Seit einiger Zeit beobachte ich mit Faszination das Phänomen der US-amerikanischen Tea Party Bewegung. Für US-Geschichte hatte ich schon immer einen Faible, zu beobachten wie eine neue irgendwie politisch zu nennende Bewegung sich mit Bezug auf die eigene Geschichte bildet und im Land wichtig zu werden beginnt, ist spannend. Es lohnt sich auch mit Blick auf Pegida und AfD, genauer hin zu schauen. Das Ganze ist nur bis zu einem gewissen Grad vergleichbar, aber immerhin.
Vor Jahren habe ich auch begonnen, mich intensiver mit den Tea-Party Leuten zu beschäftigen, es gibt eine ganz gute Literatur darüber. Die Bewegung ist unhistorisch, weil sie sich selber eine Geschichte zurecht legt, die so nie bestanden hat. Sie ist irrational, weil sie mit Vernunftargumenten nicht umgehen kann. Und im strengen Sinn des Wortes ist sie unpolitisch, weil sie keine Kompromisse eingehen will, und was ist ein demokratisch organisierter Staat anderes als ein Kompromiss all derer, die dort leben und ihre Stimme abgeben. Sie wollen alles, radikal.
Über Sarah Palin haben wir noch alle gelacht, mittlerweile ist uns das aber vergangen.
„Die Republikaner haben nicht erst mit einem Versäumnis vor Wochen den Weg für Trump geebnet. Sie haben jahrelang Misstrauen in Staat und Politik gesät. Trump erntet nur.” Ein sehr kluger Kommentar in der FAZ, wie ich finde, der zeigt wie die Zersetzungskraft der populistischen Bewegungen eben nicht vorüber zieht, sondern an der Substanz einer ganzen Partei genagt hat.
Zersetzend
Warum ich das hier anbringe? Weil Zersetzungskraft etwas ist, was auch wir ganz gut können, wir Kirchen-Leute, wir Interessierte, wir Engagierte. Lange Jahre gab es eine unheilvolle Faszination mit einer rechtsradikalen Internetseite, die sich Kreuz.net nannte. Alle fanden sie schlimm, aber alle haben sie gelesen. Auch heute noch gibt es Seiten, und nicht nur in den USA, die auf das Gefühl gehen, die Sorge, und das alles populistisch ausbeuten.
Das ist nicht konservativ, wenn wir diesen Begriff hier nutzen wollen. Das ist auch nicht traditions-wahrend, auch wenn diese Seiten so daher kommen. Wie eine „catholic tea party“ sind diese Bewegungen und Seiten a-historisch, weil es die Kirche, die sie zu schützen vorgeben, so nie gegeben hat. Sie ist „un-politisch“, weil sie sich mit anderen Argumenten nicht auseinander setzen wollen sondern im Konflikt immer auf den Mann oder die Frau gehen, nicht auf die Vernunft. Deswegen sind sie auch un-vernünftig und irrational.
Das Stichwort ist “Misstrauen”. Wer jahrelang dieses Misstrauen in alles streut, was die Gemeinschaft trägt, wer grund-katholische Kirchenvertreter als “häretisch” abstempelt, wer Menschen angeht statt Argumente, der wirkt zersetzend.
Und irgendwann kommt dann die Ernte.