Leseschlüssel zu Evangelii Gaudium, Teil 3
Wenn man Papst Franziskus irgendwie charakterisieren will, dann kann man das durch seine Auswahl an Verben tun. Er liebt dynamische Verben: Herausgehen, Aufbrechen, sich nicht in sich einschließen, weggehen, aufbauen, gehen, begleiten. Da ist immer etwas unterwegs.
Das ist zum einen sehr dynamisch, sehr optimistisch, sehr modern, da gibt es keinen Stillstand oder besser: Da darf es gar keinen Stillstand geben. Still stehende Christen sind keine, sie beschützen nur das, was sie haben, man muss aber aufbrechen.
Deswegen ist das zugleich auch ein wenig anstrengend. Nicht zuletzt hier im Blog gab es immer wieder zarte Anfragen, ob das nicht alles in Aktivismus ende und ob man, wenn man nichts mehr tun kann, dann vom Papst zum Christen zweiter Klasse erklärt würde. Das stimmt natürlich nicht. Diese Dynamik lässt uns nicht in Ruhe, soweit ist sie anstrengend, aber sie zeigt uns – und das ist einer der inneren Kerne von Evangelii Gaudium – auch den Weg zur wahren Selbstverwirklichung:
„Wenn die Kirche zum Einsatz in der Verkündigung aufruft, tut sie nichts anderes, als den Christen die wahre Dynamik der Selbstverwirklichung aufzuzeigen: Hier entdecken wir ein weiteres Grundgesetz der Wirklichkeit: Das Leben wird reifer und reicher, je mehr man es hingibt, um anderen Leben zu geben. Darin besteht letztendlich die Mission. Folglich dürfte ein Verkünder des Evangeliums nicht ständig ein Gesicht wie bei einer Beerdigung haben.“ (EG 10)
Wer Evangelii Gaudium verstehen will und die Aufforderung des Papstes anzunehmen: „Ich rufe alle auf, großherzig und mutig die Anregungen dieses Dokuments aufzugreifen, ohne Beschränkungen und Ängste.“ (EG 33)
Wagemutig, großherzig, kreativ
Es gilt also, die eigenen inneren Quellen zu entdecken, aus der diese Dynamik kommen kann. Das muss nicht immer sofort und gleich geschehen, die Überwindung des sprichwörtlichen inneren Schweinehundes gilt auch im geistlichen Leben. Die uns hemmenden Strukturen und Versuchungen, die der Papst so ausführlich und hingebungsvoll beschreibt und demaskiert wehren sich und lassen sich erst langsam überwinden, manchmal auch nur mit Rückfällen und so weiter. Wir kennen das aus unserem eigenen Leben.
Aber es gibt auch hoffnungsvolle Zusagen: Wer diese Dynamik noch nicht in sich spürt, spürt vielleicht den Wunsch nach dieser Dynamik, das ist auch schon ein erster Schritt. Erst neulich habe ich von einem Geistlichen gehört, der auf die Frage seiner Gläubigen, warum er Gründonnerstag nicht wie der Papst auch Frauen die Füße wasche geantwortet habe, „ich bin noch nicht soweit“. Hier höre ich zumindest den Wunsch nach einer solchen Dynamik heraus.
Desiderium desiderii
Und ich darf noch eine weitere Möglichkeit anfügen, die aus den Exerzitien des Ignatius von Loyola stammt: Wer die Dynamik nicht hat und den Wunsch nach der Dynamik nicht hat, der sollte zumindest den Wunsch nach dem Wunsch haben, das desiderium desiderii. Das ist jetzt kein fromm-psychologischer Trick, der sich beliebig fortsetzen ließe und alles verwässert, sondern ein Zugehen auf jeden Menschen, wo auch immer er oder sie sich geistlich befindet. Niemand wird ausgeschlossen davon, sich großherzig und mutig dieser Dynamik zu nähern, wie auch immer der erste Schritt aussehen mag.
