Gebet hat Kraft. Die Konferenz hier im Vatikan wird eingerahmt von Gebet. Morgens beginnen wir in der Aula damit, abends beenden wir den Tag damit. Am Samstag gibt es eine Buß-Liturgie, abgeschlossen wird die Konferenz mit einer Messe am Sonntag. Da ist viel Gebet in der Konferenz. Und das hat seine ganz eigene Kraft.
Natürlich geht es um all die Dinge, die auf den Tisch müssen. Beten bedeutet nicht, Recht, Zuhören, Verantwortung und so weiter weniger wichtig zu nehmen. Aber wenn wir Ernst nehmen, dass wir Kirche sind, dann gehört Gebet dazu.
Gebet hat Kraft
Es war wichtig, das Kardinal Tagle seinen ersten Vortrag sehr geistlich gehalten hat. Das Thema hat eben auch mit den Wunden Christi zu tun. Menschen zuzuhören, die missbraucht wurden, ist auch ein Ort der Begegnung mit Christus. Christus ist nicht mit der Macht, wir finden Christus nicht in Autorität und Stärke, sondern in Schwäche und Bedürfnis. Und eben in Verwundungen. Das ist auch etwas eminent Religiöses.
Thomas sagt „mein Herr und mein Gott“ nachdem er die Wunden gesehen hat, hat berühren dürfen. Das ist auch heute der Weg, Gott zu erkennen und zu bekennen.
Wer betet, der hat keine Macht. Das ist der Sinn des Betens. Es ist kein Handel, „Gott gib mir dann gebe ich Dir“. Wir haben nichts anzubieten, wenn wir beten, alles kommt schon von Gott. Es ist der Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat.
Ohne Macht sein
Wer betet, gemeinsam oder auch allein, der gesteht sich ein, dass er oder sie ohne Macht ist. Beten hat keine Funktion. Es geht nicht um Atmosphäre oder um einen Rahmen, der gesetzt wird. Es ist nichts, was pro Forma dazu gehört. Wer Beten Ernst nimmt, erkennt diese Funktionslosigkeit. Beten gibt nichts, leistet nichts. Und darin ist es wichtig und mächtig. Nur so öffnen wir uns für den Geist Gottes, für Gottes Wirken, für Christi Gegenwart im Nächsten.
Die eigene Autorität beiseite zu legen in dem wir uns an Gott wenden, das ist ein wichtiger Ort auch und vielleicht besonders bei diesem Thema.
Lieber P. Hagenkord,
auch wenn ich Ihre Beiträge sonst wirklich sehr schätze und auch die Arbeit von für und von Vatican News.
Diesen Beitrag empfinde ich, gelinde gesagt, als äußerst problematisch.
Da kommen ca. 160 absolutistische Herrscher aus ihrem jeweiligen Reich zusammen, denn nichts anderes sind lt. Kirchenrecht Papst und Bischöfe und Sie schreiben, wer betet, hat keine Macht. Da die genannten Personen ziemlich allumfassende Machtbefugnisse haben, wäre der Umkehrschluss, sie beten nicht oder nie. Unter den anwesenden Bischöfen, sind evtl. Missbrauchstäter, auf jeden Fall aber Missbrauchsvertuscher oder Versetzer von missbrauchenden Klerikern. Haben diese Bischöfe sich tatsächlich alle geöffnet für den Geist Gottes, für Gottes Wirken, für Christi Gegenwart im Nächsten, wenn ja, warum haben sie dann nicht anders gehandelt bisher?
Im Angesicht dieses vieltausendfachen Missbrauchs von Kindern, Jugendlichen, Frauen und Männern dies so pathetisch, spirituell zu überhöhen, wie Sie das in Ihrem Beitrag getan haben, empfinde ich, wie schon gesagt, als äußerst problematisch.
Denn geredet, gebetet wurde auch von vielen Opfern, diese waren ohne Macht, die Teilnehmer dieser Konferenz sind es nicht!
Und die eigene Autorität wird nicht beiseite gelegt von diesen mächtigen, alten Männern.
Ich weiß, wovon ich spreche, ich durfte 10 Jahre Herrn G. L. Müller und darf seit einigen Jahren R. Voderholzer in meinem Wohnortbistum ertragen.
