Der Papst hat unmittelbar reagiert. Der Vorschlag, einen gemeinsamen Gebetstag für die Schöpfung einzuführen, wurde bei der Vorstellung der Enzyklika Laudato Si’ durch den Vertreter der griechisch-orthodoxen Kirche ausgesprochen, und noch in diesem Jahr findet der Tag statt. Der Papst verliert keine Zeit.
Die orthodoxe Kirche hat den Zeitpunkt vorgegeben, für ihren liturgischen Kalender ist es der Beginn des Kirchenjahres, es ist also der Verweis auf den Beginn, die Schöpfung.
Diese Symbolik geht uns zwar bei diesem Datum verloren, dafür gewinnen wir die Gemeinsamkeit. Es ist ein ökumenischer Schritt. Und die klare Aufforderung des Papstes an Kardinal Kurt Koch, den Ökumene-Verantwortlichen im Vatikan, das auch mit dem Weltkirchenrat zu koordinieren zeigt, dass es nicht nur um die Ökumene mit der Orthodoxie geht.
Dieser Tag ist also heute.
Hilft denn Beten? Einmal abgesehen von theologischen Überlegungen über die Rolle des Gebetes im Leben, über die ich gerne auch einmal etwas hier schreiben möchte und bestimmt auch einmal werde, bleibt auf jeden Fall eine Dimension erhalten. Das Beten verweist auf die Grund-Haltung gegenüber der Umwelt oder Mitwelt. Es verweist darauf, dass wir sie empfangen haben.
„Sich die Erde untertan machen“ wird die Schrift meistens zitiert, Papst Franziskus hat das wiederholt – in seiner Predigt beim Amtsantritt zuerst und dann bis zur Enzyklika immer wieder – als „sich sorgen um“ ausgelegt. Gott bleibt der Herr der Schöpfung, auch wenn sie uns anvertraut ist, könnte man es übersetzen. Wir sind nicht Herren der Schöpfung wie Gott unser Herr ist. Wir stehen neben und inmitten der anderen Geschöpfe.
Das gemeinsame Beten hat nur dann Sinn, wenn ich das akzeptiere. Wenn ich meine, dass ich den Bezug zu Gott brauche und mich in Beziehung zu Gott verstehe, dann drücke ich das im Beten aus. Beten verschiebt nicht das Tun. Es ersetzt es nicht, aber es gibt dem Handeln eine Grundlage.
Beten setzt die Beziehung zu Gott in den Kern des Handelns.
Und damit wäre ja schon einmal ein erster Schritt getan hin zur „ökologischen Umkehr“, wie sie Franziskus fordert. Nicht wir sind die Kategorie, an der sich in der Welt alles entscheidet. Ohne die Beziehung zu Gott geht gar nichts. Auch nicht – und an diesem Gebetstag gerade nicht – unser Einsatz für eine gerechtere Welt.
Ein paar Fragen hierzu: in der 19. Folge der Radio-Vatikan-Serie zu „Laudato Si'“ spricht Kardinal Koch von einer „starken kosmischen Dimension der orthodoxen Theologie“. Wie sieht das in der Praxis aus, wie im Gebet bzw. wie unterscheidet sich das orthodoxe „Gotteslob“ von unserem?
Da ist Franz von Assisi mit seinem Lobpreis auf die Schöpfung sehr nah dran, oder? Nicht umsonst wird der „Weltgebetstag der Religionen“ in Assisi veranstaltet. Gibt es ähnliche Rituale in den anderen großen Religionen? Und: was gibt es für weitere „Weltgebetstage“? Wurden die alle erst im 20./21. Jh. begründet?
Die formale Einrichtung dieser Gebetstage ist tatsächlich eine Geburt des 20. Jahrhunderts, aber in anderer Form – vor allem liturgischer – gibt es die schon länger.
