ oder „liberal“ (im amerikanischen Sinn) ablehnen oder verdächtig finden. Militanter Lebensschutz ist in der amerikanischen religiösen Rechten ja nur ein Thema unter vielen. In dem Schreiben erkenne ich nach wie vor keinen Hinweis auf diesen spezifischen Punkt. Das die antisozialistische Kulturkampfaagenda, die auch innerhalb der katholischen Kirche in den USA viele Anhänger hat, von dem Papstschreiben nicht gestützt wird, ist dagegen meine ich klar.
Danke für ihre Einweisung in den Text, Pater Hagenkord. Im Moment muss das für mich genügen. Wenn ich Sie richtig verstehe, soll das Christentum heutzutage als praktizierte Barmherzigkeit gesehen werden. Da sagen ich ja dazu, das ist ja auch notwendig. Aber ist es auch hinreichend? Mir fiel beim Lesen ihrer Gedanken eine Anekdote ein, die grundsätzlich für alle Leute gilt, aber besonders gern beim Militär erzählt wird. Man sieht dabei die Soldaten in zwei Spannungsbögen: fleissig – faul und gescheit – dumm, sowie in den 4 Kombinationen daraus.
1. dumm und faul: das ist der weitaus größte Anteil unter den Soldaten, also so wie fast alle Leute eigentlich. Die sind problemlos einsetzbar und kalkulierbar.
2. gescheit und faul: Das sind Leute für die oberste Heeresleitung. Die erkennen theoretisch was zu tun ist, und bringen es zuwege – gerade in dem Wissen, dass sie selbst es nicht unmittelbar tun werden.
3. gescheit und fleißig: das ist die mittlere Leitungsebene. Die erkennen die Notwendigkeit, was zu tun ist, und setzen es so um, dass sie hoffentlich selbst mit dem Leben davon kommen.
4.dumm und fleißig: das ist die gefährlichste Spezies unter den Soldaten, die sind ständig kopflos am Agieren ohne zu wissen, was sie tun. Die können einem die ganze Angelegenheit an die Wand fahren. Leider sind diese Leute nicht so selten, wie man hofft.
Warum erzähle ich das? Weil ich diesen aufgesetzten Klassenkampf aus der sozialistischen Mottenkiste für sinnlos halte. Es braucht Theoretiker und es braucht Praktiker,GOTT ist EINer! Katholisch heißt doch allumfassend, zur Kirche gehören Lebende und Verstorbene; Vergangenheit und Gegenwart und Zukunft! Besser wäre folglich eine gegenseitige Wertschätzung als sich gegenseitig das „Christsein“ abzusprechen (aber Martha mault ja schon mal gelegentlich gegen Maria ;-)). Oft erschafft man nämlich auch erst die Chimäre, gegen die man angeblich ankämpfen muss.
Dieser Spannungsbogen stammt von General von Hammerstein, einem Soldaten der Weimarer Republik, der das mit viel Humor erzählte. Ich gebe Ihnen recht, es braucht Theorie und Praxis. Nur werfe ich ein, dass hier niemandem das Christein abgesprochen wird. Der Papst sagt nur, dass die Barmherzigkeit das Herz des Evangeliums, das Herz der Botschaft Jesu sei. Und darum kommen wir nicht herum.
Es wird aber – etwas unbestimmt – einigen Häresie vorgeworfen.
Z.b. diejenigen, für welche gilt: „Sie verabsolutieren ihre eigenen Theorien und verpflichten die anderen, sich den von ihnen genutzten Argumentationen zu unterwerfen.“ sind nach Papst Franziskus Häretiker und zwar Gnostiker bzw. Neognostiker.
Z.b. diejenigen, für welche gilt: „Dies tritt in vielen scheinbar unterschiedlichen Haltungen zutage: dem Gesetzeswahn, der Faszination daran, gesellschaftliche und politische Errungenschaften vorweisen zu können, dem Zurschaustellen der Sorge für die Liturgie, die Lehre und das Ansehen der Kirche, der mit der Organisation praktischer Angelegenheiten verbundenen Prahlerei, oder der Neigung zu Dynamiken von Selbsthilfe und ich-bezogener Selbstverwirklichung.“ sind nach Papst Franziskus Pelagianer bzw. Neo-Pelagianer.
Das ist zwar kein Absprechen des Christseins, aber ein Häresie-Vorwurf ist ja auch eine Nummer.
