Skip to content
  • Home
  • Über mich
  • Jesuiten

PaterBerndHagenkord.blog

Vatican News

powered by Logo des Jesuitenordens

Der Papst und die Ökumene der Begegnung

Veröffentlicht am 8. Mai 20156. Mai 2015

Ein Koordinatensystem für den Papst, Teil 2

Eine zweite Linie des Koordinatensystems möchte ich anführen, und zwar die Ökumene. Das ist nun nicht gerade etwas, was wir hier in Deutschland sofort mit diesem Papst verbinden würden, und es stimmt auch, die klassische Ökumene mit den Kirchen der Reformation ist nicht sein Schwerpunkt und die Auseinandersetzung mit diesen Theologien hat bei ihm auch keine Rolle gespielt.

Aber bereits bei einer der ersten Begegnungen des neuen Papstes, bei einem Essen mit Kardinälen, war Patriarch Bartholomaios eingeladen. Er war zur Wahl gekommen, natürlich nicht wissend, wer da gewählt wird, der erste Patriarch der griechisch orthodoxen Kirche seit der Spaltung vor 1.000 Jahren, der das tat.

 

„Bruder Andreas“

 

Und er sprach ein Grußwort und Papst Franziskus antwortete: „Bruder Andreas“, denn der Patriarch sieht sich als Nachfolger des Apostels Andreas, wie der Papst sich als Nachfolger des Bruders des Andreas, Petrus, sieht. Da standen also die beiden Brüder nebeneinander. Wenn es jemals Eis gegeben haben sollte, dann war das in dem Augenblick weg.

Nicht bei allen, mit der russisch orthodoxen Kirche ist das nach wie vor schwierig, aber der Kontakt ist da, und vor allem auch die Wertschätzung und der Respekt. In Israel und in der Türkei hat er das sehr deutlich gemacht.

Wir sehen auch ein völlig neues ökumenisches Feld. Ich kann mich noch gut an Interviews mit Kardinal Walter Kasper erinnern, der damals noch im Vatikan für die Einheit der Christen zuständig war. Der sagte ganz klar, dass eine Ökumene mit den Evangelikalen ganz schwer sei, weil es sie nur konkret und lokal, nicht aber organisiert gäbe und weil die sich gar nicht für Ökumene interessierten. Deren Christentum ticke ganz anders. Und nun hat ein Papst einen evangelikalen Pfarrer zu Gast, den er aus Argentinien kennt, und der erzählt ihm, dass er zu einer evangelikalen Konferenz in Texas fahre. Der Papst fragt, soll ich dir eine Botschaft mitgeben? Und Bischof Palmer, so hieß der Mann, antwortet „Klar, hier ist mein iPhone, ich zeichne das auf.“ Und dann fährt er – der Vatikan weiß von nichts – in die USA und spielt diesen Kurzfilm bei der Konferenz vor. Bei allen anderen Päpsten wäre das undenkbar, aber mit Franziskus geht das: Ein Evangelikaler wirbt mit dem Papst bei Pfingstkirchen für die Ökumene.

Papst Franziskus fährt auch nach Süditalien zu evangelikalen Christen, noch bevor er etwa die jüdische Gemeinde Roms oder die lutherische Gemeinde der Stadt besucht hat. Er bringt das aus Buenos Aires mit, wo er ab dem Jahr 2000 regelmäßig bei den großen Treffen der Pfingstkirchen war und dort gesprochen und gebetet hat.

 

Begegnung, nicht schnelle Lösung

 

Auch hier gilt wie bei den Orthodoxen: Die Probleme sind nicht gelöst. Theologisch sind wir den Lutheranern sehr viel näher, und die Botschaft „wenn Gott dich liebt, geht es dir gut“ ist nicht wirklich mit unserem theologischen Denken und mit unserem Beten vereinbar. Aber das Eis ist gebrochen, wir können reden und uns respektvoll in die Augen schauen.

Was will der Papst in der Ökumene? Begegnung. Ich sagte es im ersten Teil schon. Er will vor allem anderen ein Miteinander der Christen, das Trennung zwar nicht wegwischt, das aber die größeren Gemeinsamkeiten zeigt, nämlich den Glauben an Christus. Das hat alles mit Zeugnis zu tun, mit dem Verkünden durch das Leben, nicht durch Worte. Trennung um der Trennung willen, um des eigenen Profils willen, um der Tradition willen nimmt er nicht hin. Aber das Wichtigste ist, dass die Begegnungen auf Augenhöhe und echt passieren.