Wenn ich mich nach diesen Dynamiken in meinem Leben umschaue – ganz wie im Teil 1 meiner Gedanken formuliert – dann darf ich mich aber nicht allein auf Gefühle konzentrieren. Es geht auch um Haltungen. Sie kennen die Trias: Verhalten – Haltung – Halt. Der Halt ist der Anker, unser Glaube, aus dem entwickeln sich Haltungen und denen entspringt dann das Verhalten. Nehmen Sie diese Trias nicht zu ernst, sie soll nicht mehr sein als ein Indikator.
Und nicht die Überschrift vergessen, unter der die Dynamik auftritt: Wagemutig, großherzig, kreativ.
Dynamisches Christsein
Einige Texte aus Evangelii Gaudium möchte ich hier noch anfügen, der erste handelt von der Klage, also von der Situation, in der Trauer das frohe und dynamische Christsein behindert. Es ist ein Text für alle diejenigen, die sich eigener schwerer Lebenssituationen wegen von der Freude des Papstes in den Schatten gestellt meinen.
„Es gibt Christen, deren Lebensart wie eine Fastenzeit ohne Ostern erscheint. Doch ich gebe zu, dass man die Freude nicht in allen Lebensabschnitten und -umständen, die manchmal sehr hart sind, in gleicher Weise erlebt. Sie passt sich an und verwandelt sich, und bleibt immer wenigstens wie ein Lichtstrahl, der aus der persönlichen Gewissheit hervorgeht, jenseits von allem grenzenlos geliebt zu sein. Ich verstehe die Menschen, die wegen der schweren Nöte, unter denen sie zu leiden haben, zur Traurigkeit neigen, doch nach und nach muss man zulassen, dass die Glaubensfreude zu erwachen beginnt, wie eine geheime, aber feste Zuversicht, auch mitten in den schlimmsten Ängsten: „Du hast mich aus dem Frieden hinausgestoßen; ich habe vergessen, was Glück ist […]Das will ich mir zu Herzen nehmen, darauf darf ich harren: Die Huld des Herrn ist nicht erschöpft, sein Erbarmen ist nicht zu Ende. Neu ist es an jedem Morgen; groß ist deine Treue […] Gut ist es, schweigend zu harren auf die Hilfe des Herrn“ (Klgl 3,17.21-13.26). (EG 6)“
Theologisch wichtig ist etwas, was immer und immer wieder in Evangelii Gaudium auftaucht und ein fester Bestandteil christlicher Theologie ist: Der Vorrang der Gnade, also der Glaube, dass der Ursprung von allem in Gott liegt und ich mich auch was meine eigene Dynamik angeht auf Gott verlassen kann:
„Allein dank dieser Begegnung – oder Wiederbegegnung – mit der Liebe Gottes, die zu einer glücklichen Freundschaft wird, werden wir von unserer abgeschotteten Geisteshaltung und aus unserer Selbstbezogenheit erlöst. Unser volles Menschsein erreichen wir, wenn wir mehr als nur menschlich sind, wenn wir Gott erlauben, uns über uns selbst hinaus zu führen, damit wir zu unserem eigentlicheren Sein gelangen. Dort liegt die Quelle der Evangelisierung. Wenn nämlich jemand diese Liebe angenommen hat, die ihm den Sinn des Lebens zurückgibt, wie kann er dann den Wunsch zurückhalten, sie den anderen mitzuteilen? (8) Das Gute neigt immer dazu, sich mitzuteilen. Jede echte Erfahrung von Wahrheit und Schönheit sucht von sich aus, sich zu verbreiten, und jeder Mensch, der eine tiefe Befreiung erfährt, erwirbt eine größere Sensibilität für die Bedürfnisse der anderen. Wenn man das Gute mitteilt, fasst es Fuß und entwickelt sich“. (EG 9)
Einer der zentralen Gedanken des ersten Jahres Papst Franziskus’ darf hier natürlich nicht fehlen: Die Barmherzigkeit. Auch sie kommt häufiger im Text vor, einen davon – in dem die ihr eigene Dynamik entfaltet wird – darf ich hier zitieren:
„(Die missionarische Gemeinde) empfindet einen unerschöpflichen Wunsch, Barmherzigkeit anzubieten – eine Frucht der eigenen Erfahrung der unendlichen Barmherzigkeit des himmlischen Vaters und ihrer Tragweite. Wagen wir ein wenig mehr, die Initiative zu ergreifen! Als Folge weiß die Kirche sich „einzubringen“. Jesus hat seinen Jüngern die Füße gewaschen. Der Herr bringt sich ein und bezieht die Seinen ein, indem er vor den anderen niederkniet, um sie zu waschen. Aber dann sagt er zu den Jüngern: „Selig seid ihr, wenn ihr das wisst und danach handelt“ (Joh 13,17)“ (EG 24)