Schade…, Sie haben es gut gemeint, aber nach meiner Meinung kam ein schlechter Beitrag dabei heraus
Beste Grüße
„Absolutistische Herrscher“ sind Menschen, die sich ihrer Würde nicht bewusst sind und sie für persönliche Interessen missbrauchen. Wenn dem so wäre, dann hätte die Katholische Kirche nicht 2000 Jahre überlebt. Es wäre schön würden sie hier zwischen den Amtsinhabern unterscheiden und nicht alle über einen Kamm scheren.
Beten hat keine Macht, es vermittelt im Glauben und stärkt sich durch seine Anwesenheit. Es wäre also ein falsches Verständnis über das Beten könnte man Macht gewinnen und nicht Liebe erfüllen.
Die ganze Kirche zu verteufeln weil in ihr ein Missbrauch durch Macht stattgefunden hat die erst durch den Glauben! an diese Institution überhaupt möglich war, das ist eine Verurteilung, denn es ist der Herr selbst vor dem jede einzelne Person, auch der Papst für die Katholische Kirche Rechenschaft ablegen muss und nicht sie.
Ich denke die namentliche Autorität wurde untergraben durch eine Hörigkeit, die sich nicht auf den Herrn berufen kann sondern sich selbst zur Rechenschaft zog. Jesus hat nicht gefordert an die Kirche zu glauben sondern mit ihm durch ihn und in ihm ist eine Kirche auferstanden, die sich seiner Familie anvertraut hat und mit ihr am Herrn gewachsen ist.
Es mag sein, dass Sie „wissen“ wovon Sie sprechen, doch geistige Übereinkunft wird von allen verstanden, die daran interessiert sind und nicht nur von denen, die sie in die Welt setzen.
Ich empfand den Beitrag von Pater Hagenkord eher als erlösend indem sich endlich Personen um die sehr differenzierte und umfangreiche Aufarbeitung eines Missbrauchs kümmern, der durch die Kirche/den Papst/die Opfer in die Rechenschaft finden kann, die gegenüber dem Herrn schon immer von Bestand war, ist und bleibt.
Bis 2010 wurde der Missbrauch unter den Tisch gekehrt und nun ist er öffentlich gemacht, was auch bedeutet, dass die Kirche wohl eher ein internes Instrument zur Legitimation von Ansprüchen ist, die sich an sie von außen stellen.
Jeder Missbrauch der nicht zur Verurteilung seines Täters führt ist ein Vergehen wider die Menschlichkeit, auch außerhalb der Kirche. Vielleicht sind in diesem Zusammenhang Atheisten sogar die besseren Christen als so manch amtlicher Würdenträger.
Beten ist wichtig, aber manchmal (wie z.B. auch bei dem Thema in diesen Tagen) absolut nicht ausreichend … Hier weder für die Täter und erst recht nicht für die Opfer !
Der heutige Artikel will vermutlich (lediglich) das Thema Beten beleuchten … ohne zu den weiteren Anforderungen an eine Problemlösung etwas sagen zu wollen. Insofern finde ich den heutigen Artikel im Vatikan News Blog nicht als problematisch.
Aber wenn ich das von Kardinal Marx formulierte Ziel betrachte, dann wird mir die vorhandene Problematik der katholischen Kirche noch einmal vor Augen geführt: Es haben (leider) noch nicht Alle verstanden …
https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2019-02/vatiab-kardinal-marx-ziel-alle-bischoefe-begreifen-missbrauch.html
Übrigens: In diesen Tagen ist mir klar geworden, warum der Vorsitz der Glaubenskongregation neubesetzt wurde und dass (und warum) diese Neubesetzung dringend erforderlich war !
Ich komme aus einem Nachbar-Bistum von Ihnen und habe die Diskussion/Problematik damals in Ihrem Bistum verfolgt.
„wer betet, hat keine Macht.“
Wäre vielleicht die Formulierung „wer betet, gesteht ein, nur begrenzte Macht zu haben.“?
Denn wenn ich um mein täglich Brot bitte, dann drücke ich damit nicht aus, dass es nicht in meiner Hand liegt, zum nächsten Geldautomaten und dann zum nächsten Bäcker zu gehen. Das schaffe ich natürlich ohne das es direkte göttliche Wunder braucht.
Aber ich billige damit zu, dass meine Macht darüber, mir Brot zu besorgen, nur eine begrenzte oder vielleicht scheinbare Macht ist und es letztlich in Gottes Hand liegt, ob ich halt in 8 Wochen verhungere, weil das mit Bankautomat und Supermarkt doch nicht mehr klappt.