Was die kosmische Dimension der Theologie der Orthodoxie angeht, würde das hier zu weit führen, aber ich notiere mir das mal für einen späteren Beitrag, ok?
Ja, gut, danke! Sie haben ja auch noch was anderes zu tun. Die Beschäftigung mit dem „Kosmischen“ innerhalb der Religionen interessiert mich sehr, da will ich mehr drüber wissen… vielleicht sogar in der Verbindung Musik-Kosmos. Ich glaube, Musik, und ein Gebet kann ja auch gesungen werden, kann eine Art Lobpreis auf das Universum am Besten ausdrücken. Wenn ich dann wiederum an mittelalterliche Kirchenmalerei denke, etwa an die Decke der Sixtina noch vor der Ausmalung Michelangelos, dann befand sich da öfter ein Sternenhimmelfresko, also die Kirche wurde von einem Sternenmeer zeltartig überspannt. Ein so einfacher, aber genialer Kunstgriff. Und der Bezug zu den Sternen den gab es schließlich schon in allen Religionen. Götter wurden oft mit Planeten in Verbindung gebracht und die Astrologie war eine wichtige Wissenschaft. Das wissen Sie eh, aber ich erwähne es trotzdem.
Beten ersetzt nicht das Tun, dass finde ich spricht mir doch aus der Seele und erinnert mich an eine Rede von Papst Benedikt XVI der hat mal gesagt in Anlehnung auch an Luther er hat so viel zutun und das erste ist das Gebet. „Ich habe heute viel zu tun deshalb muss ich viel beten“ soll Luther mal zitiert haben.
Das Gebet befreit mich für mein Tun, es ist für mich die vorausschauende Besinnung auf ein Handeln, das einen bestimmten Zweck erfüllen soll und nicht nur der Zeit ihren Atem raubt. Ich denke Menschen beten auf die unterschiedlichste Art, denn es ist in meinen Augen auch eine Art von Beten, wenn ich dem Herrgott im Stillen danke, dass er mir die Möglichkeit schenkt auf einen Berggipfel zu steigen, um von dort aus das atemberaubende Panorama genießen zu können, das ich durch seine Augen sehen kann. Auch ein Spaziergang durch den Wald mag wie ein Gebet wirken, denn wer sich dabei auf die Natur besinnt, der betet im Einklang mit sich selbst und dankt dabei Gott für seine allgegenwärtige Anwesenheit. Das Gebet ist wie die Vorbereitung auf eine innere Haltung, die einen belasten mag oder aber auch erfreuen kann, es fasst eigene Gefühle in Gedanken, um ihnen das Herz zu öffnen. Für mich ist auch das Schreiben eines Tagebuches eine Art Gebet, denn ein Tagebuch eröffnet den Zugang zum alltäglichen Leben, das auf seine Art und Weise das eigene Herz berührt. Gemeinsam zu beten bedeutet für mich zu teilen, was von Bedeutung ist, weil es ein Gefühl voraussetzt, das mir diese Gemeinschaft vermitteln kann. Nicht zuletzt mag das Gebet auch eine Art von Schutz bieten, den Schutz, den der Mensch vor sich selbst braucht, um vor Gott bestehen zu können. Wenn das Leben zum täglichen Gebet wird, dann steht Gott nichts mehr im Weg. Auch ich bin froh, Pater Hagenkord, dass sie ihren Blog wieder eröffnet haben, jetzt kann ich endlich wieder meine Gedanken loswerden, die sie mit Ihren Beiträgen ins Leben rufen.
und mir kam beim Lesen dieses Textes der Satz aus dem Matthäusevangelium in den Sinn: 7,21: Nicht jeder der zu mir sagt: Herr! Herr! sondern nur, wer den Willen meines Vaters erfüllt, wird in das Himmelreich kommen.
Und das heißt für mich Gottes- und Nächstenliebe oder anders ausgedrückt: Gebet und Dasein für andere müssen im Gleichgewicht sein.