Bin ich enttäuscht? Nein. Gerade komme ich vom Pressestatement von Erzbischof Robert Zolltisch zurück, er war heute Mittag in Audienz bei Papst Franziskus und hat davon berichtet.
Es sei Vertraulichkeit vereinbart worden, und deswegen könne er nicht mehr sagen als das, was er uns dort vortrug. Und: Morgen – Freitag – beginne die Kommission zum Bistum Limburg ihre Arbeit. Auch hier werden keine Namen genannt, alles bleibt vertraulich.
Warum ich nicht enttäuscht bin? Weil man sich hier an Verfahren hält. Einer der Vorwürfe an den Bischof von Limburg ist ja, dass er genau das nicht getan hat. Gerade jetzt kommen durch die Bild-Zeitung und die Katholische Nachrichtenagentur wieder neue Dokumente zur Geschichte des Domberges an die Öffentlichkeit, von denen keiner so genau weiß, warum die gerade jetzt kommen und warum nur einigen Journalisten und so weiter. Das muss aufgearbeitet werden.
Natürlich ist Zeitverzug schädlich, es ist schon unglaublich viel Glaubwürdigkeit verloren gegangen. Und geht weiter verloren, Tag für Tag. Und die Christen vor Ort bekommen es ab. Trotzdem finde ich es richtig, jetzt sorgfältig zu arbeiten.
Vor einer Woche habe ich in einem Kommentar für das Radio gesagt, dass eine Opferhandlung – schnelles Ende und Rücktritt und dann vergessen – nicht hilft. Natürlich hätten wir jetzt gerne heute die Lösung gehört. Aber die gibt es nicht so schnell. Und deswegen bin ich auch nicht enttäuscht, dass wir über das zu Erwartende nicht viel Neues erfahren haben.
Man fragt sich bei dieser gesmten Causa Limburg,
ob der dortige Bischof als Bauernopfer für die
Missstände im gesamten deutschen Episkopat ablenken
soll.
Wenn sich Bischof Zollitsch von Freiburg und der Limburger Oberhirte Franz-Peter Tebartz-van Elst ein „Wettrennen“ nach Rom veranstalten.
Immerhin verdient Herr Bischof ZOLLITSCH laut Besoldungstabelle über 8000!Euro und fährt selbsteinen BMW der Oberklasse.
Ein paar zur Schau getragene alte Schuhe ändern daran gar nichts.
Der Spiegel hat recht. Das ist die Probe aufs Exempel, ob es Papst Franziskus mit eisernen Brustkreuz und alten Schuhen ernst meint.
MAN WIRD SEHEN!
Ich habe ein wenig gezögert ob ich auf Ihren Beitrag eingehen soll. Das Wettrennen nach Rom hat die Presse erfunden, der Besuch von Bischof Zöllitsch war lange geplant. Im Übrigen kann nach Rom fahren, wer immer und wann er möchte. Wenn Sie einer reißerischen Berichterstattung Glauben schenken wollen, können Sie dies gern tun. Ich persönlich habe gelernt zu hinterfragen. Der Unfug, der sich gerade in den deutschen Medien breit macht, nennt sich „Bischof jagen“ und ist an Perfidität nicht mehr zu überbieten. Die Besoldungsgruppen die ja offensichtlich –nicht nur für Sie – so eine große Rolle spielen, sind für das mittlerer Management gedacht. Bischöfe sind Führungskräfte und es steht ihnen eine solche Besoldung zu. Bei den Kilometern die unsere Bischöfe so im Monat „abreisen“ ist es richtig, dass sie auf komfortable sichere Autos zurückgreifen, zumal während der Fahrten oft gearbeitet wird. Der Spiegel hatte im Bezug auf die katholische Kirche noch nie recht. (Wobei „Recht haben“ einfach nur schlecht ist und Kriege ausgelöst hat.) Nun kommen wir zu den Schuhen: Franziskus hat inzwischen neue Schuhe bestellt, auch schwarz. Ich weiß nicht auf welche der vielen christlichen „Fraktionen“ sich ihr Kürzel „Christ“ bezieht, wir katholischen Christen beurteilen Pontifikate nicht nach Schuhen und Brustkreuzen, sondern nach Inhalten. Hier hat Franziskus deutliche Zeichen gesetzt und die „Caus“ Limburg ist keine Probe auf’s Exemple un d auch wenn Sie und der Spiegel es gern hätten. Übrigens der Preis der Badewanne wurde inzwischen deutlich nach unten korrigiert.
Überhaupt wissen Sie nicht, für was Bischof Zollitzsch sein Gehalt verwendet. Er wirkt auf mich nicht wie ein Mensch der im Prunk lebt, sondern sehr bescheiden ist und überlegt handelt.
Alle die hier die großen Ankläger mimen, sollten echt einmal vor der eigenen Haustür kehren. Wenn von Ihnen nur einer die Bibel ansatzweise mit Hirn gelesen hätte, dann wäre er mäusestill: Da gibt es nämlich auch den Satz in Bezug auf die Ehebrecherin – der aber allgemein Gültigkeit besitzt.
Wieso werden hier so viele Zahlen genannt? Denken Europäer bzw. Deutsche immer nur in Zahlen bzw. Geldbeträgen? Was sagt das eigentlich über Sie selbst aus?
Christen wie Sie sind echt ein Graus! Seien Sie doch alle mal still hier (ich meine den angeblichen ChristInWelt, Bluebeardy und auch Frau Oetken – bei allem Mitgefühl!)
Entschuldigung Veruschka ich denke schon das Menschen die mit Missbrauch zu tun haben sehr wohl wissen das Geld nicht alles ist. Aber wissen Sie was Therapien kosten und vor allem wie lange ein Opfer Therapie braucht, genauso wie Opfer sehr wütend sind und das auch einfach jemanden sagen wollen vielleicht auch damit die restliche Welt aufwacht aus ihrem Dornröschenschlaf.
Haben Sie das Recht andere Christen als „Graus“ zu bezeichnen. Messen Sie nicht mit zweierlei Maß.
Ja, dass mit dem „Graus“ war wirklich nicht angebracht.
Was die Opfer angeht, kann ich natürlich nicht mitreden, da haben Sie schon Recht. Ich denke aber, dass sich die Opfer selbst keinen Gefallen tun, wenn sie zu sehr in der Vergangenheit leben (vielleicht sollte man auch ein Stück weit verdrängen können… also, ich meine jetzt nur die Opfer). Das ist für die Psyche, denke ich, auf Dauer nicht sehr gut. Und wenn man sich in der Öffentlichkeit hierzu äußert, dann tut man sich selbst vielleicht auch keinen großen Gefallen, weil man dadurch eben wieder an Vergangenes erinnert wird. Aber das ist alles sehr kompliziert… und jetzt bin ich lieber still.
