Mal zur Abwechslung was eher Belangloses. Der Papst spielt Tic Tac Toe. Auf einer Leiter stehend macht er ein Kreuz in das Linienfeld an der Häuserwand, ein Schweizergardist steht Schmiere und passt auf, dass er dabei nicht erwischt wird. Ein eher witziges Graffiti erschien an diesem Mittwochmorgen an einer Häuserwand im Borgo Pio in Rom, nicht weit vom Petersplatz entfernt. Wie alle diese Graffitis war es nicht gemalt, sondern auf Papier aufgebracht und dann schnell an die Wang geklebt, viel Zeit hat man halt nicht für so ein Gemälde.

Es ist nicht das erste. Der Papst als Supermann, der Papst auf dem Fahrrad, immer wieder gibt es nette Wand-Gemälde zum Papst. Aber alle teilen dasselbe Schicksal wie der Spieler an der Wand: Der Tag ist noch nicht um, da ist das schon abgekratzt und die Wand übermalt. So auch am Mittwoch.
Morgens wurde es entdeckt und machte seine Runde im Internet, erste Kommentatoren vermuteten eine nichtchristliche Symbolik in den gemalten Kreuzen und Zeichen, aber als ich dann gegen Mittag dort vorbei kam, was es weg. Die Besitzerin des Ladens, wo ich oft ein Sandwich auf die Hand beziehe, stand ganz betreten dabei, während ihr Mann die Scheibe an der Auslage putzte, welche die Abkratz-Aktion natürlich nicht gesäubert hatte. „Wenn es wichtig ist, dann ist die Stadt Rom nicht so schnell.“ Wie weise.
Warum nur? Warum bleiben tiefe und gefährliche Schlaglöcher für Monate unbeachtet und so eine Zeichnung hält nur wenige Stunden? Warum sind die Graffiti an anderen römischen Wänden – teilweise sehr geschmacklos – nach Wochen noch zu sehen und brauchen eine eigene ehrenamtliche Aktion, um weggemacht zu werden, diese eindeutig als Kunst zu erkennende Aktion überlebt aber nicht mal eine Arbeitsschicht? Fragen über Fragen. Wir, die wir in Rom leben, schütteln nur noch den Kopf. Und dann ist das Ganze doch wieder nicht so belanglos, wie es am Anfang schien.

Genau hingeschaut: Der Papst macht nicht ein Kreuz, er malt ein Friedenzeichen – und gewinnt! 😉
Genau, das ist bei Kunstbetrachtung das Wichtigste: auf die Details kommt es an!
Schön
Solche Kunstwerke nennt man „Outings“: sie werden auf Papier gedruckt oder gezeichnet/gemalt und auf Häuserfassaden angebracht.
Vor etwa einem Jahr gab es eine riesige Kunstaktion in Lübeck mit solchen Outings:
Ein Unbekannter machte heimlich Fotos von Kunstwerken im Behnhaus, druckte die Bilder dann Zuhause großformatig aus und klebte sie heimlich an Häuserfassaden der Hansestadt auf.
Die Lübecker fanden das herrlich, gegen die Person wurde erst einmal wegen Sachbeschädigung ermittelt und das Behnhaus erlebte einen Boom weil jeder die Bilder von der Straße im Original sehen wollte. Super Werbung.
Man nennt das auch Street-Art: Graffitis und Outings gehören hierzu. Oft kennt man die Künstler von solchen Werken gar nicht. Banksy ist auch so ein Sprayer. Keiner kennt ihn und ab und an tauchen dann wieder sehr lyrisch-anmutende Graffitis von ihm auf, die mittlerweile sehr viel wert sind.
Graffiti assoziieren wir trotzdem nach wie vor mit kriminellen Jugendlichen. Vielleicht war das den Römern zu viel: der vielgeliebte Papst als Spieler und Kleinkrimineller – schließlich „beschmiert“ er ja auf dem Outing eine Wand – wird selbst zu einem – zwar nur mittelmäßig begabten – Graffitikünstler.
Jedenfalls hat der Künstler vielen Leuten ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert.
Da sag noch einer, Kunst wäre sinnlos.
Ich persönlich glaube ja, dass sie sogar als Heilmittel eingesetzt werden kann: so findet die Kunsttherapie zum Beispiel immer mehr Zustimmung in Fachkreisen.
Pater Hagenkord, so hätte ich das auch geschrieben und offensichtlich toleriert der Ladenbesitzer diese Kleinkunstwerke ja auch..
ich könnte mir sogar vorstellen, dass das Franziskus mit dem ihm eigenen Humor „gut“ findet – gerade weil es auch witzig und trotzdem mit Hintersinn komponiert wurde..
im Gegensatz zu manchem unsinnigen kitschigen Klimbim in den Souvenirläden..
ich selber hab ein Faible für diese kleine Form.
So ist es, Kunst wird wohl nicht erkannt von römischen Behörden. Der Künstler wird sich bei seinen Aktionen etwas denken, denn es ist nicht leicht übemalt sondern muss mit etwas Körperarbeit entfernt werden. So bleibt dem Arbeiter eine gewisse Zeit über das Werk nachzudenken.
Es bleibt erhalten weil zig mal in den Netzwerken geteilt und sogar einen eigenen Blogeintrag bekommt. Wunderbar mehr davon, Frieden gewinnt!
Ach im übrigen ist Peace wins. #PopeFrancis is back on the streets.
#Vatican #streetart zurück, leider kann ich das Werk hier nicht als Anhang einsetzen. Hier der Tweet vielleicht kann Pater Hagenkord es noch anhängen wäre toll. https://twitter.com/ca_fink/status/789417315628638209