Befreiungstheologie ist für kurze Zeit wieder Thema. Aber leider nur als Konflikt. Für den Inhalt interessieren sich nach wie vor nur sehr wenige. Als vor einigen Tagen Pater Gustavo Gutierrez, der mit seinem Buch „Theologie der Befreiung“ Namensgeber dieser theologischen Richtung ist, an einer Pressekonferenz im Vatikan teilnahm, wollte gleich die erste Frage, später dann noch einmal zwei Fragen, wissen wie es um den Streit und die Ablehnung und die Verurteilung der Befreiungstheologie stehe. Ein Journalist meinte sogar fragen zu sollen, ob die Seligsprechung von Oscar Romero und anderen nicht wie der Berliner Fall der Mauer zwischen Vatikan und Befreiungstheologie sei. Ich selber habe auch Interviewanfragen bekommen, die dann aber zurückgezogen wurden, weil sich nicht wirklich ein Konflikt abzeichnete (jedenfalls vermute ich hier den Rückzug). Gutierrez selber Gustavo Gutierrez, die Befreiungstheologie sei „nie, nie verurteilt“ worden.
Da meist zitierte Dokument – wenn denn überhaupt eines zitiert wird – ist „Libertatis Nuntius”, über einige Aspekte der Theologie der Befreiung“ [übersetzt: Botschacht der Freiheit, veröffentlicht 1984]. Hier warnt der Vatikan vor Theorien, die marxistisch, nicht christlich begründet sind. Oder in den Worten des Textes selber: „Sie will die Aufmerksamkeit der Hirten, Theologen und aller Gläubigen auf die Abweichungen und die Gefahren der Abweichung lenken, die den Glauben und das christliche Leben zerstören, wie sie gewisse Formen der Theologie der Befreiung enthalten, die in ungenügend kritischer Weise ihre Zuflucht zu Konzepten nehmen, die von verschiedenen Strömungen des marxistischen Denkens gespeist sind.”
Keine Verurteilung
Aber auch hier gleich die Einschränkung im nächsten Satz: „Diese Warnung darf in keiner Weise als eine Verurteilung all derer ausgelegt werden, die hochherzig und im authentischen Geist des Evangeliums auf die „vorrangige Option für die Armen“ antworten wollen. Sie darf in keiner Weise denen zum Vorwand dienen, die sich angesichts der tragischen und drängenden Probleme des Elends und der Ungerechtigkeit hinter einer Haltung der Neutralität und der Indifferenz verschanzen. Im Gegenteil, sie ist von der Gewißheit bestimmt, daß die tiefgreifenden ideologischen Abweichungen, die sie anzeigt, unabdingbar dazu führen, die Sache der Armen zu verraten. Mehr denn je ist es erforderlich, daß die zahlreichen Christen, die in ihrem Glauben erleuchtet und dazu entschlossen sind, ein christliches Leben ohne Abstriche zu führen, sich aus Liebe zu ihren enterbten, unterdrückten und verfolgten Brüdern im Kampf für Gerechtigkeit, Freiheit und Menschenwürde einsetzen. Mehr denn je will die Kirche die Mißbräuche, die Ungerechtigkeiten und die Verstöße gegen die Freiheit verurteilen, wo immer sie begegnen und wer immer sie anzettelt, und mit den ihr eigenen Mitteln kämpfen, um die Menschenrechte, insbesondere in der Person der Armen, zu verteidigen und zu fördern.”
Den Text habe ich deswegen so ausführlich zitiert, weil er zeigt, dass es nicht um die Ablehnung von Freiheit oder ein Wegschauen geht, wo Unterdrückung herrscht. Leider ist das medial aber anders gespielt worden und der Satz „der Vatikan war/ist gegen Befreiungstheologie“ gehört zum Standartrepertoire eines normalen mitteleuropäischen Christen. Und er ist falsch.
Denn es gibt noch ein zweites Dokument zur Befreiungstheologie aus dem Vatikan (1986m Unterschrift Kardinal Joseph Ratzinger), das einige Jahre später veröffentlicht wurde, das aber niemand zur Kenntnis nahm, weil es so gar nicht in das Bild „Vatikan/Ratzinger gegen Befreiungstheologen“ passen wollte.
