Was hat der Papst da in der Hand? Einige Bemerkungen hier im Blog haben mich zucken lassen. Da hatte Papst Franziskus bei der Eröffnungsmesse der Synode vor einer Woche eine neue Ferula in Händen, also einen neuen Kreuzstab. Das ist der Stab, wie Päpste ihn tragen, wie andere Bischöfe auch. Dieser neue Stab hat nun einige Menschen zu bösen Kommentaren verleitet.
Hier nun einige Bilder von dem Stab. Ein Kommentator, den ich erst gar nicht verstand, fragte nach einer Wünschelrute. In den üblichen bösartigen und sich selbst als katholisch bezeichnenden Blogs vor allem englischer Sprache ging es noch härter zu. Die nehmen auch alles, um es auf Biegen und Brechen bösartig auszulegen. Und um damit Geld zu verdienen. Aber zurück zur Ferula.
Papst Franziskus ist jemand, der oft diesen Kreuzstab wechselt.
Erinnern wir uns: Papst Paul VI. war der erste, der überhaupt einen solchen Stab benutzte. Der ist also sehr neu in den Händen der Päpste. Für die Abschlussmesse des Konzils hatte er sich einen solchen machen lassen, analog zu den Hirtenstäben der Bischöfe. Dazu hatte er Künstlern den Auftrag gegeben. Wir kennen den Stab vor allem aus der Hand von Papst Johannes Paul II., der leidende, ausdrucksstarke Christus in Silber.
Paul VI. war der erste mit einem Kreuzstab
Papst Benedikt hat zunächst auch diese Ferula benutzt, dann aber eine ander. Was für ein Aufschrei! Beweis seiner Rückwärtsgewandheit, weil es ein Kreuz aus der Zeit Pius IX. war! Was man da alles reininterpretiert hat!
Und nun Franziskus: Mal ist es ein Kreuz, das aus den Trümmern von Flüchtlingsbooten gemacht ist. Mal eine Ferula, die ihm Häftlinge schaffen haben. Dann wieder die Ferula von Paul VI., oder eine andere klassische Kreuzdarstellung.
Der Stab, den Papst Franziskus am Mittwoch der vergangenen Woche benutzte, war ein Geschenk der Jugendlichen Italiens, die zu ihrer Sternwallfahrt nach Rom gekommen und mit dem Papst gebetet und gefeiert hatten. Das war im vergangenen August, ist also aktuell.
Wanderstab, Hirtenstab, Bischofsstab
Es ist ein Holz-Stab, erinnert also auch an einen Wanderstab.
Der Künstler heißt Gregorio Cividini, aus Bergamo, der pro bono gearbeitet hat. Der Stab ist aus Olivenholz, dessen natürlich gewachsene Gabel das Grundmotiv liefert. Darüber ist ein Nagel durch die beiden Kreuz-Arme getrieben, so „entsteht“ also das Kreuz durch den Nagel.
Wenn man also etwas über die Kreuzdarstellungen bei Papst Franziskus sagen kann, dann doch vor allem das: Da ist überhaupt keine ideologische Aussage mit verbunden, im Gegenteil. Das hat mit den Menschen zu tun, mit denen er in dem Augenblick die Messe feiert. Mit nichts anderem.
Er feiert zur Eröffnung einer Bischofssynode, welche das Thema Jugend hat, also wählt er einen Stab, den ihn Jugendliche geschenkt haben.
Das hat mit den Menschen zu tun, mit denen der Papst feiert
Die Polemik – die schlechte Polemik, muss man an dieser Stelle sagen – ist also wieder einmal nur das: Der Versuch, den Papst in eine Ecke zu drängen. Ein wenig innere Freiheit, ein wenig Wertschätzung für Kunst und die Kreativität anderer, ein wenig Gelassenheit, ein wenig Vertrauen dürfte auch hier der Debatte gut tun.
Da bin ich naiv, ich weiß. Das ist Wunschdenken. Es wird immer diejenigen geben, die auf biegen und brechen Böses sagen wollen.
Aber diese Ferula ist einfach nur Kunst. Man muss das nicht mögen, aber das gilt für alle Darstellungen in der Kunst. Auch für den Barock, auch für den Klassizismus, auch für alle anderen kirchlichen Stile.
Kunst ist eine Form von Kommunikation. Sich der zu verweigern, sollte nicht als kirchlicher Beitrag zur Moderne durchgehen. Sondern als das was es ist: Spießertum.
Ich finde diese „Ferula“ sehr frech – aber positiv frech, muss ich sagen.
Wie eine Skizze wirkt die.
Wenn man Kunst selber macht – ob nun professionell oder eher zum Zeitvertreib – dann weiß man, dass es manchmal so „Würfe“ gibt: man zeichnet was aufs Papier in nur wenigen Strichen und es hat Ausdruckskraft. Und man sollte daran nichts mehr ändern.
Manchmal kann man, vor lauter Perfektionismus, Kunstwerke ja auch zu sehr ausarbeiten. Das kann wahnsinnig viel Inhalt besitzen, aber dem Betrachter sagt das einfach nicht mehr zu: der Außenstehende versteht oft nicht mehr, was da an Gedanken und Arbeit drin steckt. Also: der Künstler erreicht das Publikum damit dann nicht mehr – das Kunstwerk wirkt nicht mehr so lebendig.
