
Im Mai 2010 hielt Papst Benedikt XVI. eine bemerkenswerte Ansprachen zum Thema des heutigen Tages. Eine Meditation zum Grabtuch von Turin, zu dessen Besuch der Papst nach Turin gereist war.
Ohne auf die Frage der Historizität einzugehen hat er sich auf die Spur des Karsamstages gemacht, in unserer Welt heute, nach Ausschwitz und dem Gulag und Hiroshima. Die Einsamkeit des Menschen und die Verborgenheit Gottes, all das wird in dieser Ikone sichtbar. Aber es scheint auch bereits durch, was kommen wird. Zum Nachlesen hier noch einmal die Worte des Papstes:
Ikone des Karsamstages
(..) Man kann sagen, dass das Grabtuch die Ikone dieses Geheimnisses ist, das Bild des Karsamstags. Tatsächlich handelt es sich um ein beim Begräbnis verwendetes Tuch, in das der Leichnam eines gekreuzigten Mannes gehüllt wurde. Es stimme in allem mit dem überein, was die Evangelien von Jesus berichten, der gegen Mittag gekreuzigt wurde und gegen drei Uhr nachmittags gestorben ist. Weil Rüsttag war, das heißt der Vorabend des feierlichen Sabbats des Paschafestes, bat Josef von Arimathäa, ein reiches und angesehenes Mitglied des Hohen Rates, am Abend Pontius Pilatus mutig darum, Jesus in seinem neuen Grab beerdigen zu dürfen, das er nicht weit von Golgota entfernt für sich selbst hatte in den Felsen hauen lassen.
Nachdem er die Erlaubnis bekommen hatte, kaufte er ein Leinentuch, nahm den Leichnam Jesu vom Kreuz, wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in jenes Grab (vgl. Mk 15,42–46). Das berichtet das Evangelium des hl. Markus, und mit ihm stimmen die anderen Evangelisten überein. Von diesem Augenblick an blieb Jesus bis zum Morgengrauen des Tages nach dem Sabbat im Grab, und das Grabtuch von Turin zeigt uns ein Bild davon, wie sein Körper in dieser Zeit im Grab lag – eine chronologisch gesehen sehr kurze Zeit (etwa anderthalb Tage), die aber, was ihren Wert und ihre Bedeutung angeht, unermesslich, unendlich war.
Tag der Verborgenheit Gottes
Der Karsamstag ist der Tag der Verborgenheit Gottes, wie man in einer antiken Predigt lesen kann: „Was ist geschehen? Heute herrscht auf der Erde eine große Stille, große Stille und Einsamkeit. Große Stille, weil der König schläft. … Gott ist dem Fleische nach gestorben und hinabgestiegen, um das Reich der Unterwelt zu erschüttern“ (Predigt über den Karsamstag, PG 43, 439). Im Glaubensbekenntnis bekennen wir, dass Christus gekreuzigt wurde unter Pontius Pilatus, gestorben ist und begraben wurde, hinabgestiegen ist in das Reich des Todes und am dritten Tage auferstanden ist von den Toten.
Liebe Brüder und Schwestern, in unserer Zeit ist die Menschheit, vor allem nachdem sie das letzte Jahrhundert durchlebt hat, besonders sensibel geworden für das Geheimnis des Karsamstags. Die Verborgenheit Gottes ist Teil der Spiritualität des zeitgenössischen Menschen: in einer existentiellen, fast unbewussten Weise, wie eine Leere im Herzen, die immer größer geworden ist. Am Ende des 19. Jahrhunderts schrieb Nietzsche: „Gott ist tot! Und wir haben ihn getötet!“ Dieser berühmte Ausspruch ist bei genauem Hinsehen fast wörtlich der christlichen Überlieferung entnommen, oft wiederholen wir diese Worte beim Kreuzweg, vielleicht ohne uns ganz dessen bewusst zu sein, was wir da sagen.
Nach KZs, Gulag, Hiroshima: Epoche des Karsamstages
Nach den beiden Weltkriegen, nach den Konzentrationslagern und dem Gulag, nach Hiroshima und Nagasaki, ist unsere Epoche immer mehr zu einem Karsamstag geworden: Die Dunkelheit dieses Tages fordert die heraus, die nach dem Leben fragen, und besonders fordert sie uns Gläubige heraus. Auch wir müssen uns dieser Dunkelheit stellen.
