„Neuevangelisierung“ ist irgendwie das Modewort der Kirche geworden, alles und jedes wird im Augenblick unter diesem Gesichtspunkt vorgestellt und eingeführt. Zum einen natürlich gerechtfertigt, das Finden eines zeitgemäßen Ausdrucks des Glaubens ist unerlässlich. Zum anderen kann das aber dazu führen, dass der Begriff inflationär wird; eine Theorie, die alles erklärt, erklärt nichts. Also versuche ich – nach dem Interview mit den beiden „Tätern“ der missionarischen Seelsorge hier im Blog, dervatikanischen und weltkirchlichen Sicht der Dinge zu nachzugehen.
Fokus für die Neuevangelisierung wird die Bischofssynode im Oktober nächsten Jahres sein. Dazu hat es bereits im Frühjahr ein Vorbereitungsdokument gegeben, die sogenannten „Lineamenta“. Am Anfang stand aber eine Entscheidung des Papstes:
„… Ich habe deshalb entschieden, die nächste Ordentliche Vollversammlung der Bischofssynode im Jahr 2012 dem folgenden Thema zu widmen: Nova evangelizatio ad christianum fidem tradendam – Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens“. Mit diesen Worten kündigte Papst Benedikt XVI. in seiner Predigt zum Abschluss der letzten Sonderversammlung der Bischofssynode im Oktober 2010 das nächste weltweite Bischofstreffen an. Die Lineamenta sind der zweite Schritt, der Schritt in die inhaltliche Vorbereitung.
Sich nicht des Glaubens schämen
Die neue Evangelisierung ist der zeitgemäße und notwenige Ausdruck des Glaubens heute. Dieser Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch dieses Dokument. Bereits Papst Paul VI. hatte betont, dass die Weitergabe zum Glauben dazu gehöre, ein Unterlassen bedeute ein „sich des Glaubens Schämen“, zitierte Papst Paul er den Apostel Paulus. Die Lineamenta greifen das auf und fordern dazu auf, „die Qualität unseres Glaubens zu befragen“.
„Die Verkündigung des Evangeliums ist keine Sache der Kommunikationsstrategie“, so Erzbischof Nikola Eterović, der Generalsekretär der Bischofssynode bei der Vorstellung des Dokuments an im Frühjahr dieses Jahres. „Die Verkündigung betrifft die Fähigkeit der Kirche, eine echte Gemeinschaft zu sein, geschwisterlich, ein Leib, nicht eine Maschine oder Firma. Die ganze Kirche ist ihrer Natur nach missionarisch. Sie existiert, um den Glauben weiter zu geben. Um dies zu erreichen, muss sie damit beginnen, sich selbst zu evangelisieren.“
Dabei dürfe man sich nicht durch das „Neu“ im Namen des Projektes verwirren lassen, heißt es im Text: „Es geht nicht darum, etwas zu wiederholen, was schlecht gemacht wurde, oder nicht funktioniert hat, so als ob der neue Einsatz ein impliziertes Urteil über das Scheitern des ersten wäre. Die neue Evangelisierung (…) ist der Mut, angesichts der gewandelten Voraussetzungen, unter denen die Kirche gerufen ist, heute die Verkündigung des Evangeliums zu leben, neue Wege zu wagen.“
Geistlich- theologischen Überlegungen und Reflexionen folgen im Text jeweils eine Reihe von Fragen, die den Bischöfen und darüber hinaus der ganzen Kirche, den Bistümern, Pfarreien und Ordensgemeinschaften vorgelegt werden. Ihre Beantwortung bis zum Herbst dieses Jahres stellt den nächsten Schritt in der Vorbereitung und Umsetzung der Synode dar.
Stichwort: Bischofssynode
Bischofssynoden gehen auf die Beratungen des Zweiten Vatikanischen Konzils zurück, die Konzilsväter wollten ein Instrument, dass die Kollegialität in der Gesamtkirche sicherstellen könne. Das Dokument Christus Dominus definiert diese Versammlungen, aber noch davor hatte Papst Paul VI. die kirchenrechtlichen Grundlagen beschlossen. Die Synode ist kein Organ des Vatikan, sondern dem Papst direkt zugeordnet. Durch die Regelmäßigkeit der Treffen ist so etwas wie eine Dauereinrichtung entstanden, die auch durch das Sekretariat und dessen Leiter, zur Zeit Erzbischof Nikola Eterović, sicher gestellt wird.
Es gibt zwei Arten der Synode: Vollversammlungen und Sonderversammlungen. An ersterer nehmen gewählte Vertreter der Bischöfe bzw. Vertreter der orientalischen Kirchen. An Sonderversammlungen nehmen nur Vertreter der betreffenden Regionen teil.
Die letzte ordentliche Vollversammlung der Bischofssynode fand im Herbst 2008 statt, damals ging es um das Thema „Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche“. Nach Abschluss einer jeden Synode verfasst der Papst ein nachsynodalen Apostolischen Schreiben.
Im nächsten oder übernächsten Blogeintrag werde ich die Lineamenta noch einmal ausführlicher vorstellen. Dann erklärt sich auch die Überschrift.
„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“ 1. Petrus 3:15
Genau darum sollte es meiner Meinung nach bei der Neuevangelisierung gehen. Die Gläubigen mit dem nötigen Wissen darüber, was wir glauben und „wem wir geglaubt haben.“ 2. Timotheus 1:12
Das Zitat aus dem Petrusbrief wird auch oft für die Fundamentaltheologie herangezogen und es scheint mir passend wenn die Neuevangelisierung sich des argumentativen Stils dieser philosophischen Theologie bedient. Ebenso scheint mir klar, dass dabei nicht in eine Apologetik verfallen werden darf.
