Wenn die katholische Kirche über das Thema Familie spricht, klingt das irgendwie immer defensiv. Als ob wir ein Gesellschaftsmodell der Vergangenheit verteidigen würden oder romantisch in eine vorgestellte Vergangenheit blickten.
Fünf Fragen, fünf Antworten: In einer Feier am Samstagabend in Mailand stand Papst Benedikt selber zu Fragen der Familie Rede und Antwort. Frei und ohne Manuskript antwortete er auf Fragen zu seiner eigenen Familie, zu wiederverheirateten Geschiedenen oder zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
Die Fragen und die Antworten werde ich in den nächsten Tagen hier posten.
Den Anfang machte die junge Vietnamesin Cat Tien, Benedikt XVI. erzählte auf ihre Frage von seiner eigenen Kindheit und Jugend, von den Familiensonntagen und gemeinsam verbrachter Zeit. „Um die Wahrheit zu sagen, ich stelle mir vor, dass es im Paradies so sein wird, wie es in meiner Jugend war, meiner Kindheit“, so der Papst.
Die Kindheit Joseph Ratzingers
Hallo, lieber Papst, ich bin Cat Tien, ich komme aus Vietnam und ich bin sieben Jahre alt. (…) Ich würde gerne etwas über deine Familie wissen und darüber, wie es war, als du so klein warst wie ich.
Ich danke dir, und Danke auch deinen Eltern. Ich grüße euch von Herzen. Also, du hast nach meinen Erinnerungen an meine Familie gefragt: Das wäre sehr viel! Ich möchte nur einiges erzählen. Das Wichtigste für meine Familie war immer der Sonntag, aber der Sonntag begann immer schon am Samstagnachmittag. Vater las uns immer die Sonntagslesungen aus einem Buch vor, dass damals in Deutschland sehr verbreitet war und in dem die Texte auch erklärt waren.
So begann der Sonntag: Wir begannen bereits die Liturgie, in einer frohen Atmosphäre.
Am nächsten Tag sind wir in die Messe gegangen. Ich stamme aus der Nähe von Salzburg, deswegen haben wir auch viel Musik gehört – Mozart, Schubert, Haydn – und als das Kyrie begann war es, als ob sich der Himmel öffnete.
Danach war natürlich zu Hause das gemeinsame Essen wichtig. Und dann haben wir viel gesungen: Mein Bruder ist ein großer Musiker, schon als Junge hat er für uns komponiert, und so hat die ganze Familie gesungen. Mein Vater hat die Zither gespielt und sang, es sind unvergessliche Erinnerungen.
Wir haben dann natürlich auch Spaziergänge gemacht; wir lebten in der Nähe eines Waldes und so durch den Wald zu gehen war eine wunderbare Sache: Abenteuer, Spiele und so weiter.
In einem Wort: Wir waren ein Herz und eine Seele, mit so vielen gemeinsamen Erlebnissen, und das auch in schweren Zeiten, denn es war ja Krieg in dieser Zeit, erst durch die Diktatur, dann durch die Armut.
Aber die Liebe unter uns und diese Freude auch an den einfachen Dingen waren stark und so konnten wir auch diese Dinge ertragen und aushalten. Mir scheint, dass das sehr wichtig war: Dass auch die kleinen Dinge Freude gebracht haben, denn so lernte man das Herz des anderen kennen. So sind wir in der Sicherheit gewachsen, dass es gut ist, ein Mensch zu sein, denn wir konnten sehen, wie die Güte Gottes in den Eltern und in den Geschwistern sichtbar wurde.
Um die Wahrheit zu sagen, ich stelle mir vor, dass es im Paradies so sein wird, wie es in meiner Jugend war, meiner Kindheit.
In dieser Umgebung des Vertrauens, der Freude und der Liebe waren wir glücklich und ich glaube, dass es im Paradies ähnlich sein muss wie in meiner Kindheit. In diesem Sinn hoffe ich darauf, „nach Hause“ gehen zu können, in Richtung der anderen Seite der Welt.
ich stelle mir die hölle wie meine kindheit vor..aber: gott wird mich auch daraus befreien. denn er nimmt mich auf..um mal einen psalmvers zu zitieren, über den ich meine diplomarbeit geschrieben habe. ohne intakte familie geht es nicht. wie man immer wieder sieht. denn ob gott immer gelegenheit bekommt, einzuspringen, das auszugleichen, was menschen versäumt haben?