Hier wird positiv der Frage nach der Freiheit und der Suche danach nachgegangen. Den Duktus des ersten Kapitels kennen wir, da wird die Suche nach Freiheit als positiv und zutiefst menschlich bewertet, dann aber auch beschrieben, wie die Ergebnisse der Unterwerfung der Natur Freiheit gefährdet, weil sie neue Ungerechtigkeiten und neue Ungleichheiten schafft. Nur eines von vielen Textbeispielen: „Zwischen den Nationen, die Macht besitzen, und denen, die machtlos sind, sind neue Beziehungen der Ungleichheit und Unterdrückung entstanden. Das Verfolgen eigener Interessen scheint die Regel der internationalen Beziehungen zu sein, ohne dass man das Gemeinwohl der Menschheit in Betracht zieht. Das innere Gleichgewicht der armen Nationen ist durch den Waffenimport zerbrochen, was bei ihnen zu einem Faktor der Entzweiung wird, der zur Herrschaft der einen Gruppe über die andere führt. Welche Kräfte könnten nun noch den systematischen Rückgriff auf Waffen verhindern und dem Recht seine Autorität zurückgeben?“ (Nr 16.) Beziehung der Unterdrückung, Waffenhandel: Das ist etwas, was ich auch schon in den ersten Enzykliken von Johannes Paul II. gefunden habe, und „diese Wirtschaft tötet“ von Papst Franziskus ist auch nicht weit davon entfernt.
Beziehungen der Unterdrückung
Dann wird im Text darauf eingegangen, dass Freiheit eben nicht mit einem Mehr an Macht über Natur, andere, oder sich selbst zusammen hängt, sondern mit der eigenen Würde. Auch das sind Gedanken, die weder neu noch zum letzten Mal geäußert sind. Es folgt ein längeres Nachdenken über die verschiedenen Aspekte von Unfreiheit und Befreiung, darunter auch die Frage nach der Unfreiheit durch Sünde. Nichts wird ausgelassen.
„Die Kirche hat den festen Willen, auf die Sorgen des Menschen von heute zu antworten, der harten Unterdrückungen ausgesetzt ist und nach Freiheit verlangt.” So heißt es in Nr. 61. Das bedeute aber nicht, wirtschaftlich und politisch zu handeln, das bedeute vielmehr, solidarisch zu sein und die Liebe Gottes für jeden Menschen, zuerst für die Armen und Kleinen, zu bezeugen. In den Worten des Dokumentes: „Die von Christus bewirkte Befreiung bis in die Wurzel hinein, die dem Menschen die wahre Freiheit zurückgibt, weist ihm zugleich eine Aufgabe zu: eine christliche Lebensführung als Verwirklichung des Hauptgebotes der Liebe” (Nr. 71).
Das ist nicht fromm und innerlich gemeint, das verschiebt nicht die Debatte ins Gebet oder in die glaubende Privatsphäre, sondern ist erst richtig radikal, weil es sich nicht auf äußere Aspekte beschränkt, sondern den gesamten Menschen, die Würde eben, umfasst. Das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe und die Frage nach der Gerechtigkeit gehören zusammen (Nr. 72).
Christliche Befreiung
Der Vatikan legt also gewissermaßen eine Befreiungstheologie vor, wie wir sie heute auch in Dokumenten wie dem von Aparecida finden, oder bei Papst Franziskus: „Wenn die Kirche die Gründung und das Wirken von Vereinigungen, wie die Gewerkschaften, ermutigt, die für die Verteidigung der Rechte und legitimen Interessen der Arbeitnehmer und für die soziale Gerechtigkeit kämpfen, billigt sie damit nicht zugleich jene Theorie, die im Klassenkampf die innere Dynamik des sozialen Lebens erblickt. Die Handlungsweise, die sie befürwortet, ist nicht der Kampf einer Klasse gegen eine andere, um den Gegner auszuschalten; sie geht nicht aus von der absurden Bindung an ein angebliches Gesetz der Geschichte. Sie ist vielmehr ein ehrliches und überlegtes Ringen um soziale Gerechtigkeit und Solidarität” (Nr. 77).