Ich nebenbei habe keine Ahnung, wer gemeint ist; denn z.b. erstere scheinen ja ganz vernarrt in die Richtigkeit des eigenen Denkens zu sein und wollen anderen das Aufzwingen; letztere sind zumindest in Teilen in Gesetze und Lituregie vernarrt, was beides EBENFALLS anderen eindeutig aufgezwungen wird, wenn man denn frü bestimmte Gesetze oder liturgische Vorgaben eintritt; es schein also Neopelagianer zu geben, die gleichzeitig Neognostizisten sind.
Womit mir völlig unklar bleibt, was gemeint ist. Aber egal.
Eines ist auf jeden klar:
Gegen den Papst haben einige mit Häresie-Vorwürfen „geschossen“; und der Papst scheint den Vorwurf in Teilen zurückzuschicken.
Das kann ja heiter werden; was soll schon schief gehen, wenn man sich gegenseitig Häresie vorwirft?
Hier geht es doch gar nicht um klassische Häresiene, hier geht es um Versuchungen, welche den Weg zur Heiligkeit verstellen. Und genau so sagt das der Papst auch. Mehrfach. Seit Jahren. In den beschriebenen Handlungsweisen oder Haltungen drücken sich diese Versuchungen aus.
Im Übrigen ist der Konflikt, den Sie so gerne herbeischreiben, asymetrisch: der Papst will eben genau nicht Sätze festlegen, etwas, was ihm verschiedentlich vorgeworfen wird.
Nun, wenn die Barmherzigkeit mit dem Organ Herz, ich nehme an, Sie verwenden es symbolisch, verknüpft werden soll, so kann ich an dieser Stelle leider nicht mit Ihnen mitgehen. Barmherzigkeit, auf hebräisch „rachamim“ ist die Mehrzahl von „rechem“ und das heißt Gebärmutter. Hinter der Barmherzigkeit steht „Gnade“, auf hebräisch „channa“,der Name einer der sieben Prophetinnen im ersten Testament. Dies alles ist sehr wertvoll und sehr gut und entspricht einem Teil der Kirche, aber Jesus Christus darauf quasi einzudampfen, halte ich für zu kurz gesprungen, werter Pater Hagenkord.
„Der Gegner ist der Böse, das Böse, in seiner personifizierten Form. Der Teufel. Einen eigenen Absatz hat der Papst dazu. NATÜRLICH WEISS AUCH ER, DASS DIE SCHRIFT AN DIESER STELLE NICHT SCHLICHT WÖRTLICH ZU NEHMEN IST.“ Woher wissen Sie, sehr geehrter Herr Hagenkord, dass der Papst so denkt resp. die Bibel auslegt? Nehmen Sie das an, weil es anders gar nicht sein kann/darf?
Im übrigen scheint mir,und da möchte ich mich im wesentlichen Papst em. Benedikt XVI. anschließen, dass nicht die Barmherzigkeit sondern die allumfängliche Liebe Gottes das Herz des Evangeliums, das Herz der Botschaft Jesu ist. GOTT IST DIE LIEBE. Wer das m. E. – nomen est omen – beherzigt, braucht keine Unterscheidung mehr. Diese Zuschreibung „Gott ist die Liebe“ ist doch einzigartig; keine andere Religion deklamiert dies; wohl aber der Islam, dessen Koransuren alle wie folgt beginnen: „Im Namen des barmherzigen und gnädigen Gottes.“
Was denken Sie, sehr geehrter Herr Hagenkord? Liege ich da völlig falsch?
Ich weiß das, weil er selber das so sagt. Ich nehme das nicht an, ich lese das.
Und was das Herz angeht: Dass Gott Liebe ist und dass die Barmherzigkeit das lebendige Herz ist, diese beiden Formulierungen sind doch nichts anderes als zwei Seiten derselben Medaille. Wenn Sie Papst em Benedikt aufmerksam lesen, dann werden Sie sehen, dass der das genaus so sieht und formuliert hat, und zwar mehr als einmal.
Sorry, ich muss widersprechen. Liebe ist allumfassend, Barmherzigkeit nur ein Ausschnitt. Glauben Sie mir, ich habe Benedikt sehr aufmerksam gelesen, beginnend mit seiner Einführung in das Christentum – durchgehend bis heute.
