„Ein Gutes die Wahl von Trump ja“. Worte von vor knapp vier Jahren in Rom, ich hatte einen US-Kardinal nach seiner Einschätzung gefragt. „Wenn Clinton gewonnen hätte, dann wäre das katholisch wahrgenommene Thema Abtreibung gewesen. Dann Abtreibung und noch mal Abtreibung. Nun aber müssen wir über Lüge und Wahrheit sprechen, über brutal auseinander gerissene Familien, über Umwelt, Abtreibung und Lebenschancen, über Hispanos, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit. Über alle katholischen Themen halt.“ Die Reihenfolge mag nicht korrekt wiedergegeben sein, aber die Liste habe ich mir damals so notiert.
So gesehen sind wir nun, nach Amtsantritt von Joe Biden wieder zurück zum Normalzustand. Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz hat in seinem Schreiben an den frisch ins Amt gekommenen Präsidenten überdeutliche Worte gefunden für dieses eine Thema. Und das, nachdem die US-Bischöfe Trump gegenüber nicht wirklich klar entgegen getreten sind. Hier wurde offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen. Biden wird mit deutlichen Worten angegangen, Trump wurde es nicht, nicht mal nach dem Sturm auf das Kapitol.
Alle katholischen Themen
Natürlich muss in jeder Debatte mit der Politik Abtreibungsgesetztebung ein Thema sein, keine Frage. Interessant find ich hier aber die Beobachtung des US-Theologen Massimo Faggioli: Immer wenn die Demokraten an der Macht seien, machten sie humane Sozialpolitik, die es schwangeren Frauen erleichtere, sich für ihr Kind zu entscheiden. Die Republikaner hingegen brächten „mit ihrer grausamen Politik Frauen in verzweifelte Situationen“, sagte der Wissenschaftler in einem Interview. Sie erklärten Frauen, die abtreiben, zu schlechten Menschen. Diese „allzu simple Logik“ übernähmen auch viele Bischöfe.
Lebensschutz muss Thema sein, aber bitte nicht als Ideologie sondern in seiner gesamten Breite. Stattdessen inszenieren einige Kreise jetzt schon wieder den Kulturkampf, der in der Kirche so destruktiv wirkt. Und der weder den ungeborenen Kindern noch den betroffenen Frauen hilft.
Wenn wir als Glaubende wirklich beitragen wollen zu einer gerechteren Welt für alle, und auch für das ungeborene Leben, dann müssen wir aus den Schützengräben raus. Und die US-Bischöfe vorweg.
Was nun bitte ist an Lebensschutz Ideologie? Bei jeder Abreibung stirbt ein Mensch, wird ermordet. Völlig wehrlos. Völlig unideologisch.
In Ihrer Ablehnung von Trump gehen viele jetzt deutlich zu weit. Nur weil Biden gegen den ungeliebten Präsidenten die Wahl gewonnen hat, ist er kein Heilsbringe. Ganz im Gegenteil. Denken Sie an die toten Kinder!
Nicht Lebensschutz als solcher ist Ideologie, siehe mein Link dazu. Sondern das, was daraus in aller Verengung gemacht wird.
In der Abtreibungsfrage geht es um Leben und Tod. Die anderen Fragen, die Sie erwähnt haben, mögen zwar ihre jeweils eigene Bedeutung haben, aber wenn es um Leben und Tod geht, sind sie sekundär.
In der Gerechtigkeits-Frage geht es um Leben und Tod. In der Schöpfungs-Frage geht es um Leben und Tod. In der Frage nach der Behandlung von alten Menschen geht es um Leben und Tod. Da ist nichts sekundär.
Jedes Jahr werden in den USA eine Million Kinder ermordet. Sie verharmlosen das mit Ihrer Relativierung.
Das stimmt doch überhaupt nicht. Nur weigere ich mich, Leben gegen Leben auszuspielen. Sich für das Leben einzusetzen ist immer ehrenwert, ganz gleich durch welche Umstände es gefährdet ist. Das will ich sagen. Das Ausspielen des einen gegen das Andere – gegen Abtreibung gut, für Umweltschutz schlecht – das ist ideologisch. Und hilft letztlich dem Schutz des Lebens auch nicht.
Durch eine vergiftete Umwelt können Menschen sterben und leider ist das auch Realität. Uns stehen allen die Bilder von zu Kloaken gewordenen Flüssen in Indien oder anderen Schwellenländern vor Augen, an denen und von denen Menschen leben. Nur wird daran auch ein Herr Biden nichts ändern können. Ob er langfristig etwas bewirken kann, man weiß es nicht.
Was man aber weiß ist, daß er sich ganz konkret schuldig am Tod unzähliger Menschen macht, wenn er ein „Recht auf Abtreibung“ fordert. Das läßt sich nicht relativieren. Das ist Beihilfe zum Mord.
Als Präsident der Wirtschaftsmacht Nr. 1 auf dem Planeten wäre es fahrlässig zu behaupten, er könne nichts machen.
