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„Stille und Wort”: Die Botschaft des Papstes

Veröffentlicht am 24. Januar 201224. Januar 2012

Botschaft des Heiligen Vaters Papst Benedikt XVI. zum 46. Welttage der sozialen Kommunikationsmittel

Liebe Brüder und Schwestern!

Im Hinblick auf den kommenden Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel möchte ich euch einige Überlegungen bezüglich eines Aspektes des menschlichen Kommunikationsprozesses unterbreiten, der – obwohl er sehr wichtig ist – bisweilen übersehen wird und an den zu erinnern heute besonders notwendig erscheint. Es handelt sich um das Verhältnis von Stille und Wort: zwei Momente der Kommunikation, die sich ausgleichen, aufeinander folgen und sich ergänzen müssen, um einen echten Dialog und eine tiefe Nähe unter den Menschen zu ermöglichen. Wenn Stille und Wort sich gegenseitig ausschließen, verschlechtert sich die Kommunikation, entweder weil sie eine gewisse Betäubung hervorruft oder weil sie, im Gegenteil, eine Atmosphäre der Kälte schafft; wenn sie jedoch einander ergänzen, gewinnt die Kommunikation an Wert und Bedeutung.

Die Stille ist ein wesentliches Element der Kommunikation, und ohne sie gibt es keine inhaltsreichen Worte. In der Stille hören und erkennen wir uns besser, entwickelt und vertieft sich das Denken, verstehen wir mit größerer Klarheit, was wir sagen wollen oder was wir vom anderen erwarten, entscheiden wir, wie wir uns ausdrücken. Wenn man schweigt, erlaubt man dem Gegenüber, sich mitzuteilen, und auch wir selbst bleiben so nicht nur unseren eigenen Worten und Ideen verhaftet ohne einen angemessenen Austausch. Auf diese Weise eröffnet sich ein Raum gegenseitigen Zuhörens, und eine engere menschliche Beziehung wird möglich. In der Stille erfaßt man zum Beispiel die typischen Momente der Kommunikation unter Liebenden: die Geste, der Gesichtsausdruck und der Leib als Zeichen, die die Person erkennen lassen. In der Stille sprechen Freude, Sorgen und Leid, die gerade in ihr eine besonders intensive Ausdrucksform finden. Aus der Stille also entsteht eine noch anspruchsvollere Kommunikation, die die Sensibilität und jene Fähigkeit des Hörens ins Spiel bringt, die oft das Ausmaß und das Wesen der Beziehungen offenbart. Wo es eine Fülle von Nachrichten und Informationen gibt, wird die Stille unentbehrlich, um das, was wichtig ist, von dem, was unnütz oder nebensächlich ist, zu unterscheiden. Eine gründliche Reflexion hilft uns, die Beziehung zu erkennen, die zwischen Ereignissen besteht, die auf den ersten Blick nicht miteinander in Zusammenhang zu stehen scheinen; sie hilft uns, die Nachrichten zu bewerten und zu analysieren; und so kann man ausgewogene und sachbezogene Meinungen teilen und zu echter, gemeinsamer Erkenntnis gelangen. Daher ist es notwendig, ein förderliches Umfeld zu schaffen, gewissermaßen eine Art „Ökosystem“, das Stille, Wort, Bilder und Töne in Gleichgewicht zu bringen weiß.

Die aktuelle Dynamik der Kommunikation verläuft großenteils in einem Prozeß von Fragen auf der Suche nach Antworten. Die Suchmaschinen und die sozialen Netzwerke sind der Ausgangspunkt der Kommunikation für viele Menschen, die Rat, Anregungen, Informationen, Antworten suchen. Das Netz wird heutzutage immer mehr der Ort von Fragen und Antworten; mehr noch, der Mensch von heute wird von Antworten auf Fragen bombardiert, die er sich nie gestellt hat, und auf Bedürfnisse, die er nicht empfindet. Die Stille ist kostbar, um das nötige Unterscheidungsvermögen zu fördern im Hinblick auf die vielen Umweltreize und die vielen Antworten, die wir erhalten, gerade um die wirklich wichtigen Fragen zu erkennen und klar zu formulieren. In der komplexen und bunten Welt der Kommunikation taucht jedenfalls das Interesse von vielen für die letzten Fragen der menschlichen Existenz auf: Wer bin ich? Was kann ich wissen? Was muß ich tun? Was darf ich hoffen? Es ist wichtig, sich der Menschen, die diese Fragen stellen, anzunehmen und die Möglichkeit für ein tiefes Gespräch zu eröffnen, das aus Argumenten und Meinungsaustausch besteht, das aber auch zum Nachdenken und zur Stille einlädt, die mitunter beredter sein kann als eine übereilte Antwort und es dem Fragenden erlaubt, in sich zu gehen und sich für jenen Weg der Antwort zu öffnen, die Gott in das Herz des Menschen eingeschrieben hat.

