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Es war einmal Wald

Veröffentlicht am 13. Oktober 201913. August 2019
Aus Wald wurde Forst Erst Regenwald, nun Forst: im Sägewerk von Oberon Perondi

Es ist ein Traum für jeden rational denkenden Umweltschützer und Forstwirt: ein System von Konzession und Zertifizierung, das den Wald schützt und trotzdem Menschen ernährt. Wir sind zu Gast bei Oberon Perondi, Forstwirt und Besitzer eines Sägewerks in Morais Almaida tief im Regenwaldgebiet. Aber wo einmal unberührter Wald war, dort ist nun bewirtschafteter Forst. Aus Wald wurde Forst.

Oberon Perondi ist unser Gastgeber, er empfängt in seinem Sägewerk in Morais Almeida, tief drinnen im Gebiet des Regenwaldes. Eine Stadt, die vom Holz lebt, sagt er, fünf Betriebe gebe es hier. Und der Wald profitiere genauso wie die Menschen.

Aus Wald wurde Forst

Holz schlagen im Regenwald, das hört sich zuerst nach Abholzung an. Aber nein, Oberon Perondi besteht darauf, dass sie – die Forst- und Holzwirte hier – die wahren Waldbewahrer seien. Wir stehen neben einem Stapel gesägten Tropenholzes. Perondi zeigt auf einen Code, der an der Seite angebracht ist. Dieses Zertifikat zeige jedem Käufer, dass es sich um legales Holz handle.

Es ist ein kluges System, dass sich der Staat ausgedacht hat, erklärt Perondi. Es werden Konzessionen zu strengen Bedingungen vergeben. So hätten die fünf Betriebe hier 240.000 Hektar Regenwald zugewiesen bekommen, und nur sie, niemand sonst, dürfe dort Bäume schlagen.

Ein kluges System

Aus Wald wurde Forst
Noch ist das hier Regenwald

Perondi ist 40 Jahre jung, dynamisch, klug und zurückhaltend. Vor allem aber ist er überzeugt davon, dass das Konzessions-System den Wald bewahre und gleichzeitig Arbeitsplätze schaffe.

240.000 Hektar Regenwald: ein ganz schönes Stück, im beliebten Vergleich gemessen fast so groß wie das gesamte Saarland. Oder wie Vorarlberg. Oberon Perondi schaut auf eine Landkarte und beschreibt den Wald, den er als Fortwirt bewirtschaften darf.

„Wir sind fünf Betriebe, die gemeinsam im Nationalwald die Konzession bekommen haben, Bäume schlagen zu dürfen. Wir haben das gesamte Gebiet unserer Konzession in 30 Teile geteilt, 30 Bezirke, von denen wir pro Jahr nur einen bewirtschaften. Ein Bereich kommt also alle 30 Jahre lang dran, den Rest der Zeit bleibt er für sich. Dabei wird ein Baum pro Hektar geschlagen, mehr nicht.”

8.000 Bäume pro Jahr

Machen wir die Rechnung auf: 240.000 Hektar werden in 30 Gebiete aufgeteilt, pro Jahr kommt eines davon in Bewirtschaftung, jedes Gebiet ist also nur alle 30 JAhre dran. Teilen wir die Fläche durch 30 dann sind das 8.000 Hektar für jedes Jahr, im Regenwald gibt es pro Hektar etwa 380 Bäume, einer davon darf pro Jahr geschlagen werden, das sind also 8.000 Bäume, die in Konzession gefällt werden. Umgerechnet seien das 25,8 Kubikmeter Holz, 36,3 Raummeter, für diejenigen die sich mit Holz auskennen.

Oberon Perondi zeigt auf seine Karte, der gesamte Floresta Nacional ist farblich markiert, darin seine eigene Konzession. Überhaupt ist alles gut erschlossen, es wird mit GPS-Markierungen gearbeitet, mit genauen Karten und mit Chips, die an Bäumen angebracht werden, damit die Einhaltung der Bedingungen der Konzession überprüft werden kann. Sehr modern, sehr rational.