Und dennoch hat der Tod des Sohnes Gottes Jesus von Nazaret auch noch einen entgegen gesetzten Aspekt, der vollkommen positiv ist, Quelle des Trostes und der Hoffnung. Und das lässt mich daran denken, dass das heilige Grabtuch wie ein „fotografisches“ Dokument ist, das ein „Positiv“ und ein „Negativ“ hat. Es ist wirklich so: Das dunkelste Geheimnis des Glaubens ist zur gleichen Zeit das hellste Zeichen einer Hoffnung, die keine Grenzen hat. Der Karsamstag ist das „Niemandsland“ zwischen Tod und Auferstehung, aber dieses „Niemandsland“ hat einer, der Einzige betreten, der es durchquert hat mit den Zeichen seines Leidens für den Menschen: „Passio Christi. Passio hominis“. Und das Grabtuch spricht genau von diesem Augenblick zu uns, es bezeugt gerade dieses einzigartige und unwiederholbare Intervall in der Geschichte der Menschheit und des Universums, in dem Gott in Jesus Christus nicht nur unser Sterben geteilt hat, sondern auch unser Bleiben im Tod. Radikalste Solidarität.
In der absoluten Einsamkeit des Menschen
In jener „Zeit jenseits aller Zeit“ ist Jesus Christus „in das Reich des Todes hinabgestiegen“. Was bedeutet dieser Ausdruck? Er besagt, dass der menschgewordene Gott so weit gegangen ist, in die extreme und absolute Einsamkeit des Menschen einzutreten, wohin kein Strahl der Liebe dringt, wo völlige Verlassenheit herrscht, ohne auch nur ein Wort des Trostes: „das Reich des Todes“.
Jesus Christus hat durch sein im Tod Bleiben das Tor dieser letzten Einsamkeit durchschritten, um auch uns dazu zu führen, es gemeinsam mit ihm zu durchschreiten. Wir haben alle schon einmal ein furchtbares Gefühl der Verlassenheit gehabt. Und was uns am Tod am meisten Angst macht ist gerade dies, wie Kinder haben wir Angst, in der Dunkelheit allein zu sein, und nur die Anwesenheit eines Menschen, der uns liebt, kann uns beruhigen. Genau das hat sich am Karsamstag ereignet: Im Reich des Todes ist die Stimme Gottes erklungen. Das Undenkbare ist geschehen: Die Liebe ist vorgedrungen in das „Reich des Todes“. Auch in der extremsten Dunkelheit der absoluten menschlichen Einsamkeit können wir eine Stimme hören, die uns ruft, und eine Hand finden, die uns ergreift und uns nach draußen führt. Der Mensch lebt durch die Tatsache, dass er liebt und lieben kann; und wenn die Liebe auch in den Raum des Todes eingedrungen ist, so ist auch dort das Leben angekommen. In der Stunde der extremsten Einsamkeit werden wir nie allein sein: „Passio Christi. Passio hominis.“
Dies ist das Geheimnis des Karsamstags! Gerade von dort, aus dem Dunkel des Todes des Sohnes Gottes, ist das Licht einer neuen Hoffnung hervorgebrochen: das Licht der Auferstehung. Und mir scheint, dass wir etwas von diesem Licht wahrnehmen, wenn wir dieses heilige Leinentuch mit den Augen des Glaubens betrachten. Denn das Grabtuch war eingetaucht in jene tiefe Dunkelheit, aber zur gleichen Zeit leuchtet es; und ich denke, dass Tausende und Abertausende von Menschen kommen, um es zu verehren – ohne die zu zählen, die betend dessen Abbildungen betrachten –, weil sie in ihm nicht nur Dunkelheit sehen, sondern auch das Licht; nicht so sehr die Niederlage des Lebens und der Liebe, sondern vielmehr den Sieg, den Sieg des Lebens über den Tod, der Liebe über den Hass.
