Seit Montag läuft an der Päpstlichen Universität Gregoriana der internationale Kongress zu Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker. Einer der über 100 Bischöfe aus der ganzen Welt, die an dem Kongress teilnehmen und für die der Kongress ja auch veranstaltet wird, ist der Trierer Bischof Stephan Ackermann. Ackermann ist Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz.
Bischof Ackermann, die vielleicht größte Gefahr in der Diskussion ist ja vielleicht das Historisieren, also das Sprechen über die Aufarbeitung damals, vielleicht auch in der Hoffnung, dass es endlich vorbei sei. Aber es bleibt eine Frage für das Heute – Sie selbst haben die Frage der Ausbildung angesprochen. Wie würden Sie sagen gehen wir jetzt mit diesen Fragen in die nähere Zukunft?
„Nach meinem Eindruck – das ist eine Wahrnehmung, mit der ich mich im Augenblick trage – treten wir in eine neue Phase der Beschäftigung mit dem Thema ein, sowohl was Aufklärung angeht, als auch was Prävention angeht. Die großen grundsätzlichen Fragen nach der Kooperation zwischen Staat und Kirche, nach der Verbesserung der Leitlinien, nach der Prävention, diese Grundsatzfragen sind über die Ordnungen, die wir erlassen haben, geklärt. Jetzt geht es darum, das umzusetzen und zu schauen, dass es auch wirksam umgesetzt wird. Es braucht immer wieder das Controlling, also zu schauen, ob das, was in den Ordnungen steht, in die Wirklichkeit kommt, und das auch bleibend und nicht nur in der Aufgewühltheit der vergangenen zwei Jahre. Das wird jetzt die große Aufgabe sein.
Und dann auch, insgesamt in der Gesellschaft das Thema bewusst zu halten. Ich verstehe schon, dass Leute fragen, ob man das Thema immer wieder anbringen muss, das gibt es natürlich auch im kirchlichen Zusammenhang. Ich selber kenne das ja auch, dass wenn der Bischof Ackermann auftritt, Leute mich mehr als Missbrauchsbeauftragten sehen denn als Bischof von Trier. Trotzdem liegt eine Gefahr darin zu sagen, dass das ein unangenehmes Thema ist. Natürlich muss man nicht jeden Tag darüber reden, trotzdem muss man der Gefahr wehren, dass es wieder absinkt und dann möglicherweise auch die Gefahr stärker ist, dass Täter wieder leichteren Zugang haben und Möglichkeiten, Straftaten zu begehen.“
Es muss also im Alltag ankommen, in der Aufmerksamkeit eines Lehrers, eines Seminarleiters, eines Regens oder Spirituals.
„So würde ich das auch sehen. Es muss also zu den Programmen gehören, ob das für Lehrer ist, für Menschen in der Jugendarbeit, für Ehrenamtliche und Hauptamtliche, natürlich in der Priesterausbildung; so wie man andere Kurse absolviert wie etwa die Erste-Hilfe-Kurse, die ja auch im Grunde immer wieder aufgefrischt werden müssen. In dem Sinne bekommt es eine Normalität, sich damit auseinander zu setzen; Normalität in dem Sinn, dass das Thema wichtig ist. Je klarer es ist, dass es in die Ausbildungsprogramme und Schulungsprogramme hinein gehört, um so selbstverständlicher ist es und umso stärker wird dann auch die Sensibilität für das Thema gestärkt und auch die Bereitschaft, klar Grenzen zu ziehen, gewisse Dinge nicht zuzulassen und Kinder und Jugendliche zu stärken, so dass sie sagen können ‚hier ist eine Grenze, ich wehre mich’.“
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Frau Collins und Monsignore Rossetti haben schöne Reden gehalten.Zum Thema Kirche und Aufarbeitung.