(Es gibt Überlegungen, dass ein zwar sehr unwahrscheinlicher aber schwerer Sonnensturm, der die Erde voll trifft, zur nahezu vollständigen Funktionsunfähigkeit sämtlicher elektrischer Geräte führt und zwar wenigstens einen ganzen Kontinent betreffend oder gar global; in so einem Fall würde ich ggf. schon dann in 8 Wochen verhungert sein, denn die gesamten Nahrungsproduktionsketten würden zusammenbrechen; insofern solche Sonnenstürme in Gottes Hand liegen, liegt es in Gottes Hand, ob dann 95% von uns in 8 Wochen ab heute verhungern)
Lieber @mig.
Angeregt durch Ihre Ausführungen zum Thema „Wunder“ vs. „Menschliche Lebensplanung“ vs. „Macht“ möchte ich – obwohl es eigentlich nicht zum Thema passt – doch kurz erwähnen, dass ich diese Sichtweise nicht teile.
Wir sind geprägt durch die Sichtweise der Aufklärung und nehmen immer an, das Universum sei etwas, das im Großen und Ganzen ablaufe wie ein großes Uhrwerk, solange es nicht gestört wird.
Ich hingegen bin überzeugt davon, dass alles augenblicklich ins Nichts zurücksinkt, wenn Gott die Lust daran verliert.
Nur so zum Nachdenken.
Meint
Euer Christoph
Lieber Christoph,
ich hatte versucht diesen Aspekt durch „direkte“ und „scheinbar“ einzufangen; selbstverständlich kann es so sein, wie Sie das sehen.
Ich persönlich sehe jedoch nicht so sehr den Aspekt, dass alles augenblicklich ins Nichts versinken würde; denn unabhängig davon, was mit den Naturgesetzen passiert, wenn „Gott die Lust daran verliert“, wenn Gott sich vollständig von uns und dieser Welt abwenden würde, dann würde meiner Vermutung nach ein nach diesem Abwenden die Welt beobachtender neutraler Betrachter Mühe haben, Unterschiede zu finden zwischem dem dann zu beobachtenden und dem Begriff „Hölle“, selbst wenn die Naturgesetze noch ein bißchen so weiter funktionieren wie bisher.
„Ich weiß, wovon ich spreche, ich durfte 10 Jahre Herrn G. L. Müller und darf seit einigen Jahren R. Voderholzer in meinem Wohnortbistum ertragen.“
Was Kardinal Müller in Bezug auf Missbrauch vorgehalten wird, ist mir in Grundzügen bekannt.
Aber könnten Sie vielleicht kurz darlegen, was da das Problem bei Bischof Voderholzer sein kann?
Sie sagen hier ja letztlich, dass der da irgendwie was falsch mache.
Ich finde aber auf den ersten Blick:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Voderholzer
„Im Juli 2017 ließ er in den Gemeinden des Bistums ein Hirtenwort verlesen. Darin bat er die 500 Opfer körperlicher Gewalt sowie die Opfer sexueller Gewalt bei den Regensburger Domspatzen „in Demut“ „anstelle der Täter, von denen die meisten verstorben sind, um Vergebung“ und bitte, „dass diese Entschuldigung von den Betroffenen angenommen werde.“[13][14] Nach der Veröffentlichung der MHG-Studie zum „Sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“[15] wandte er sich erneut mit einem Hirtenwort an die Gläubigen der Diözese Regensburg.[16] Darin rezipiert er die Ergebnisse der Studie, drückt sein Bedauern aus und nennt Maßnahmen zur Verbesserung der Prävention sexuellen Missbrauchs. Vor allem fordert er eine Kultur der Achtsamkeit. Allen Opfern von sexuellem Missbrauch bietet er ein Gespräch an, in dem er als oberster Repräsentant der Ortskirche von Regensburg persönlich um Vergebung bitten will.“
Das wirkt auf den ersten Blick als sei er wenigstens bemüht.
