In Rom am Flughafen gehört es mittlerweile zum guten Ton, oben beim Warten auf das Abfliegen genauso wie unten beim Warten aufs Gepäck: Musik. Ein Flügel – oder wahlweise ein Klavier, aber meistens tatsächlich ein Flügel – steht in einem Wartebereich und bittet per Schild darum, gespielt zu werden.
Und viele wartende Gäste setzen sich dran und spielen. Hobby-Spieler, Jugendliche die ihre Klavier-Lektion wiederholen, aber häufig genug auch Menschen, die deutlich mehr können als nur ein wenig vom Blatt spielen.
Und alle spielen öffentlich. Und überall bleiben Leute stehen und hören einfach zu. Andere Flughäfen kennen es auch. Am Bahnhof Den Haag habe ich es gesehen und gehört, da war es wirklich eine Könnerin. In Seoul an einem Museum war es ein Klavier, Jugendliche versuchten sich da an europäischen Sonaten.
Sie werden – so sie ab und zu verreisen und nicht das Auto nehmen – Ihre eigenen Orte hinzu fügen können.
Es ist Zeit, einmal Dank zu sagen. Dank den vielen anonymen Musikern, die ihr Talent, Hobby oder Können einfach so verschenken. Die uns Wartenden die Sterilität dieser Reise-Umschlagsplätze etwas menschlicher machen, sei es mit gekonnten Läufen, sei es auch mit dem einen oder anderen schiefen Ton.
Es wird wirklich menschlicher dort. Für kurze Augenblicke werden die zielstrebigen Schritte langsamer, die quängelnden Kinder auf dem Weg zum Boarding sind abgelenkt, die Rollkoffer bleiben stehen statt sich gegenseitig anzurempeln. Was so ein wenig Mozart alles bewirken kann.
Danke, liebe Musiker, möget ihr euch reichlich vermehren. Ich kann leider nichts dazu beitragen, aber ich genieße es. Bis bald, beim nächsten Flughafen, Bahnhof oder Reiseort eurer Wahl.
Und danke auch Jenen, die diese einfach und doch
geniale Idee als Erste zum Leben erweckt haben.
An das Zweckmäßige denken bei der Planung solcher
Orte viele, an das Erfüllende nur sehr wenige.
Schön geschrieben!
Uns wissen Sie was mir dabei in den Sinn kommt: Einer der ganz großen im AT, nämlich König David, war auch ein begnadeter Musiker und soll sogar König Saul durch Harfenspiel von seiner Depression geheilt haben.
Musik kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Ich glaube fast, sie ist die menschlichste aller Kunstgattungen und sicherlich hat sie heilende Kraft – und wenn es nur die ist, Menschen zu beruhigen.
Ich beneide ein bisschen die Leute die dieses absolute Gehör haben und Musik wirklich richtig einschätzen können und selbst ausüben können. Das ist einfach nur grandios.
ich liebe diese Straßen Musiker sehr und ich wünsch mir manchmal mehr Sensibilität der Geschäftsleute und auch der Ordnungsämter!!
schön das es diese -teilweise semiprofessionellen- “Freuden Spender” gibt…!!
zwei ganz besonders schöne Erfahrungen:
vor ca. 2jahren bei dem spontan entstandenen und auch lange -wenigstens tolerieren- Michael Jackson Memorial in München –
sang eine Frau in” Räuberzivil” mit einer wunderbaren Stimme und
einem bescheidenden Auftreten einige seiner Lieder -wer wollte konnte sie allerdings ganz schnell als Patti Smith “enttarnen”…
das andere Mal ein einfaches Klavier -Paris? – von weitem schon die langen Löwenmähne sichtbar eine meiner “Lieblinge” die ukrainische Pianistin Valentina Lisitsa -und spielte auf diesem -total verstimmten- Klavier: Liszt . WUNDERBAR..
es ist schön, dass diese beiden-pars pro toto- es gibt noch mehr “Promis” mit ihren Kollegen, solidarisieren ..
Vielleicht erinnern sich noch manche an “Franz den Geiger”
aber da müsste man länger drüber schreiben- ein ganz besonderer Straßen Musiker auch mit einer politischer Agenda..
Ich hab’ mal geträumt, ich wär’ mit meinem Klavier unterwegs, ich würde es auf dem Rücken tragen, in USA sogar; es war ein bisschen umständlich, aber es war im Traum ganz leicht. Man hat ja die Musik im Kopf, wo sie ganz leicht, wie eine Feder ist, aber das wirkliche Klavier – praktisch, wenn es schon dasteht. Einfacher ist es da zu singen, die Lieder kann man mit sich herumtragen, das Ohr kann man lehren und erziehen – und so kann ich überall singen, laut oder nur im Ohr.
Für alle, die jetzt bei dem Verbrechen in Berlin jemanden verloren haben, die schwer verletzt sind oder jemanden haben, der schwer verletzt ist oder überhaupt Angst haben, kann ich jetzt das schöne tröstliche Lied singen in der warmen, weichen, zärtlichen Liebestonart a-moll:
Ich steh an deiner krippen hier,
O Jesulein mein leben,
Ich komme, bring und schencke dir,
Was du mir hast gegeben.
Nim hin es ist mein geist und sinn,
Hertz, seel und muth, nim alles hin
Und laß dirs wol gefallen.
Ich finde den Schluss in der Vertonung von J.S. Bach so schön, tröstlich und beruhigend – über fis und gis – hören Sie: wol gefallen….(Der Liedtext ist von Paul Gerhardt)
Man kann auch mit anderen oder für Leute singen, die eine komplett fremde Sprache sprechen, oder allein für sich oder für den Mond….
Paul Gerhardt ist ein genialer “Texter” – gefällt mir auch sehr.
Ich hab auch mal Klavier gespielt, aber nie sehr gut. Sonatinen waren da eher meins: man kann da sehr gut die Fingerfertigkeit trainieren und fürs Zeichnen war es gut (für meine eigentliche Begabung).
Lieblingsstücke waren aber eher Sachen wie dieses “Präludium” von Bach, das man aus dem Fernsehratgeber “Sprechstunde” kannte oder “Für Elise” von Beethoven. Aber ich hab immer vom Blatt gespielt, nie aus dem Gedächtnis raus – war eben nicht sonderlich begabt.
Später haben meine Eltern es dann verkauft, samt den “Diabelli-Heften …
Ich denke aber, dass ich mir in ein paar Jahren wieder eines kaufen werde und es ultramarinblau anstreichen werde, so wie die Pferde in den Bildern von Franz Marc. Vielleicht mal ich auch noch ein paar Sterne drauf – so ähnlich wie die aus der “Sternennacht” von van Gogh.
Ja, das mach ich. Ein Klavier ist schon was Feines, da haben Sie, lieber Stephan, und Pater Hagenkord schon recht. 🙂