Was haben Sie für die Fastenzeit aufgegeben? Ich gebe zu, dass das Schwergewicht leicht in Richtung Aufgeben verschoben wird und die eigentliche Blickrichtung gen Osterfest unklar wird, aber für uns bedeutet Fasten eben vor allem Aufgeben von etwas, was uns am Herzen liegt oder was uns etwas kostet, um wacher zu werden, aufmerksamer, bewusster. Es soll eine geistliche Übung sein, die uns – erneut – beibringt, dass wir nicht allein auf das zählen können, was uns zufällt oder was wir selber machen können. Bedürfnisbefriedigung geht an die Seite, Fehlen und Verlust treten für die 40 Tage an ihre Stelle.
Also: Was haben Sie für die Fastenzeit aufgegeben? Die Frage ist nicht zu spät gestellt, denn jetzt, wo die erste Woche vorbei ist und wir im Alltag des Fastens angekommen sind, geraten wir in den Realitäts-Check. Was hält, was trägt, was ist gleich wieder über Bord gegangen?
Letzte Woche habe ich jemanden getroffen, dessen Fasten darin besteht, keine spitzen Bemerkungen über andere zu machen, vor allem nicht in deren Abwesenheit. Man kann das für eine eher moralinsaure Selbstverbesserung halten, aber wenn das Bild, das man von sich selbst bei anderen erzeugen will, auf Witz und Ironie beruht, dann kann das wirklich ein Fasten sein. Im Verlauf eines Abends ist die Schwierigkeit dieses Fastens sehr deutlich geworden, aber eben auch ihr Zweck: Still sein, wenn man normalerweise redet; zurücktreten, wenn man normalerweise die Kommunikation anführt; Anderes gelten lassen, wenn man normalerweise mit einer spitz formulierten Bemerkung die Atmosphäre prägt: Auch das ist Fasten.
Vor allem ist es ein Fasten, was bei der Vorbereitung auf Ostern wirklich hilft. Und das ist schließlich das einzige Kriterium, was in der Fastenzeit gilt. Es geht nicht um spirituellen Heroismus und um Stärke, sondern um aufgeben. Etwas von mir, etwas von meiner Welt gebe ich weg – zumindest für diese Vorbereitungszeit. Das macht mich nicht besser, lässt mich aber Ostern besser vorbereitet feiern.
Also: Was haben wir für die Fastenzeit aufgegeben?
Lieber Herr Pater Hagenkord, zum Thema gute Vorsätze und auch Fastenzeit empfehle ich die beiden Predigten unseres Kardinals von Neujahr und letztem Sonntag. Da steht alles drin an liebevollen Weisheiten. Thema Aufgeben: ich bin froh, wenn ich meinen alles andere als beschaulichen Alltag weiterhin ohne Zusammenbruch auf die Reihe bekomme. Weiterhin: die spitzen Bemerkungen zu reduzieren hatte ich mir zum 4. Mal in 4 Jahren bereits beim jeweiligen Jahreswechsel vorgenommen. Spätestens wenn ich blogge ist das vorbei. Bloggen Sie mit und Sie wissen, was ich meine.Zudem halte ich von Fastenzeit soviel wie von Muttertag..das ganze Jahr über aktiv sein, nett sein, oder nie.
Ich erlebe zur Zeit meine ganz besondere Form der vorösterlichen Bußzeit:
Nach einem Unfall Ende Januar war ich 15 Tage am Stück im Krankenhaus, wurde zweimal operiert, danach daheim sehr behindert und von der Sozialstation medizinisch bis heute versorgt.
Nächsten Donnerstag muss ich wieder ins Krankenhaus zu einer weiteren Operation, der dritten in sechs Wochen.
Da ergibt sich die Frage nicht, worauf ich in der Fastenzeit verzichten kann – der Verzicht auf mein normales Leben wurde mir aufgezwungen – sondern wie ich als Christin konstruktiv damit umgehen kann.
ja, wie man damit umgeht als gläubiger mensch. weihnachten 2009 habe ich mir aus einem hundertfünfzig prozent aktiven leben heraus den knöchel gebrochen.es brach alles um mich herum zusammen.monatelang.januar 2010 begann die mißbrauchsdebatte. da hatte ich auch viel zeit…zum überlegen.ich hatte das gefühl, wenn ich in mein altes leben zurückgehe, habe ich etwas wesentliches nicht begriffen.so richtig da angekommen, wo ich sein sollte oder könnte..bin ich noch nicht.alles gute, silvia brückner. 🙂
Ojej, gute Besserung, liebe Silvia.
danke, lebe Anna und auch Ihnen, Annemarie.
Ich überlege auch gerade, welche Konsequenzen das für mein Leben hat.
So weitermachen wie vorher wird auch nicht mehr gehen, dazu ist zu viel passiert.
liebe silvia, ich weiß ja, wie alt sie sind. dieses alter ist in der astrologie die 2. saturnrevolution. die erste ist mit um die 30..da entscheidet man sich selber und richtet sich die zukunft ein. bei der 2. ist man bereits so im berufsleben oder im stress von aussen und selbstgemacht, dass man schon mal–leider öfters–von oben den stolperstein bekommt..nachdenken über die frage : was mache ich weiter mit dem rest meines lebens, was k a n n ich noch, was ist meine weitere aufgabe,was will ich? wer bin ich eigentlich? bin ich das, was ich will, habe ich erreicht, was ich wollte, wollten die anderen..meine frage kam auf mich zugeflogen..ich denke seit 4 jahren, ich muss mich mal zurückziehen..geht leider nicht, ich muss aber..dann kam der knöchelbruch bei vorsichtigem laufen..was da alles zusammengebrochen ist um mich herum, kann ich nicht aufzählen. einige freundschaften..ach so, die kann nicht mehr arbeiten..adieu..mein ganzes religiöses leben stand auf dem prüfstand..wir haben nicht mehr die zukunft..für mich ganz neu, da ich immer zukunftsträume hatte..dies als beispiel.meine freundin, 3 tage älter als ich, hat in der zeit wegen mißwirtschaft ihren arbeitsplatz verloren und erkannt, dass sie sich genau dort krankgemacht hat.