Und laut ZEIT hat er mit die letztlich veröffentlichte Missbrauchsstudie angestoßen:
https://www.zeit.de/2017/31/rudolf-voderholzer-missbrauch-skandal-kirche-auftraggeber
„Einer brach das Schweigen
Rudolf Voderholzer gilt als Bischof der Konservativen. Ausgerechnet er hat den Bericht zum Missbrauchsskandal in Auftrag gegeben. Warum?“
Ich lese nur, dass Bischof Voderholzer anscheinend nicht Zölibat als ursächlich ansieht. Was Pater Hagenkord teilweise ähnlich zu sehen scheint; ist also eher nicht der Fehler, den Sie Bischof Voderholzer vorwerfen.
… Und Fasten?? – gehört ja immer zum Beten dazu.
ich für mich beginne beginne ab Mitternacht das Fasten und hab mir für dieses Jahr auch digitales Fasten vorgenommen. Das betrifft dann Kommentare zu dieser Problematik, die zu komplex ist und etwas mit allen „macht“.
Meine Wahrnehmung ist, das Thema wird sehr kirchenpolitisch und ideologisch und jetzt geht emotional doch die Benennung von Sündenböcken los (ohne Vorwurf an Kommentatoren meine ich, dass zu oft der Name von Kardinal L. Müller genannt wird, und immer negativ), sicherlich auch, weil sich die Laien zu viel an Konkretem erwarten, wovor ja gewarnt wurde.
Nur wenn man wirklich konkrete Maßnahmen finden will, wird man auch die besten (oft als konservativ tituliert) Theologen einbeziehen müssen, so funktioniert die Weltkirche, war zumindest meine Wahrnehmung.
Wir sind alleine in Mitteleuropa, um es in trivialer Fußballsprache darzustellen, in den letzten Jahrzehnten aus der Championsleague in die zweite Liga abgestiegen und spielen dort gegen den Abstieg in die dritte. Auf uns warten eine Reihe von Auswärtsspielen und wir treten ohne Verteidigung auf. Dann darf man sich nicht wundern, wenn man weiter verliert. Man wird den Trend nicht stoppen, wenn die Stürmer die Verteidiger beschimpfen und umgekehrt. Im Sport braucht man eine Strategie, eine Taktik und zumindest Torhüter/Verteidigung/Mittelfeld und Stürmer und vieles rundherum. Das mag zu trivial sein.
Gebet ist immer gut. Fatimagebet oder ich erinnere mich, dass die Athos-Mönche vor allem das Jesus-Gebet und die Zuwendung zum Inneren der eigenen Seele vorschlagen.
Ich vertraue drauf, dass in der Kirche in der schwierigen Zeit der Heilige Geist wirkt. Ohne Groll.
Ich finde Ihren Vergleich nicht trivial, ganz im Gegenteil, der Fußball braucht im Leben ein Team mit Teamgeist, in der Kirche braucht man das ebenfalls und was nicht fehlen darf ist ein guter Trainer, Lehrer, Dirigent, um es noch auf eine „Führungs“person auszuweiten, die dafür die Verantwortung übernimmt, das das Team, die Schulgemeinschaft, das Orchester auf dem rechten Weg bleibt und sich keiner! verirrt. So gesehen pilgert die Glaubensgemeinschaft durch das Leben, das von einer Person angeführt wird, die bereits am Gedächtnis von vor 2000 Jahren festgemacht ist und von seiner Wiederauferstehung berichten kann.
Wie muss es wohl sein, in eine Welt einzutreten, die an 2000 Jahren gewachsen ist und sich immernoch an der Liebe festmacht die mit der Jüngerschaft Jesu auf Pilgerschaft ist?
Ich bin gerade zufällig wieder als Pilger in Rom vor Ort. Ich persönlich empfinde die nun gerade herrschende Atmosphäre hier vor Ort mit all den Fernsehteams und Journalisten, den vielen Bischöfen als eine Aufbruchsstimmung. Die ist äußerst wichtig und positiv. Nein, Beten hat keine Macht. Aber doch eine Wirkung, wie mein ganz persönlicher Eindruck nach einem heute erlebten Pilgertag ist. Immer wieder hielt unsere Gruppe an verschiedenen kleinen Kirchen mit kurzen Impulsen und gemeinsamen Gesang inne (auch an der Kirche beim Mamertinischen Kerker, wo letztes Jahr das Dach eingebrochen ist). Und es war spannend – gestern bunt zusammengewürfelt, ist der gemeinsame Glaube zu spüren.
Jeder aus der Gruppe hat seine ganz eigenen kleinen und großen Verwundungen mitgebracht. Meine weiß ich hier gut aufgehoben, weil „die Kirche“ eben nicht nur schlechtes „Bodenpersonal“ hat.