Sehr modern, sehr rational

„Wir machen eine Bestandserhebung in dem Gebiet, wir untersuchen den Umfang und den Reifegrad der Bäume, das alles muss über eine Liste der Aufsichtsbehörde vorgelegt werden. Und wenn die das dann abgesegnet hat, dann entscheidet der Markt, welche Bäume nun geschlagen werden.” Nur so bekommen die die Zertifizierung, die Oberon Perondi so wichtig ist und die an der Seite seiner Tropenholz-Stapel befestigt ist. „Bei der Zertifizierung geht es darum, dass die Illegalen keine Chance haben weil jeder Käufer genau weiß, woher das Holz kommt.”

Nur so lasse sich die Waldwirtschaft und gleichzeitig der Schutz des Waldes gemeinsam umsetzen, sagt er. Die staatliche Regulierung über Konzession und Zertifikat stelle den Schutz sicher und erlaube eine Bewirtschaftung, welche den Wald als solchen erhalte.

Bewirtschaftung, die den Wald erhält?

Dem rational und wirtschaftlich denkenden Geist klingt das alles sehr logisch. Holz wird geschlagen, da ist es besser dass es reguliert und überwacht passiert als wild. Die Nachfrage ist da, das Angebot folgt aber klaren Regeln, die sich unter anderem am Waldschutz orientieren.

Perondi ist überzeugt, dass das der Weg für den Wald ist. Menschen wollen leben, über die Konzessionen werden klare Grenzen und Bedingungen gesetzt, die Zertifizierung erlaubt es jedem Käufer, genau nachzuvollziehen, was er da kauft und ob das alles legal ist.

Da stehen wir nun auf dem Hof des Sägewerkes, Stapel von Tropenholz um uns herum. Ist das nun der Weg zum Schutz der Umwelt? Der rationale Kapitalismus? Geht Schutz wirklich nur so?

Geht Schutz wirklich nur über Kapitalisierung?

Das hieße ja im Umkehrschluss, dass Regenwald nur als Regen-Forst überleben könne. Dass das aufgeklärte Eigeninteresse in diesem Fall der Forst- und Holzwirte für den Schutz der Bäume und des Waldes sorgt. Die Indigenen würden widersprechen, mindestens.

Ist das nun schon Bewahrung der Schöpfung wie sie Laudato Si‘ etwa fordert? Und für Christen als nicht optional definiert? Oder ist das der Schritt in die Kapitalisierung des Waldes, der letztlich diejenigen verdrängen wird, die sich dem Kapitaldenken versagen?

Oberon Perondi kennt diese Zweifel nicht. „Wir sind die wahren Umweltbewahrer“, sagt er. Aber bei aller Klugheit des Systems, bei aller Zertifizierung: es ist kein Regenwald mehr. Es ist ein bewirtschafteter Wald. Ein Forst.

 

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Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit
Schlagwörter #SinodoAmazonico, amazonas, Amazonien, Forstwirdschaft, Holz, Landwirtschaft, Regenwald, Umweltschutz, Wirtschaft

2 Kommentare zu “Es war einmal Wald”

  1. Christoph sagt:
    13. Oktober 2019 um 12:14 Uhr

    Mit Vernunft und Augenmaß die Schöpfung bewirtschaften. Wüsste nicht, was daran Böses wäre.

    Und die Indigenen wird man ja gefragt haben, ob sie bei der Forstwirtschaft mitmachen wollen. Vielleicht ist so ein kleiner Nebenverdienst gar nicht so schlecht, um sich das Leben auf die eine oder andere Art zu verbessern.

    Es muss nicht immer alles so bleiben, wie es war.

    Meint
    Euer Christoph

    Antworten
    1. Pater Hagenkord sagt:
      14. Oktober 2019 um 09:51 Uhr

      Es muss nicht alles bleiben, das ist richtig. Nur bin ich skeptisch, ob die Indigenen wirklich gefragt wurden.

      Antworten

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