Aber, nun gut, verletzen wollte ich niemanden hier… hab‘ ich aber wohl. Das tut mir sehr leid.
Veruschka, bitte denken Sie erst nach, bevor Sie den Opfern raten, ihr Leid zu verdrängen und nicht an die Öffentlichkeit zu gehen. Bisher hatte ich viel Geduld mit Ihnen, aber die ist jetzt aufgebraucht.
@veruschka Opfer leben nicht in der Vergangenheit die müssen m i t ihrer Vergangenheit leben und das ist nicht leicht, verdrängen geht nicht, das kommt immer wieder bis es aufgearbeitet ist und das kann sehr lange dauern.
Sie werden sich schon daran gewöhnen müssen, dass wir Opfer / Betroffenen sexueller (besonders klerikaler) Misshandlungen weiterhin ,gemäß dem Motto: „Das Schweigen schützt die Täter“, unsere Meinungen hier einbringen werden, auch mit Zahlen als Abbilder gerne verdrängter Wirklichkeit in diesem Jammertal apologetischen Hochmuts.
Das äußerst geschickte Verschleppen der geforderten Aufklärung über bald 70 Jahre wird sich so nicht weiter fortführen lassen – und die Causa Limburg zeigt, dass zumindest die Amtskirche seit Bischof Mixa nicht sonderlich viel dazu gelernt hat. Das Kirchenvolk aber schon.
Nur ist es ja viel leichter, von Kirchenhetze, Pogrom und Kulturkampf zu reden, als die Worte des Herrn mit Leben zu erfüllen.
Und einen herzlichen Dank an KRP!
Liebe/r Bluebeardy es ist genauso wie Sie schreiben. Die Meinung von Veruschka ist nicht die allgemeine Meinung in diesem Blog. Das Gegenteil ist der Fall. Die sog. Amtskirche hinkt in Teilen noch hinterher, aber da Rom nun voran geht ist Hoffnung
„Christen wie Sie sind echt ein Graus! Seien Sie doch alle mal still hier (ich meine den angeblichen ChristInWelt, Bluebeardy und auch Frau Oetken – bei allem Mitgefühl!)“
@Veruschka: ich glaube hier liegt ein Missverständnis vor. Ich bin keine Christin.
Katholische schon gar nicht.
MfG,
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick
Veruschka, ich finde, hier sind Sie zu weit gegangen und lassen es erschreckend an Einfühlungsvermögen gegenüber Missbrauchsopfern fehlen.
Und was die „Causa Limburg“ angeht, so finde ich, dass erstens die Öffentlichkeit ein Recht hat, zu erfahren, was da los ist, und zweitens hat sich bisher IMMER, besonders aber bei den Missbrauchsskandalen, gezeigt, dass die Kirche leider nur auf massiven öffentlichen und medialen Druck reagiert.
Den Opfern einfach den Mund zu verbieten, wie Sie es gerade versuchen ist dreist.
Hallo Silvia da kann ich Ihnen doch mal 100 % zustimmen…die Öffentlichkeit hat ein Recht alles zu erfahren, wir sind nun mal nicht mehr im Mittelalter.
@ Pater Hagenkord Ich stimme Ihnen absolut zu. Hier der – für mich – beste Kommentar, den ich in den letzten Tagen in der deutschen Presse zu diesem Thema gelesen habe:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/jakob-augstein-ueber-bischof-tebartz-van-elst-a-927705.html
siehe auch: http://www.christ-in-der-gegenwart.de/aktuell/artikel_angebote_detail?k_beitrag=2468527
Wurde über die causa Freiburg nicht gesprochen?
Das ist mindestens so wichtig wie Limburg und ich vermisse eine Aussage darüber.
Nach Aussage von Erzbischof Zollitsch wurde über Freiburg nicht gesprochen. Aber: Es wird darüber gesprochen werden, im Frühjahr in der deutschen Bischofskonferenz und im Herbst auf einer Bischofssynode in Rom.
Wenn über die Freiburger „Handreichung“ gar nicht gesprochen wurde, ist das doch ein Zeichen dafür, dass Papst Franziskus diesem „Vorfall“ keine große Bedeutung beimisst.
Gespannt bin ich, was die beiden Bischofssynoden zu diesem Thema bringen werden.
Sorgfältiges Arbeiten finde ich ja ganz gut aber bitte nicht im Hintergrund so das jeder „Christ vor Ort“ mit den Informationen wahrheitsgetreu versorgt wird und die Gerüchteküche nicht hinten herum weiter brodelt.
Ich bin mir ja nicht so sicher ob heutige „Prachtbauten“ denselben Stellenwert haben sollten oder miteinander verglichen werden sollten, mit Bauten „früherer Zeiten“ oder in Zusammenhang gebracht werden. Sicher haben diese Bauten den Menschen aller Zeiten auch „Brot und Arbeit“ gegeben in einer Zeit der Armut und da war die Armut in Europa sehr viel größer als heute. So wie sie auch heute noch Menschen in ihren Bann ziehen ob als Kirchen oder Museum. Damals halfen diese Bauten aus der Armut und haben auch oft in diese geführt. Tun sie das heute auch noch? Helfen sie am richtigen Ort. Helfen sie den Menschen in Afrika, Lampedusa, Lateinamerika oder verleihen sie vielleicht irgendwann mal jemanden zu Ansehen und welchen? Heutzutage und das ist meine Meinung schafft man sich Ansehen wenn man da hilft wo wirklich Not ist, und Hilfe dringend nötig ist. Man verschafft sich ansehen indem man den Menschen hilft nicht Bauten schafft die ja doch auch vergänglich sind und immer wieder das nötige Geld für Renovierung und Erhaltung brauchen. Was ist besser Gebäude zu erhalten oder den Menschen.
Die „Leidanerkennungszahlungen“ der RKK betragen ca. 5000 Euro (man wollte moralischerweise nicht mehr zahlen, als bei der Entschädigung für Holocaust-Überlebende…) und auch in der besagten Limburger Diözese hat es, besonders im St. Vincenzstift / Aulhausen und dem Jugendheim Marienhausen, bei 55 Heimkinder solche ´Übergriffe´ gegeben.Der muma Aulhausener Heimleitertäter erhängte sich nach der Aufdeckung der Taten, sein Nachfolger, der nun ehemalige Generalvikar, behinderte weitere Erkenntnisse und hatte kürzlich bei der Präsentation des Forschungsberichtes keine Zeit, bei den ehemaligen Heimkindern um Entschuldigung zu bitten.