Und was die Schuldfrage angeht: der von mir zitierte Theologe sagt ja, dass eine gute Sozialpolitik zu weniger Abtreibungen führt, das Stigmatisieren hingegen zu mehr. So gesehen machen sich radikale Abtreibungsgegner also auch „schuldig“, weil sie Frauen in die Perspektivlosigkeit treiben.
@ Herr Hagenkord:
Ich würde das noch nicht einmal Leben gegen Leben ausspielen nennen, sondern einfach die pure Gleichgültigkeit.
„Egal, das Kind ist ja jetzt geboren, da kann es von mir aus gleich wieder verrecken, interessiert mich doch nicht!“ So ungefähr nehme ich das wahr.
Entschuldigen Sie die Wortwahl.
Jepp, die Ungeborenen lassen sich wunderbar instrumentalisieren.
Dir machen ja auch keine Arbeit.
Würden Sie sich auch so wehement für die Kinder einsetzen die schon geboren sind und über das Mittelalter nach Europa kommen, oder die jetzt an der Ostgrenze Europas frieren … dann hätte ich Achtung vor Ihrem Einsatz.
So ist es eben nur einseitige Ideologie. Und es hat für mich sehr das Geschmäckle der Instrumentalisierung.
Christentum und katholisch sein ist mehr als Abtreibungsgehner oder gegen die Homoehe sein …..
Kein Wunder, dass wir nicht mehr für voll genommen werden.
Aha, wenn ein Kind verhungert oder erschossen wird (passiert in den USA durchaus), ist das „zweitrangig“.
Egal, geht ja nicht um Leben und Tod, das Kind verhungert ja nur oder wird erschossen.
REICHLICH merkwürdige Ideologie.
Was nützt einem Kind nun ein Präsident Trump, dem sein Leben komplett egal ist sobald es geboren wurde, insbesondere wenn es nicht weiß, männlich und von wohlhabenden Eltern ist? Siehe seine ***lager für minderjährige Einwanderer?
Mag sein, daß Biden eine Frau die abgetrieben hat nicht niederknüppeln will.
Aber er sorgt sich auch um das schon geborene Leben. UND um die Welt in der zukünftige Föten einmal hineingeboren werden sollen.
Nein. Jeder Mensch hat das Recht auf sein Leben. Selbstverständlich auch das verhundernde oder erschossene Kind. Der Unterschied liegt aber in der Anzahl. Hier eine Handvoll, dort eine Million!
Mir scheint, daß vielen Leuten, diese Millionen von Kindern nicht interesieren. Hauptsache, der verhaßte Trump ist endlich weg!
Und noch eine Bemerkung: Nur weil Ihnen die aktuelle Welt nicht paßt, haben Sie kein Recht einen Menschen zu ermorden, damit er nicht in diese Welt „hineingeboren“ wird.
Diese Quantifizierung entsetzt mich. Erstens weil sie Leben gegen Leben ausspielt. Das geht nicht. Zweitens weil „Handvoll“ eine Verniedlichung des Leidens und Sterbens von so vielen Menschen bedeutet, das ist an Zynismus nicht zu überbieten.
Taglich sterben 24.000 Menschen an Unterernährung, 3/4 davon sind Kinder unter 5 Jahren.
Soviel zu „eine Handvoll“.
Interessiert Sie das?
Ich habe nicht den Eindruck, daß Ihnen das Leben eines Kindes nach seiner Geburt ein Anliegen ist.
Dann ist es natürlich nur „recht“, wenn es gar nicht erst geboren wird. Wie zynisch.
Ideologie ist es, wenn man für Umweltschutz ist, aber gegen Lebensschutz. Und das ist ja offensichtlich die Mehrheitsmeinung. Aber statt diese ungerechte Mehrheit zu kritisieren, wird auf eine Minderheit Lebensschützer eingedroschen.
Das Lebensrecht ungeborener ist doch völlig gleichgültig, es entscheiden jene darüber, die ihr eigenes Leben der anderer verdanken, es aber anderen nicht gewähren wollen. Es ist nur richtig, dass die Kirche sich gegen so eine Ungerechtigkeit stellt.
@sabine: zur Klarstellung;
Wir leben in einem Rechtsstaat!
Also :
in der BRD leben wir unter dem Grundgesetz und über das wacht auch das BVG!
Wegen dieser Verfassung gibts die positive Religionsfreiheit bzw. gleichermaßen Geistesfreiheit.
..und dazu zählt auch , dass Sie frei Ihre Meinung äußern können!!
Es ist schon anmaßend, wie Sie und andere mit diesem sensiblen Thema umgehen!
Die betroffenen Frauen sind nicht leichtsinnig und stehen manchmal auch unter Druck der Ehemänner!!
Und glücklicherweise leben wir NICHT in einem Gottesstaat, wie er im aktuellen Polen immer mehr Wirklichkeit wird..
