Wer sie kennt, wird zustimmen: wenn man auf die Bruder Klaus Kapelle in der Eifel zugeht und nicht weiß, was es ist, wird man auf alles Mögliche kommen, nur nicht auf eine Kapelle. Ein übergroßes Umspann-Haus vielleicht, ein Silo, ein aufgegebener Rohbau. Aber keine Kapelle.
Natürlich ist es moderne Architektur, Peter Zumthor hat schon schon einige wunderbare Bauten aus Beton geschaffen, als erstes fällt mir das Kolumba-Museum in Köln ein.
Aber es ist auch sperrig. Ein wenig wie der Heilige selbst auch, der dort verehrt wird, Bruder Klaus von der Flühe. Der erschließt sich heutigem Denken und Empfinden auch nicht unmittelbar: Ein Mann, der Frau und Familie zurück lässt und sich in die Einsamkeit zurück zieht. Und die Kirche findet das auch noch gut? Sehr sperrig.
So passen Form und Inhalt dort in der Eifel gut zusammen. Aber das gilt nicht nur für den Blick aus der Ferne. Die Kapelle drinnen bildet sozusagen ein Negativbild der Ranft, also des Tals in der Schweiz, in das sich Bruder Klaus zurück gezogen hatte. Im vergangenen Jahr war ich einmal dort, in der Schweiz und habe mir das Original angesehen.
Gebaut wurde sie, indem Beton auf Baumstämme gegossen wurde, die aufgestellt wurden. Wo die Stämme zusammen kommen, blieb ein Loch, auch in der Kapelle. Die Bäume wurden dann angezündet und so entstand das Negativbild. Es ist nicht naturalistisch oder irgendwie anbiedernd, aber man versteht dort drin, eng und dunkel wie es ist, ein wenig vom Eremitendasein von Bruder Klaus. Dramatisch ist es, vielleicht mehr als das ein Eremit damals erlebt hat, aber das darf Architektur ja auch.
Was die Kapelle aber ausmacht ist der Automatismus des Halses, den sie auslöst. Automatisch – man kann sich gar nicht dagegen wehren – geht der Kopf in den Nacken und der Blick nach oben. Bei gotischen Kathedralen kennen wir das ja, aber in dem engen Raum dieser Kapelle ist das frappierend. Man kann gar nicht anders, als nach oben zu blicken. Und da sich der Fixpunkt direkt über den Köpfen befindet, findet das Auge auf dem Weg nach oben keinen Halt, man muss ganz in den Nacken mit dem Kopf.
Diese Architektur macht etwas mit dem Betrachter. Ein gutes Prinzip für eine Kapelle.
Die Fotos sind echt sehr gut! Liegt halt auch am Objekt und am Verfremdungseffekt der mit einem Schwarzweißfoto oft erreicht werden kann. 🙂
Von Niklaus von der Flüe stammt das einzige Gebet, das ich neben dem Vaterunser, dem Ave-Maria und dem Glaubensbekenntnis auswendig kann:
Mein Herr und mein Gott,
Nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir.
Mein Herr und mein Gott,
Gib alles mir, was mich fördert zu Dir.
Mein Herr und mein Gott,
Nimm mich mir und gib mich ganz zu Eigen Dir.
Besonders der letzte Vers ist sehr radikal bzw. spartanisch aber auch sehr lyrisch; Einfach in der Sprachwahl und doch schwer verständlich in der Praxis… seltsam irgendwie.
Das passt wirklich gut zur Kapelle, finde ich.
Dieses kleine Gebet, das hat mir eine Theologin versichert, sprechen bei ihr in der Gemeinde immer die Ministranten bevor Sie ihren liturgischen Dienst verrichten und bei uns in der Gemeinde wird das Gebetchen oft von Kommunionhelfern gesprochen, nachdem sie Alten und/oder Kranken die Eucharistie ausgeteilt haben.
Diese Bilder sprechen mich an (obwohl ich mit dem Heiligen nichts anfangen an, aber das geht mir mit vielen Heiligen so).
Diese Bilder zeigen einmal mehr, was gute moderne Architektur ausmacht: sie ist im besten Sinne des Wortes gut und spricht die Seele an – mal aufrührend, mal berührend, mal aufregend, mal aufwühlend – aber immer so, dass Bilder im Kopf bleiben …..