Vielleicht wird es also Zeit, die Befreiungstheologie zu befreien: von der Brille des Konfliktes, die alles färbt.
Lieber Pater Hagenkord, es ist das gute Recht von Pater Gustavo Gutierrez OP – den ich sehr verehre – dies zu sagen. Nur so zu tun als hätte der Vatikan immer hinter der sog. „Theologie der Befreiung „ gestanden ist in der Eindeutigkeit wie Sie es beschreiben nicht so ganz richtig. Sorry für diese offenen Worte. Gerade in den dunklen Jahren der Celam hat es durch einige Bischöfe und Kardinäle massive Behinderungen von Priestern, Ordensleuten die an der Seite der Armen gelebt und gearbeitet haben, gegeben. Wir dürfen nie vergessen, dass einige Teile der katholischen Kirche an den Tischen der Oligarchen gesessen haben und faschistische Regime in Lateinamerika unterstützt haben. Der Vatikan hat mehrfach massiv in die Arbeit dieser theologischen Richtung eingegriffen und versucht die Theologen zu reglementieren. An dieser Stelle sei durchaus noch einmal an Ihren Mitbruder Jon Sobrino SJ stellvertretend für Andere erinnert. Recht gebe ich Ihnen allerdings in der Einschätzung, dass wir sie (die Theologie der Befreiung) aus dem Konflikt befreien müssen…..
Die alles nur sehr kurz, wir sind heute aus Peru zurückgekommen (unser fünftes Enkelkind ist dort zur Welt gekommen, nun haben wir drei kleine Peruaner in der Familie). Auf diesem Wege auch herzlichen Dank für die päpstlichen Koordinaten 1- 6 , habe ich mit großer Begeisterung unterwegs gelesen. Nun muss ich sie vertiefen, aber schon jetzt kann ich sagen, dass ich sie für eine sehr profunde Zusammenfassung der bisherigen Arbeit des Pontifikats Franziskus halte.
Für jeden der in diesem Blog seine Kenntnisse über die „Theologie der Befreiung“ vertiefen möchte, sei hier ein Buch im Herder Verlag zu empfehlen: „Das Gott den Schrei seines Volkes hört“.
Und noch ein sehr schönes Interview mit Jon Sobrino SJ http://weltkirche.katholisch.de/de/weltkirche/aktuelles/20140313_jon_sobrino_franziskus.php
Die Geschichte ist selten schwarz/weiß, sondern meistens in Grautönen gemalt. Natürlich hat es massive Konflikte gegeben, aber Sie werden mir zustimmen, dass eine einseitige Zuschreibung von Schuld nicht wirklich hilfreich ist. Es gab Befreiungstheologen, die zu Waffen gegriffen haben. Es gab Behinderungen des freien Denkens. Aber es wäre meiner Meinung nach falsch, in der Auseinandersetzung alles über einen Kamm zu scheren. Es gibt eine positive Bewertung des Theologisierens über Befreiung, auch aus dem Vatikan. Das soll bei aller – und unter den Medien besonders verbreiteter – Fixierung auf den Konflikt nicht vergessen werden. Das allein ist mein Anliegen.
Wenn die zitierten Dokumente falsch verstanden wurden, dann ist die Kirche selber schuld: Die einschlägigen Sätze stecken in Bandwurmsätzen mit mehr als 5o (!) Wörtern. Ich freue mich deshalb ob der ebenfalls heute publizierten Empfehlung des Papstes an die italienischen Bischöfe. Sein Wort ins Ohr der vatikanischen Behörden, insbesondere der Glaubenskongregation! Weniger Schachtelsätze dienen auch der Verständlichkeit der Übersetzung.
