Skip to content
  • Home
  • Über mich
  • Jesuiten

PaterBerndHagenkord.blog

Vatican News

powered by Logo des Jesuitenordens

Tradition kennen und Traditionalismus vermeiden

Veröffentlicht am 22. Oktober 201222. Oktober 2012
Pater Brian E. Daley SJ

Das Studium der Kirchenväter hilft, das Konzil zu verstehen und Traditionalismen und Vereinfachungen zu vermeiden. Brian E. Daley SJ, Jesuitenpater, Theologieprofessor und seit Samstag Träger des Ratzinger-Preises für Theologie: Mit ihm habe ich nach der Zeremonie über seine Studien gesprochen, die Preisurkunde hatte er dabei, ein wenig stolz war er aber immer noch überrascht, dass er diese Auszeichnung erhalten hat.

Ganz schnell aber waren wir bei seinem Thema, die Urkunde war sicher im Regal verstaut und er sprach von seinem Studienobjekt, eben den Kirchenvätern.

Der Papst hatte in seiner Ansprache noch einmal seine immer wieder kehrenden Ankerpunkte des Konzils genannt: Den Dialog der Religionen, die Religionsfreiheit und dazu die Ökumene. Das hält der Papst für „entscheidende Bereiche der Kirche“ heute. Als ich das erwähne, wird Daley richtig aktiv und es sprudelt nur so aus ihm heraus: Genau dazu hätten die Alten viel zu sagen.

Wieso das?

 

Liturgie und Entwicklung

Er erklärt das mit Beispielen: Was das Konzil angehe, streite man heute am heftigsten über die Liturgie. Noch in den 50er Jahren habe man gedacht, dass man eine ewige Form der Liturgie feiere. Bereits zehn Jahr danach stimmte diese Annahme schon nicht mehr. „Viele Änderungen kamen von Forschern, die die Geschichte der Liturgie studiert hatten, die die frühen Formen des römischen Ritus untersucht hatten, frühmittelalterliche wie den karolingischen Ritus und andere. Sie fanden eine Evolution liturgischer Gesten und Texte, die uns besser verstehen lässt, was wir tun und warum wir das tun.“ Und diese Überlegungen würden bei der Unterscheidung helfen, was geändert werden könne und was nicht geändert werden dürfe, so Daley.

Diese Prozess habe allerdings die gesamten 50 Jahre seit dem Konzil angedauert, die erste Reaktion auf das Konzil sei gewesen, dass alles geändert werden könne, erst allmählich habe man ein Verständnis für den Unterscheidungsprozess gefunden. „Unsere Geschichte zu studieren, hilft uns dabei.“

 

Ökumene, Dialog, Religionsfreiheit

Liturgie ist verständlich, aber was kann man über Ökumene lernen in einer Zeit, in der sich die einzelnen Strömungen der Kirche bekämpft haben? Ökumene als das Verständnis davon, dass Christen mehr gemeinsam haben als sie trennt, sei tief im Denken der Theologen der frühen Kirche verbunden, so Pater Daley. Das gleiche gelte für das Verständnis davon, dass die Lehre sich entwickle: Mit Blick auf die Theologie der ersten Jahrhunderte könne man ein nuancierteres Gespräch führen. Ganz spannend sei das mit Blick auf den interreligiösen Dialog: Bei Justin und Irenäus finde man zum Beispiel den Gedanken, dass jeder ernsthaft nach dem richtigen Leben suche und die vernunfterkennbare Struktur der Welt anerkenne, Kontakt mit Christus habe. Sogar Sokrates habe Jesus gekannt, obwohl er dreihundert Jahre vor ihm gelebt habe, so schreibe Justin. Von jedem Wahrheitssucher könnten Christen sagen, dass er Jesus begegne. Und Ähnliches könne man auch über Religionsfreiheit sagen.

 

Tradition kennen, Traditionalismus vermeiden

Somit sei das Studium der frühen Quellen etwas Gesundes: Ein gewisser Traditionalismus sei mittlerweile weit verbreitet, gerade junge Leute hätten den Eindruck, vor dem Konzil sei alles besser gewesen. Sie wollen zu dem zurück, was vor dem Konzil maßgeblich gewesen sei. „Das ist ein Fehler und ist natürlich ein großer Schaden, weil das Zweite Vatikanische Konzil genau wie alle anderen Konzilien aus den Bedürfnissen der Zeit gewachsen ist und gut gegründet und durchdacht ist.“ Wenn man die Tradition kenne, würde man die Entwicklung der Theologie des Konzils und auch der Liturgie im Kontext sehen können. Es helfe, die Vereinfachungen zu vermeiden. Die eigenen Meinungen erscheinen weniger wichtig, das Studium ersetzt Meinung durch Wissen und Reflexion.

