Das Untergewand, von dem der Evangelist Johannes spricht, „hilft uns, durch die Reliquie hindurch gläubig das Heilsgeheimnis zu schauen.“ Das schreibt Papst Benedikt XVI. anlässlich der Heilig Rock Wallfahrt, die am Freitag in Trier begonnen hat, an Bischof Stephan Ackermann. Der Papst hat selber eine besondere Beziehung zu diesem Evangelium, dem einzigen, dass die Episode des Los-Werfens um das Untergewand Jesu bei der Kreuzigung kennt. Und der Papst ist jemand, der durch die Schrift die Heilsgeheimnisse zu verstehen sucht. So auch in dem Brief nach Trier. Dort heißt es unter anderem:
Das Untergewand, so sagt uns Johannes, ist aus einem Stück. Die Soldaten, die nach römischem Brauch die Habseligkeiten des Gekreuzigten wie eine Beute unter sich verteilen, wollen den Leibrock nicht zerreißen. Sie werfen das Los darum, und so bleibt das Untergewand ganz erhalten. Die Kirchenväter deuten diese Stelle auf die Einheit der Kirche hin; sie ist als die eine, ungeteilte Gemeinschaft durch die Liebe Christi gestiftet. Der Heilige Rock will uns dies veranschaulichen.
Die Liebe des Erlösers führt zusammen, was getrennt ist. Die Kirche ist eine in den vielen. Christus löst die Vielfalt der Menschen nicht auf, aber er verbindet sie im Füreinander und Miteinander der Christen, die auf mannigfache Weise selbst, einer dem anderen, Mittler zu Gott werden können.
Die Tunika Christi ist „von oben her ganz durchwebt“ (Joh 19, 23). Dies ist ein weiteres Bild für die Kirche, dafür, dass sie nicht aus sich selbst, sondern von Gott her lebt. Als die eine, ungeteilte Gemeinschaft ist sie Gottes Werk, nicht das Produkt der Menschen und ihrer Fertigkeiten. Der Heilige Rock will hier gleichsam eine Mahnung an die Kirche sein, ihrem Ursprung treu zu bleiben, sich bewusst zu machen, dass ihre Einheit, ihr Konsens, ihre Wirksamkeit, ihr Zeugnis letztlich nur von oben geschaffen, von Gott her geschenkt werden können. (…)
Die Jubiläums-Wallfahrt steht unter dem Leitwort, ja unter der Bitte an den Herrn: „Und führe zusammen, was getrennt ist“. So wollen wir nicht in der Vereinzelung stehenbleiben. Wir wollen den Herrn bitten, dass er uns auf dem gemeinsamen Weg des Glaubens führe und uns seine Inhalte wieder neu lebendig mache. (..)