Synode, Gebet, Fasten… und was passiert in unseren Diözesen in einigen Monaten ??
Wünschenswert wären irgendwann spätestens in 2020 doch konkrete Maßnahmen für Priesterrekrutierung, -ausbildung. Und Anpassung Dogmatik und Kirchenrecht für Mitteleuropa, die sich im Alltag der Pfarren wiederfinden.
Hierbei Eine Anleihe bei Don Bosco (weil es der Kirche vor allem um Jugend, aber auch einfache Arbeiter, Bauern – die alte Stammklientel – gehen sollte). Und ohne Nachwuchs werden wir richtig verbrennen.
(Das Missbrauchsthema sollte gar nicht in Metaphern oder romantisierender Sprache beschrieben werden. Das klammere ich aus.)
Für den Zustand der katholischen Kirche in Deutschland, Schweiz, Österreich (und NL und Belgien sind sicherlich vergleichbar) kann man im verbleibenden Karneval einen Vergleich mit einem notleidenden Fußballverein durchdenken. Oder, wer musisch und kulturell gebildeter ist, mit einem etwas zerstrittenen Chor oder verstimmten Orchester. Man nehme die Erinnerung seit dem 2. WK oder besser seit dem 2. Vatikanum, das war ja schon ein Einschnitt. Und heute, die Synode in Rom, das ist für mich wie ein neuer verzögerter Abschluss des Vatikanums.
Ich bleibe zuerst bei der gut gemeinten Fußball-Sprache, ist keine Respektlosigkeit, sicher nicht.
Die Kardinäle sind Kapitäne, recht gut bezahlte Profifußballer. Sie müssen jetzt liefern, damit wir wieder aufsteigen. Ich meine, die Laien geben sich auch nicht mit der dritten Liga zufrieden. Denn man kann da nicht sagen, in der Urkirche waren wir auch so schwach. Aber welch Opfer wurden erbracht, um von der 7. Liga mal in die 3. Liga zu kommen, rein historisch. Es geht um die Richtung. Steigt man auf oder steigt man immer wieder ab.
Mir sei auch erlaubt, an sehr polemisch diskutierte Fußball-Kapitäne zu erinnern. Ludwig Müller hätte dann das Alias Lothar Matthäus. Das würde wohl passen, über den wurde auch immer viel gestritten, aber der war ein erfolgreicher Verteidiger und konnte ein Spiel aufziehen (alle Vergleiche hinken irgendwann). Wer war in den letzten Jahrzehnten der Pele der mitteleurop. Kirche, ein wirklicher Vorzeige-Bischof. Ich sag nach Empfehlung der Rheinländer: Frings ist Pele. Dann entdeckte er den ganz jungen Ratzinger als … späteren Maradonna. Kann ja jeder seine Präferenzen haben.
Da seh ich viel Stirnrunzeln, aber das Spiel funktioniert auch gut mit Musikern. Man kann darüber trefflich streiten und für Katholiken kann das unterhaltsam sein. Eine gute Aufarbeitung der jüngeren Kirchengeschichte, fast therapeutisch. Und eben mit dem roten Faden: warum sind wir abgestiegen und wie schaffen wir es wieder rauf?
Jetzt aber zu Don Bosco aus Turin. Papst Franziskus hat doch auch Wurzeln im Piemont. Auf einer meiner Pilgerfahrten nach Turin lief vorbereitend ein sehr schöner Film über den wichtigen Heiligen des 19. Jh.
Dessen Methoden waren zu Lebzeiten doch sehr umstritten Es ging um einen veritablen Konflikt in der Amtskirche damals, um die Einleitung der Heiligsprechung für den großen Turiner Priester. Im Film wird das sehr gut umgesetzt. Der Papst setzt eine Kommission ein von vier (4! nicht mehr, also keine Synode) Bischöfen und gibt ein engagiertes Zeitziel, z.B. ein Kalenderjahr. Die Kommission soll ein Urteil fällen (was sie am Ende bekanntlich eindeutig tat), bei Gleichstand hätte der Papst seine 5. Stimme eingeworfen, war dann aber nicht notwendig.