Liebe Annemarie, das sind interessante Überlegungen, die bei mir total ins Schwarze treffen, auch die Erkenntnis, dass man in unserem Alter nicht mehr so große Zukunftspäne machen kann, was mir auch neu ist.
Dazu die Frage, wo ich religiös stehe.
Bei mir war es auch ein Sturz, der zu einer sehr komplizierten Trümmerfraktur an Handgelenk und Unterarm geführt hat, zum Glück wenigstens links.
Dabei war es an dem Tag nicht mal glatt.
Wie gesagt, Ihre Anregungen sind sehr interessant.
Meinen 61. Geburtstag habe ich auch im Krankenhaus verbracht. LG Silvia
Glaube, Liebe, Hoffnung…
Was bleibt sonst bei der heutigen Verwirrung und Kommerzialisierung?
Nichts bietet heute mehr Orientierung oder Halt.
Überall überleben Menschen nur noch ( o tempora o mores ).
Papst Benedikt ist mehr gefragt, als er ahnen kann, doch trotzdem tut er mehr als viele.
Hoffentlich sehen wir alle bessere Tage in absehbarer Zeit.
Möge der Friede des Herrn mit uns allen sein.
glaube, liebe hoffnung, nichts schwerer als das..
liebe silvia, so ist es mit der freiheit..je älter, desto weniger..was bei mir noch der fall war: alle probleme, die ich mit 30 nicht oder falsch gelöst hatte, und das war an allererster stelle die frage nach dem religiösen zu hause, sind dann in dem zusammenhang schon ohne den unfall ganz massiv wieder aufgetreten. mit 30 habe ich alles in nullkommanichts über den jordan, was mit kirche zu tun hatte. bin ausgetreten und dachte, nie wieder religion, nie wieder kirche..und nun..dass ich jahre im unglück verbringe wegen kirche und religion.dasproblem habe ich aber gelöst..der mißbrauch war mit 30 thema, den mußte ich verdrängen. mit anderen worten, manche leute haben eine ewige fastenzeit. fastenzeit als besinnungszeit..ostern hat auch mit weihnachten zu tun. advent ist mir immer unendlich viel lieber als die vorösterliche zeit. wir haben als kleine kinder bereits die fastenzeit einhalten müssen. der pfarrer hat das kontrolliert.ich bin also geheilt von dieser art vorbereitung auf ostern . ich befasse mich mit dem kreuzweg..vielleicht sind diese zeiten etwas für leut, die man sonst nicht zum nachdenken bekommt..
Liebe Annemaruíe, ich ziehe die Adventszeit auch vor und habe keine guten Kindheitserinnerungen an die Fastenzeit.
Aber eine amüsante doch:
Ich war 14, als der Kaplan im Religionsunterricht die so genannten Beichtbildchen, die es im Beichtstuhl gab, kontrolliert hat um zu sehen, ob wir zu Ostern beichten waren.
Ich habe mich geweigert, mein Bildchen zu zeigen, darauf der Kaplan mit mildem Lächeln:
„Von dir weiß ich sowieso, dass du beichten warst“.
Als ich dann meiner Mutter von meinem missglückten Zwergenaufstand berichtet habe, ging die prompt zum Kaplan, um sich für mich zu entschuldigen. Er hat sie aber beruhigt.
Das waren vielleicht noch Zeiten.
Und dann der jährliche Streit mit meiner Mutter, als ich nicht mehr zum Blasiussegen gehen wollte. Da hat dann ein anderer Religionslehrer meine Mutter beruhigt.
Ich denke gerade auch über mögliche Fehlentscheidungen nach, die ich so um die 30 getroffen habe und die jetzt nach einer Korrektur verlangen, aber alles möchte ich dann doch nicht in einem öffentlichen Blog erzählen. Gruß Silvia
das war aber ein netter kaplan.sie könnten am ende ihres lebens die beichtbilder zeigen. bei petrus..wir hatten einen rektor, der hat bei jeder noch so kleinen weigerung gesagt..am jüngsten tag wird jesus zu euch sagen, seht, ich kenne euch nicht, ihr wart nicht in der christenlehre..(man war einmal nicht drin wegen verwandtenbesuch. christenlehre war 14 uhr jeden sonntag.). fastenzeit früher erstmal nachkriegszeit, wo es eh nichts gab, in der fastenzeit noch weniger. dann spenden für die heidenkinder..täglich in die kreuzwegandacht..vor weihnachten war auch fastenzeit im advent. keine kreuzwegandacht :-).jeden montag war katechismusunterricht mit bestrafungen derjenigen, die samstags nicht beichten waren oder..sonntags nicht in der christenlehre, oder gar nicht in der kirche ,sowas gab es.gott war immer auf der lauer..um zuzuschlagen.nach ner todsünde starb man, oder kam wenigstens unters auto. das war mein religionsunterricht.keine beichtbilder.
Liebe Annemarie, die Christenlehre habe ich selbst nicht mehr erlebt, aber meine Mutter hat davon erzählt, dass auf dem Land im Badischen, wo ein Teil ihrer Verwandten lebte, die Christenlehre am Sonntagnachmittag stattfand.
Doch, der Kaplan war nett, wie fast alle meine Religionslehrer, da gab es höchstens mal kleine Meinungsverschiedenheiten.
Traumatische Erinnerungen an Priester oder Ordensfrauen habe ich nicht.