Sie sehen zwar den Tod Jesu, aber sie erahnen seine Auferstehung. Mitten im Tod pulsiert jetzt das Leben, weil ihm die Liebe innewohnt. Das ist die Macht des Grabtuchs: Das Antlitz des Schmerzensmannes, der das Leiden der Menschen aller Zeiten und aller Orte auf sich genommen hat, auch unser Leiden, unseren Schmerz, unsere Schwierigkeiten, unsere Sünden – „Passio Christi, Passio hominis“ –, dieses Antlitz strahlt eine feierliche Majestät aus, eine paradoxe Herrlichkeit. Das Antlitz, die Hände und Füße, die Seitenwunde, der ganze Leib spricht zu uns; er selbst ist ein Wort, das wir in der Stille hören können.
Die Ikone des Todes und des Lebens
Wie spricht das Grabtuch? Es spricht durch das Blut, und das Blut ist das Leben! Das Grabtuch ist eine Ikone, die mit Blut gemalt wurde, mit dem Blut eines gegeißelten, dornengekrönten und gekreuzigten Mannes, dessen rechte Seite verwundet wurde. Das dem Grabtuch eingeprägte Bild ist das eines Toten, aber das Blut spricht von seinem Leben. Alle Blutspuren sprechen von Liebe und Leben, besonders der große Fleck in der Rippengegend, der durch das Blut und Wasser entstand, die reichlich aus einer großen, von einem Lanzenstoß verursachten Wunde strömten. Dieses Blut und dieses Wasser sprechen vom Leben. Sie sind wie ein Quell, der in der Stille rauscht, und wir können ihn hören, können ihm zuhören, in der Stille des Karsamstags.
Liebe Freunde, wir wollen den Herrn immerdar für seine treue und erbarmende Liebe loben. Wenn wir diesen heiligen Ort verlassen, tragen wir in unseren Augen das Bild des Grabtuches, tragen wir im Herzen dieses Wort der Liebe und loben Gott mit einem Leben voller Glauben, Hoffnung und Liebe. Danke.
Quelle des Trostes und nicht Einsamkeit sind die Folgen der beiden wunderbaren Gottesdienste, die ich am Gründonnerstag und Karfreitag miterleben durfte. Ungewöhnliche Gestaltung an beiden Tagen.Nicht: Ihr seid Schuld am Tode Jesu, sondern traurig-schöne Feiern. Der Karsamstag ist für mich die Möglichkeit, nachzuempfinden, was stattgefunden hat.Über Nacht Ostern feiern könnte ich nicht.
Ach Benedikt,
mußt du denn immer so schwindeln, wenn’s um alte Traditionen geht?
Kannst du nicht einfach sagen: Ihr Lieben, dieses Grabtuch stammt aus dem Mittelalter – so haben es unabhängige Forscher längst ganz eindeutig erwiesen. Und die das bestreiten, die irren. Punkt. Du weißt das alles, du hast selbst aus deiner Abneigung gegen diese fragwürdige Reliquienverehrungen früher kein Hehl gemacht, als du noch Kardinal warst. Aber Kirche ist auch Politik, denkst du wohl, und man muß eben auch auf die ‚Kleinen Leute‘ unter den Gläubigen Rücksicht nehmen. Doch stimmt das wirklich? Muß die Kirche nicht unter allen Umständen Wahrheit verkünden – anstatt irgendwelche fadenscheinigen Lügengeschichten, den ‚Kleinen Leuten‘ zuliebe? Diese trübselige Fälschung aus dem Mittelalter hat mit der Wahrheit und der Glorie der Auferstehung unseres Erlösers nicht das geringste zu tun. Das Geheimnis der Auferstehung erschließt sich auf ganz anderen Ebenen, und es erschließt sich nur denen, die sich ein für allemal von all ihren dogmatischen Scheuklappen befreien.
Frohe Ostern.
Sie sind nicht auf dem neuesten Stand.
Die C 14 Datierung hat auch bei Mumien falsche sprich neuere Daten geliefert.
Blütenpollen von Pflanzen, die im April- Mai in Jerusalem blühen und der Vergleich mit dem in Spanien verehrte Sudaruim von Oviedo- selbe Blutgruppe- der gleiche Tote, von Wissenschaftlern untersucht und dem selben Menschen zugeordnet usw.
ich empfehle Ihnen das Buch Das Bluttuch Christi von M. Hesemann.
Das Grabtuch von Turin und das Manopello Buch von Paul Badde.
Es berührt micht tief, dass in unserer Zeit der Bilder, die Passionsreliquien eine neue wissenschaftliche Botschaft senden.
Weil du siehst- glaubst du.. wir sind oft wie Thomas