Tag eins. Das Motto der Papstreise sagt uns „Wo Gott ist, da ist Zukunft“. Darüber will der Papst in Deutschland sprechen.
Diese Zukunft kann man sehen. Jetzt schon, am ersten Tag. Man sieht sie im Bundestag, aber auch davor und in den Debatten, in die die Frage nach Gott eingezogen ist, so oder so. Man sieht sie in den Begegnungen mit den Offiziellen und den Politikern, in denen plötzlich über Europa gesprochen wird, ohne dass Wahlkampf gemacht wird. Man sieht ihn im Sprechen über die Krisen, die ökologischen und die finanziellen, die der Bundespräsident angesprochen hat. Und man hört sie in den Worten des Bundespräsidenten: „Viele Menschen sind auf der Suche. Eines Ihrer ganz großen Themen, Heiliger Vater, ist das Verhältnis von Glaube und Vernunft. Das ist alles andere als eine akademische Debatte.“
Und: Man sieht sie auch in der Begeisterung, die sich in diesem Augenblick im gefüllten Olympiastadion ausbreitet.
Sich nicht zufrieden geben mit den einfachen, den nützlichen, den materiellen, den scheinbar ausreichenden Antworten, sondern weiter fragen, den Dialog suchen, die Möglichkeiten der Vernunft, alle Möglichkeiten der Vernunft, ausschöpfen.
Dieser Papst ist kein Guru, der durch seine Anwesenheit alles ändert. Aber er weist auf diesen Gott hin, an dem es keinen Weg vorbei gibt. Ein guter Auftakt für diese Reise, ein sehr guter Auftakt.
Als Fernsehzuschauer beobachtete ich viele Besucher der Papstmesse die nach der Predigt ratlos schauten. Sicher nicht nur ich fühlte mich mit meinen Fragen allein Stehen gelassen. Klar! Formel war alles korrekt! Aber ist dies ein würdiger und angemessener Kommunikationsstil? Nein, mein Vater hätte Antwort gegeben und wenn es ein ratloses Schulterzucken gewesen wäre.
2 Korrekturen (bitte diesen Text nehem): Mit grosser Freude habe ich ebenfalls als Fernsehzuschauer am Gottesdienst in Berlin teilgenommen. Meine Vorbereitung darauf war insofern optimal, als ich seit Monaten immer wieder beim Spazieren im Wort des Wahren Weinstocks (Joh 15, 1-17) zu bleiben suchte. Und nun hat mir der Helige Vater diese Worte noch bestens erklärt und für mein konkretes Christ-sein gedeutet. Etwas besseres hätte mir nicht passieren können! Da ich nichts von Zufall halte, denn nach dem hl. Th. v. Aquin wäre “Zufall” eine Wirkung ohne Ursache, danke ich dem Dreifaltigen Gott für diese Bereicherung durch Papst Benedikt XVI., wohl glaubend und so wissend, dass unser Herr Jesus Christus auch mich in Joh 15, 1-17 persönlich durch seine heilige Kirche anspricht. Darüber hinaus, also über dieses persönliche Ansprechen hinaus, fordert ER mich (uns) auf, … in seiner Liebe zu bleiben und (nun sein Gebot:) dass wir einander lieben, wie er uns geliebt hat. – Hören wir denn diesen Auftrag? Wenn ja, dann aber bleibt kaum mehr Zeit und Rechtfertigung, die andern zu verurteilen! Dank sei dem liebenden Gott! Wenn nein, dann bitten wir doch IHN, dass wir sein Wort hören dürfen (siehe Joh 5, 24).
Ab 15 Uhr war ich im Olympiastadion. Habe die aussergewöhnlich entspannte Atmosphäre eingeatmet im wahren Sinne des Wortes. Für Berliner eine Sensation, die unzähligen Ordensleute in ihren Ordensgewändern, die Priester in Soutanen.Und alle anderen Menschen in großer Ruhe. Dann der Jubel, kaum dass das Papamobil zu sehen war.Die perfekte Organisation überall. Der Gottesdienst mit unserem inzwischen heißgeliebten Erzbischof Woelki und dem Heiligen Vater. Es wurde in Berlin lange vorher in Gottesdiensten und Vorträgen auf diesen Besuch hingearbeitet.Als es ans Kommunionausteilen ging, dachte ich auf der engen Treppe, wenn das mal gutgeht. Die Kommunionhelferin stand quasi reglos und alle gingen vorsichtig zu ihr hin und wieder zurück. Ich war lange berauscht. Habe mir alles angeseehn fast, was es im Fernsehn zu sehen gab über den Papst und zu hören von ihm. An diesem Wochenende war heilige Kirche. Ich konnte vergessen, was mich sonst schon mal ärgert. Der Heilige Vater ist nicht nur ein Intellektueller, er hat eine spirituelle Ausstrahlung.Wer seine 17 Reden nicht verstanden hat, kann sie in Radio Vatikan erklärt bekommen.Dank an P.Hagenkord sj für seine Mühe. In seinen Büchern steht auch genug.Und in den Kirchenzeitungen und im Osservatore und bei der KNA.
Kein Guru, der durch seine Anwesenheit alles verändert..er ist zeitweilig wortlos an den Menschen vorbeigegangen, langsam, lächelnd.Hat angesehen, wen er ansehen konnte in der Menge. Guru ist natürlich negativ besetzt, aber dass der Papst wortlos wirkt durch seine Ausstrahlung, kann man nicht abstreiten.Er muss ja nicht alles verändern. Nur die Katholiken ansprechen. Wer nicht will, kann nicht verändert werden.Nicht vom Papst, nichtmals von Gott.Es gibt Wege an Gott vorbei. Der Mensch ist frei.Fragt sich dann, wohin.