Einiges ist hier schon erreicht, wie gesagt zwischen Patriarchat und Papst stimmt die Chemie. Aber beim Patriarchen von Jerusalem ist das schon anders, es gibt noch viele Missklänge in der Ökumene, wo Streit auch für die eigenen Leute gemacht wird, nicht zum Wohle aller. Der Papst geht hier seine Schritte, lädt andere ein, dieselben Schritte zu machen oder auf ihre Weise Schritte zu machen, und erst dann wird daraus ein wirkliches ökumenisches Projekt, dass fähig wäre, Spaltungen zu überwinden.

 

  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • E-Mail 
Kategorien Allgemein
Schlagwörter Bekehrung, Franziskus, Kommunikation, Koordinaten, Ökumene, Papst, Reform, Synode, Wandel

7 Kommentare zu “Der Papst und die Ökumene der Begegnung”

  1. Nagy Yvan sagt:
    9. Mai 2015 um 01:55 Uhr

    Lieber Pater Hagenkord,

    in der Theologie – und in unseren Predigten – reden wir oft vom Wirken des Heiligen Geistes. Das war den meisten von uns etwas Abstraktes.

    Die Wahl und das Wirken dieses Papstes scheint mir zu zeigen, wie konkret der Heilige Geist für uns wirkt.

    Ich habe oft in Predigten über die Ökumene gesprochen. Den Text kann ich jetzt wegwerfen.
    Ich danke Ihnen
    Gott behüte Sie
    Yvan S. Nagy

    Antworten
  2. Brigitta sagt:
    9. Mai 2015 um 03:16 Uhr

    Und diese Begegnung ist so wichtig. Ich selber bin in einer ökumenischen Familie groß geworden. Meine Großmutter musste noch katholisch werden, um ihren Mann heiraten zu können und ist nach dem Tod mit Erlaubnis des katholischen Pfarrers wieder evangelisch geworden, weil sie es immer mehr nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren konnte. Der Pfarrer sagte ihr: „Sie müssen tun, was ihr Gewissen Ihnen vorschreibt.“ Dieses Gespräch fand in den 50ger Jahren statt und meine Großeltern hatten 1916 geheiratet. Der Bruder meiner Mutter wurde noch von den Sakramenten ausgeschlossen (und hat sein ganzes Leben darunter gelitten) weil sich seine Frau sich nicht vorstellen konnte ihre Kinder katholisch zu, während der Mann der Schwester meiner Mutter sich das vorstellen konnte. mein Bruder konnte schon evangelisch heiraten mit katholischer Beteiligung durch den katholischen Pfarrer. Diese Entwicklung , die nur durch die Begegnung zwischen den Kirchen auf allen Ebenen stattfinden konnte, zeigt wie wichtig dies ist.
    Das der Papst den Blick stärker auf die Pfingstkirchen richtet, liegt wohl daran, dass diese in Südamerika sehr stark geworden ist und er vielleicht nie die Lutheraner so kennengelernt hat. Er führt das weiter, was er schon in Argentinien gelebt hat und das finde ich gut. Ein Schritt hin zu den Lutheranern war die Begegnung mit der schwedischen Bischöfin. Und ich bin mir sicher, dass er es tut, weil er an der Zerrissenheit der Christenheit leidet und da durch Begegnung versucht dem heiligen Geist die Macht zu geben, etwas zum besseren zu verändern.

    Antworten
  3. Elasund sagt:
    9. Mai 2015 um 10:29 Uhr

    „der Vatikan weiß von nichts“ – Hier würde mich einfach sehr interessieren, warum dies so ist. Wieso macht das der Papst? Bei dem Interview mit Scalfari war es ja auch so, dass der Papst die Veröffentlichung telefonisch „abgesegnet“ hat und Federico Lombardi wußte von nichts. Es würde den Papst doch nichts kosten den evangelikalen Bischof zu bitten das Video an seinen Pressesprecher und die Glaubenkongregation zu schicken bevor es in youtube rumsteht. Er braucht ja nicht vorher um Erlaubnis zu fragen aber das schaut für mich einfach so aus wie „die Mitarbeiter ins Messer laufen lassen“.