Siehe auch http://url9.de/Noq
Nun gibt es also dort ehemalige Heimkinder, die als Opfer schon seit 2 Jahren auf die Auszahlung dieser Minimalbeträge warten müssen; zwischenzeitlich wurden sie vom Bistum sogar an den Heimkinderfond der Bundesregierung verwiesen. Im Zusammenhang mit 15.000 Euro-Sanitärmöbel ein Affront.
Auch die derzeit mit Nachdruck betriebene Offenlegung der Bischofsstuhl-Vermögen zieht seine Kreise: Ehemalige Jesuitenschüler fordern den Jesuitenorden auf, es den Bistümern gleichzutun. „Die deutschen Bischöfe haben derzeit die neue Transparenz für sich entdeckt. Da ist es unserer Meinung nach für den Jesuitenorden, der bekanntlich den Papst stellt, nur redlich, ebenfalls das Vermögen komplett zu veröffentlichen“, erklärte Matthias Katsch, Sprecher der Opfergruppe sexuellen Missbrauchs an Jesuitenschulen, am Mittwoch in Berlin.
Man verzeihe dieses kleine Alltagsinterludium….
Vollkommen richtig bei dieser Masse an Verschwendung für einen solchen Bau hätte man vielen Opfern helfen können.
Sie sagen es!
Es wurde ja bislang das Leid von über 1300 Opfern durch Geldzahlungen „anerkannt“, zwischen 2.000 und 12.000 Euro liegend, so dass maximal 12 Millionen (inklusive Therapien) dafür aufgewendet wurden, still, heimlich und im Verborgenen.
In den Heimkinderfond (insgesamt 120 MIO Euro Umfang) wurden von der RKK anteilig bis 03/2013 nur 7,5 von 15 MIO Euro eingezahlt .
Allerdings ist die Rechtslage so, dass bei Nichtinanspruchnahme das Geld Ende 2014 wieder an die Kirche zurückfließt – und die Steine im Weg wurden nicht weggeräumt…
Bislang wurden bis Stichtag 31. März 2013 4557 Vereinbarungen geschlossen – in der Zeit zwischen 1950 und 1970 gab es aber geschätzt bis zu 560 000 Kinder und Jugendliche die unter beider kirchlicher Verantwortung gequält und/oder sexuell ausgebeutet worden sind.(ohne die Behinderten, Kleinkinder, Säuglinge und Psychiatriepatienten)
http://helmutjacob.over-blog.de/article-umsetzung-des-opferfonds-west-fur-ehemalige-kinder-und-jugendliche-in-der-erziehungshilfe-119589167.html
„Und die Christen vor Ort bekommen es ab.“
Es sind gerade die einfachen Katholiken, die sich in Gemeinden engagieren und in der kirchlichen Administration arbeiten, die die Journalisten mit Informationen versorgen. Weil sie selbst auch angesichts größter Verfehlungen ihrer Vorgesetzten zum Schweigen verpflichtet werden. Sei es arbeitsrechtlich per Dienstanweisung oder durch moralischen Druck.
Mit einigern solcher Menschen stehe ich im Austausch. Sie beeindrucken mich durch ihr Mitgefühl, ihre Wahrheitsliebe und ihren Willen, Unrecht in Gerechtigkeit zu verwandeln.
Ich bin sehr froh, dass durch die Affäre Limburg in geradezu klassischer Weise offenbar wird, wo es innerhalb der kirchlichen Organisation grundsätzlich hakt. TvE ist offensichtlich nur ein Bauernopfer.
Ich habe allerdings wenig Mitgefühl mit ihm. Das Opfertier ist zur Abwechslung nämlich mal nicht ein hilfloses Heimkind ein Ministrant oder ein Schüler, sondern jemand der lange zur Führungsriege gehört(e?).
Vielleicht ist diese Selbsterfahrung für Herrn Tebartz-van Elst ganz lehrreich. In seinem Bistum wurde jüngst erst jahrzehntelange Missbrauchskriminalität aufgedeckt (Aulhausen). Der Täter wurde von Herrn Kaspar, bis vor kurzem ein enger Mitarbeiter des Bischofs vor nicht all zu langer Zeit noch gewürdigt.
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von über 7 Millionen Wahlberechtigten in Deutschland die in ihrer Kindheit Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden
Der emeritierte Papst:“Sorge und Engagement für die Opfer ist die erste Priorität mit materieller, psychologischer, geistlicher Hilfe und Unterstützung“
Papst Franziskus plant, das kirchliche Verfahren gegen Priester, die Kindesmissbrauch begangen haben, zu beschleunigen und hat das Strafrecht IM VATIKAN für sexuellen Missbrauch verschärft.
Und sonst?
Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück : „…Es steht außer Zweifel, dass die erste Priorität den Opfern gilt und der Verpflichtung zur Wirklichkeit und Wahrheit…“
„Eine Ära neigt sich dem Ende zu, wenn ihre maßgeblichen Illusionen verschwinden.“Arthur Miller
Ich hatte bisher Ihre Steatments immer als sehr sachlich und auch fundiert wahrgenommen. Dieser ist doch sehr „wuterfüllt“ und leider liest sich dieser Beitrag von Ihnen wie „Schadenfreude“. Der Begriff „Opfertier“ erfüllt mich mit Schaudern. Halten Sie sich selbst für ein „Opfertier“?? (Zitat. Diesmal ist das Opfertier—-) Kann ich wirklich per Dienstanweisung zum „Schweigen“ verpflichtet werden oder verstecke ich mich nur dahinter????? Auch ich kenne Menschen, die mich durch ihr Mitgefühl, ihre Wahrheitsliebe und ihren Willen, Unrecht in Gerechtigkeit zu verwandeln tief beeindrucken. Einige davon sind katholische Ordensleute oder Priester. Wiederum andere sind mir als Patienten anvertraut. In der forensischen Psychiatrie…..
Entschuldigen Sie aber ist das die Art wie Neurologen mit Missbrauchsopfern kommunizieren. Ich denke mal Fr. Oetken hat sich mit Sicherheit als „Opfertier“ gefühlt in Ihrer Kindheit da sie ja geschrieben hat :“ in ihrer Kindheit Opfer schweren sexuellen Missbrauchs“…gewesen zu sein.
Missbrauchsopfer haben sehr viel „Wut“ in sich….
@Liebe KRP, wie sich Frau Oetken fühlt sollte sie allein sagen können und dürfen, wenn sie möchte. Die Frage war nicht an Sie gerichtet, da Sie die mit Missbrauch einhergehenden Gefühle hoffentlich nicht kennen. Wie ich als Neurologin und als Psychiaterin mit wem kommuniziere, dürfen Sie in jedem Fall mir überlassen. Meinen Standpunkt dürfen Sie hingegen immer kritisieren. Was der einzelne Mensch der missbraucht wurde „in sich trägt“ ist nicht zu verallgemeinern. „Wut“ (gegen sich oder andere) ist eine von vielem Möglichkeiten. Falsch verstandenes „Mitleid“ hilft nicht in den Debatten, die wir um die Vorgänge in der katholischen Kirche zu führen haben. Ich bin mir aber sicher, dass es Ihnen um „ mit leiden“ geht. Sollte -in Ihrem empfinden- meine Antwort nun ein wenig harsch ausgefallen sein, so bitte ich um Verzeihung.