Natürlich gibt es einen begrifflichen und theologischen Unterschied, sonst bräuchten wir ja auch nicht zwei Worte, sondern es würde eines genügen. Trotzdem halte ich es für falsch, die beiden gegeneinander („nur“ ein Ausschnitt) zu setzen. Das zweite ergibt sich aus dem ersten. Ob notwendigerweise, ist eine Frage für Theologen, aber aus dem Bauch heraus würde ich sagen ja, notwendigerweise.
Der Gedanke, dass die Barmherzigkeit das Herz der Botschaft Jesu bildet, ist meiner Ansicht nach im Grunde genommen recht einfach nachzuvollziehen.
Es geht da weniger um die Feststellung, dass Gott barmherzig ist, sondern dass wir ihm darin nacheifern sollen und dass dies die Messlatte für den Eintritt ins Himmelreich bzw. dafür ist, wie Gott uns seinerseits gegenübertritt. Erinnert an das Gerichtswort aus der Bergpredigt (was ihr ihnen getan habt, habt ihr mir getan), eine der Lieblingsstellen des Papstes. Er will damit sagen, wer selbst barmherzig ist (denkt, fühlt und handelt), kann auch mit Gottes Barmherzigkeit rechnen. Wer dagegen anderen gegenüber selbst nicht barmherzig und mitfühlend agiert, muss damit rechnen, dass Gott sich ihm gegenüber genauso fordernd oder abweisend verhält, wie er es gegenüber seinen Mitmenschen tut. Erinnert auch sehr an das Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht oder (lutherbiblisch) „Schalksknecht“.
Das widerspricht der allumfassenden Liebe Gottes ja gar nicht, ist aber als Gedanke dynamischer, stärker handlungsbezogen, ethischer ausgerichtet und passt darum sehr gut zum Heiligkeitsthema.
Wer „heilig“ werden will, wie Gott „heilig“ ist, muss demnach im Wesentlichen nur eines tun, nämlich die anderen so behandeln und mit den barmherzigen Augen betrachten, wie er selbst von Gott behandelt und betrachtet werden will. Erinnert auch an die goldene Regel. Insofern sich diese Handlungsanleitung durch das ganze Evangelium zieht und vor allem in den Gleichnissen sehr stark ist, kann man sie meine ich durchaus als das Herz (der ethischen Forderung) des Evangeliums bezeichnen.
Irgendwie habe ich den Eindruck, es gibt tatsächlich Menschen, die reiten auf einzelnen Begriffen/Worten herum und vergessen darüber die Verbindung zu sich selbst herzustellen, was den Worten ja erst ihren übertragenen Sinn gibt.
Was Worte enthalten liegt doch zuallererst in dem, was man selbst herauslesen kann, um sich dann die Fragen zu stellen, die ein tätiges Handeln gemäß dieser Worte ermöglichen.
Wer also mit Worten nicht ordnungsgemäß umgehen kann, der hat zunächst Probleme mit sich selbst, denn Wörter sind getragen von Gott, aus Sinn erfüllt und im Verstand angelegt, der Menschen immanent anhaftet, um sie mit ihren Mitmenschen so gut es geht zu verbinden. Wenn ein gütiges Herz Worte trägt und die Gnade Gottes für ihr Verständnis erbittet, dann können Worte in jedem der sie hört oder liest etwas Einzigartiges auslösen.
Ich denke das ist meine persönliche Wunschvorstellung von Menschen, die sich ernsthaft mit Texten auseinandersetzen, denn es wäre möglich, wenn sich jeder Interessierte die Zeit nimmt, die er braucht um Worte im Wollen um ihr Verständnis und im Wissen um das eigene Unverständnis anzunehmen oder zu ergründen und gemäß dieser Einsicht ihren Inhalt zu verarbeiten und damit den tatsächlichen Wert, nämlich ihren Ursprung als Gesprächsgrundlage zum gegenseitigen Verständnis unter Menschen zu erhalten.
„Wer also mit Worten nicht ordnungsgemäß umgehen kann, der hat zunächst Probleme mit sich selbst,“
So einfach ist das nicht; jemand schreibt einen Text, damit andere ihn lesen.
Fehler beim Umgang mit Worten können dem einen wie dem anderen passieren.
Und wenn man dann als Leser an einem Text etwas komisch findet, muss man sich erstmal fragen:
Bin ich es, der „falsch“ liest? Oder hat der Schreiber „falsch“ geschrieben?