    Antworten
    1. Carmen Fink sagt:
      9. Mai 2015 um 20:14 Uhr

      Weil er frei ist so zu handeln. Es ist wunderbar und inspirierend an seinen Gedanken und handeln teilhaben zu dürfen. Zur Ökumene möchte ich sagen er führt das fort was Bergoglio in Buenos Aires begonnen hat. Als Pontifex ist er Brückenbauer und der erste Apostel und er kommt dieser Aufgabe in außergewöhnlicher Weise nach. Ich hoffe noch sehr lange. Hier nochmal seine Predigt von gestern, passend „Ja zu Bewegung, nein zu Seilschaften“ http://de.radiovaticana.va/news/2015/05/08/papstmesse_ja_zu_bewegung,_nein_zu_seilschaften/1142623

      Antworten
  4. Vom-anderen-Stern sagt:
    12. Mai 2015 um 09:51 Uhr

    Wenn die ökumenische Begegnung unter anderem auch dazu führt, dass, wie man liest, Ostern auf den dritten Sonntag des Monats April festgeschrieben würde (vgl. http://de.radiovaticana.va/news/2015/05/07/kopten-papst_dr%C3%A4ngt_auf_gemeinsames_osterdatum/1142406), dürfte sich schon bald – erstmals in der Kirchengeschichte – an Ostern eine Sonnenverfinsterung erreignen. Welch eine groteske Symbolik! „Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unsrer Zeit; brich in Deiner Kirche an, daß die Welt es sehen kann.“ Es bleibt zu hoffen, dass die päpstlichen Berater solche Konsequenzen einer Änderung mitbedenken.

    Antworten
  5. Franziskus sagt:
    20. Mai 2015 um 10:16 Uhr

    Brücken bauen , damit auch die Seelen derer gerettet werden, die auf der falschen Seite stehen . Das ist wahre nächstenliebe, die zu unser aller Freude der Papst anstrebt . Gott möge ihn segenen .

    Antworten
  6. Pingback: Videobotschaft des Papstes zur Ökumene war improvisiert – Exerzitien auf der Straße

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Links

  • Helfen Sie meinem Blog
  • Radio Vatikan
  • RV-Newsletter bestellen

Neueste Beiträge

  • „Wohin auch immer das führen wird“
  • Respekt!
  • Selbstkritik
  • Sammelpunkt der Dynamik des Zuhörens

Kategorien

  • Allgemein
  • Benedikt XVI.
  • Bischofssynode
  • Die deutschsprachige Kirche
  • Franziskus
  • Geschichte
  • Glaube und Gerechtigkeit
  • Glaube und Vernunft
  • Interview
  • Kirche und Medien
  • Kunst, Kultur und Können
  • Neulich im Internet
  • Ökumene
  • Papstreise
  • Rom
  • Spiritualität / Geistliches Leben
  • Sprechen von Gott
  • Vatikan
  • Zweites Vatikanisches Konzil

Artikelarchiv

  • Juni 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • Dezember 2016
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • September 2016
  • August 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juli 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013
  • Oktober 2013
  • September 2013
  • August 2013
  • Juli 2013
  • Juni 2013
  • Mai 2013
  • April 2013
  • März 2013
  • Februar 2013
  • Januar 2013
  • Dezember 2012
  • November 2012
  • Oktober 2012
  • September 2012
  • August 2012
  • Juli 2012
  • Juni 2012
  • Mai 2012
  • April 2012
  • März 2012
  • Februar 2012
  • Januar 2012
  • Dezember 2011
  • November 2011
  • Oktober 2011
  • September 2011
  • August 2011
  • Mai 2011

Schlagwörter

Barmherzigkeit Benedikt XVI. Bischofssynode Deutschland Deutschlandreise Dialog Evangelii Gaudium Familie Flüchtlinge Franziskus Frieden Gebet Generalaudienz Gesellschaft Glaube Glauben Gott Internet Jahr des Glaubens Jesus Kirche Kommunikation Kuba Liturgie Medien Missbrauch Neuevangelisierung Papst Papst Franziskus Papstreise Politik Predigt Radio Vatikan Reform Religion Rom Sommerreise Spiritualität synodaler Weg Synode Theologie Vatikan Verkündigung Öffentlichkeit Ökumene
  • paterberndhagenkord.blog
  • Kontakt / Impressum
  • Datenschutzerklärung
Der Blog von Pater Bernd Hagenkord   |   2011 bis 2025
Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.OKNeinDatenschutzerklärung