@Chrisma ich verallgemeinere nichts, und ich leide nicht mit, wenn Sie es genau wissen wollen ich weiss das Wut eine Möglichkeit ist und ich weiss wie lange das alles anhalten kann. Weshalb denken Sie das Missbrauchsopfer häufig über sehr lange Jahre brauchen um darüber zu sprechen. Weil sie genau wissen wie das man nicht zuhört. Nicht nur Sie haben mit Menschen zu tun die Psychische Probleme haben ich bin auch im Gerontopsychiatrischen Bereich tätig und sehe die folgen die bis ins hohe Alter oft sichtbar sind. Ich hoffe Sie sind jetzt nicht beleidigt aber das musste jetzt auch gesagt werden.
Wo bitte lesen Sie falschverstandenes Mitleid raus…
Nun ist es wieder mal soweit das auf Opfern rum getrampelt wird…welche Debatten werden aus falschen Mitleid geführt, keine weder in der Kirche noch im weltlichen Bereich. Die Medien wenn nicht wären dann würde man dieses Thema doch gar nicht kennen.
Und Sie Chrisma kennen die Gefühle die jemand als Opfer hat…Nein Sie kennen meine Gefühle nicht. Ich bin mir sicher das jedes Opfer froh ist für jede kleine Unterstützung. Würde ich die Gefühle nicht kennen und falschverstandenes Mitleid haben wäre ich bestimmt nicht über 20 Jahre in diesem Beruf. Da werden nämlich keine schwachen Gemüter gebraucht, da braucht es starke Leute. Basta!!!
Werte KRP
Sie haben schon Wut in Anführungszeichen gesetzt – es ist bei mir mehr Zorn (im Schmickler´schem Sinne), denn mit dem „Wutbürger“ wurde schon zu viel Schindluder getrieben.
Zorn über die Tatsachen:
wie gekonnt weiter unter den Teppich gekehrt wird,
vorhandene Täter immer noch nicht konsequent aus dem Pastoralbereich entfernt werden,
Opfern die Leidanerkennungszahlung (war ja als Schuldanerkennung gedacht) vorenthalten wird, Vorgänge, Forschung, Personalentscheidungen bewusst zeitlich verschleppt werden (in vielen Institutionen gibt es immer noch nur die „Zwischenberichte“ von 2010),
Akten geschreddert wurden,
nur unter Druck eine erneute Verschärfung der Leitlinien durchgeführt wurde usw.
und wie gleichzeitig mit der mumaOpferpriorität PR-mäßig nach außen ein ganz anderes Bild projiziert wird, so dass das Interesse der Bevölkerung erlahmte.
Gerade aber an den Heimkindern zeigt sich in nuce die Bigotterie!
Die Frage ist in der letzten Konsequenz nicht, was die „Hirten“ gegenüber Bistum oder den Gemeindemitglieder tun, bzw. diesen angetan haben und immer noch antun, sondern: wieviel Schmerz, Verleugnung und auch Verrat diese Gott antun, als ob es „nur“ jene Pharisäer und Schriftgelehrten sind, die das Wort Gottes dem Tod auszuliefern wussten…und denen wir heute ob deren Verhalten verständnislos gegenüberstehen im Glauben, dass dies heute nicht passieren würde, bzw. könnte. Tun wir alles was wir tun nicht letzten Endes Ihm an? ….
@ Guardianus ja alles was die „Hirten“ dem Bistum, den Menschen in den Gemeinden antun all das tun sie Gott an und umgedreht ist es genauso alles was der Mensch dem anderen antut ob Hirten oder einfachen Laien das tun wir Gott an, weil Gott in jeden einzelnen Menschen ist.
In letzter Konsequenz nicht, aber in vorletzter…
Merkwürdig – bei Untergebenen ist das Bistum Limburg doch gar nicht so zimperlich.
2012 noch in Frankfurt in der Affaire „Haus der Begegnung“
„…..Bistum spricht von Täuschungsversuch
Eine weitere fristlose Kündigung begründet das Bistum mit einem angeblichen Täuschungsversuch Dehms. Er soll bei Renovierungsarbeiten am HdB nicht den Dienstweg eingehalten und darüber die Unwahrheit gesagt haben….“
http://www.fr-online.de/rhein-main/haus-der-begegnung-patrick-dehm-streit-im-haus-der-begegnung,1472796,17236732.html
Siehe auch:
„Das ist Absolutismus“. Interview mit Christoph Hefter, Richter am Landgericht Frankfurt
http://www.fr-online.de/rhein-main/katholische-kirche-dioezese-limburg–das-ist-absolutismus-,1472796,17236328.html
@KRP nein, nein ich bin nicht beleidigt. Im Gegenteil. Ihre Analyse ist treffend, ja ein Leben lang dauert es. Und ob es je wieder verheilt bleibt fraglich. Danke dass Sie mir ihren beruflichen Hintergrund geschrieben, ja wir sind sozusagen „Schwestern“ im Beruf. Ihnen viel, viel Kraft. Wir lesen uns….
@ Chrisma ich weiss das Thema Missbrauch ist ein sehr heißes Thema und wie immer wird es ausgeblendet jeder der darüber schreibt, mischt sich ein, es werden ihm falsches Mitleid unterstellt ohne zu Hinterfragen, ohne nachzufragen. Sie selber haben in einem anderen Kommentar geschrieben sie Hinterfragen das sehe ich aber nicht, sie behaupten andere hätten falsches Mitleid, sie stellen Behauptungen auf ohne zu wissen. Ich frage mich weshalb man in einem kirchlichen Blog und gerade in diesem nicht auch über so ein Thema schreiben kann. Und nicht nur Kleriker und Akademiker sondern alle die zu diesem Thema etwas zu sagen haben. Bei wem geht es denn am meisten ums Geld? Wenn wir alle Kirche sind dann sind wir alle auch bei diesem Thema gefragt sollen sogar mitreden um denen zu helfen die hilflos, schwachen und sich im Stich gelassen fühlen.
„Wieso werden hier so viele Zahlen genannt? Denken Europäer bzw. Deutsche immer nur in Zahlen bzw. Geldbeträgen? Was sagt das eigentlich über Sie selbst aus?“
@Veruschka: von Geld haben immer nur die Kirchenfunktionäre geredet. Das müssen sie auch, denn das gehört zu ihren Aufgaben.
