Von der Pfarrer-Initiative, neuen Strukturen, dem Aufbau neuer Gemeinden heute und der Chance neuer Wege der Verkündigung: Ein Interview mit Otto Neubauer
Gestern hatte ich im Blog von meinem Erkundungsgang in Sachen Kirche in der Krise berichtet. In den Konflikten stellt sich immer wieder die Frage, was eigentlich zukunftsfähig ist. Wie soll und kann der Glaube heute und morgen verkündet werden?
Dazu habe ich mich an die „Akademie für Evangelisierung“ in Wien gewandt. Sie wird getragen von der Gemeinschaft Emanuel und will moderne Formen der Verkündigung ausprobieren und vermitteln: Sie sei eine „Riesenchance eines Laboratoriums und eines Aufmischens von neuen Ideen, wie man heute das Evangelium weitergeben kann“, so deren Leiter, Otto Neubauer. Sie gebe einen neuen Blick auf die Gesellschaft unter der Rücksicht, welche Grundberufung die Kirche für die Welt habe. Die ganzen kirchlichen Fragen müssten sich auf dieses Ziel hin orientieren. Thesen, die auch bis nach Rom gedrungen sind: Im vergangenen Sommer war Neubauer Vortragender beim Ratzinger-Schülerkreis in Anwesenheit des Papstes.
Ist es diese Art Laboratorium, das Österreichs Kirche im Augenblick braucht? Die Pfarrer-Initiative sieht das ja etwas anderes, sie will vor allem strukturelle Änderungen.
„Ich glaube, dass es da ganz viele berechtigte Anliegen gibt. Die Frage ist aber immer, was das Wichtigste ist. Daran muss ich alles orientieren. Man muss aufpassen, dass man sich nicht in den Strukturfragen verhadert. Es ist die Frage, ob es dem eigentlichen Prozess dient, also der Mission der Kirche heute. Da muss man schon aufpassen, dass man nicht in klerikale Engführungen kommt und nur daran denkt, genug Priester zu haben.
Die ganz große Herausforderung wird überhaupt sein, Laien ‚fit’ zu machen, in unserer Gesellschaft den Glauben weiter zu geben. Da haben wir vom Vatikanum her noch viel nachzuholen.“
Also weniger Strukturfragen und Konflikte?
„Es wird immer zu Konflikten mit den Strukturfragen kommen, weil ein Umbau von Vergemeinschaftung immer neue Strukturen schaffen wird. Die Frage ist aber immer, wozu eine bestimmte Struktur oder Gemeinschaft da ist. Ich glaube nicht, dass die Lösung für uns ist, genug Priester zu haben, und dann würden wir schon die Leute erreichen. Ich glaube eher, dass wir Formen von Vergemeinschaftung finden, sozusagen kleine christliche Zellen, die offen in die Gesellschaft hinein wirken. Das hat dann strukturelle Auswirkungen.
Wir müssen aufpassen, dass wir nicht eine klerikale Sektirerkirche werden, ob mit verheirateten oder mit unverheirateten Priestern. Das Heil liegt nicht darin, dass es einen Kirchturm und einen Pfarrer gibt.
Natürlich ist die Eucharistie Quelle und Höhepunkt, aber sie lebt auch von Gläubigen, die miteinander feiern, beten und den Glauben weitergeben. Da müssen wir noch viel mutiger und kühner sein in neuen Formen, wie wir uns als Kirche zusammen tun. Wir sollten nicht mehr an bestehenden Pfarrsystemen hängen. Wir brauchen christliche Zellen, die in die Gesellschaft hinein wirken, dass sind die Männer und Frauen von heute, die sich zu einer Eucharistiegemeinschaft treffen, weil das ihre Quelle ist. Ich kann aber nicht von den Orten ausgehen, wo es eine Messe gibt und dann alles darum herum aufbauen.“
Jede Strukturreform muss also in einen geistlichen Prozess eingebunden sein. In dem Anliegen, bei den Menschen zu sein, treffen sich die Pfarrer-Initiative und der Ansatz der Akademie, aber man zieht daraus andere Schlüsse. Allein der Blick in die Demographie zeige, dass ein Erhalt der Pfarrstrukturen sich um eine zunehmend kleiner und älter werdende Gruppe kümmere. Es müsse aber auch darum gehen, neue Gemeinden zu gründen und Mission neu zu beginnen, so Neubauer.
Die Kirche in Österreich sieht nach außen gespalten aus, die Pfarrer-Initiative und andere Konflikte lassen die Kirche jedenfalls so erscheinen. Wo liegt für Sie der Weg aus diesen Konflikten heraus?