Diese unaufhörliche Flut von Antworten macht letztlich die Unruhe des Menschen deutlich, der stets auf der Suche nach Wahrheit ist, im kleinen wie im großen, die seiner Existenz Sinn und Hoffnung verleiht. Der Mensch kann sich nicht mit einem bloßen unverbindlichen Austausch von kritischen Meinungen und Lebenserfahrungen zufriedengeben: Wir alle sind auf der Suche nach Wahrheit und teilen diese tiefe Sehnsucht, erst recht in unserer Zeit, denn „beim Austausch von Informationen teilen Menschen bereits sich selbst mit, ihre Sicht der Welt, ihre Hoffnungen, ihre Ideale“ (Botschaft zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel 2011).

Mit Interesse sind die verschiedenen Websites, Anwendungen und sozialen Netzwerke zu betrachten, die dem Menschen von heute behilflich sein können, Momente des Nachdenkens und echten Fragens zu erleben, aber auch Räume der Stille und Gelegenheit zu Gebet, Meditation oder Austausch über das Wort Gottes zu finden. In der auf das Wesentliche konzentrierten Form kurzer Botschaften, oft nicht länger als ein Bibelvers, kann man tiefe Gedanken zum Ausdruck bringen, wenn man es nicht versäumt, das eigene innere Leben zu pflegen. Es ist nicht verwunderlich, wenn in den verschiedenen religiösen Traditionen die Einsamkeit und die Stille privilegierte Räume sind, um den Menschen zu helfen, sich selbst und jene Wahrheit wiederzufinden, die allen Dingen Sinn verleiht. Der Gott der biblischen Offenbarung spricht auch ohne Worte: „Wie das Kreuz Christi zeigt, spricht Gott auch durch sein Schweigen: Das Schweigen Gottes, die Erfahrung der Ferne des allmächtigen Vaters, ist ein entscheidender Abschnitt auf dem irdischen Weg des Sohnes Gottes, des fleischgewordenen Wortes. (…) Das Schweigen Gottes ist wie eine Verlängerung der Worte, die er zuvor gesprochen hat. In diesen dunklen Augenblicken spricht Er im Geheimnis seines Schweigens“ (Nachsynodales Apostolisches Schreiben Verbum Domini, 30. September 2010, 21). Im Schweigen des Kreuzes spricht die beredte Liebe Gottes, die bis zur äußersten Hingabe gelebt wurde. Nach dem Tod Christi verharrt die Erde im Schweigen, und am Karsamstag, als „der König ruht“ und „Gott – als Mensch – in Schlaf gesunken ist und Menschen auferweckt hat, die seit unvordenklicher Zeit schlafen“ (vgl. Lesehore am Karsamstag), ertönt die Stimme Gottes voller Liebe zur Menschheit.

Wenn Gott zum Menschen auch im Schweigen spricht, entdeckt ebenfalls der Mensch im Schweigen die Möglichkeit, mit und von Gott zu sprechen. „Wir [brauchen] jenes Schweigen, das Kontemplation wird, die uns in das Schweigen Gottes eintreten und so dorthin gelangen läßt, wo das Wort, das erlösende Wort geboren wird“ (Predigt in der Eucharistiefeier mit dem Mitgliedern der Internationalen Theologischen Kommission, 6. Oktober 2006). Wenn wir von der Größe Gottes reden, bleibt unser Sprechen stets unangemessen; und so öffnet sich der Raum der stillen Betrachtung. Aus dieser Betrachtung erwächst in all seiner inneren Kraft die Dringlichkeit der Mission, die gebieterische Notwendigkeit, das, „was wir gesehen und gehört haben“, mitzuteilen, damit alle in Gemeinschaft mit Gott seien (vgl. 1 Joh 1,3). Die stille Betrachtung läßt uns eintauchen in die Quelle der Liebe, die uns zu unserem Nächsten hinführt, um seinen Schmerz zu empfinden und um das Licht Christi anzubieten, seine Botschaft des Lebens, seine Gabe totaler Liebe, die rettet.