Die Antwort ist nicht immer einfach und nicht immer eindeutig (vor allem da ja auch beiderseits was falsch gemacht werden kann).
Wie kann man falsch schreiben außer man weiß nicht, wie (Rechtschreibung) Worte richtig geschrieben werden?
Der Schreiber ist doch nicht dafür verantwortlich wer seine Texte richtig lesen kann oder liege ich da falsch?
Natürlich liegt es im Sinn der Menschheit, das sie sich über die Schrift verständigen kann, doch ihr tieferer Sinn liegt doch gerade darin, dies im gegenseitigen Willen auch zu bekunden und sich nicht in „falscher“ Auffassung von Worten zu verlieren.
„Wie kann man falsch schreiben außer man weiß nicht, wie (Rechtschreibung) Worte richtig geschrieben werden?“
Wenn der Schreiber nichtdie Worte so wählt, dass sie zu dem passen, was er/sie ausdrücken möchte.
Das ist im juristischen Bereich gar nicht so selten; da wird ein Gesetz beschlossen, Reden geschwungen, was es bringen soll; und irgendwann stellt dann ein Gericht, was das Gesetz anwenden soll, fest:
Sorry, aber das was ihr mit dem Gesetz ausdrücken wolltet, STEHT DA NICHT DRIN.
Das ist natürlich ein erhebliches Problem, denn der Richter soll ja gerecht entscheiden und gleichzeitig nach dem Gesetz, von dem er aber weiß, dass da was drinsteht, was der Gesetzgeber eigentlich gar nicht wollte.
Und sowas bei Gesetzen passieren kann, die im Prinzip eigentlich vorher gründlich von verschiedenen Ministerien und Juristen geprüft werden, dann kann das potentiell jedem menschlichen Schreiber passieren.
Vielleicht mangelt es in Ihrem Fall weniger an der Eindeutigkeit von Gesetzestexten als vielmehr am Willen zur Wahrheitsfindung das menschenmögliche beizutragen.
Menschen gehören zu den intelligentesten Lebewesen dieser Welt und jeder sollte es tunlichst vermeiden die Würde der persönlichen Wahrnehmungsfähigkeit zu ignorieren. Die Auslegung von Gesetzen praktiziert die Intelligenz derer, die es als rechtmäßig betrachten der Wahrheit möglichst viele Hürden aufzuerlegen. Im Bewusstsein gleicher Gesetzmäßigkeiten für alle Menschen gilt die eigene Würde als das höchste Maß an Gerechtigkeit.
Heißt letztendlich die Verantwortung für das zu übernehmen, was einem die Wahrheit abverlangt ohne dafür Ausflüchte in Gesetzen zu suchen.
Übrigens vertrete ich die Auffassung, dass jedem Gesetz das Recht auf Wahrheit übergeordnet sein muss, was wiederum das Recht auf Würde trägt. Das bedeutet, wenn es Ungereimtheiten in der Wahrheitsfindung gibt, dann müssen diese ausgeräumt werden und nicht durch Gesetze ihre Rechtfertigung finden.
Menschen sind in der Lage Schriften in einfacher Sprache zu verfassen, sodass sie für jeden verständlich sind und sollten diese Eigenschaft eigentlich überall einsetzen, um zum allgemeinen Verständnis beizutragen.
@Rost Steffens
Nein, es sind ganz eindeutige Fehler.
Hier ein einfach zu verstehendes Beispiel:
https://kurier.at/politik/inland/verpartnerungen-von-homosexuellen-erlass-korrigiert-gesetzesfehler/21.950.972
Das oberste östereichische Gericht hatte entschieden, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften überall geschlossen können werden sollten; der Gesetzgeber sollte das umsetzen.
Im Gesetz stand aber nur drin:
„Es beschränkt Verpartnerungen weiterhin auf Bezirkshauptmannschaften und Magistrate.“
Klar wird das dann korrigiert, anders interpretiert, etc.
Aber erstmal kam bei einem sorgfältigen Prozess, wo eigentlich dutzende Leute den Text hätten lesen müssen am Ende ein Text raus, in dem eindeutig nicht das stand, was beabsichtigt war.
Und solche Fehler gibt es auch in subtilerer Form, wo sie erst später auffallen.
