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PaterBerndHagenkord.blog

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Monat: Juli 2013

Franziskus auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten

Veröffentlicht am 11. Juli 2013

Das lässt einen irgendwie perplex zurück. ‚Vanity Fair’ kürt Papst Franziskus zum „Mann des Jahres“. ‚Vanity Fair’ heißt übersetzt ‚Jahrmarkt der Eitelkeit’ und ist ein Mode- und Stilmagazin, dass sonst eher minderbekleidete Frauen präsentiert. Ich weiß, das wissen Sie, das muss an dieser Stelle aber einfach wiederholt werden. Und: Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Mann des Jahres. Ausgerechnet Papst Franziskus.

Ist der Papst eine Stilikone? Es steht doch mit allem was er sagt in diametralem Gegensatz zu den Grundsätzen, nach denen ‚Fanity Fair’ die Welt gestaltet sehen will. Oder sehe ich das falsch? Ist das zynisch, dass man nun den Papst auf seinen ‚Stil’ reduziert? Elton John darf im Heft was sagen, außerdem Andrea Bocelli, also keine genuin religiösen Redner. Schaut man auf die Webseite, sieht man allerlei Größen und A, B, C und sonstige Promis, die gerade irgend was gemacht haben und sich dabei haben fotografieren lassen, damit sie in die Zeitung kommen. Nein, nicht die Zeitung: Vanity Fair. Da gehört Franziskus doch eigentlich gar nicht hin.

Oder haben wir den Papst auch da unterschätzt, dass seine Persönlichkeit und Botschaft nun auch auf nichtreligiösem Gebiet ihre Spuren hinterlassen? Immerhin wird er als jemand gewürdigt, der in nur kurzer Zeit eine „Führungspersönlichkeit, die Geschichte gemacht hat“ geworden sei.

Bislang wurde der Papst als innerer Reformer wahrgenommen, als jemand, der das Christentum neu mit Dynamik versorgt und sich um Kurienreform etc. kümmere, also ad intra. Gerne und zufrieden haben wir wahrgenommen, dass auch außerhalb der Kirche andere religiöse oder spirituelle Menschen ihn als einen der „Ihren“ erkannt haben, seien es Muslime, Buddhisten oder keiner Religion zugehörige. Aber alles bleibt irgendwie Religion.

Nun aber auch ‚Vanity Fair’. Seien wir einmal nicht zynisch und nehmen wir an, dass das bedeutet, dass sich dem Papst auch die Modekreise nicht entziehen können. Ein so ausgemacht unmodischer Mensch auf dem Cover einer Mode- und Eitelkeitszeitschrift: Die Welt ist noch nicht verloren!

Kategorien Allgemein, Franziskus, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Franziskus, Mann des Jahres, Medien, Öffentzlichkeit, Vanity Fair8 Kommentare zu Franziskus auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten

Die Kunst des Bittens

Veröffentlicht am 10. Juli 2013
Amanda Palmer bei der TED Konferenz
Amanda Palmer bei der TED Konferenz

Amanda Palmer hat das Bitten gelernt. Als eine dieser Figuren, die auf Plätzen und in Fußgängerzonen regungslos als menschliche Statue stehen, hat sie nach ihrem Uni-Abschluss Geld verdient. Die “weiße Braut” war sie, hat geschwiegen und in mechanisch anmutenden Bewegungen Menschen eine Blume geschenkt, wenn sie etwas Geld in ihren Hut geworfen haben. Jetzt ist sie Musikerin – vielleicht nicht nach jedermanns Geschmack – aber ihre Wurzeln hat sie nicht verlassen.

In einer TED-Konferenz schildert sie die „Kunst des Bittens“, danke an Sarah, die mich auf diesen Clip aufmerksam gemacht hat. Kurz: Sie verschenkt ihre Musik und bittet um Unterkunft oder ein Abendessen oder was auch immer. Und das interessante ist, dass es funktioniert.