Für alle, denen das alles zu schnell, zu überfordernd, zu drängend klingt:
„(Die evangelisierende Gemeinde) kennt das lange Warten und die apostolische Ausdauer. Die Evangelisierung hat viel Geduld und vermeidet, die Grenzen nicht zu berücksichtigen. (..) Sie nimmt sich des Weizens an und verliert aufgrund des Unkrauts nicht ihren Frieden. Wenn der Sämann inmitten des Weizens das Unkraut aufkeimen sieht, reagiert er nicht mit Gejammer und Panik. Er findet den Weg, um dafür zu sorgen, dass das Wort Gottes in einer konkreten Situation Gestalt annimmt und Früchte neuen Lebens trägt, auch wenn diese scheinbar unvollkommen und unvollendet sind.“ (EG 24)
Die Ansprüche sind hoch, wie das nächste Stichwort zeigt, das ich hier anbringen möchte: Es ist nicht nur eine jetzt anstehende und für eine Reform oder sonstwas wichtige Bewegung, es ist etwas, was uns ständig prägen soll.
„Die Reform der Strukturen, die für die pastorale Neuausrichtung erforderlich ist, kann nur in diesem Sinn verstanden werden: dafür zu sorgen, dass sie alle missionarischer werden, dass die gewöhnliche Seelsorge in all ihren Bereichen expansiver und offener ist, dass sie die in der Seelsorge Tätigen in eine ständige Haltung des „Aufbruchs“ versetzt und so die positive Antwort all derer begünstigt, denen Jesus seine Freundschaft anbietet.“ (EG 27)
Noch einmal zur Gedult zurück, zum Tempo und dem Zweifel, das könne alles irgendwie auf Aktivismus hinaus laufen:
„Eine Kirche „im Aufbruch“ ist eine Kirche mit offenen Türen. Zu den anderen hinauszugehen, um an die menschlichen Randgebiete zu gelangen, bedeutet nicht, richtungs- und sinnlos auf die Welt zuzulaufen. Oftmals ist es besser, den Schritt zu verlangsamen, die Ängstlichkeit abzulegen, um dem anderen in die Augen zu sehen und zuzuhören, oder auf die Dringlichkeiten zu verzichten, um den zu begleiten, der am Straßenrand geblieben ist. Manchmal ist sie wie der Vater des verlorenen Sohns, der die Türen offen lässt, damit der Sohn, wenn er zurückkommt, ohne Schwierigkeit eintreten kann.“ (EG 46)
Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!, hatte der Apostel Paulus diese Dynamik genannt. Papst Franziskus bezeichnet sie als „Heilige Sorge“.
„Brechen wir auf, gehen wir hinaus, um allen das Leben Jesu Christi anzubieten! Ich wiederhole hier für die ganze Kirche, was ich viele Male den Priestern und Laien von Buenos Aires gesagt habe: Mir ist eine „verbeulte“ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist. Ich will keine Kirche, die darum besorgt ist, der Mittelpunkt zu sein, und schließlich in einer Anhäufung von fixen Ideen und Streitigkeiten verstrickt ist. Wenn uns etwas in heilige Sorge versetzen und unser Gewissen beunruhigen soll, dann ist es die Tatsache, dass so viele unserer Brüder und Schwestern ohne die Kraft, das Licht und den Trost der Freundschaft mit Jesus Christus leben, ohne eine Glaubensgemeinschaft, die sie aufnimmt, ohne einen Horizont von Sinn und Leben. Ich hoffe, dass mehr als die Furcht, einen Fehler zu machen, unser Beweggrund die Furcht sei, uns einzuschließen in die Strukturen, die uns einen falschen Schutz geben, in die Normen, die uns in unnachsichtige Richter verwandeln, in die Gewohnheiten, in denen wir uns ruhig fühlen, während draußen eine hungrige Menschenmenge wartet und Jesus uns pausenlos wiederholt: » Gebt ihr ihnen zu essen! « (Mk 6,37).“ (49)
Die Lunge des Gebetes
Und zuletzt das dem Papst wichtigste Moment im Entdecken der eigenen Dynamik in der Begegnung mit Gott: Das Gebet.
