Es gibt Tage, die wie ein Brennglas funktionieren. Tage, an denen viele wichtige Dinge passieren; mehr und dichter, als das normalerweise der Fall ist. In der Rückschau – wir gestalten gerade unsere Würdigungssendungen für Papst Benedikt XVI. – war der 9. September 2007 so ein Tag. Der Papst war in Österreich unterwegs, morgens feierte er in Wien eine Messe und nachmittags besuchte er das Zisterzienserstift Heiligenkreuz.
In allen drei Ansprachen kommt eines der zentralen Themen des Pontifikates Benedikt XVI. zum Ausdruck: Die Rückgewinnung der Zentralität Gottes. Der skeptische Blick Benedikts sieht, dass wir zunehmend um uns selbst kreisen, und das auch in den eigentlich Gott geweihten Momenten. Drei Beispiele nennt er an diesem Tag: Den Sonntag, die Liturgie und die Theologie.
Diese drei sind zentrale Bereiche christlichen Lebens. Alle drei sind aber auch umstritten: Was tue ich am Sonntag und warum halte ich ihn? Für wen halte ich und für wen gestalte ich Liturgie? Und dann ist da noch die Frage nach der Wissenschaftlichkeit und der Glaubensanbindung von akademischer Theologie. Ohne irgendjemanden anzumahnen bringt Benedikt XVI. 2007 für dieses Glaubenshandeln die wesentlichen Punkte zur Sprache.
Der Sonntag
Predigt im Stephansdom.
„Ohne den Herrn und ohne den Tag, der ihm gehört, gerät das Leben nicht. Der Sonntag hat sich in unseren westlichen Gesellschaften gewandelt zum Wochenende, zur freien Zeit. Die freie Zeit ist gerade in der Hetze der modernen Welt etwas Schönes und Notwendiges; jeder von uns weiß das. Aber wenn die freie Zeit nicht eine innere Mitte hat, von der Orientierung fürs Ganze ausgeht, dann wird sie schließlich zur leeren Zeit, die uns nicht stärkt und nicht aufhilft. Die freie Zeit braucht eine Mitte – die Begegnung mit dem, der unser Ursprung und unser Ziel ist. (…)
Die frühen Christen haben den ersten Tag der Woche als Herrentag begangen, weil er der Tag der Auferstehung war. Aber sehr bald ist der Kirche auch bewusst geworden, dass der erste Tag der Woche der Tag des Schöpfungsmorgens ist, der Tag, an dem Gott sprach: „Es werde Licht“ (Gen 1, 3). Deshalb ist der Sonntag auch das wöchentliche Schöpfungsfest der Kirche – das Fest der Dankbarkeit für Gottes Schöpfung und der Freude über sie. In einer Zeit, in der die Schöpfung durch unser Menschenwerk vielfältig gefährdet scheint, sollten wir gerade auch diese Dimension des Sonntags bewusst aufnehmen. Für die frühe Kirche ist dann auch immer mehr in den ersten Tag das Erbe des siebten Tages, des Sabbats, eingegangen. Wir nehmen teil an der Ruhe Gottes, die alle Menschen umfasst. So spüren wir an diesem Tag etwas von der Freiheit und Gleichheit aller Geschöpfe Gottes.“
Die Liturgie
Ansprache im Stift Heiligenkreuz
„Wo immer man bei liturgischen Besinnungen nur darüber nachdenkt, wie man Liturgie attraktiv, interessant, schön machen kann, ist Liturgie schon verfallen. Entweder ist sie opus Dei [Werk Gottes] mit Gott als dem eigentlichen Subjekt oder sie ist nicht. Ich bitte an dieser Stelle: Gestaltet die heilige Liturgie aus dem Hinschauen auf Gott in der Gemeinschaft der Heiligen, der lebendigen Kirche aller Orte und Zeiten so, dass sie zu einem Ausdruck der Schönheit und Erhabenheit des menschenfreundlichen Gottes wird!”
Die Theologie
Ansprache im Stift Heiligenkreuz
„So wichtig die Integration der theologischen Disziplin in die „universitas“ des Wissens durch die Katholisch-Theologischen Fakultäten an den staatlichen Universitäten ist, ist es doch ebenso wichtig, dass es so profilierte Studienorte (..) gibt, wo eine vertiefte Verbindung von wissenschaftlicher Theologie und gelebter Spiritualität möglich ist. Gott ist ja nie bloß Objekt der Theologie, er ist immer zugleich ihr lebendiges Subjekt. Christliche Theologie ist auch nie eine bloß menschenförmige Rede über Gott, sondern sie ist immer zugleich der Logos und die Logik, in der Gott sich zeigt. Darum sind wissenschaftliche Intellektualität und gelebte Frömmigkeit zwei Elemente des Studiums, die in unaufgebbarer Komplementarität aufeinander angewiesen sind.”
Mit dem heiligen Sonntag bin ich noch großgeworden und ich sehe nach wie vor zu, ihn einzuhalten.Am besten fühle ich mich, wenn ich freitagsabends in die Kirche gehe schon. Sonntag auf Knopfdruck aus der Hektik heraus klappt nicht.Früher war es auch üblich, dass in katholischen Einrichtungen die Angestellten in die hauseigene Kirche gehen konnten sonntags. Man kann mit Stille so wenig anfangen. Die Leut haben Angst, sich allein mit Gott zu befassen.An diesem Wochenende geht es mir besonders gut mit einem Oasentag bei den Karmelitinnen in Maria Regina Martyrum.Die Liturgie modern, schön laut, hat mich immer schon befremdet. Künstlerseele. :-).Liturgie ,gestaltet aus dem Hinschauen auf Gott..wird sich auch weniger an Äusserlichkeiten festbeißen.