Deshalb sage ich, Fehler können sowohl beim Schreiben als auch beim Leser passieren.
Sie haben Recht, da habe ich meinen Text etwas zu engstirnig gefasst, doch ich vertrete die Auffassung, dass gerade beim Ausformulieren von Gesetzestexten, die ja das Recht unterstreichen sollen, die Worte sehr sorgfältig und eindeutig gewählt sein sollten, denn immerhin baut darauf ein Urteilsspruch, dem in seiner ganzen Würde Folge geleistet werden muss. Das bedeutet alle Betroffen müssen gemäß des Urteils handeln, indem sie ihr Gewissen einfließen lassen.
Der Richter soll nicht gerecht entscheiden sondern gewissenhaft prüfen und dann ein Urteil sprechen.
Gründlich prüfen reicht nicht, gewissenhaft prüfen, das ist in der Rechtsprechung das A und O und demzufolge erst Recht in der Verfassung von Gesetzestexten.
Für das Zweite Vatikanische Konzil gibt es einen Ort, der für die Heiligung unverzichtbar ist: die Liturgie. Sie ist das Mittel zur „Heiligung des Menschen“.
So steht es in der Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“. Und die Kirchenkonstitution „Lumen Gentium“, in der es um die „allgemeine Berufung zur Heiligkeit in der Kirche“ geht, empfiehlt den Gläubigen, häufig an der Feier der Sakramente teilzunehmen, vor allem der Eucharistie.
Im neuen Lehrschreiben des Papstes kommt der Begriff „Liturgie“ dagegen nur ein einziges Mal vor: dort, wo Papst Franziskus die „Neopelagianer“ verurteilt.
Die Liturgie ist etwas unterbelichtet. Der Papst ist ja auch Jesuit.
Das Verhältnis zwischen Liturgie und Heiligkeit beleuchtet meines Erachtens am besten Jesus selber in seiner Aufforderung, sich vor dem Darbringen des Opfers erst mit denen zu versöhnen, mit denen man nicht im Reinen ist.
Auch im Judentum des 1. Jh. wurde der Opferkult im Tempel ja als das wichtigste „Mittel zur Heiligung“ angesehen. Jesus fordert nun explizit dazu auf, mitten im Kultgeschehen aus der Schlange der Opfernden auszuscheren und den Tempelbereich zu verlassen und lieber später wiederzukommen oder das Opfer ausfallen zu lassen, wenn einem während des Opferns einfällt, dass da noch etwas im realen Leben zu klären ist. Das heißt, Jesus nimmt sogar eine Störung kultischer Abläufr in Kauf und schätzt die persönliche Umkehr und tätige Wiedergutmachung des Opfernden für wichtiger ein als die heiligende und reinwaschende Funktion des Opfers.
So ähnlich sieht das denke ich auch der Papst. Liturgie kann niemanden „heiliger“ machen, als er schon ist. Und das reale Leben geht vor.
„Jesus fordert nun explizit dazu auf, mitten im Kultgeschehen aus der Schlange der Opfernden auszuscheren und den Tempelbereich zu verlassen und lieber später wiederzukommen oder das Opfer ausfallen zu lassen, wenn einem während des Opferns einfällt, dass da noch etwas im realen Leben zu klären ist.“
Was man konkretisiert aufs heute auch so verstehen kann, dass wenn man für die Kommunion ansteht und einem fällt eine nicht bereinigte aka nicht gebeichtete (schwere) Sünde ein, dass man dann die Schlange verlassen soll, nächste Beichtgelegenheit nutzen soll, die weltlichen Aspekte der Sünde klären soll und erst dann wieder zur Kommunion anstehen soll.
Die Stelle kann also argumentativ sehr wohl auch die Position derer stärken, die besondere Sorgrfalt bei der Liturgie wollen, denn denen ist ja am wichtigsten, dass nicht irgendwer unwürdiges zur Kommunion geht.
Das kann man nur so verstehen, wenn man die Worte ziemlich herumbiegt, bis sie passen. „Versöhne dich, bevor du an den Altar trittst“ war die Aufforderung Jesu.
Und für die Formulierung „irgendwer unwürdiges zur Kommunion“ sollten Sie sich schämen. Niemand ist unwürdig. Niemand. Dafür hat Gott gesorgt und die Würde der Kinder Gottes kann uns auch unsere Sünde nicht nehmen.