„Evangelisierende mit Geist sind Verkünder des Evangeliums, die beten und arbeiten. Vom Gesichtspunkt der Evangelisierung aus nützen weder mystische Angebote ohne ein starkes soziales und missionarisches Engagement noch soziales oder pastorales Reden und Handeln ohne eine Spiritualität, die das Herz verwandelt. (..) Immer ist es notwendig, einen inneren Raum zu pflegen, der dem Engagement und der Tätigkeit einen christlichen Sinn verleiht. Ohne längere Zeiten der Anbetung, der betenden Begegnung mit dem Wort Gottes, des aufrichtigen Gesprächs mit dem Herrn verlieren die Aufgaben leicht ihren Sinn, werden wir vor Müdigkeit und Schwierigkeiten schwächer und erlischt der Eifer. Die Kirche braucht dringend die Lunge des Gebets.“ (262)
Dazu nur ein Kommentar, der das alles wunderbar zusammenfasst – er stammt von Richard Rohr (Franziskaner Pater):
Beim Gebet geht es darum, dass Du Dich änderst, nicht dass Du Gott änderst.
Rohr zitiert einen sehr alten Gedanken, den Kierkegard so formuliert hat:
Gebet ändert Gott nicht, sondern den, der betet.
Diesen Aspekt von EG finde ich mit den Wichtigsten. Das „innere Erkennen“ ist ein Schritt, ein durchaus wichtiger Schritt, aber dann dürfen wir nicht „stehen bleiben“ und die Erkenntnis für uns selbst „genießen“. Wir leben nun mal in einer Zeit in der das „Ich“ zum Maß aller Dinge gemacht wird. Franziskus geht aber weiter, er schreibt über die Dynamik, die dem Erkennen folgt. „Herausgehen, Aufbrechen, sich nicht in sich einschließen, weggehen, aufbauen, gehen, begleiten. Er benutzt das so schrecklich moderne Wort „Selbstverwirklichung“, gibt diesem Wort aber eine gänzlich neue und andere Bedeutung. „Das Leben wird reifer und reicher, je mehr man es hingibt, um anderen Leben zu geben. Darin besteht letztendlich die Mission.“ Im Geben verwirklichen wir uns, finden den Sinn unseres Lebens und den Kern unseres Glaubens und die Freude an unserem Glauben. In EG findet noch etwas anderes statt: wir sind mit Jesus –auch so ein modernes Wort – auf Augenhöhe. Er ist unser Freund, unser Wegbegleiter. Nicht angehoben als ein abstrakter Gott über uns, sondern neben uns mit uns, im Lachen und Leiden sind wir nie allein. Wir können ihn um Rat fragen, mit ihm schimpfen wenn er wieder mal anders entschieden hat als wir uns das wünschen, und am Ende merken das seine Entscheidung gut für uns war. Jeden Tag nach Jesus und nach der Begegnung mit ihm suchen. In unserem Zentrum steht eben nicht eine Lehre, sondern eine Person und aus der Begegnung mit ihr mit Jesus erwächst unser Glaube. Auch wenn Papst Franziskus über „missionarischen Pfarrgemeinden“ spricht, sehe ich bei vielen europäischen Christen Fragezeichen in den Augen, dabei ist es so einfach. Von den Gemeinden (lateinamerikanisches Modell) geht die Kraft des Glaubens aus, hier spüren Menschen die etwas über Jesus, über unseren Glauben wissen wollen, die Freude und die Kraft die von ihm ausgehen. (Hier hat die typisch deutsche Pfarrgemeinde noch einiges vor sich!)Hier wird praktisch geholfen, hier sind die Menschen im Sinne Jesu für einander da. Eben Barmherzigkeit. Hier wird auch die soziale Dimension unseres Glaubens selbst sichtbar, die letztlich im dreifaltigen Gott als dem Urbild aller Gemeinschaft ihren Grund hat. Von unseren Gemeinden sollte nicht zuletzt die von Papst Franziskus in den Mittelpunkt von EG gestellte „Neuevangelisierung“ ausgehen, die in vollem Umfang der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils ( Lumen gentium“, „Apostolicam actuositatem“) entspricht. Zum wichtigsten: Die Lunge, das Gebet also, 262 EG gehört zu meinen „Lieblingsstellen“ Ora et Labora, Kontemplation und Aktion.