Den Opfern geht es zu allererst um die öffentliche Anerkennung des Unrechts, das man ihnen angetan hat. Und darum, noch lebende und damit noch gefährliche Täter zu stoppen. An dritter Stelle steht dann Schadenersatz, der für gewöhnlich durch Geld geleistet wird. Oder entsprechende Sachleistungen. Denn „wieder-gut-machen“ kann man leider nichts.
Auf der Homepage von „Eckiger Tisch“ bei der „Initiative Ehemaliger Johanneum“, in Veröffentlichungen zum Thema Missbrauch am Aloisiuskolleg, im Missbrauchsarchiv der Regensburger Domspatzen, auf der website Missbrauchsopfer-josephinum-redemptoristen, auf „Schafsbriefe“, in Berichten über Missbrauch am Kloster Ettal usw. können Sie sich dazu informieren.
MfG,
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick
„Opfertier“…
Lieber ForistInnen:
wahrscheinlich war der Begriff, den ich in meinem Kommentar gewählt hatte missverständlich.
Worum es mir dabei eigentlich geht:
ich bin wie schon erwähnt nicht katholisch sozialisiert, stehe aber seit Jahren mit Betroffenen und Mitbetroffenen aus dem katholischen Kontext im Austausch.
Mit dem Blick der Außenstehenden fielen mir etliche Dinge auf, die für viele der katholischen Opfer so selbstverständlich waren, das sie gar nicht darüber sprachen.
Einiges davon beleuchten wir aber gemeinsam, da beide Seiten davon profitieren. Die institutionellen Betroffenen genauso wie ich als Opfer von Missbrauch im familiären Umfeld.
Ein Kernthema ist die Bedeutung des „Opferns“ in unserer Kultur und speziell im katholischen Milieu.
Zusammen mit einer Mitstreiterin habe ich im Anschluss an ein psychoanalytisches Symposium zum Thema „Opfern“, das im vergangenen Dezember in Leipzig statt fand überlegt, inwieweit Opferrituale und Opfermythen die Sicht auf und den Umgang mit Missbrauchsbetroffenen beeinflussen. Bewusst oder unbewusst.
Wir haben dazu einige Gedanken formuliert, über die ich mich gern mit interessierten Menschen austausche.
Bei Interesse freue ich mich über eine Mail. Meine Adresse finden Sie über die Praxishomepage im Internet.
MfG,
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick
Sehr geehrte Frau Oetken, danke für Ihre Erklärung. So wird es für mich verständlich, nachvollziehbar und die Auseinandersetzung finde ich äußerst spannend. Was ich an Ihren Beiträgen in diesem Blog –ich habe sie alle gelesen – so sehr bewundere, ist ihre Geduld und das Sie sind im Stande sind, das Erlebte zu versachlichen. Katholisch bin ich gern und aus Überzeugung, weiß aber auch, dass in meiner Kirche einige Menschen „ den Schuss „ nicht gehört haben (umgangssprachlich ausgedrückt), insgesamt aber das Bewusstsein geschärft ist, nicht zu Letzt durch die beharrliche Arbeit der Opfer. Ich stimme zu, dass die sog. finanzielle Entschädigung nur eine, wenn auch wichtige, Seite der Medaille ist. Die Anerkennung und damit verbunden die Zusammenarbeit mit den Opfern ist die wichtigere Seite. Ich beglückwünsche Sie zu Ihrer Arbeit und freu mich Sie bald wieder zu lesen.
@Chrismon,
„Was ich an Ihren Beiträgen in diesem Blog –ich habe sie alle gelesen – so sehr bewundere, ist ihre Geduld und das Sie sind im Stande sind, das Erlebte zu versachlichen“
Vielen Dank für Ihre Anerkennung. Die leite ich weiter, denn ohne die Unterstützung von anderen Betroffenen und Mitbetroffenen, mit denen ich mich informell vernetzt habe würde mir das nicht annähernd gelingen.
Was ich erst mühevoll lernen musste ist, die vielen kurzsichtigen und respektlosen Äußerungen meiner Mitmenschen, die sich auf Opfer sexuellen Missbrauchs beziehen nicht persönlich zu nehmen, sondern als das zu sehen, was sie sind: ein Zeichen von Überforderung und Verunsicherung.
Ein Beispiel: wahrscheinlich haben Sie von dem Fall gehört, in dem vor einigen Wochen ein sechsjähriges Mädchen in einem Einkaufszentrum von einem Mann in eine Umkleidekabine gezerrt und missbraucht wurde.
Hier ein TV-Bericht dazu, bitte achten Sie besonders auf die Äußerungen des Experten vom Weißen Ring.
http://www.ardmediathek.de/hr-fernsehen/maintower/kinderschaender-schlaegt-in-supermarkt-zu?documentId=17506056
Zusammen mit anderen Betroffenen bin ich Beirätin beim Erweiterten Hilfefonds.
Wir haben zu der Sache einen Pressetext mit folgendem Inhalt verfasst:
„Stellungnahme: Sechsjährige in Einkaufszentrum Eschborn missbraucht
Am vergangenen Mittwoch sendete der Hessische Rundfunk im Journal „Maintower“ einen Bericht über einen Fall von sexuellem Missbrauch, der sich in einem Eschborner Realmarkt ereignet hat. Ein sechsjähriges Mädchen wurde vom Täter in eine Umkleidekabine gezerrt und dort missbraucht.
In diesem Beitrag kam auch ein Mitarbeiter einer großen deutschen Opferhilfeorganisation zu Wort. Er riet Eltern dazu, ihre Kinder zu Selbstbewusstsein und zum „Nein-Sagen“ zu ermutigen.
Seine Ausführungen gipfelten in dem Satz:
„Selbstbewusste Kinder werden nicht missbraucht“.
Wir müssen leider feststellen, dass das „Kinder-Stärken“ derzeit sehr populär ist. Dahinter steckt entweder die Annahme, dass Kinder mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen bevorzugt zum Opfer werden – während andere sich vor Übergriffen schützen könnten, oder eine subtile vorsätzliche Verschiebung der Verantwortung von der Täter- auf die Opferseite.
Was die prophylaktische Wirkung solcher Ansätze angeht, sind wir außerordentlich skeptisch. Bestenfalls sind sie geeignet Kinder über Hilfsmöglichkeiten zu informieren, wenn sie Opfer von Missbrauch geworden sind oder von Tätern bedrängt, bedroht oder erpresst werden.
Effektiv wehren können sich Kinder sowieso nicht. Dazu sind die Täter ihnen physisch und mental viel zu sehr überlegen.
Für wesentlich effektiver halten wir es deshalb, wenn alle verantwortlichen Erwachsenen für eine sichere und kindgerechte Umgebung sorgen.