Sehr geehrter Pater Hagenkord,
es stimmt ja schon, dass Geschichte nicht schwarz-weiß ist und es stimmt auch, dass es Äußerungen von Befreiungstheologen gegeben hat, die man von römischer Warte aus als inakzeptabel finden kann. Und Rom hat selbstredend das Recht dies zu äußern.
Man sollte aber auch den Mut haben dazu zu stehen, dass sich auch Rom in Ton und Umfang seiner Maßnahmen gegen die Befreiungstheologien vergriffen hat. Ein nicht ganz unbedeutender deutschsprachiger systematischer Theologe sagte 2007 wortwörtlich zu mir nach der Abkanzelung Ihres Ordensbruders Sobrino (immerhin ein halber Martyrer): “Der Pontifikat von Benedikt ist für mich gelaufen. Die Römer haben überhaupt nicht verstanden, worum es Sobrino geht und verurteilen Dinge an ihm, die er nie vertreten hat.” Das sollte man nicht vergessen.
Wenn man genau hinsieht, dann ist das alles ein Geben und Nehmen gewesen, immer schon. Was Sobrino angeht, bin ich nicht wirklich versiert, aber die Stellungnahme aus Rom zu ihm ist wie gesagt aus dem Jahr 2007, lange nach den Auseinandersetzungen um die Befreiungstheologie. Natürlich hat die Autorität immer mehr Verantwortung, in diesem Fall die Kirche, aber auch im Vatikan waren sich nicht immer alle einig. Gerhard Ludwig Müller zum Beispiel hat die Befreiungstheologie immer verteidigt und zum Beispiel Gutierrez bescheinigt, fest auf dem Grund und Boden der katholischen Theologie zu stehen. Es ist nicht alles schwarz/weiß.
Sehr geehrter Pater Hagenkord,
ich glaube, wir sind da beide gar nicht so furchtbar weit weg voneinander. Vielleicht sehe ich die Autorität ein wenig kritischer als Sie – und manchmal würde ich mir einfach mehr Zurückhaltung wünschen (wenn zum Beispiel bei einem ganz anderen Thema, nämlich der Homosexualität, die “Schöpfungsordnung” als – sit venia verbi – Totschlagargument aus der Mottenkiste geholt wird – als ob irgendein Mensch, inklusive Lehramt, die Gedanken Gottes auch nur irgendwie korrekt nachdenken, geschweige denn in ihrer vollendeten Einfachheit verstehen könnte). Ein anderer Ordensbruder, auf dessen Seligsprechung ich nach wie vor hoffe, nämlich Karl Rahner, dessen theologischer “Enkel” auf verschlungenen Wegen ja doch auch unser Papst ist, forderte eine viel stärkere Beachtung der analogia entis ein. Und ich wage zu behaupten: ER HAT RECHT.
…ich wüßte gern, was “analogia entis” bedeutet, leider bin ich keine Fachfrau … Danke im Voraus für eine kurze Erklärung…
Liebe Gabi,
“analogia entis” ist ein ganz kurzes Stichwort für – im Grunde genommen muss man es so sehen – die zentrale Überzeugung der ChristInnen: Gott hat das Universum und uns zwar rein aus seiner Liebe heraus geschaffen und brauchte dazu nichts und niemanden. Deswegen gibt es eine Grundähnlichkeit zwischen ihm und Universum und uns. Aber noch größer als die Ähnlichkeit ist die Unähnlichkeit zwischen Gott und allem, was er geschaffen hat – weil ER größer und besser ist, als wir es uns auch nur ansatzweise vorstellen können (so lehrt das vierte Laterankonzil zusammen mit Papst Innocenz III.).