Sowas Ähnliches würde ich mir mit nach gewisser Zeit in Mitteleuropa wünschen (mit Indien oder Afrika sind wir im Alltag nicht vergleichbar, und im dezentralen Zeitalter werden diese Diözesen was eigenes umsetzen). Die brennenden Fragen liegen ja am Tisch.
Die Bischöfe/Kardinäle sollten das auf 5-10 Seiten eindeutig formulieren. Wobei, ich erinnere an 2 Aussagen der letzten Wochen, die ich – um wieder zum Fußball zurückzukehren – eher mit der umstrittenen Handelfmeter-Regel oder den Anlaufschwierigkeiten für den Videobeweis vergleichen würden.
Regel a) – Papst Franziskus „kein optionaler Zölibat vor dem Diakonat“ ==> was heisst das wirklich für eine Pfarre im 21. Jahrhundert?
Regel b) Ludwig Kardinal Müller „… und daher entscheidet sich der Priester freiwillig (!) für den Zölibat“
(mir erscheint diese Formulierung einerseits konservativ und für den harten Profi-Verteidiger anderseits erstaunlich liberal. Da geht was?)
==> Was heißt das für unsere kleinen Pfarren im Alltag und subjektive Nebenfrage: kann das heute ein 18. Jähriger möglicher Theologiestudent seriös entscheiden, wenn er eine Lebenserwartung von weiteren 62 Jahren hat (auf die demografische Komponente möchte ich nochmals hinweisen, weil die Gesetze gemacht wurden, als wirklich alles ganz anders war). Vor allem werden aber ohne Nachwuchs die Strukturen wirklich kippen.
Es sollten Stürmer und Verteidiger aus den Bischofskonferenzen gemeinsam einen Maßnahmenkatalog für die alltägliche Arbeit machen, die dann dem Heiligen Vater vorgelegt wird. Für Franziskus aus Turin und in Respekt und nach Vorbild der heroischen Bischofskapitäne alter Zeiten, als unsere Stadien voll waren, uns sich die Fronleichnamsprozessionen stauten vor Massen. In diesem Geist kann man Brücken bauen und Vokabel wie Häresie verbannen (wobei man nebenbei wirklich mal zeitgemäß die Feinde des katholischen Christentums skizzieren könnte. Die Häretiker, und vor allem die ewigen Frevler/Heiden der Moderne, das wäre mir viel wichtiger. Ist die Häresie mit Rumänisch-Orthodoxen beispielsweise aufrecht, die feiern ganz brav ihre Gottesdienste in katholischen Kirchen, die sonst eh halbleer sind)
Diese Arbeitsgruppe könnte sich ja im Geiste Don Boscos (denn es geht vor allem um die Jugend in den Ländern) an einen heiligen stillen Ort zurückziehen. Turin ist zu weit, dann fallen mir Köln, Aachen, Reichenau, Fulda, Heiligenkreuz (mein patriotischer Favorit) ein. So viele schöne historische Plätze.
Es wäre schön, wenn mindestens 1 eher 2 Stimmen an geweihte Schwestern gehen und auch Laien zwischendurch gehört werden.
Ich wäre mir dann sicher, dass die Stimmung spätestens 2020 wieder weiter nach oben zeigt.
Laien sollten so gehört werden wie treue Fanclubs in einem Fußballclub.
Wir sind in der Kirche aber weit mehr. Denn es geht um die Liebe zu unserem Religionsgründer, Jesus Christus, zum dreifaltigen Gott. Er sei immer gelobt. In ihm sind wir alle verbunden. Und ihn werden wir im Detail nie begreifen. Jeder, der für sich den vollen Wahrheitsanspruch hat, geht sicher zu weit.
Danke!
Ihre Einlassungen kann ich sehr gut nachvollziehen und den Bezug auf den Wahrheitsanspruch würde ich gerne wie folgt ergänzen: Ich glaube Wahrheit ist die Heiligkeit im Geist der Menschheit, die sich durch Jesus mit ihr auf den Weg macht.
Das glaube ich, weil jeder Tag die Antwort ist, die durch Jesus auf den Eintritt über seine Geburt gegeben wird.
Ich empfinde das ganze Leben wie einen einzigen Raum der sich durch jeden von uns auf Zeit begrenzen lässt. Das mag sich überhöht anhören, doch ich denke ich habe über mein Zeugnis angelegt, was sich am Glauben durch die Goldene Regel als ihr Leben entfalten kann.