Insofern gehen wir (der Betroffenenbeirat EHS FSM) nicht mit dem interviewten Experten konform, wenn dieser konstatiert: „Man kann sich nicht davor schützen“.
Wir sagen: man kann. Erwachsene können und müssen alles dafür tun, Kinder vor sexuellen Übergriffen zu schützen.
An erster Stelle steht dabei immer die wertschätzende und unterstützende Haltung allen Kindern gegenüber. An zweiter die Information. Zum Beispiel darüber, dass viele Opfer durch die zum Teil brutalen Reaktionen der Umwelt ein weiteres Mal traumatisiert werden. Und dann den Rest an Vertrauen verlieren, den sie vielleicht noch besitzen. Insofern hoffen wir, dass das missbrauchte, hochgradig geschockte Kind nichts von den Kommentaren dieses vorgeblichen Opferhelfers erfährt.
Im Übrigen: dieser Mann führte als Beispiel für ein Kind, das stark genug sei, sich zu wehren Pippi Langstrumpf an. Diese Phantasiegestalt wäre in der heutigen Realität ein Fall für die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Einen Vorteil hätte das Kind Pippi allerdings: den Koffer voller Geld. Um sich einen guten Anwalt leisten zu können, falls sie zum Opfer wird.
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick
i.A. des EHS-FSM-Betroffenenbeirates“
Ich befürchte, dass auch etliche der Verantwortlichen innerhalb der RKK mehr oder minder fest verankerten Vorurteilen, was Missbrauchsopfer angeht anhängen.
Anders kann ich mir deren Statements und Verhaltensweisen nicht erklären.
MfG,
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick
@Chrisma:
das ist wirklich eine grundsätzliche Frage.
In Deutschland existiert keine generelle Anzeigepflicht. Ausgenommen sind davon bestimmte Mitarbeiter der Justiz und Menschen, die in der Jugendhilfe arbeiten und von Kindeswohlgefährdung erfahren.
Offiziell müsste also eine Mitarbeiterin einer Kindereinrichtung in katholischer Trägerschaft einen Priester, der Kinder missbraucht anzeigen.
Nur: was passiert dann mit ihr? Gilt sie fortan nicht als „Nestbeschmutzerin“? Was ist, wenn sie lediglich einen Verdacht hat, den aber – noch – nicht begründen kann?
Blieben die Leitlinien der DBK http://www.dbk.de/themen/thema-sexueller-missbrauch/
Formal müsste sich also die Mitarbeiterin an den jeweiligen Missbrauchsbeauftragten wenden. Und dann? Was ist, wenn sich das herumspricht und der Priester sogar ihr Vorgesetzter ist?
Was würden Sie an der Stelle dieser Frau tun?
Übrigens folgt mein Beispiel einem realen Fall. Die entsprechende Mitarbeiterin kenne ich persönlich. Sie wurde, als sie sich an Vorgesetzte wandte erstmal gemobbt.
Wer sich dann einsetzte: ein Priester im Ruhestand und ein sehr gut vernetztes Gemeinderatsmitglied…
Zwei Personen, die von dieser Frau im Vertrauen angesprochen wurden.
Und die so gut wussten, wie der Hase läuft, dass sie die Sache innerhalb einer Woche geregelt hatten. Weil sie ihre Pappenheimer inkl. die Wirkungen der Begleit- und Beschaffungskriminalität lange genug kannten. Auch was man tun bzw. ankündigen muss, um Verantwortliche im Kirchengefüge zum Handeln zu bewegen.
Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn sich diese wackeren älteren Herren nicht eingesetzt hätten… informell. Aber nachhaltig.
MfG,
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick
@Angelika Oetker, nun wird mir Ihr Beitrag, der für mich so schwer zu verstehen war, zur Gänze klar. Es sind immer noch Kavaliersdelikte, ein Kind zu missbrauchen, zu misshandeln, eine Frau zu vergewaltigen. Es wird noch ein langer Weg sein. Wir stehen am Anfang dieses Weges, aber er ist gemacht. Meine Arbeit findet in einem „anderen Tal“ statt, als die Ihre. Wenn Sexualität zur einsamsten aller Erfahrungen wurde, herrschen Schicksal und Schweigen in unseliger Allianz. Wenn vergewaltigte Kinder stumm und entseelt zu Vergewaltigern werden, dann sagen wir in „meinem Tal“: das ist typisch. Dies nur als kleiner Blick „in mein Tal“.
@Chrisma:
„Es sind immer noch Kavaliersdelikte, ein Kind zu missbrauchen, zu misshandeln, eine Frau zu vergewaltigen.“
Ja so etwas wird gern heruntergespielt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Es kann ein Versuch von Menschen sein, selbst erlittene Traumatisierungen dadurch erträglicher zu machen, dass man sie für „nicht so schlimm“ deklariert. Wie es bei Prügel häufig der Fall ist, „hat mir auch nicht geschadet“… Auch Mit-Verantwortliche, die aus verschiedensten Gründen nicht gehandelt haben, könnten aus Scham oder Schuldbewusstsein so argumentieren.
Dann gibt es natürlich recht viele Menschen, die selbst sexuell übergriffig sind und das vor sich und anderen verbergen wollen oder es leugnen. Und Diejenigen nicht zu vergessen, die vom gegenwärtigen Zustand profitieren. Das wären theoretisch alle die in erster Linie für Verbesserungen zuständig sind. Also Politik, Justiz, Medizin, Sozialwesen, Therapie, Forschung.
In der Realität gibt es aber Menschen, die zu Veränderungen bereit sind. Sie müssen sich nur finden. Und das braucht Zeit.
Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Arbeit in Ihrem „Tal“.
MfG,
Angelika Oetken
P.S. es sieht zwar für Außenstehende so aus, als hätten die Themen „Causa Limburg“ und „sexueller Missbrauch“ nichts miteinander zu tun. Aber dem ist nicht so. Sexueller Missbrauch innerhalb von Institutionen geht so gut wie immer mit anderen Formen von Kriminalität einher. Wer sich einmal die Mühe macht, die Untersuchungsberichte zum Aloisiuskolleg (Zinsmeister und Bintig) und zum St. Vincenzstift zu lesen, dem wird das aufgehen.
Auch bei der „Gegenseite“ war es im Grunde genauso. Die Hintergründe zum organisierten Missbrauch an der Odenwaldschule differieren nur marginal von denen an katholischen Einrichtungen, wo über lange Zeit Übergriffe statt fanden.
Wenn eine Institution schlecht geführt und von außen nur unzureichend kontrolliert wird, können sich entsprechende Strukturen herausbilden. Entweder drangsaliert und instrumentalisiert dann eine Einzelperson andere oder eine Gruppe nutzt den Zustand um sich Vorteile zu verschaffen.