Worte die nicht nur von mir stammen: In Zeiten des “heute und jetzt”, wo Lebenswirklichkeiten – Wirklichkeiten und Realitäten des “heute und jetzt” sind, hat Gott seinem Volk durch Jesus sein uneingeschränktes “Ja” zu den Menschen gesprochen. Und dieses “Ja” zu den Menschen spricht er heute genauso uneingeschränkt in unsere Lebenswirklichkeit. Gott kennt keine Zurückhaltung, wenn es um seine Geschöpfe (den Mensch) und seine Schöpfung geht. Wahrheit verkommt zu einer Ideologie, die das “hier und jetzt” nicht nur verneint, sie ist die eigentliche eine blosse Hülle, der Schein. Wie kleingläubig der Mensch, der meint durch eine “widersprechende Lehre” verschwinde der Glaube. Die einzig “gültige Wahrheit” exisiert im “hier und jetzt”. Gott spricht sein “JA” in das h e u t e der Lebenswirklichkeiten, wie er es damals durch Jesus ins “hier und jetzt” gesprochen hat. Das ist die “verbürgte” Wahrheit Gottes, fern ab von jeder Ideologie, die man anderen unterstellt.
Man spricht über Realität, Wirklichkeit und Wahrheit, als wüsste jeder um was es im Einzelnen geht. Ich verstehe unter Realität das Ergebnis aus den natürlich angelegten Möglichkeiten, die zur individuellen Aufnahme der Umwelt dienen. Wirklichkeit dahingegen ist die Zusammenfassung dieser Ergebnisse in ein Weltbild. Wahrheit ist die Anwesenheit Gottes, der sich durch jeden Menschen wiedergeben kann.
Diese Begrifflichkeiten sind in meinen Augen sehr individuell gestaltet und enthalten doch alle Inhalte für die heute gültigen Naturgesetze. Gott ist die menschliche Möglichkeit, sich der Wahrheit in dem Maße anzunähern, in dem es der Glaube zulässt. Natur bietet die Voraussetzungen, die dafür nötig sind. Für mich ist der Mensch ein Wesen aus Körper, Geist und Seele.
Die Seele ist die Grundlage für die menschliche Fortbildung eines reinen Gewissens, der Geist hält all das verborgen, was der Körper in seiner Komplexität nicht umsetzen kann. Die Sinne liegen dem Gewissen zu Grunde, das natürlich angelegt und aufgebaut die Wahrheit zu erkennen vermag, ohne sie selbst zu kennen. Der Glaube führt die gewonnene Erkenntnis in die Wirklichkeit, um sie dort mit der Realität zu konfrontieren, die als Grundlage der Selbsterkenntnis dient. Psyche und Geist sind zwei getrennte Einheiten, die jedoch durch den Glauben miteinander verbunden werden, um das Gewissen rein zu halten. Ein Bewusstsein ist so angelegt, dass Zeit als physische Grundlage für den Aufbau der eigenen Existenz über den Glauben in die geistige Wirklichkeit führt. All das ist eine hochkomplexe Thematik, die wahrscheinlich nur der nachvollziehen kann, der bei vollem Bewusstsein selbst miterleben musste, wie es ist seine menschliche Würde in einer psychiatrischen Anstalt gesetzlich abgesprochen zu bekommen, um sie in die Hände derer zu legen, die damit dem Glauben seine Existenz absprechen, um dem Wissen seine Macht zu verleihen. Der Mensch und sein Wissen sind zeitgebunden, doch Gott und seine Weisheit und Güte sind nur dem Glauben verpflichtet. Einzig Gottvertrauen hilft über die Zeit der Erkenntnis hinweg, um dem Leben das zurückzugeben, was einem genommen wurde.
Die Würde des Menschen ist nur dann unantastbar, wenn sie sich dem eigenen Willen frei zu sein unterwirft und damit einer Seele dient deren Existenz der eigenen Lebenszeit zu Grunde liegt. Die Liebe des Vaters ist in der Verzweiflung der Halt, der einem Gott vor Augen führt und damit den Sinn des Lebens frei gibt. Zeit ist das einzige Gefühl dessen Realität von der Natur aufgebaut und durch Gott begreifbar wird, um in eine Gegenwart zu führen, der der Mensch als Träger aller Informationen seiner Zeit zu Grunde legt. Kommunikation ist das geistige Vermögen, um in die Wirklichkeit zu transformieren, was bereits wahr ist.
All das ist meine persönliche Auffassung dessen, was andere unter Befreiungstheologie verstehen.