Lieber P. Hagenkord,
Danke sehr für diesen Artikel. Hier gibt es zwar Kritik, da es offensichtlich als scheinheilig angesehen wird, wenn mächtige Menschen beten (und mächtig sind sie, daran besteht kein Zweifel).
Hätten diese alten Männer nicht ohnedies alle Mittel in Händen, um mit einem Handstreich Missbrauch zu beenden, zu sühnen und – am besten in einem Aufwasch – auch gleich den Zölibat abzuschaffen und das Weltklima zu retten?
Sie merken, worauf ich hinaus will?
Es geht um den Irrglauben der Machbarkeit.
Dieser Irrglaube muss den Menschen genommen werden.
Unsere Naturwissenschaft und Technik, die zweifellos große Erfolge erzielen – und ich bin ja selber ein Techniker – haben uns verführt, an die Machbarkeit auch im zwischenmenschlichen Bereich zu glauben.
Aber wer könnte die Herzen bewegen, wenn nicht der Hl. Geist.
Der Geist weht, wo er will – und wo er nicht will, dort weht er nicht.
Gebet ist der Samen, den der Sämann sät. Die Ernte ist Gottes Sache.
Und vieler fleißiger Erntearbeiter. Profis, die ihre Arbeit zuverlässig, treu und professionell, chronisch unterbezahlt erledigen.
Alles Gute
„Hätten diese alten Männer nicht ohnedies alle Mittel in Händen, um mit einem Handstreich Missbrauch zu beenden, zu sühnen und – am besten in einem Aufwasch – auch gleich den Zölibat abzuschaffen und das Weltklima zu retten?
Sie merken, worauf ich hinaus will?
Es geht um den Irrglauben der Machbarkeit.
Dieser Irrglaube muss den Menschen genommen werden.“
Da haben Sie vollkommen recht.
Nur eines muss ich in Schutz nehmen:
„Unsere Naturwissenschaft und Technik, die zweifellos große Erfolge erzielen – und ich bin ja selber ein Techniker – haben uns verführt, an die Machbarkeit auch im zwischenmenschlichen Bereich zu glauben.“
Naturwissenschaft kann man da keinen Vorwurf machen, sondern die Ursache liegt sogar eher darin, dass zu wenige sauber naturwissenschaftlich vorgehen.
Denn wenn ich die Frage klären will, warum Machthaber unerwünschte Sachverhalte nicht einfach abstellen, dann betrachtet man als erstes gut erfasste und regelmäßig auftretende unerwünschte Sachverhalte, mit denen sich oft und vor allem verschiedene und mit verschiedenen Mitteln agierende Machthaber beschäftigt haben.
Denn nur dann kann man eine groß genuge Datenbasis haben und sich etwas einer empirischen Betrachtungsweise annähern (und alles was empirisch nicht erfassbar ist, ist ja ohnehin wissenschaftlich gesehen nur wenige Stufen oberhalb von vager Vermutung).
Und dann betrachtet man z. B. Raubmord an Händlern.
Händler, die mit Billigung/Genehmigung des Machthabers unterwegs waren, waren bei Machthabern mutmasslich schon immer beliebt, denn bei denen kann man einfach Steuern/Abgaben eintreiben (sogar indirekt in der Bibel thematisiert, siehe Zöllner) und die agieren ja ohnehin nur so, wie man es ihnen erlaubt hat.
Zu allen Zeiten gabs aber solche, die den Händlern die Köpfe eingeschlagen haben, um ihnen die Ware abzunehmen; wenn das der Nachbarstamm, – volk, -staat (im übertriebenen Maße) gemacht hat, hat der dadurch geschädigte Machthaber überlicherweise Krieg geführt; interessiert hier nicht weiter.
Aber es gab auch immer unorganisierte Kriminelle, die eben so an Reichtum gelangen wollten.
Und was wissen wir aus allen bekannten Gesetzestexten aller Zeiten? Das zu allen Zeiten Machthaber versucht haben, dieses nicht in ihrem Interesse stattfindende Berauben und Ermorden von diesen für den Wohlstand des Machthabers wichtigen Händlern abzustellen.
Ist es irgendeinem Machthaber jemals gelungen, das vollständig zu erreichen? Nein.