Bleibt denn die Begegnung mit Jesus nicht nur eine mentale Projektion? Er steht doch nicht leibhaftig neben mir.
@ Nein lieber Herr Otto, der dreieinige Gott ist keine Projektion, mental schon gar nicht. Er ist lebendig, ist unter uns. Aber das wissen Sie doch eigentlich? Ich mag diese Begriffe in Zusammenhang mit meinem Glauben nicht. Glaube ist nicht mit Psychologie zu erklären. Leider gibt es immer wieder Versuche auch „Gott“ zu psychologisieren, geht aber immer „daneben“. In diesem Sinne….
Also würden Sie sagen, dass die Beschäftigung mit Neurotheologie vertane Zeit ist?
http://www.iguw.de/uploads/media/Neurotheologie.pdf und
https://www.gwup.org/infos/nachrichten/520-gott-vom-himmel-in-gehirn-und-gene
Setzt das Glauben-Können nicht ein bestimmte entwickelte Gehirnstruktur voraus, die momentan, soweit wir heute wissen, nur der Mensch hat?
Setzt das Glauben-Können nicht ein bestimmte entwickelte Gehirnstruktur voraus, die momentan, soweit wir heute wissen, nur der Mensch hat?
Nein, lieber Herr Otto, das würde ich nie sagen. Habe beide Artikel gelesen, soweit sind sie ganz spannend, aber eben wissenschaftlich doch sehr, sehr wackelig. Vielleicht zur Anregung hier eine doch sehr vernünftige Einschätzung aus Zeit online.
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2008/01/Titel-Kasten-Gotteshelm
Die Hirnforschung insgesamt ist nicht so weit wie es oft und gern behauptet wird. Ich habe, falls es Sie interessiert, noch eine -wie ich finde – sehr gute Zusammenfassung des Wissens von heute und ein Ausblick über das was wir erwarten dürfen ebenfalls beigefügt.
http://www.gehirn-und-geist.de/alias/psychologie-hirnforschung/das-manifest/852357
Ja, unbedingt ja setzt das Glauben-können eine entwickelte Gehirnstruktur voraus. Gott schuf uns nach seinem Ebenbild….
Schönen Dank für die informtaiven Texthinweise! Dann wären überall in Zeit und Raum, wo eine hinreichend ausgeprägte Gehirnstruktur bei möglichen Wesen vorhanden ist, diese Wesen Gottes Ebenbilder. Schließt das Ihre Aussage mit ein?
Liebe Chrisma, manchmal fürchte ich, dass die „typisch deutsche Pfarrgemeinde“ diesen Weg gar nicht gehen will.
Da gibt es so viel typisch deutsche Vereinsmeierei, so viel Angst, dass einem jemand im Ehrenamt etwas wegnehmen könnte usw.
Auch darf man nicht vergessen, dass die typisch deutsche Pfarrei eine wohlsituierte Mittelstandsgemeinde ist mit allem, was dazu gehört. Dazu könnte man ganze Romane erzählen…..