Dazu gehört immer Wirtschaftskriminalität.
Und um so etwas lange Zeit betreiben zu können, müssen Sie eine größere Anzahl Menschen zum Schweigen bringen. Z.B. indem sie ihnen androhen zu berichten, dass sie Opfer sind oder eben Täter. Oder sie zum Mitwisser machen. Bei den betroffenen „Eliteschulen“ gab es eine Menge Opfer, die alles daran gesetzt haben, dass ihre Identität verborgen blieb. Denn beide Gruppen, Opfer und Täter erfahren in unserer Gesellschaft Ausgrenzung. Die Mitwisser eine gehörige Portion Verachtung. Wenn auch mit unterschiedlichem Hintergrund.
In bestimmten Kreisen rät man Frauen, die sich gegen sexuelle Übergriffigkeit zur Wehr setzen, indem sie diese Übergriffigkeiten öffentlich thematisieren, „Dann mach doch die Bluse zu …“, so der Titel eines Buches von Birgit Kelle, das auf kath.net beworben wird.
Die Autorin gibt den Frauen die Schuld, wenn Männer übergriffig werden und findet in konservativ – katholischen Kreisen leider viel Beifall.
@Silvia Brückner:
Sie sprechen einen traditionellen Blick auf Sexualität und Partnerschaft an, der leider sexuelle Gewalt befördert und Prophylaxe einschränkt.
Ich möchte das hier nicht weiter ausführen, aber dahinter steckt die Grundannahme, dass die männliche Sexualität triebgesteuert, die weibliche nicht vorhanden ist. Die Frau zeigt demnach ihre Liebe und ihren Gehorsam indem sie ihren Körper „trotzdem“ zur Verfügung stellt (aber nur dem Mann, dem sie „gehört“), der Mann beweist seine Männlichkeit, indem er seine Frau mit Sexualität traktiert, obwohl er sie liebt. Er also in der Lage ist, seine Gefühle sogar gegenüber einem geliebten Wesen abzutöten.
So fies das klingt: aber so eine soziale Ordnung hat ihren Sinn. Sie erlaubt es, Menschen unter Kontrolle zu bringen und so große Gefüge zu leiten. Für alle, die Macht ausüben wollen ist es gefährlich, wenn die Individuen die beherrscht werden sollen allzu souverän sind. Oder wirklich zusammenhalten. Auch über Geschlechtergrenzen hinweg. Und womöglich der Obrigkeit Widerstand leisten.
Mal etwas verkürzt dargestellt 😉
MfG,
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick
@Silvia Brückner@Angelika Oetken. Es erschreckt mich, dass Bücher wie diese in katholischen Kreisen positiv besprochen werden. Ja der kurze Einblick in die Herrschaftsstrukturen war gut auf den Punkt gebracht. Insgesamt nimmt die restaurative Betrachtung der Rolle Frau zu. Mit ihrer mehr als überholten Sexualmoral und ihrem Frauenleitbild trägt unsere Kirche leider dazu bei. Silvia Brückner, Sie haben einmal an anderer Stelle geschrieben, dass sich nach 35 Jahre Reformstau die Kirche nun wieder bewegt, richtig, aber der Reformstau in Sachen Sexualmoral stockt seit gut 200 Jahren. In unserer Sozialethik sind allerdings Positionen enthalten, die für mich unveräußerlich sind. Die Diskussion darüber würde diesen Blog sprengen. Es wird ein langer dorniger Weg, aber wir, Sie liebe Silvia und ich, als katholische Frauen, müssen ihn beschreiten, wieder von vorne, wir hatten es doch alles schon mal.
@Veruschka, Liebe Veruschka, ja jetzt sind Sie zu weit gegangen. Ich bin froh das Menschen wir @ Bluebeardy und @Angelika Oetken auf diesem Blog schreiben und mit uns diskutieren, in sachlich vernünftiger Art und Weise. Es wäre angebracht gewesen, den Verstand vorher einzuschalten. Es kann immer mal passieren, dass wir uns beim Schreiben „vergaloppieren“, dann ist „zurückrudern“ angesagt. Die Schwere der seelischen Schäden die ein Missbrauch bei Kindern anrichtet sind schwer bis gar nicht reparable. Der Beitrag von ChristIwelt gehört nicht dazu, hier geht es um völlig andere Dinge.
Dass der Limburger Bischof bis heute immer noch auf eine Audienz bei Franziskus wartet lässt den Schluß zu, dass es Franziskus nicht einfach hat, sich diesem Mann anzunehmen, der offenbar viele Fürsprecher und Gönner im Vatikan hat und die wohl mächtigen Einfluss in diesem Machtapparat haben und mit denen sich es Franziskus nicht ganz verscherzen will ob seines eingeschlagenen Weges. Mißbrauch innerhalb und durch die Verantwortlichen der Kirche, lässt sich somit nur schwer bekämpfen, wenn dies überhaupt wirklich möglich ist. Die entsprechenden Abläufe gleichen jenen von großen und kleinen Firmen, wo irgendwie der Schein nach außen hin gewahrt sein muß, den „guten Ruf“.weitgehenst bewahrend auf Kosten der sog. Kleinen und natürlich der Wahrheit…
Bald wird alles sich im Sande verlaufen haben und vergessen sein…, bzw. dem Tod des Verschweigens überlassen, darin die Zeit jene Wunden heilen soll und Gras über diese oder jene Sache wächst und bald keiner mehr weiß, was da eigentlich mal geschehen ist. Machen wir uns nichts vor: wir Menschen verfallen sehr gerne dieser Versuchung uns mit der Wahrheit und wirklichen Wirklichkeit nicht konfrontieren zu wollen….auch wenn wir das nicht zuzugeben bereit sind und es anders sehen (wollen).
Es läuft wohl alles aus dem Ruder: nicht nur der Journalismus, sondern im Besondere die uns von Gott wieder gegebene Macht der Freiheit und Herrlichkeit der Gotteskindschaft, darin wir wohl aus jener „Sünde Adams“ nichts gelernt haben, bzw. nichts lernen wollen und auch dazu nicht wirklich bereit zu sein scheinen…
Causa Limburg:
die Buschtrommeln sagen, dass uns morgen (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) und Montag (Spiegel) Neuigkeiten erreichen werden.
Ich bin schon gespannt.
MfG,
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick
Danke an Fr. Oetken, und Bluebeardy für Ihre Unterstützung und wann immer ich weiterhin mit meinen geringen Aussagen dazu beitragen kann etwas zur Aufklärung in Sachen Missbrauch tun kann werde ich das machen um Vorurteile und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Ich denke jede Art von Hilfe ist wichtig.