Ergo wissen wir – von naturwissenschaftlicher Denkweise her – dass die „absoluten“ Machthaber zu allen Zeiten – egal wie strikt und hart sie durchgegriffen haben – es nicht mal geschafft haben, es vollkommen hinzubekommen, für ihren eigenen Geldbeutel unmittelbar schädliche Kriminalität mit offen auf der Straße herumliegenden Leichen vollständig zu unterbinden.
Ergo weiß man eigentlich vom naturwissenschaftlichen Denken her – von einer näherungsweise empirischen Betrachtung her – dass „absolute“ Machthaber die Fähigkeit, unerwünschte Dinge vollständig zu unterbinden, in Bezug auf viele Dinge nicht haben.
Folglich kommt der Denkfehler meiner Ansicht nach nicht von einer richtigen Anwendung naturwissenschaftlichen Denkens.
Z.B. hätten sich ja auch bei empirischer Betrachtungsweise Kommunismus/Sozialismus nach dem 10. oder 15. gescheiterten Experiment bei gebildeten und naturwissenschaftlichen denkenden Menschen erledigt gehabt, denn was empirisch nicht funktionier, das probiert man irgendwann einfach nicht mehr. Aber Venezuela ist ja gerade gescheitertes Experiment Nummer 50 oder so und trotzdem gibt es in jedem Land der Welt vermeintlich gebildete Menschen, die unbedingt in ihrem Land Sozialismus-Experiment Nummer 51 starten wollen.
Und das eben gerade weil der ganz rudimentäre Gedanke der Naturwissenschaft nicht akzeptiert wird:
Da draußen gibt es eine Realität; wenn du eine superschlaue Idee hast, wie irgendwas sei, dann geh raus und frage die Realität auf eine Weise, wie sie dir Antworten muss (Experiment); und wenn die Realität „Falsch“ sagt, dann akzeptier das und überleg dir was modifiziertes/neues, statt deinem Irrtum weiter anzuhängen.
@mig
Ich erlaube mir, auf beide Ihrer Kommentare hier in einem einzigen zu antworten.
Beginnen wir mit der Verteidigung der Naturwissenschaft und Technik. Da gebe ich Ihnen recht. Es ist nicht die Naturwissenschaft an sich, die uns hochmütig macht, sondern der – naturwissenschaftlich nicht belegbare – bedingungslose Glaube an die Naturwissenschaft.
Was meine ich damit?
Ich meine damit eigentlich wieder nur den Glauben an die Machbarkeit. Und zwar an die ökonomische Machbarkeit. Vielleicht könnten wir die Grundlagen der Materie noch weiter erforschen als mit den derzeit vorhandenen Teilchenbeschleunigern, aber es könnte eine absolute – ökonomische – Grenze geben, wie groß derartige Teilchenbeschleuniger werden können. Besser geht’s nicht. Zumindest nicht mit den Ressourcen, die wir hier auf der Erde zur Verfügung haben.
Das Problem existiert im Gehirn des „kleinen Mannes“, der die „Götter in weiss“ anbetet.
Das ist vielleicht sogar ein ähnliches Problem wie das Problem, das die Kirche hat.
Wir können den Menschen den „starken Mann“ nicht anbieten, den sie gerne hätten. Zumindest glauben sie, dass sie ihn gerne hätten.
Zweitens: „wie schnell“ würden Wesenheiten ins Nichts zurücksinken, wenn Gott „nicht mehr an sie denkt“ bzw. „die Lust daran verliert“? Ich glaube, „augenblicklich“, das ist aber reine Spekulation. Siehe auch noch den nächsten Punkt (zehntes Büchlein und zwölftes Büchlein).
Zum Schluss noch eine Anmerkung in eigener Sache:
Seit dem Jahr 2014 schreibe ich „kleine religiöse Büchlein“, in denen ich mich der Religion aus der Sicht „eines kleinen Programmierers“ nähere. Manchen Menschen waren diese Büchlein zu wenig katholisch, zu wenig religiös, zu philosophisch. Ich habe auch schon in der Erzdiözese Wien angefragt, ob man für so etwas ein „nihil obstat“ bekommen könnte, dies ist aber nur für Lehrbücher und Bücher die in der Liturgie verwendet werden, vorgesehen.
Diese Büchlein kann man erreichen, indem man oben auf meinen Namen clickt – dann ist man auf der Hauptseite meines Blogs – und dann oben bei den Reitern den Reiter „Kleiner religiöse Büchlein“ auswählt.
Meint
Euer Christoph