@Otto, mag sein, dass der Mensch die biologischen, d.h. physische und psychische Vorraussetzungen hat, um Glauben zu können, was wohl „auch“ ein Grund dafür ist, dass Gott den Menschen in dieser Weise ins Dasein gesprochen hat. Aber auch das von gemeinte „Glauben-Können“, kommt nicht -so meine wiederum- aus dem Menschen selbst heraus, darin er sich auf sich selbst berufen kann. Der Mensch kann wiederum „nur“ glauben, wenn es ihm von Gott geschenkt ist. „Alles ist Gnade“. So setzt „Glauben-Können“ nicht „nur“ eine gewisse „Gehirnstruktur“ voraus, sondern auch: wie der Glaube gelebt wird. Darin sehe ich heute die Hauptschwierigkeit des „Nicht-Glauben-Könnens“, darin eben auch das „ich“ sich schuldig macht, wenn das „du“ nicht glauben, besser: nicht zum Glauben an Jesus Christus kommen kann. Was nützt uns also eine vorhandene „Gehirnstrukut“, wenn es an der Glaubensstruktur“ mangelt, die man(n) wie auch Frau vielleicht „nur“ noch erahnen kann……: Das „Ausatmen“ des Glaubens kaum bemerkbar ist……
Manchmal glaube ich in Ihren Beiträgen zu erkennen, dass Sie den Blogbetreiber wie auch -Nutzer ganz bewusst „auf die Probe“ stellen und vom eigentlichen Thema abzulenken gedenken…….und so jene vertane Zeit geradezu heraufbeschwören, nach der Sie fragen….und wohl auch sicherlich die Antwort wissen…….
Die Gehirnstruktur wäre dann doch d i e primäre Voraussetzung für alle Glaubensstrukturen, seien diese mit Mängeln behaftet oder vollkommen.
Folglich kann Glauben nur gelingen, wenn man sich dem Geschenk seiner Gehirnstruktur als Fundament eingedenk bleibt und selbst diese nicht als fertig oder als evolutionär abgeschlossen ansieht. Offen bliebe die Frage, inwieweit der Glauben als funktionaler Erregungszustand in den Neuronen die Struktur des Gehirns selber verändert und somit zu einem evolutionären Instrument beim Menschen wird.
Nicht „nur“ die Gehirnstruktur ist die Vorraussetzung – nicht „nur“ für den Glauben, sondern eben der ganze Mensch. Da aber der Mensch vor allem ein Geisteswesen ist, Gehirn und Geist aber nicht identisch ist (auch ein Toter hat zunächst noch ein Gehirn!), so ist doch der Geist des Menschen die primäre Vorraussetzung für: alles!
Und wie der Geist nichts ist was fertig entwickelt ist, so „muss“ sich auch der Glaube entwickeln, darin die Frage offen bleibt, in wie weit der Geist des Menschen
„offen“ bleibt für jede Art der Erkenntnis – im ganz Besonderen des Wortes Gottes und nicht „nur“ im wissenschaftlichen Bereich. So bleibt allein die Frage offen, in wie weit der menschliche Geist in jenem Erregungszustand bleibt gegenüber der „Struktur“ des Wortes Gottes und sich somit verändert, darin es wieder gleichförmig wird mit dem, woraus es gesprochen ist: aus dem Wort, das Gott und nicht weniger Geist ist. Im Gegensatz zu Ihnen glaube ich – nein!, ich bin davon überzeugt, dass Glauben „nur“ gelingen kann, wenn man sich das Geschenk des Fleisch gewordenen Wortes eingedenk bleibt und dessen Erkenntnis nie als „fertig oder evolutionär abgeschlossen ansieht…“, um einmal Ihre Worte hierzu „ausleihen“ zu dürfen. Glaube ist keine Wissenschaft, sondern mizunter die Frucht der Liebe. Und Liebe ist letzten Ende unerforschbar wie unergründlich. Liebe unterliegt keinem Gesetz: sie ist sich selber Gesetz und somit auch immer wieder neu, immer wieder anders. Die Liebe liebt um der Liebe willen…. hat insoweit auch kein „Hirn“ und auch keinen „Verstand“….in unserem (engstirnigen) leider zu verweltlichten Denken, trotz „Gehirnstrukturen“ , die alles glauben erfassen zu können, bzw. erfassen zu müssen. Es gibt Geheimnisse, die sollte man nicht lüften wollen, als vielmehr als Geheimnis belassen, als ein solches dankbar annehmen, behüten und letzten Endes auch anbeten, weil Gott eben die Liebe ist……
Einen Geist an sich ohne jegliche Materie (wie z.B. ein Bewußtsein ohne das Vorhandensein eines Gehirns mit aktiven Stoffwechselprozessen) finde ich nirgends. Kann es sein, dass die alte scharfe Trennung zwischen Geist und Materie überholt ist? Wir leben im Jahr 2014 und nicht mehr AD 214. Sicherlich ist Glaube keine ratio, sondern im Kern emotio. Darum scheitern m.E. auch alle Versuche, ihn rational zu beweisen oder zu widerlegen. Das gegenwärtige Pontifikat scheint dem besonders Rechnung zu tragen und macht es deshalb so attraktiv.