Per Twitter sagt sie, was sie braucht und kurz darauf bekommt sie es: Ein Klavier zum Üben, Menschen für Auftritte, oder das, was sie Couch-Surfing nennt: „Ich brauche ein Sofa zum Übernachten“. Es funktioniert. Und sie bekommt unendlich viele enge Kontakte mit Menschen.

Wie Crowd-Surfing sei das, also wenn ein Künstler sich in die Zuschauer fallen lässt und sich tragen lässt.

Ihr Musik-Label hat sie verlassen, weil sie nicht genug CDs verkaufte. Also machte sie das Bitten und Geben zum Prinzip; sie gibt ihre Musik weg und ermutigt downloading und sharing, aber im Gegenzug bittet sie um Hilfe. Für eine Platte brauchte sie einmal $ 25.000, sie bekam fast 1,2 Mio über Crowdfunding.

Sie verlangt keine Bezahlung für Musik, etwa beim Kauf, sondern bittet. Und bitten funktioniert. Das alles macht das Musikverteilen sehr menschlich, nicht zum Geschäft der Unterhaltungsindustrie. Es ist zwar ein Risiko, aber durch Geld nicht zu ersetzen. Bei der TED-Konferenz erzählt sie das wunderbar. Mir zeigt das, dass unsere Art des Wirtschaftens nicht alternativlos ist. Es gibt Alternativen, die sehr menschlich sind.

 

 

Kategorien Allgemein, Kunst, Kultur und Können, Neulich im InternetSchlagwörter Amanda Palmer, betteln, Bitten, Geld, Schenken, TED, Wirtschaft4 Kommentare zu Die Kunst des Bittens

“Wer weint um die Toten?”

Veröffentlicht am 8. Juli 20138. Juli 2013
Papst Franziskus auf Lampedusa
Papst Franziskus auf Lampedusa

Seit Beginn des Pontifikates spricht Papst Franziskus von der „Peripherie“, den Rändern der Gesellschaft, zu denen wir Christen aufbrechen sollen.

Wo und was das genau ist, das hat er mit seiner ersten Reise gezeigt: Für uns Europäer ist das Lampedusa, dort, wo das reiche Europa sich gegen die Armut verteidigt. Man geht von 20.000 Menschen aus, die auf dem Meer in 30 Jahren umgekommen sind. Und die, die ankommen, müssen erst mal in Lagern leben.

Papst Franziskus erklärt es nicht, er zeigt es nicht, er fährt selber hin. Was mich am meisten beeindruckt hat war aber nicht die Mahnung, uns unserer Geschwister anzunehmen, die dort vor unserer Tür elendig verrecken. Das ist wichtig und kann gar nicht oft genug gesagt werden. Aber trotzdem: Was mich in seiner Predigt am meisten bewegt hat war nicht das, sondern die Klage des Papstes, dass uns das Wegschauen verändert, dass wir in unserer Gleichgültigkeit das Weinen verlernt haben.

Weinen ist bei uns schambesetzt. Papst Franziskus sagt uns, dass das falsch ist. Wir sollen trauern, um die vielen Menschen, die umkommen, ertrinken oder perverserweise auf dem Wasser verdursten. Er selber hat einen Kranz ins Wasser geworfen um der vielen zu gedenken, an die sonst keiner denkt. Wir verlieren unsere Menschlichkeit, wenn wir nicht hinsehen und helfen und auch wenn wir nicht einmal mehr trauern, nicht weinen können, so die Botschaft des Papstes.

Das sind die Peripherien, dort sind wir als Christen gefragt. Dort schließen sich Menschen in sich selber ein und brechen nicht auf, ein anderes zentrales Thema dieses Papstes. Das ist nicht moralisch gemeint, hier geht es nicht um Appelle an und Aufforderungen zu, hier geht es schlicht darum, wozu wir geschaffen sind: Brüder und Schwestern zu sein, uns zu helfen und umeinander zu weinen.