Schon wieder ein Beitrag von mir, der etwas weiter zurückführt, jedoch meines Erachtens hierher gehört, ich hoffe ich belästige sie nicht zu sehr:
Oktober 2012, mein Vater saß neben mir im Krankenhaus, gebeugt vom Tod seines Sohnes und voll banger Erwartung um den Zustand seiner Tochter, die erneut in eine Psychose entglitten war. Mein Mann parkte gerade unser Auto ein. Ich sprach zu meinem Vater und fragte ihn, ob man hören kann was man sieht oder sieht was man hören kann, um dann auszusprechen was man fühlt. Er klang sehr traurig, ich sah ihn auf dem Stuhl neben mir sitzen und schaute ihm ins Gesicht. Da öffnete er den Mund und in diesem Augenblick hörte ich Gott: „Die Menschheit lernt nicht, sie begeht immer wieder die gleichen Fehler und das wird sich auch nicht ändern.“ Da wusste ich, ich kann diese Resignation durchbrechen, wenn ich nur an Gott glaube und durch diesen Glauben die Zuversicht erreiche, die meinem Vater in diesem Moment fehlt, um Teil meines Lebens zu sein. Der Glaube führt Jesus zu Gott und seine Liebe trägt Gott als das Herz der ganzen Menschheit ins bestehende Leben, um daraus das zu entwickeln, was sich dieses eine Leben im tiefen Bewusstsein dafür erarbeiten kann. Mein Vater schenkte mir den Augenblick der Besinnung auf diese Liebe die ich hingab um Gottes Obhut zu erlangen, sodass der Wandel der Zeit durch ihn beginnen konnte. Es war nur ein Moment und doch kann ich mich noch genau daran erinnern, er war so einzigartig, so unwiederbringlich. Gott führte Jesus durch die Zeit in mein Herz. Niemals wird ein Mensch Gott erreichen können, doch Gott erreicht alle Menschen durch seinen Sohn Jesus Christus. Im Heiligen Geist findet der Sohn den Anklang den er braucht, um die Liebe des Vaters mit sich zu einen, die ihn durch Gott am Leben erhält. Gott ist Transzendenz, als das Leben außerhalb jeglichen Vorstellungsvermögens zeitlos im Raum verankert. Die reine Seele des Herrn kann Jesus immer dann ins Leben führen, wenn Gott sein Volk in sich trägt. Die Unvergänglichkeit der göttlichen Existenz ist durch jede Menschheit so verwirklicht, dass Jesus in der göttlichen Dreifaltigkeit durch seiner menschlichen Existenz gegenüber steht, um in ihr die göttliche Dimension der Zeit zu entfalten. Das bedeutet, Zeit überdauert den Raum, aus dem nur Gott schöpfen kann. Jede Menschheit wünscht sich die Liebe Gottes und teilt diesen Wunsch durch die eigene Sensibilität, die der göttlichen Bestimmung zu Grunde liegt, um die Menschheit im Glauben zu fördern. Alle Menschen schöpfen aus einem Bewusstsein, das den Raum schafft, der als geistiges Potential verschlossen hält, was im Inhalt der Zeit auf das eigene Leben zurückzuführen ist, das über alle Generationen im Glauben an Gott diese Menschheit eint. Freiheit liegt in der Zeit, der bewussten Entscheidung für dieses Leben, das im Einklang mit Gott den sinnvollen Lebensinhalt entfalten kann.
Pater Hagenkord, Sie haben sich Jesus gegenüber verpflichtet, wenn ich das richtig verstanden habe und bewahren damit ihren Bruder vor den Unbilden der Menschheit. Dafür möchte ich Ihnen ganz herzlich danken, denn ohne Jesus wäre diese Welt ein armer und sehr trauriger Ort, der nur im Glauben an Gott seine lebenswerte Seite zeigt, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen.
Ich hoffe, das klingt nicht zu abgefahren, denn diese Worte vermitteln mir das Gefühl einer tragenden Relevanz, die für mich jedoch nicht von existentieller Bedeutung ist. Ich hoffe, diese Worte sind hier gut aufgehoben.