….Otto, wer sagt Ihnen, dass wir im Jahre 2014 wirklich weiter entwickelt sind. Wenn Sie nirgendwo was lesen, dann heisst das nicht gleichsam, dass es nicht existiert ist. Und warum sollte der Mensch AD 214 oder vorher nicht unserer Zeit weit voraus gewesen sein? … und der Mensch gewisse Erkenntnisse nicht weiter verfolgt hat und somit eigentlich heute eher zurück geblieben ist? …So mancher vergessenen/verleugneten Wahrheit sich erst wieder annähern muss? Aber mal ehrlich: um was geht es Ihnen wirklich hier? So ganz weiß ich nicht, was Sie wirklich wollen. Für ein Leben im und aus dem Glauben kann ich keine Notwendigkeit und noch weniger Hilfe erkennen.
Die beiden Jahreszahlen beziehen sich nicht auf eine Weiterententwicklung im Allgemeinen sondern darauf, das man die klassische Trennung von Geist und Materie heute in einem anderen Licht sehen kann, ja muß. Wenn jemand behauptet, etwas Unsichtbares existiert, sollte er letztlich dafür den Nachweis erbringen. Denn darum geht es schließlich – um Wahrheit und besseres Verstehen, auch um essentieller glauben zu können?
@Guardenius, ja ab dem Satz “ Es gibt Geheimnisse……stimme ich Ihnen sehr zu. Eben „Geheimnis des Glaubens….“
Chrisma, wer wagemut, großherzig und kreativ ist, der wird das Geheimnis des Glaubens sehr bald erkennen dürfen. Heisst „wagemurig“, „kreativ“ aber nicht auch, dass wir eingefahrene Wege u.U. verlassen müssen, Kreativität zeigen müssen, wenn wir diese Wege dann verlassen und darin großherzig auf die uns behütende “ Augen“ Gottes vertrauen?….und so in das Geheimnis des Glaubens eingeführt werden, welches vielleicht nur in einer Einsamkeit, Unwegsamkeit….Ausweglosigkeit offenbar wird? „Wenn du dem Herrn dienen willst, dann mache dich auf Prüfungen gefasst. Denn im Feuer wird das Gold geläutert und jeder der Gott gefällt im Schmalzigen der Bedrängnis…“ Das Geheimnis des Glaubens ist also weit mehr als wir über jenes Geheimnis zu wissen meinen, da wir es mit Gottes Geheimnis zu tun haben und nicht mit einem Geheimnis eines Menschen…
….“Schmalzigen“ soll „Schmelzofen“ natürlich heißen.