In meinem persönlichen Umfeld gibt es sehr viele Missverständnisse, Scheinwissen und grassierende Halbwahrheiten (von denen meistens die falsche Hälfte geglaubt wird) darüber, was der christliche Glaube (und noch verstärkt was den Katholischen angeht) ausmacht. Wenn dann viele Menschen die dem Papaier nach katholisch sind, keine Auskunft geben und diese vorurteile richtigstellen können und wenn bei nochmals anderen sich das religiöse „Know-How“ auf nicht anerkannte, das balide Weltende propagierende Privatoffenbarungen beschränkt, dann wird unser Glaube, dann wird die Kirche, wir alle schnell unglaubwürdig.
Ich glaube daher, dass es die vornehmlichste Aufgabe der Neuevangelieiserung sein wird uns Gläubige (Klerus UND Laien) wieder zu glaubwürdigen Zeugen zu machen, indem wir mit dem richtigen Rüstzeug ausgestattet werden um bescheiden und leise aber mit der Kraft der Vernunft unseren Glauben vermitteln können. Glaubwürdig ist diese „Vermittlung“ in unserer Zeit jedoch nur, wenn sie auch die modernen Kommunikationsmittel nutzt, auch wenn dies zugegebenermassen, der Anonymität wegen, sehr schwer sein kann. Gleichzeitig müssen wir auch in unserer Lebensführung jenes Beispiel geben, das unsere Mitmenschen dazu anregt uns nach der Hoffnung zu fragen, die uns erfüllt.
Über den Gesundheitszustand der Kirchen hat sich vor Jahren Pater Reinhard Körner OCD ausführlich ausgelassen. Er bemängelt als Karmelit das kranke Gottesbild, mit dem man die Leute vergrault.Thema Halbwissen und Nichtwissen, in den Foren der online Exerzitienkurse, die ich erlebt habe, gab es auch mehr Entsetzliches an Gottesbildern zu entdecken als Beglückendes.
“Es geht bei der Neuevangelisierung nicht darum, Glaubensinhalte zu schmälern, sondern es geht darum, eine neue Sensibilität für Glaubensferne und eine neue Sprache des Glaubens zu entwickeln.”
Was ist denn der “Glaube”? Ich unterscheide hier zwischen persönlicher Glaubensmeinung und dem Glauben der Kirche. Idealerweise ist beides deckungsgleich bei einem Menschen, wenn er der Kirche angehört. Davon kann man aber nicht grundsätzlich ausgehen. Wenn nun die Kirche als Institution eine “Neu”evangelisation initiiert, kann dies nur auf der Basis des Glaubensbekenntnisses geschehen. Da ist unmißverständlich festgelegt, was die Kirche glaubt.
Nun weiß ich nicht, ob die Berufenen zur Neuevangelisation alle auf dem Fundament des Glaubensbekenntnisses der Kirche stehen. Die Auswahlkriterien sind mir nicht bekannt. Ich weiß aber, dass etliche Theologen und deren Anhänger eher der New Age Bewegung anhängen als dem Lehramt der Kirche. Es gibt nicht wenige “Wassermänner und -frauen”, die sich als Kirchenchristen ausgeben. Jesus loves you! Für sie hat das dritte Zeitalter begonnen und damit etwas ganz Neues. Die Tradition muss darum verschwinden. Und diese Leute schmälern Glaubensinhalte und wollen eine neue Sprache, weil eine neue Sprache auch neue Inhalte bringt. Die Schlüsselbegriffe, die in der neuen Sprache nicht mehr vorkommen dürfen sind unter anderem “Opfer, Kreuztod, Altar, Maria, Jungfrau, Mutter und Vater”. Es soll keine Herkunft mehr geben, nur noch Zukunft.
Die Kirche schlingert in diesen (sektenhaften) Verkürzungen hin und her. Selbst beim Klerus ist in den letzten 50 Jahren oft nicht klar, ob hier das Netz des Fischers ausgeworfen wird oder nicht doch eher das Netz des Wassermanns. Sirenengesang kann so verlockend sein.
Wassermann steht an erster Stelle für “Hinter die Kulissen Blicken” und aus dem Nichts etwas Neues Schaffen.Wassermann hat mit dem Element Luft, also mit dem Geistigen ,zu tun.Wassermann ist also nicht Sirene. New Age ist mir noch nicht so begegnet in der Kirche, dafür aber Anpassung nach unten. Weist das etwa darauf hin, dass auch die Priesterausbildung zu wünschen übrig läßt?P.Reinhard Körner ocd hat vor Jahren darauf hingeweisen, dass wir unsere Glaubensinhalte ansehen müssen, bevor wir anfangen zu missionieren.(Man kann auch mit Tradition Glaubensinhalte schmälern.) Unser Gottesbild, das eher die Menschen vergrault.Da ist er nicht der Einzige, siehe Ignatianische Schriften.Ein Gott, der nichts mit dem Gott Jesu zu tun hat. Für meinen Glauben mußte ich persönlich mich noch nie schämen. Es gibt eine Menge kirchenlosen Glauben in der Gesellschaft. Aber für Kirche mußte ich mich schämen. Es können einem die Priester oft kaum plausibel machen, w a r u m man in der AmtsKirche bleiben soll.Wo man da doch im Bedarfsfall schnell wieder ausgeladen wird. Von den Sakramenten. Zum Beispiel Wenn man diese lange Latte von Du sollst nicht erfüllt.
Eigentlich müsste die Frage lauten: wie lebendig ist das Christentum? Wieviel Fleisch und Blut hat es angenommen? Wieviel erkennt die Welt vom lebendigen WORT GOTTES?
Eigentlich nicht viel, darin es wie tot zu sein scheint.