„Ich denke jede Art von Hilfe ist wichtig.“
@KRP,
absolut! Sie stellen doch gute Fragen. Das ist häufig die beste Methode, um Dingen auf den Grund zu gehen…
MfG,
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick
@Bluebeardy was mich noch interessieren würde was ist die „mumaOpferpriorität“ habe das versucht zu googlen aber nichts gefunden. Danke im voraus für Ihre Unterstützung
KRP: ich habe Ihnen für Ihre freundlichen Worte und Unterstützung (wir finden sie allzu wenig im Alltag) zu danken 🙂
Nun zur mumaOpferpriorität also mutmaßlichen Opferpriorität.
Ich zitierte weiter oben sowohl Benedikt XVI. als auch Herrn Glück mit : „…Es steht außer Zweifel, dass die erste Priorität den Opfern gilt und der Verpflichtung zur Wirklichkeit und Wahrheit…“
Aber aus der Erfahrung vieler Betroffener und den von mir geschilderten Mängel handelt es sich größtenteils dann doch nur um eine vermutete, aber nicht belegte Priorität. Geld und Ruf / Image erscheinen wichtiger zu sein.
Übrigens zeigt ARTE am Dienstag, dem 22.10.13 um 20:15 – 22:00 endlich die preisgekrönte Dokumentation „Mea Maxima Culpa: Stille im Haus des Herrn“,
der ich viele katholische Zuschauer wünsche.
Ein Film, der sicher besser zu der kürzlich durchgeführtem AKO-Bonn-Filmdiskussion „Wie kann Missbrauch von Schutzbefohlenen in Institutionen strukturell verhindert werden?“ gepasst hätte, als der Film über die Otto-Mühl-Kommune.Geschickt plaziert, auch von Herrn Siebner SJ….
Danke nochmals für Ihre Erklärung nun ist mir das auch klarer. Auch für den Hinweis zu dem Arte werde mir das vormerken.
zu dem Film auf Arte….schon wieder zu schnell geschrieben.
„als der Film über die Otto-Mühl-Kommune.Geschickt plaziert, auch von Herrn Siebner SJ….“
@Bluebeardy:
wie man es nimmt.
Vergleicht man den Film über die Kommune mit den im Bintig-Bericht geschilderten Zuständen bei „AKO-Pro“ und den „Scouters“ dann gibt es frappante Ähnlichkeiten. Ein krankhaft selbstverliebter „Führer“, latenter Frauenhass (hinter dem sich natürlich Angst vor den eigenen weiblichen Persönlichkeitsanteilen verbirgt), eine fast faschistoide Hierarchie, ein sehr laxer Umgang mit allgemeinen Regeln und Gesetzen, der Korruption, Manipulation, Mobbing und Gewalt zur Folge hat, eine Spaltung der Gruppe, Marginalisierung und Verleumdung von allen, die sich dem „System“ widersetzen.
Irgendwann hängen alle Angehörigen der Institution irgendwie mit drin und keiner setzt mehr Grenzen. Im Gegenteil: jeder versucht, das Ganze zu seinen Gunsten auszunutzen und je chaotischer es zugeht, desto energischer wird der „Führer“ idealisiert. Anarchie.
Ausgerechnet an einer Einrichtung, die vorgibt eine katholische Eliteschule zu sein und ihren SchülerInnen christliche Werte zu vermitteln. Autsch!
Wenn es nicht so einen traurigen Anlass hätte, nämlich den Missbrauch von vielen Kindern, die in dessen Folge zum Teil sehr krank geworden sind, dann wäre das Stoff für eine bitterböse Realsatire.
MfG,
Angelika Oetken
P.S. der Bintig-Bericht ist zwar auf der Homepage des AKO zu finden, aber etwas versteckt. Hier deshalb der Link: http://www.aloisiuskolleg.de/images/schulnachrichten/0_B-Bericht_final_2013-06-03_nach_Vgl.pdf
Absolut lesenswert. Vor allem im Vergleich mit dem Zinsmeister-Bericht, der den Missbrauch bis Anfang 2000 darstellt
Guten Morgen @Bluebeardy. Ich kenne den Film bereits. Ich wünsche mir auch sehr viele Zuschauer. Sehr guter Filmtip. Ich kann von hier aus nicht erkennen ob die Filmauswahl von Pater Siebner SJ so ungeschickt war. Habe aber inzwischen den beitrag von @Angelika Oetken gelesen und kann es so verstehen.
mir ist gestern schlecht geworden und fassungslos wie groß das Schweigen der vielen Würdenträge doch war. Ich hoffe auf Papst Franziskus aber er wird es schwer haben ddenke ich. Zu groß sind die Aufgaben für einen alleine, um so wichtiger ist es dass er gute Mitarbeiter hat. ich bete dafür.
Pater Hagenkord: Sie haben ja 2010 selber von einem „Kartell / Kultur des Wegschauens“ gesprochen und meine Beiträge gestern und heute gelesen. Sind Sie auch heute noch dieser Ansicht, oder hat sich für Sie entscheidend etwas geändert?
Ich denke z.B. an die Affäre von Pfarrer K. in Südafrika
oder an den schon 2 Monate lang in Untersuchungshaft sitzenden Priester im Bistum Eichstätt, über den nur kurz lokal berichtet wurde,
oder an die immer noch auf Leidanerkennung in Würzburg wartenden Domspatzenopfer,
oder an den Bericht der niederländischen Deetman-Kommission zur Bevorzugung klerikaler Täter mit geringer Strafhöhe
oder an: „Wie sollte Franziskus mit sexuellem Missbrauch und dem Geheimdossier zur Vatileaks-Affäre umgehen, das ihm Benedikt XVI. als schweres Erbe hinterlassen hat?“ „Bischof Kräutlers´Antwort: „Der Papst soll es [das Erbe] nehmen und neue Wege beschreiten. Wenn jemand Verbrechen begeht, muss er vor einem weltlichen Gericht angeklagt werden, da gibt es kein Wenn und Aber. Schließlich geht es um Menschenleben. Die Menschenwürde.“
oder an: Pater Mertes wies im März darauf hin, dass der neue Papst den Opfern zuhören müsse.
Oder an Wir sind Kirche „Wir brauchen eine Wahrheits- und Versöhnungskommission um den sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche aufzuarbeiten. Diejenigen, die die Kirche in diese Krise hineingeführt haben, müssen zur Verantwortung gezogen werden und den vielen tausend, die verletzt und zerstört wurden, muss Gerechtigkeit zuteilwerden, damit die Zerrissenheit der weltweiten Kirche überwunden werden kann“
Da sich im Thread immer mehr Beschimpfungen (nicht frei geschaltete) häufen, schließe ich ihn hiermit.