„Ich würde das mit den Spaltungen gar nicht immer so negativ sehen. Die Frage ist, wie wir den gemeinsamen Glaubenssinn dafür finden können, wofür wir da sind. Wir haben hier in Wien gemerkt: Ob ich jetzt vom Opus Dei komme oder von Wir Sind Kirche her komme, wenn wir gemeinsam gerufen sind, für die Armen da zu sein, dann stellt sich die Frage nach meinem Kirchenbild ganz anders. Das ist das Ziel: Wenn es um die Menschen geht, können wir viel mehr gemeinsame Punkte und eine Einheit finden. Das wird auch so sein: Wir werden ganz überrascht sein, wie viele da aus unterschiedlichen Kirchenbildern heraus zusammen arbeiten werden.
Die Konflikte im Augenblick sind also eher Ausdruck einer Pluralität von Kirche, vor der wir keine Angst haben sollten.“
“Das Heil liegt nicht darin, dass es einen Kirchturm und einen Pfarrer gibt.” – darum geht es:)
…und es geht nicht um Anzahl der Priester, sondern um die Qualitaet.
kann ich nur unterstützen, liebe anna. q u a l i t ä t. aber auch bei den gläubigen geht es um qualität. einen schönen tag wünsche ich ihnen, liebe anna.irgendwie muss ich lachen und weiß nicht, warum..die dinge liegen so einfach, aber es nützt nichts. es gibt sitzungen ü b e r die menschen..nicht mit ihnen.hin und wieder die großen weisheiten von oben.darauf wird sich dann wohl ausgeruht vor lauter erschöpfung.1000 jahre sind auch hier wie 1 tag und 1 tag ist wie tausend jahre.das sind aber nicht gottes mühlen, die da so langsam mahlen, sondern menschenmühlen. und gott wartet. 🙂
…die Gläubigen sind die Schafen, die irren. Daher brauchen sie gute Hirten (einige nur physisch).
ausdruck einer pluralität, die mich eher an ghettos erinnert, als an zusammenarbeit. ich habe vor einiger zeit 2 mal ein seminar über das bußsakrament mitgemacht. beide male bei ein- und demselben jesuiten. thema: der verlorene sohn. bibliodrama. es sollte sich jeder der über 30 teilnehmer mit einer person aus der geschichte identifizieren, fast alle haben sich mit dem älteren sohn in verbindung gebracht. das läßt tief bicken.der neid und die eifersucht auf diejenigen, die nicht konform gehen, “scheitern”..kirchliche praxis ist alles andere als der liebevolle vater….das wort mission reizt mich zum widerspruch. opus dei und kirche von unten haben eine große gemeinsamkeit: sie interessieren sich nicht für die jeweils andere partei.weiter: mehr priester müssen bezahlt werden von mehr gläubigen. es sei denn, mehr priester wollen es so machen wie in einer evangelischen gemeinde, die ich kenne: taxi fahren..wenn von zellen geredet wird, die in die gesellschaft hineinwirken, wüßte ich gerne, welche zellen gemeint sind. denn die bestehenden werden als spinner bezeichnet immer wieder. von aussenstehenden.einheit der kirche als gleichschaltung erlebe ich immer wieder. von oben und von unten.pluralität wäre das freundliche nebeneinander, miteinander.
…und es geht nur ausschließlich um Heil. Bin mir aber nicht sicher, ob das Heil eine Chance haette, wenn die Oesterreicher alles das, was sie fordern erreichen wuerden.
nö, anna..hat es meiner ansicht nach auch nicht. ist reine beschäftigungstherapie mit gott als zuschauer.der, wenn es ihn gibt, dies und jenes machen muss. jesus kann froh sein, wenn er eine rolle darin spielt, die über den sozialarbeiter hinausgeht.. ich kenne die diskussionen um kirche seit 1970…das evangelium ist immer so gefährlich, dass man es auseinandernehmen muss, bis nichts mehr bleibt. dann aufatmet und weiter zu sitzungen geht.der mensch, das risiko gottes.
Alles schön und gut, neue Strukturen, Aufbau von Gemeinden und Verkündigung eine Chance der Weitergabe des Glaubens macht dann Sinn und bringt etwas wenn es mit den Menschen in der Gemeinschaft jeder einzelnen Gemeinde geschieht und nicht über den Köpfen der einzelnen hinweg. Die Gläubigen wollen mitgenommen, gefragt und informiert werden. Integriert sein, was nützt es wenn in Akademien Beschlüsse gefasst werden die nach unten beim Glaubensvolk nicht ankommt oder falsch ankommt.
ich denke nochmal an die religiösen gruppen, von denen auch unser kardinal sich erneuerung erhofft. er geht natürlich positiv an diese gruppen heran. wie aber sieht der kirchenalltag aus? charismatische bewegung? ach gott, die sind ja…fokulare? spinner…marianische gruppen..um himmels willen.auf wen wartet man da eigentlich, meine frage..es sind gruppen, die im gemeindeleben verankert sind.