Gott fragt uns, sagt der Papst, wir Christen sind gefragt, das alles nicht hinzunehmen, die so genannten Fakten, hinter denen wir uns in unserem Wohlstand verstecken, nicht regieren zu lassen. Papst Franziskus rütteln an unseren Herzen und er tut das von dem Ort, der für ihn der wichtigste ist: Die Peripherie, der Rand unserer eigenen Welt.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Papstreise, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Flüchtlinge, Franziskus, Lampedusa, Menschlichkeit, Peripherie, Predigt, Tote, Tränen, Trauer31 Kommentare zu “Wer weint um die Toten?”

Keine Angst vor Kirchenreformen

Veröffentlicht am 7. Juli 2013

„Im Leben der Christen und auch im Leben der Kirche gibt es antike Strukturen, vergängliche Strukturen: Es ist nötig, dass wir sie erneuern!“ Das sind die Sätze, die viele vom Papst erwartet haben. In der Predigt am Samstag – der letzten seiner Morgenpredigten vor der Sommerpause, hat er noch einmal das Thema angesprochen, auf das viele in Deutschland warten: Die Reform.

 

„Erinnern wir uns nur an die erste theologische Auseinandersetzung: Um Christ zu werden, ist es da nötig, sämtliche jüdische Praktiken zu befolgen, oder nicht? Nein! [Die ersten Christen] haben gesagt, es ist nicht nötig! Anders- und Nichtgläubige können kommen, so wie sie sind, sie können in die Kirche eintreten und die Taufe empfangen. Das ist eine erste Erneuerung in der Struktur. Und so ist die Kirche immer voran gegangen, im Vertrauen darauf, dass der Heilige Geist diese Strukturen erneuern möge, Strukturen der Kirche. Habt also davor keine Angst! Habt keine Angst vor den Neuigkeiten des Evangeliums! Habt keine Angst vor dem Neuen, das der Heilige Geist in uns bewirkt! Habt keine Angst vor der Erneuerung der Strukturen!“

 

„Neuer Wein in neuen Schläuchen“, das sei das Motto, so Franziskus. Um dann aber das anzuführen, was so gar nicht in die Berichterstattung passt: Christsein bedeutet, sich selbst erneuern zu lassen. Sich selbst, und nicht nur die Hoffnung, dass ein anderer die anderen erneuert.

„Wird der Papst die Kurie reformieren?“, „ist er stark genug?“, das sind so Fragen, die mir in Interviews gestellt werden. Aber ohne den Verweis auf die geistliche Dimension der Reform sind diese Fragen letztlich nicht zu beantworten bzw. bleiben sie an der Oberfläche.

Der Verweis auf den Streit um die Beschneidung unter den ersten Christen zeigt außerdem, dass die Reformdebatte auch eine Selbstanfrage ist: Will ich „meine“ Strukturen verändern, bin ich bereit, von mir und meiner Weise Kirche zu sein abrücken? Kann ich das überhaupt? Das erst ist der geistliche Nährboden für eine mögliche Reform.

 

Angstfrei

 

Dieser Papst ist und bleibt beeindruckend. Sein Reformdenken wird seinen Einfluss haben, sowohl auf die Strukturen hier im Vatikan als auch auf die geistliche Gestalt der Kirche weltweit.

Denn seine Predigt zeigt auch noch etwas anderes: Keine Angst haben – das ist auch ein Charakteristikum seiner selbst. Papst Franziskus hat keine Angst, und das sieht man ihm geradezu an. Die besten Voraussetzungen für Reform, meiner selbst wie auch der Strukturen.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Angst, Franziskus, Kirche, Papst, Predigt, Reform10 Kommentare zu Keine Angst vor Kirchenreformen