In der stillen Betrachtung wird das ewige Wort, durch das die Welt erschaffen wurde, noch deutlicher, und man erkennt den Heilsplan, den Gott durch Worte und Taten in der ganzen Geschichte der Menschheit verwirklicht. Wie das Zweite Vatikanische Konzil in Erinnerung ruft, ereignet sich die göttliche Offenbarung in „Tat und Wort, die innerlich miteinander verknüpft sind: die Werke nämlich, die Gott im Verlauf der Heilsgeschichte wirkt, offenbaren und bekräftigen die Lehre und die durch die Worte bezeichneten Wirklichkeiten; die Worte verkündigen die Werke und lassen das Geheimnis, das sie enthalten, ans Licht treten“ (Dei Verbum, 2). Dieser Heilsplan gipfelt in der Person des Jesus von Nazareth, dem Mittler und der Fülle der ganzen Offenbarung. Er hat uns das wahre Antlitz von Gott Vater erkennen lassen, und durch sein Kreuz und seine Auferstehung hat er uns aus der Knechtschaft der Sünde und des Todes in die Freiheit der Kinder Gottes geführt. Die Grundfrage über den Sinn des Menschen findet im Geheimnis Christi die Antwort, die der Unruhe des menschlichen Herzens Friede geben kann. Eben aus diesem Geheimnis entsteht die Mission der Kirche, und eben dieses Geheimnis drängt die Christen dazu, Verkünder der Hoffnung und des Heils zu werden, Zeugen jener Liebe, die die Würde des Menschen stärkt und Gerechtigkeit und Friede schafft.

Wort und Stille. Sich zur Kommunikation erziehen heißt nicht nur reden, sondern auch hören und betrachten lernen; das ist besonders wichtig für diejenigen, die das Wort Gottes verkünden: Stille und Wort sind beide wesentliche und integrierende Elemente des kommunikativen Handelns der Kirche für eine erneuerte Verkündigung Christi in der Welt von heute. Das ganze Werk der Evangelisierung, das die Kirche durch die Kommunikationsmittel ausübt, vertraue ich Maria an, deren Schweigen hört und das Wort Gottes aufblühen läßt (vgl. Gebet für die Agorà der Jugendlichen in Loreto, 1.-2. September 2007).

Aus dem Vatikan, am 24. Januar 2012, dem Gedenktag des heiligen Franz von Sales

Benedictus PP XVI

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Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Vatikan
Schlagwörter Benedikt XVI., Botschaft, Kirche und Medien, Kommunikation, Medien, soziale Kommunikationsmittel, Stille

7 Kommentare zu “„Stille und Wort”: Die Botschaft des Papstes”

  1. Petra Krafft sagt:
    24. Januar 2012 um 12:44 Uhr

    Wie wahr, wie wahr: “was wichtig ist, von dem, was unnütz oder nebensächlich ist, zu unterscheiden“. In der Stille auf die Stimme des Herzens hören.

    Antworten
    1. Peter Strauss sagt:
      24. Januar 2012 um 15:19 Uhr

      Darum gibts ja auch das Sprichwort Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Zu meiner Ministrantenzeit ( vor 50 Jahren ) gab es die sogenannte “stille heilige Messe”. Da wurden nur die Tagegebete laut gespriochen, der Rest war Schweigen. In San Zeno zu Verona kniee ich oft sehr lange innerlich und äußerlich schweigend vor dem Altarbild von Mantengna und gehe gestärkt wieder in die Welt. Bei manchen aktuellen Gottesdiensten wäre weniger reden oft auch nicht schlecht……

      Antworten
      1. Annemarie Wachsmann sagt:
        24. Januar 2012 um 16:12 Uhr

        gerade habe ich einen sehr redseligen gottesdienst hinter mir und dachte zuerst: muss nicht sein.dann habe ich dem mann zugehört und es war gut..die anbetunsgzeiten sind eine gute gelegenheit zum schweigen und gott zuhören. schön, dass sie wieder mitreden hier, lieber herr doktor. wenn sie soo lange schweigen, fühle ich mich einsam. 😉

        Antworten
        1. Peter Strauss sagt:
          24. Januar 2012 um 18:05 Uhr

          Liebe Frau Wachsmann, bei täglich fast 10 Stunden Praxis gehört zur Stille auch die Abstinenz bezüglich iPhone und PC. Diese Ruhe genieße ich dann auch am Wochenende. Daher die Pausen. Aber ich melde mich schon immer wieder mal.

          Antworten
          1. Annemarie Wachsmann sagt:
            24. Januar 2012 um 19:49 Uhr

            das ist ein wahres wort. dann erholen sie sich mal gut.

  2. Stefan Wehmeier sagt:
    24. Januar 2012 um 23:07 Uhr

    Diejenigen, die sagen: „Der Herr ist zuerst gestorben und dann auferstanden”, sind im Irrtum. Denn er ist zuerst auferstanden und dann gestorben. Wenn jemand nicht zuerst die Auferstehung erwirbt, wird er sterben.

    (Nag Hammadi Library / Philippusevangelium / Spruch 21)

    Die Auferstehung ist ein Erkenntnisprozess und nicht das “Herausklettern des toten Jesus aus seinem Grab”.

    Antworten
  3. Pingback: Papst Benedikt XVI. über die Stille und das Schweigen im Gebet | Laudetur Jesus Christus

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