„Die Kirchenväter setzen die uns interessierenden Dinge in einen Kontext, so dass wir vernünftig darüber reden können.“

 

Denken und Beten

Theologie beginne für ihn beim Glauben und beim gemeinsam gelebten Glauben, dieser Glaube müsse aber dann das Verstehen suchen, fügt Pater Daley noch hinzu. Genauso wie die Katechese zur Erklärung drängt und nicht nur Sätze wiederholen könne. Der Glaube und die Kirche seien viel gesünder, wenn es fragende und infragestellende Sucher und Denkende gebe, so Daley. Selbstkritik, wenn sie im Bewusstsein der Zugehörigkeit geschehe, von Gebet und Glaube, sei gesund.

 

Pater Brian E. Daley SJ doziert an der Universität von Notre Dame, USA.

  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • E-Mail 
Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Geschichte, Glaube und Vernunft, Rom, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches Konzil
Schlagwörter Brian E. Daley, Jesuit, Kirchenväter, Liturgie, Notre Dame, Ratzinger, Studium, Theologie, Zweites Vatikanum

Ein Gedanke zu “Tradition kennen und Traditionalismus vermeiden”

  1. Teresa_von_A. sagt:
    22. Oktober 2012 um 11:19 Uhr

    Bravissimo!SJ bürgt mal wieder für Qualität.Man frage, was die jungen Leute aus dem traditionalistischen Bereich suchen und nicht nur junge Leute.Sicherheit?Ich fürchte, dazu ist der Himmel zu beweglich.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Links

  • Helfen Sie meinem Blog
  • Radio Vatikan
  • RV-Newsletter bestellen

Neueste Beiträge

  • „Wohin auch immer das führen wird“
  • Respekt!
  • Selbstkritik
  • Sammelpunkt der Dynamik des Zuhörens

Kategorien

  • Allgemein
  • Benedikt XVI.
  • Bischofssynode
  • Die deutschsprachige Kirche
  • Franziskus
  • Geschichte
  • Glaube und Gerechtigkeit
  • Glaube und Vernunft
  • Interview
  • Kirche und Medien
  • Kunst, Kultur und Können
  • Neulich im Internet
  • Ökumene
  • Papstreise
  • Rom
  • Spiritualität / Geistliches Leben
  • Sprechen von Gott
  • Vatikan
  • Zweites Vatikanisches Konzil

Artikelarchiv

  • Juni 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • Dezember 2016
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • September 2016
  • August 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juli 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013
  • Oktober 2013
  • September 2013
  • August 2013
  • Juli 2013
  • Juni 2013
  • Mai 2013
  • April 2013
  • März 2013
  • Februar 2013
  • Januar 2013
  • Dezember 2012
  • November 2012
  • Oktober 2012
  • September 2012
  • August 2012
  • Juli 2012
  • Juni 2012
  • Mai 2012
  • April 2012
  • März 2012
  • Februar 2012
  • Januar 2012
  • Dezember 2011
  • November 2011
  • Oktober 2011
  • September 2011
  • August 2011
  • Mai 2011

Schlagwörter

Barmherzigkeit Benedikt XVI. Bischofssynode Deutschland Deutschlandreise Dialog Evangelii Gaudium Familie Flüchtlinge Franziskus Frieden Gebet Generalaudienz Gesellschaft Glaube Glauben Gott Internet Jahr des Glaubens Jesus Kirche Kommunikation Kuba Liturgie Medien Missbrauch Neuevangelisierung Papst Papst Franziskus Papstreise Politik Predigt Radio Vatikan Reform Religion Rom Sommerreise Spiritualität synodaler Weg Synode Theologie Vatikan Verkündigung Öffentlichkeit Ökumene
  • paterberndhagenkord.blog
  • Kontakt / Impressum
  • Datenschutzerklärung
Der Blog von Pater Bernd Hagenkord   |   2011 bis 2025
Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.OKNeinDatenschutzerklärung