Bei diesem Kreuzstab gefällt mir besonders, dass der eine(!) Nagel für das Kreuz und die drei bzw. vier Nägel steht – dass da eine totale Reduktion erfolgt: das hat Ähnlichkeiten zur Stilfigur des „Pars pro toto“ (Die Nennung eines Details für ein ganzes Objekt) in der Poetik.
Das haben die Expressionisten in der Literatur gern gemacht und dieser Kreuzstab geht auch in diese Richtung – erinnert an Arbeiten Ernst Barlachs oder an Käthe Kollwitz-Plastiken.
Frech oder interessant find ich, dass der Nagel so überdimensional gestaltet ist. In natura sind die drei bzw. vier Kreuznägel ja sehr viel kleiner.
Dadurch betont der Künstler auch die Schmerzen, dieses Durchstechen durch Fleisch.
Trotzdem wundert es mich ein bisschen, dass der Stil des Expressionismus bei kirchlichen Kunstwerken so lang schon tongebend ist.
Moderne gegenständliche Künstler arbeiten schon wieder ganz anders, eben nicht mehr expressionistisch. Die gegenständliche Malerei und Skulptur ist irgendwie dynamischer und ornamentaler geworden und auch Graffitikunst (bzw. StreetArt) ist – denk ich – grad eher im Trend. Aber da weiß ich nicht so wirklich viel drüber.
Der strengere Expressionismus passt wohl wahrscheinlich besser zur Thematik „Kreuzigung“.
Auffallend ist halt, dass sich bei religiösen Kunstwerken so wirklich Neues weniger getraut wird – also zumindest was die Stile angeht. Ich weiß zumindest grad keinen Künstler/bzw. ein neueres religiöses Kunstwerk.
„Kunst ist nicht nur eine Form der Kommunikation. Sich da zu verweigern, sollte nicht als Beitrag zur Moderne durchgehen. Sondern als das was es ist: Spießertum“
Recht so und ich füge noch dazu: das ist einfach kleinkarierte Ignoranz..!!
der Vergleich einer Ferula mit einer „Wünschelrute“ ist nicht nur beleidigend aber auch ausgesprochen dümmlich!..
vielleicht ist einigen nicht bekannt, dass Papst Franziskus gerne Ferula´s verwendet, die von Gefangenen, jungen Leuten, ua. angefertigt wurden..
Ich find den Vergleich knuffig – ich war der belustigt (auch wenn der Herr im Blog, das negativ meinte).
Wieso?
Na, mit Wünschelruten suchen manche esoterisch angehauchten Leute nach unter anderem Wasser.
Der Papst ist doch ein „Menschenfischer“, nicht?
Und wo Wasser ist, da sind auch Fische.
Fand ich irgendwie total passend – auch wenn der Kommentar anders gemeint war.
In der Bibel kommt doch auch andauernd der positive Begriff „Wasser“ vor – im Kontrast zur Wüste. Wasser meint Leben. 🙂
Kunst ist es.
Nur Kunst, die mir nicht zusagt. Ich kann da kein Kreuz erkennen an diesem Kreuzstab erkennen; aber vielleicht liegt das nur an meinem mangelnden Kunstsinn.
Andere Kreuzstäbe gefallen mir besser, z.b. der von Gefangenen hergestellte.
Ist das Spießertum?
Nein, das ist einfach nur Verschiedenheit im Geschmack von Kunst.
„Ist das Kunst oder kann das weg?“
Ich fand diesen Satz in Zusammenhang mit einer Reinigungskraft, die ja vor Jahren mal ein Kunstwerk nicht als solches erkannt hat und es dann entsorgte, sehr lustig und auch irgendwie passend in diesem Zusammenhang.
Meine Güte, ob man diesen Kreuzstab jetzt schön findet oder nicht, ist ja nun eine extrem subjektive Sache. Wie kann man sich darüber so aufregen, dass es schon ins Persönliche geht? Verstehe ich nicht.
Leider haben sich wohl offensichtlich die wenigsten Meckerer mit der „Geschichte“ dieses Stabes beschäftigt.
Ich mag Silber, aber eigentlich kein Gold. Soll ich jetzt auch jedes Mal ausrasten, wenn ich ein goldenes Brustkreuz o.ä. sehe? Na, da wäre die nächste Romreise sicher lustig.
Die Abbildungen des Kreuzes hier im Blog sind beeindruckend und schön. Leider sah man dies nicht bei der Messe. Ich dachte auch an eine Wünschelrute oder eine Steinschleuder. Den gekreuzigten Christus konnten wohl die meisten nicht erkennen. Deswegen finde ich diese Wahl nicht gelungen.
Diesen Kreuzstab als Wünschelrute zu bezeichnen, blamiert die Kritiker. Sie haben keine Ahnung, wie üblicherweise Wünschelruten aussehen. Steinschleuder fällt in dieselbe Kategorie. Wenn also schon diese Bezeichnungen so krass daneben gehen, wie ist es dann mit den weiteren Fähigkeiten der Kritiker bestellt?
Warum verurteilen Sie Menschen die Sie nicht kennen?
Lass sie reden und ins Leere laufen mit deren Kritik.
„Der Stab, den Papst Franziskus am Mittwoch der vergangenen Woche benutzte, war ein Geschenk der Jugendlichen Italiens, die zu ihrer Sternwallfahrt nach Rom gekommen und mit dem Papst gebetet und gefeiert hatten. Das war im vergangenen August, ist also aktuell.“
Das sollte genügen.