Zwei Veranstaltungen, nicht mehr: Papst Franziskus hat schon durch die Planung seiner Reise nach Europa klar gemacht, dass er ein Anliegen hat, das er vorbringen will, und weder ein Kathedral-Jubiläum (das Münster wird .1000 Jahre alt) noch etwas anderes soll davon ablenken. In Straßburg hat er vor dem Europaparlament und dem Europarat gesprochen, also vor der EU und vor der Vertretung des gesamten Kontinents.
Lange Reden waren es, die der Papst gehalten hat. Vom Duktus her sind sie am ehesten vergleichbar mit einigen Ansprachen, die er in Rio de Janeiro gehalten hat, der vor den Vertretern von Kultur und Gesellschaft aber auch denen vor den Bischöfen.
Am Ende der zweiten Rede fällt der Ausdruck, mit dem sich die Motivation des Papstes, zu und vor Europa zu sprechen, am besten fassen lässt. Papst Franziskus zitiert einmal mehr Papst Paul VI: Die Kirche sei „Expertin in Menschlichkeit“. Das soll nicht anmaßend sein, aber ausdrücken, dass die gesamte Tradition der Kirche und des Glaubens für Europa hilfreich sein kann. Nicht nur, weil es das Erbe ist, Europas Wurzeln, ob es passt oder nicht. Sondern auch, weil es – und das betonen beide Reden in Straßburg – für die Zukunft helfen kann.
Expertin in Menschlichkeit
Einige Beobachtungen möchte ich teilen. Zunächst fällt auf, dass der Papst in beiden Ansprachen eine Dynamik wachruft. Wir kennen das aus Evangelii Gaudium und seinen Predigten, hier geht es aber nicht um den Glauben, sondern um die Gesellschaft Europas, um Einheit und Freiheit und Werte. Auch hier spricht der Papst von Weg, von einem andauernden Prozess.
Diese Dynamik hat eine Richtung: Die Wiederentdeckung dessen, was die Politiker gerne die „europäische Idee“ nennen.
Rechte des Einzelnen, Rechte der Familie
Zweitens betont der Papst in beiden Reden die Menschenrechte, sagt aber auch, dass man diese gut verstehen müsse. Einzelrechte gehen nicht über die Rechte von Familien oder Gruppen. Gerade beim Thema ‚Familie’ ist das besonders bedeutsam. Der Mensch sei ein Beziehungswesen, Rechte kommen ihm nicht nur einzeln zu, sondern auch als Gemeinschaft.
Drittens warnt der Papst vor dem Auseinanderbrechen der Idee von einem geeinten Europa. Das ist um so spannender, als er selber kein Europäer ist. Hier spricht also jemand mit der „Erfahrung von draußen“, wie ich es nennen möchte. Spaltungen und Abgrenzungen sind scheinbar einfache Lösungen, der Papst wendet sich dagegen und betont die Wichtigkeit der Einheit. Daran hängt dann indirekt auch die Wertschätzung für die Demokratie, auch das Thema in beiden Ansprachen.
Warnungen
Mehrfach zitiert der Papst Evangelii Gaudium mit Stellen, die vor Versuchungen warnen: vor engelhaften Purismen, dem Totalitarismus des Relativen, den unhistorischen Fundamentalismen, den Ethizismen ohne Güte, den Intellektualismen ohne Weisheit und vor dem Stillstand, der den Sinn für die Realität verlieren lässt.
Wie gesagt: die Kirche sei „Expertin für Menschlichkeit“, so zitierte Franziskus Papst Paul VI.. In Straßburg hat er gezeigt, wie das aussehen kann: Die Dynamik, die die Kirche verändern soll und den Christen die Freude bringen soll, ist dieselbe, die Europa den Sinn für den Wert der Menschenrechte, Freiheit, Demokratie und Einheit zurückbringen kann: Aus sich heraus gehen, die Wirklichkeit wahrnehmen, sich nicht verschanzen. Oder wie der Papst es in der Rede an den Europarat auf den Punkt bringt: Das Überschreiten.
Dass Europa ein Problem hat und viele Europäer ihr Vertrauen in die ‚Idee Europa’ und in die europäischen Institutionen verloren haben, darin sind sich der Papst und alle Beobachter einig. Es wird sich zeigen, ob die Hilfen, die der Papst anbietet, angenommen werden.
Wir wollen hoffen, dass die Papstrede in das Gewissen der EU-Parlamentarier aufgenommen wird. Nur wie soll es gehen, wenn die Warnung “(…)den Intellektualismen ohne Weisheit(…) bereits die Realität geworden ist. Na ja, vielleicht gilt dies noch nicht flächendeckend 😉
Ich weiß nicht aber das mit der “Expertin der Menschlichkeit” kann ich gar nichts anfangen. Denn weder die Institution Kirche noch sonstige Institutionen hier auf dieser Erde, sind Experten was Menschlichkeit angeht, weder innerhalb Europas noch ausserhalb. Schon gar nicht innerhalb der Kirche wird Menschlichkeit gelebt wo sich doch jeder auf seine eigenen “Phantasien” beruft und sich gegenseitig zerfleischt und auf einander rumhackt. Wo jeder doch denkt den einzig “wahren” Glauben zu haben und die anderen haben den “Falschen”.
Werter KRP, Sie suchen sich auch nur einen Ausschnitt der Kirchenwirklichkeit heraus, denken Sie an die vielen pastoral ausgerichteten Priester und Ordensleute, die barmherzige Hilfe für Arme und Kranke, denken Sie an die einfachen Gläubigen, die versuchen Gott und die Menschen soviel sie vermögen zu lieben usw…
Ich weiss nicht habe ich geschrieben und aussuchen tue ich nicht sondern ich sehe die Realität. Wo sehen Sie lieber Arndt die v i e l e n Priester und Ordensleute? Bei den Rückgängen. Barmherzige Hilfe von Armen und Kranken sieht es auch nicht besser aus, wer macht denn noch diese Berufe von Mangel an Fachkräften ganz zu schweigen, Sparmaßnahmen an allen Ecken und Enden.