Meine Solidarität gilt
– wie auch in Belarus –
den mutigen Frauen die für den Rechtsstaat auf die Straße
Gehen…!!
Aber gibt auch ein positives Beispiel:
Irland- auch als Folge sexualisierter und körperlicher Gewalt verantwortlicher“Geistlicher“
hat die Kirche in ihre Schranken verwiesen..
Jeder kann seine Religion dort frei leben wie auch Agnostiker und Atheisten..
Sabine, dass Sie sich auf Trump beziehen- jenen geistigen Brandstifter, der zum Staatsstreich ermutigte- spricht Bände..
27.1. – Gedenktag Holocaust, Oper des Nationalsozialismus bzw. beispiellose Massenvernichtung.
Wir gehen auf Maria Lichtmess zu. Bald ist 2.2.
Die Hoffnung ist eine der christlichen Grundtugenden. Im Trias eventuell die schwierigste und hier auf Erden die wichtigste.
Abtreibungen verhindern wollen, ist erst einmal ehrenwerte. Klar. Etwas gutes ist eine Abtreibung nie.
Wenn einem aber alles andere egal ist, zum einen die Not im Stich gelassener und verzweifelter Frauen, zum anderen alles schon geborene Leben, wenn man Hunger, Waffengewalt, Umweltzerstörung, Drogenkrise und all das als „nebensächlich“ oder „zweitrangig“ bezeichnet, wenn es einem auch noch egal ist, in welche Welt so ein Fötus geboren werden soll und was für ein Leben so ein Kind dort haben soll, dann ist es kein „Lebensschutz“ mehr, sondern Ideologie.
Primär problematisch ist eben das Mindset, dass man ja selbst darüber entscheiden kann, wer oder was lebenswert ist oder eben auch nicht. Da fängt Lebensschutz an, weil der Mensch sich eben selbst zum Gott macht.
Ebenso ist es Aufgabe und Ziel des Lebensschutzes, die Umstände des Lebens zu verbessern. Wer anderes meint, hat eine Wahrnehmungsstörung.
Wenn ein so prominenter Kleriker wie Kardinal Müller davon abriet, den bekennenden Katholiken Biden zu wählen, weil dieser nicht total gegen Abtreibung Front gemacht hat, heisst das doch nur, er wollte zur Wahl Trumps ermuntern. Die oben wiedergegebene Meinung Faggiolis scheint das Gegenteil von dem zu sein, was dem Kardinal vorschwebt.. Boshaft formuliert hiesse das doch nur, dass eine (hoffentlich!) minimale Schnittmenge von Interessen ausreicht, um eine Reihe anderer, kirchlicherseits auch nicht für unwichtig erachteter Prinzipien (z. B. Scheidung) für einen Kardinal so unwesentlich werden zu lassen, dass sie dem einen Ziel untergeordnet werden müssen. Daraus, auch boshaft betrachtet, enthielte die Interessenlage Trump – Müller völlig neue Aspekte einer Ökumene. Da sei der Herr vor, hätte meine Grossmutter gesagt..
Wo wird am meisten abgetrieben? In Indien und China, und zwar vor allem wenn das Kind ein Mädchen ist.
Also zwei sehr männerbetonten Ländern. Wo das Leben einer Frau noch immer deutlich weniger wert ist als das eines Mannes.
Abtreibungen verhindern geht niemals über Niederknüppeln der Frauen (denn dort wo es illegal ist, wird trotzdem abgetrieben), sondern über Stärkung von Frauenrechten, Hilfe für Mütter, staatlich garantierte Kinderbetreuung, und generell eine gesamtgesellschaftliche Willkommenskultur für Kinder.
Die Coronakrise zeigt aber, daß auch bei uns noch Luft nach oben ist.
Die ganzen Belastungen die wir jetzt tragen, die Kontaktarmut, die Abschaffung normaler Umgangsformen, der Verzicht auf unbefangenes Miteinander, treffen Kinder und Jugendliche besonderst. Eine ganze Generation wird seit einem Jahr in ihrer natürlichen Entwicklung behindert, und DAS WIRD NICHT FOLGENLOS BLEIBEN, aber die Gesellschaft macht sich da keine Gedanken drüber, höchstens über die Schulnoten.
Schon ich leide unter dem ganzen Home Office psychisch, und ich bin 42 und habe im Leben schon viel schlimmes durchgemacht, es ist nicht die erste schwere Krise meines Lebens. Wenn es aber mir schon so geht daß ich nicht behaupten kann daß ich gerade superfröhlich wäre und es mir suuuuper gehen würde, wie geht es dann erst Kindern und Jugendlichen, DIE GERADE IN IHRER EMOTIONALEN ENTWICKLUNG SIND??
Es gibt keine Diskussionen darüber. Nur über Ladenöffnungen und Restaurants und Frseure…
Soviel zu unserer Willkommenskultur für werdendes Leben…