Das Licht des Glaubens: Die erste Enzyklika

Veröffentlicht am 5. Juli 20135. Juli 2013

Wer glaubt, sieht: Mit dieser Aussage beginnt Papst Franziskus seine erste Enzyklika. An diesem Freitag hat der Vatikan „Lumen Fidei“ vorgestellt. Nach der Liebe und der Hoffnung nun also die dritte der theologischen Tugenden: Der Glaube. Lange schon war die Enzyklika zu diesem Thema erwartet worden, schon im letzten Pontifikat war sie angekündigt und begonnen worden. Der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. hatte das Projekt erst einmal unterbrochen, mit seiner ersten Enzyklika nimmt es Papst Franziskus nun wieder auf und vollendet die Dreiergruppe von „Deus Caritas est“ (2005) und „Spe salvi“ (2007).

 

Worum geht es?

 

Licht und Weg: Diese beiden Begriffe leiten den Leser durch die Enzyklika. Sie beginnt damit, den Glauben als das Licht vorzustellen, dass weiter blicken lässt: „Wer glaubt, sieht“. Es wird dann der Einwand zitiert, Glauben sei ganz im Gegenteil Illusion und damit nicht Licht, er verdunkle die Welt eher als dass er sie erleuchte. Gegen diese Einwände sei es deswegen nötig, den Licht-Charakter des Glaubens neu zu entdecken, betont der Papst. Wie genau das zu sehen ist, das entwickelt die Enzyklika in ihren vier Hauptkapiteln.

 

Benedikt oder Franziskus?

 

Zu der häufig gestellten Frage, wer denn nun der Autor des Textes sei, nimmt Papst Franziskus selbst Stellung: Im Jahr des Glaubens habe Benedikt XVI. bereits eine erste Version der Enzyklika unternommen, er – Franziskus – sei ihm zutiefst dankbar und in Brüderlichkeit nehme er die Arbeit auf und füge dem Text einige letzte eigene Beiträge hinzu, so der Papst. Weiterlesen “Das Licht des Glaubens: Die erste Enzyklika”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Glaube und VernunftSchlagwörter Benedikt, Enzyklika, Franziskus, Glauben, Jahr des Glaubens, Licht des Glaubens, Lumen Fidei6 Kommentare zu Das Licht des Glaubens: Die erste Enzyklika

Lesetipp: New Pope, New Hope

Veröffentlicht am 5. Juli 20131. Juli 2013

Die Zeitschrift Communicatio Socialis analysiert Medien und Papst: Sehr lesenswert.

Soeben hat die Fachzeitschrift „Media Perspektiven“ die neuesten Ergebnisse einer laufenden Inhaltsanalyse deutscher Fernsehnachrichten veröffentlicht. Laut diesem „Info-Monitor“ (vgl. Krüger 2013) widmeten die Hauptausgaben der TV-Nachrichten von ARD, ZDF, RTL und Sat. 1 im Jahr 2012 nur 0,7 Prozent ihrer Sendezeit dem Themenbereich Religion und Kirche. Das ist der niedrigste Wert, seit das Kölner Institut für empirische Medienforschung im Jahr 2005 (aus katholischer Sicht ein Ausnahmejahr) mit der Auswertung begonnen hat. Die „Sat.1-Nachrichten“, deren Chefredakteur und Anchorman Peter Limbourg etliche Jahre die Deutsche Bischofskonferenz in Medienfragen beraten hat, berichteten 2012 insgesamt nur 22 Minuten über Kirchliches und Religiöses – bei einer kumulierten Sendezeit von knapp 84 Stunden. Bei einem Anteil von 0,4 Prozent (ähnlich bei „RTL aktuell“) muss man schon von einer Marginalisierung weltanschaulicher Themen im Privatfernsehen sprechen … .

