Der Heilige Franz von Assisi ist mit Abstand der beliebteste und bekannteste Heilige der Katholischen Kirche. Wenige haben wie er Spiritualität und Glauben geprägt, wenige eine so starke und lang anhaltende Bewegung gegründet.
Der wahre Grund ist aber wahrscheinlich, dass wenige Menschen Jesus so nahe gekommen sind, wie er. Wir sehen in dem mittelalterlichen Asketen und Prediger ein Bild, wie Jesus 1.000 Jahre nach Christus gelebt haben könnte. Oder vielleicht besser: Wie ein Leben 1.000 Jahre nach Christus aussehen müsste. Und das ohne moralinsaure Botschaft. Der Heilige ist freundlich und macht uns kein schlechtes Gewissen, er zeigt uns christliches Leben in aller Radikalität, Friedlichkeit, Freiheit, Anspruchslosigkeit in Sachen Macht etc.
Damit gibt er uns den perfekten Ort für Treffen zum Thema Frieden: Seine Stadt, Assisi. Sein Leben und das seiner Mitstreiter Clara und der erste Franziskaner – so fern es uns auch sein mag – ist immer noch stark genug, das meiste von dem auszudrücken, warum die Vertreter der Religionen und nicht nur sie nach Assisi kommen.
Franziskus ist schlicht und einfach entwaffnend. Und – wenn man genauer hinschaut – ist er auch gar nicht kitschig. Papst Johannes Paul II. beim ersten Assisi-Weltgebetstreffen, 1986:
“Das ist die ständige Lehre von Assisi: es ist die Lehre des hl. Franziskus, der für uns ein anziehendes Ideal verkörpert; es ist die Lehre der hl. Klara, seiner ersten Schülerin. Es ist ein Ideal, das sich aus Sanftmut, Demut, einem tiefen Gefühl der Nähe Gottes und der Bereitschaft, allen zu dienen, zusammensetzt. Der hl. Franziskus war ein Mann des Friedens.”
Sonnengesang oder Lob der Schöpfung
Höchster, allmächtiger, guter Herr,
dein sind der Lobpreis, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen.
Dir allein, Höchster, gebühren sie,
und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.
Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen,
zumal dem Herrn Bruder Sonne;
er ist der Tag, und du spendest uns das Licht durch ihn.
Und schön ist er und strahlend in großem Glanz,
dein Sinnbild, o Höchster.
Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Mond und die Sterne;
am Himmel hast du sie gebildet, hell leuchtend und kostbar und schön.
Gelobt seist du, mein Herr, durch Bruder Wind und durch Luft
und Wolken und heiteren Himmel und jegliches Wetter, durch das du deinen Geschöpfen den Unterhalt gibst.
Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Wasser,
gar nützlich ist es und demütig und kostbar und keusch.
Gelobt seist du, mein Herr, durch Bruder Feuer,
durch das du die Nacht erleuchtest;
und schön ist es und liebenswürdig und kraftvoll und stark.
Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde,
die uns ernähret und lenkt
und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.
Gelobt seist du, mein Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
und Krankheit ertragen und Drangsal.
Selig jene, die solches ertragen in Frieden, denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt werden.
Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, den leiblichen Tod;
ihm kann kein Mensch lebend entrinnen.
Wehe jenen, die in schwerer Sünde sterben.
Selig jene, die sich in deinem heiligsten Willen finden,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.
Lobt und preist meinen Herrn
und sagt ihm Dank und dient ihm mit großer Demut.
Quelle: Franziskus-Quellen, Kritische Ausgabe aller Schriften des heiligen Franziskus, Lebensbeschreibungen, Chroniken und Zeugnisse, erschienen bei Butzon und Bercker, herausgegeben von den deutschsprachigen Franziskanern.
Franz v. Assisi ist nicht nur der bekannteste heilige der katholischen Kirche, ihn kennen glaube ich auch Menschen die mit dem Glauben nicht so viel zu tun haben.
In ihm zeigt sich die ganze Liebe Gottes zu seiner ganzen Schöpfung, angefangen vom Kosmos bis zum kleinsten Geschöpf, der geringsten Kreatur.
Es leuchtet auf die Schönheit und Ganzheit der Erde. Die Vielfältigkeit in der Einheit.
Was für eine schöne Beschreibung! Zwei Bilder des Heiligen hängen seit 40 Jahren in meinen jeweiligen Wohnungen. Vom Studentenheim in Münster bis nach Berlin hat Franziskus alle Umzüge überstanden. Mir ist er zusätzlich als Tierschutzheiliger sehr liebgeworden.Natürlich war ich auch in Assisi