Es gibt Tage, an denen fällt das Beten schwer. Gott schweigt und ich stehe da und spreche irgendwie ins Nichts. Das geht nicht nur mir so, dass ist eine Erfahrung durch die Jahrhunderte, und es gibt Texte, die das viel besser ausdrücken können. Einer der tiefsten: Psalm 22. Und über diesen Psalm, das Gebet des allein gelassenen, sprach Benedikt XVI. an diesem Mittwoch – dem Fest Kreuzerhöhung.
„Ich bin ein Wurm und kein Mensch“,
so klagt der Psalm, „der Leute Spott, vom Volk verachtet. Alle, die mich sehen, verlachen mich, verziehen die Lippen, schütteln den Kopf… Du bist es, der mich aus dem Schoss meiner Mutter zog, mich barg an der Brust der Mutter. Von Geburt an bin ich geworfen auf dich… sei mir nicht fern, denn die Not ist nahe…“
„In seinem Gebet wechseln sich die bedrängende Wirklichkeit der Gegenwart und die tröstliche Erinnerung über die Hilfe Gottes in der Vergangenheit ab“, so der Papst.
„Im tiefsten Leid angesichts seiner verzweifelten Situation, angesichts von Gottes scheinbarer Abwesenheit und seinem Schweigen ruft er aus: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Er fühlt sich verlassen, Gott antwortet nicht. Und doch nennt er den Herrn „Mein Gott“; er gibt die Hoffnung nicht auf, dass Gott ihn hört und erhört. In dieser Gewissheit des Glaubens öffnet sich sein Beten zum großen Lobreis Gottes. Er weiß, dass die Großtaten Gottes nicht nur Vergangenheit sind, sondern auch Gegenwart und Zukunft, dass mitten im Schweigen und in der Abwesenheit Gottes seine Gegenwart da ist und sich auftun wird auf eine Weise, die er selber noch nicht sehen kann.“
„Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden,
inmitten der Gemeinde dich preisen“, so betet Psalm 22. „Denn er hat nicht verachtet, nicht verabscheut das Elend des Armen. Er verbirgt sein Gesicht nicht vor ihm; er hat auf sein Schreien gehört.“
„Diesen Psalm macht sich auch Christus am Kreuz zu eigen gemacht indem er seine Anfangsworte gerufen und damit den ganzen Abgrund seines Leidens vor Gott und vor uns hingestellt hat. Aber in den Anfangsworten zu dem Schweigen ist auch der ganze Psalm mit seiner Gewissheit der großen Erhörung, der Auferstehung, der Bekehrung der Heiden schon anwesend. So ist darin einerseits die ganze Passion Jesu Christi enthalten, der die Passion der Menschheit vor dem schweigenden Gott auf sich nimmt, und die ganze Herrlichkeit Christi der in der Welt im Leiden der Martyrer immer wieder siegt und immer wieder Gottes Herrlichkeit und Güte zeigt. Leid und Tod sind nicht das Ende und Gottes Schweigen ist nicht das Letzte, sondern Gott schenkt das Leben und zeigt sich uns. So sagt Jesus auch später zu den Emmausjüngern: „Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?“ und zeigt damit hin auf den schwer fassbaren und doch wesentlichen Zusammenhang von Leid, Abwesenheit Gottes und neuer Herrlichkeit des Herrn.“
„Gott verlässt uns nicht. Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht aufhören, im Gebet bei ihm anzuklopfen, zu ihm hin zu schreien, wie der Herr es getan hat. Er wird auch in uns das Licht der Auferstehung anzünden.“
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