Hier finden Sie den Artikel

Kategorien Franziskus, Interview, Kirche und Medien, VatikanSchlagwörter Communicatio Socialis, Franziskus, Medien, WahrnehmungSchreiben Sie einen Kommentar zu Lesetipp: New Pope, New Hope

Was dem Papstamt hilft

Veröffentlicht am 4. Juli 2013

Da weiß man ja gar nicht, wo man anfangen soll. IOR hat neue Leitung, ein dreister – vermutlicher – Euroschmuggel ist aufgeflogen. Dann wird die vatikanische Finanzaufsicht in den Kreis der Anti-Geldwäscher aufgenommen. Aber die Bank ist nicht das einzige, nicht einmal das wichtigste Thema der Woche: Der Papst kündigt mit einer Woche Vorlauf einen Besuch in Lampedusa an. Das hält uns auf Trab und wir sind froh darum.

All Dinge gehören in einem Punkt zusammen: Was dient dem Papstamt?

Nun kann ein Besuch auf Lampedusa und das Beten für die Verstorbenen Flüchtlinge dieses Amt nicht mal annährend erklären. Erst im Umkehrschluss wird es interessant: Es ist für den Auftrag des Papstes viel hilfreicher als die Geschichten um das IOR, im Volksmund: Vatikanbank.

Bleiben wir einen Augenblick bei der Bank. Die beste kurze Zusammenfassung der Frage lieferte der NCR:

“To the consternation of the public and to the continued embarrassment of Catholics worldwide, the Vatican bank remains a rich source of material for Italian journalists, conspiracy theorists and anyone else who wants to build a case for Vatican intrigue. The question before Pope Francis is whether the elimination of the Vatican bank entirely.”

Für meinen Auftritt in der Tagesschau bin ich vielfach kritisiert worden, dort hatte ich – wie auch in meinem Kommentar für Radio Vatikan – die Meinung vertreten, dass wir keinen neuen Skandal sehen, sondern das Aufräumen der alten. Heilungsschmerz hatte ich das genannt.

Kritik habe ich geerntet, weil sich das so angehört habe, dass ich beschwichtigen wollte, wo eigentlich die viel klarere Lösung gefragt sei.

Die klarere Lösung: Die vermeidlich starke Hand, der radikale Schnitt, von Stammtischen bis in Redaktionsräume spielt man den Aufräumer. Weg damit, das widerspricht dem Glauben, das hat mit Kirche nichts mehr zu tun. Ist ja auch einfach. Schwieriger ist es, was der IOR-Präsident Ernst von Freyberg uns im Interview auf die Frage sagte, warum denn der Vatikan eine Bank brauche. Weiterlesen “Was dem Papstamt hilft”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, VatikanSchlagwörter Botschaft, Freyberg, Geld, IOR, Lampedusa, Papstamt, Vatikan, Vatikanbank4 Kommentare zu Was dem Papstamt hilft

Medienethik, II: Sie stören!

Veröffentlicht am 3. Juli 2013

Wie beim letzten Blogbeitrag schon eingeleitet, will ich hier die zweite der kurzen Ansprachen bei der Vorstellung des Inhabers des Lehrstuhls für Medienethik an der Hochschule für Philosophie in München wiedergeben: Meine eigene.

 

 

Als ich in den frühen 90er Jahren Ethik an der Hochschule gehört habe, ging das in etwa so: Zuerst wurde man in die Grundprinzipien eingeführt, die abstrakten Begriffe, anhand derer die Kriterien gewonnen werden, mit deren Hilfe man ethische Bewertungen unternehmen kann. Da kommen dann Begriffe vor wie „antecedenter“ oder „contomitanter“ etc.. Der Professor ging vorne auf und ab und führte uns in die Kunst des Unterscheidens und Bewertens ein. Ethik ist aber eine praktische Sache, es geht um konkrete Dinge, also müssen dann die gewonnenen Prinzipien angewandt werden.