„Und für die Formulierung „irgendwer unwürdiges zur Kommunion“ sollten Sie sich schämen.“
Danke für die Zurechtweisung.
Ich hätte schreiben müssen:
„dass nicht irgendwer unwürdig die Kommunion empfängt.“
(siehe http://www.alt.dbk.de/katechismus/scripte/kate_suche2.pl?Zeilen_nummer=357&Wert1=&Wert2=&sr=0&band=1)
Für den Fehler ist Scham angebracht.
„ziemlich herumbiegt“
http://www.katholisch.de/glaube/unser-glaube/beichte
„Durch die Beichte wird man zwar mit Gott, mit der Kirche und mit seinen Mitmenschen versöhnt, allerdings muss man für begangene Schuld auch weiterhin geradestehen.“
Die Verbindung zwischen einer Aufforderung zur Versöhnung und der Beichte scheint wenigstens nach dem auf katholisch.de gesagten ohne viel verbiegen möglich zu sein.
Auch wenn die Formulierung „jemand Unwürdiges“ im Kommunionkontext hässlich ist und auch nicht biblisch (Paulus benutzt ja ausdrücklich das Adverb: „unwürdiglich“ essen, bezieht sich also auf die Art und Weise der Herrenmahlteilnahme und nicht eine Eigenschaft oder Würde des Essenden), finde ich die Anwendung des Beispiels auf den heutigen Kommunionempfang, wie @carn das versucht, grundsätzlich völlig in Ordnung. Natürlich soll man das so machen.
Die Aufforderung Jesu war auch kein abstraktes „versöhne dich, bevor du an den Altar trittst“, sondern er kleidet diese Botschaft in eines seiner typischen überspitzt-anschaulichen Beispiele und sagt, man soll das Opfer buchstäblich vor dem Altar liegen lassen und zurücklaufen, wenn einem einfällt, dass da noch ein unbereinigter Streit ist. Klar hätte das ein gewisses Störpotenzial für den Ablauf der Opferungen gehabt, wenn die Pilger das wirklich so gemacht hätten.
Es ist Vorsicht geboten: leicht kommt man von „unwürdig“ zu „Unwürdiger“. Das sind zwei verschiedene Dinge.
Zu @carn:
„Sorgfalt bei der Liturgie“ und Sorge für die Würdigkeit der Kommunionempfänger sind aber zwei verschiedene Schuhe. Das Letztere hat mit dem Ablauf der Liturgie gar nichts zu tun. Auch wenn es oft dieselben sind, die auf solche Dinge Wert legen oder entsprechendes Misstrauen hegen, sollte man das trennen.
Zu @“unwürdig“ ein Beispiel::
Weißer Sonntag 2018, Erstkommunion in einer Pfarrei des Erzbistums München-Freising. Die evangelische Mutter eines Erstkommunikanten frägt den Pfarrer, ob sie zur Kommunion gehen darf, der Pfarrer bejaht die Frage. Bei der „Lichtmesse“ gehen die Eltern der Erstkommunikanten zur Kommunion, auch die ev. Mutter. Der Pfarrer legt ihr die Hostie auf die Hand. Als sie sich umdreht und weggehen will, fasst sie der Pfarrer am Arm und sagt: „Geben Sie mir die Hostie zurück,Sie sind ja evangelisch“. Und dies im Bistum von Kardinal Marx und nach dem Beschluss der Deutschen Bischofs-konferenz.
WENN das wirklich STIMMT- hat dieser Pfarrer NICHT im Sinne der Kirche gehandelt- ALLEIN DIE BESCHÄMUNG dieser Mutter!!!
Da kann ich mal Ullrich Hopfener zustimmen.
Wenn, dann sollte das vorher und möglichst im Stillen geklärt werden; so in den Arm greifen in der Öffentlichkeit heißt, dass wahrscheinlich vorher irgendwas falsch gemacht wurde?
@hawi:
Derselbe Pfarrer?
Also Mutter sagt zu einem Zeitpunkt: „Bin evangelisch, darf ich Kommunion haben?“ und der Pfarrer sagt „Ja“;
und dann zu einem zu anderem Zeitpunkt stattfindenden Gottesdienst greift dieser selbe Pfarrer genau dieser Frau in den Arm, da ihm dann doch noch ein Problem auffällt?
Kann das kaum glauben; klingt so absurd.