Man braucht zur Erläuterung und zum Ausprobieren also konkrete Probleme. Da das Leben aber im allgemeinen nicht so komplex ist, dass es auch noch die allerfeinsten Unterscheidungen der Ethik bräuchte, muss der Dozent kreativ werden und Situationen erfinden: Dilemata. Die haben meist mit Entführungen im Dschungel oder anderen Dingen zu tun, die so vertrackt sind, dass es kaum einen ethisch verantwortbaren Ausweg gibt. Sie sind so konstruiert, dass jeder Schritt Konsequenzen hat, die man dann wieder gegen andere abwägen muss und so weiter.

Spätestens dann wird dem Studenten langweilig. Diese konstruierten Dilemata haben doch nun wirklich gar nix mit meinem Leben zu tun, geht es ihm durch den Kopf. Das stört doch eher beim Denken, denkt er sich.

Und hier sind wir bei einem ersten Kriterium der Ethik, die ich auch der Medienethik an der Hochschule für Philosophie wünschen würde: Sie stört. Ethik stört. Weiterlesen “Medienethik, II: Sie stören!”

Kategorien Allgemein, Glaube und Vernunft, Kirche und MedienSchlagwörter Ethik, Hochschule für Philosophie, Lehrstuhl, München2 Kommentare zu Medienethik, II: Sie stören!

Medienethik, I: Twitter und liegen gelassene Eheringe

Veröffentlicht am 2. Juli 2013

Medienethik ist etwas, was sich komisch anfühlt. Leser und User finden es wichtig, die akademische Philosophie rangiert sie aber eher als angewandte Disziplin in die zweite Reihe. Deswegen gab es vielleicht bislang in Deutschland auch noch keinen Lehrstuhl. Bislang.

Jetzt gibt es an der Hochschule für Philosophie in München aber einen solchen Lehrstuhl und seit diesem Dienstag ist der Inhaber bekannt: Prof. Alexander Filipović. Zur Vorstellung hatte die Hochschule zwei Absolventen geladen, die mittlerweile als Journalisten arbeiten, also genau die Schnittmenge, die der Lehrstuhl anpeilt. Es waren Stefan Leifert vom ZDF-Hauptstadtstudio und meine Wenigkeit. Kurz sollten wir aus unserer persönlichen Perspektive heraus würdigen und einschätzen, was wir auch gerne getan haben.

Als erstes darf ich hier die Worte des Kollegen Leifert wiedergeben: Über den Obama-Besuch, eine persönliche Niederlage und was Philosophie mit Journalismus zu tun hat.

 

 

(c) ZDF
(c) ZDF

Wenn ich von Kollegen oder Politikern im politischen Betrieb Berlins nach meinem Werdegang gefragt werde und dann dass Studium der Philosophie erwähne, entsteht immer wieder dieser kurze Moment der staunenden Ungläubigkeit: „Und damit Journalist geworden?“ Mal implizit, mal explizit, aber immer unverkennbar schwingt da die Vorstellung einer atemberaubend großen Kluft mit. Von der Tiefe des Nachdenkens an die Oberfläche des medialen Dauerrauschens? Von der Muße der Bücher in die Wörter- und Bilderfabriken der Massenmedien? Mögen beide Vorstellungen auch billigen Klischees  entspringen: die Kluft lebt!

Auf die Frage: Was macht man denn so mit Philosophie im Journalismus? habe ich mir angewöhnt zu antworten: Was machte man denn ohne? Dazu eine kleine Momentaufnahme aus den letzten Tagen.

 

Am Tag nach dem Besuch Barak Obamas hatte ich die zweifelhafte Ehre, Gegenstand eines Artikels im Feuilleton der FAZ zu werden. Zweifelhaft deswegen, weil ich als Kronzeuge für das Ende des Journalismus´ im digitalen Zeitalter herhalten musste. Was war passiert? Weiterlesen “Medienethik, I: Twitter und liegen gelassene Eheringe”

Kategorien Allgemein, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Ethik, Hochschule für Philosophie, Lehrstuhl, München, Stefan Leifert1 Kommentar zu Medienethik, I: Twitter und liegen gelassene Eheringe

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