@Herr Otto, die „Gehirnstruktur“ ist Voraussetzung für alles, auch für „Nichtglauben. Es ist auch möglich fest an die Macht des Geldes zu „glauben“, auch der Atheist „glaubt“, nämlich das es Gott nicht gibt oder sie glauben an sonst was, dass dann möglicherweise Erregungszustände in den Neuronen auslöst. Sie wagen sich sehr weit vor, in Ihren doch sehr unwissenschaftlichen Spekulationen über eben diese „Erregungszuständen in den Neuronen“, die dann zur Gehirnveränderungen führen, die dann zum evolutionären Instrument für „Glauben“ werden. Welcher Glaube???? Was meint hier „Glaube“. Ich denke nicht, dass unser Gehirn eine spezielle „Ecke“ für „Glauben“ hat, am besten noch eine für christliches Glauben. Das ist pseudowissenschaftliches „Geschwurbel“ nach der Methode nix genaues weiß ich nicht genau, aber ich spekuliere schon mal kräftig darüber. Ich schreibe Ihnen dies im vollen Bewusstsein meiner Profession als Neurologie/Psychiaterin. In diesem Sinne…..
Wenn man mit Glauben nicht ein bloßes Für-wahr-halten meint, sondern darunter versteht, in eine auf Transzendenz ausgerichte Liebesbeziehung zu treten, deren Innerweltlichkeit prozessual in der eigenen neuronalen Struktur abläuft und durch Wiederholung neuartige Prägungen verursacht, dann wird ein solcher Glauben wie ein schöpferischer Impuls zu einem evolutionärem Element. „Aber dies zeigt sich so, dass das, was wir normalerweise das Bewusstsein nennen, anfängt, etwas davon zu spüren und dadurch dann auch verändert wird“ (Carl Friedrich v. Weizsäcker, 1977, “Im Garten des Menschlichen”, S.534). Aber möglicherweise haben Sie andere Erkenntnisse durch Ihre Profession.
@Guardenius, also meistens lese ich Ihre Beiträge aufmerksam und sehr oft verstehe ich diese Beiträge nicht. Aber nun habe ich mich an einem Satz festgebissen „Darin sehe ich heute die Hauptschwierigkeit des “Nicht-Glauben-Könnens”, darin eben auch das “ich” sich schuldig macht, wenn das “du” nicht glauben, besser: nicht zum Glauben an Jesus Christus kommen kann.“ Das ist ein ganz schlimmer Satz: sicher das „ICH/DU“) ??)verpasst was wenn es nicht zu Jesus Christus kommt, aber schuldig???? Sind alle anderen Weltreligionen „schuldig“?? Die vielen suchenden Menschen schuldig??? Atheisten schuldig???
Chrisma. Sie/ich/wir habe(n) nur das Wort Gottes zu verstehen und immer mehr in dessen ganzen Fülle zu erkennen; nicht weniger aber auch Seinen Willen/Gebote wie auch Sendung zu erfüllen. Und genau da, geehrte Chrisma sehe ich das Problem, d.h. die eigene Schuld, darin eben ein „du“ nicht zum Glauben kommen kann oder sogar wieder von Christus weggeführt wird, weil “ ich“ eben „meinem Getauftsein“ nicht nachkomme:es mehr um “ mich“ und „meine Gerechtigkeit“ geht und eben nicht um Sein Reich und Seine Gerechtigkeit.
Mag sein, dass dies ein ganz schlimmer Satz ist: viel schlimmer wäre es, wenn dieser Satz der Wahrheit entsprechen würde, da wir ja, so meine ich das Wort Gottes zu verstehen, auch “ der Hüter unseres Bruders“ sind. Das ist nicht allein im Buch Mose zu lesen, sondern auch bei den Propheten. Was tue „ich“ also, damit der andere den Weg zu Jesus Christus findet?Lasse ich mich wirklich als „Werkzeug“ für Gott von Ihm “ benutzen“?…. Die eigene Schuld hierfür findet sich nicht unbedingt dort, wo Sie -Chrisma- diese zu sehen glauben…..
Ich möchte gerne noch etwas zu den von @chrisma erwähnten Basisgemeinden sagen.
Für die deutsche Mentalität scheint mir das nicht der richtige Weg zu sein, denn ich fürchte, das würde zu noch mehr „Klüngelei“ und Abschottung führen.
Ich finde es gar nicht so schlecht, dass bei uns pastorale Großräume geschaffen werden und Pfarreien mit jeweils speziellen Angeboten, weil dadurch die verkrusteten Strukturen und die Vereinsmeierei aufgebrochen werden.
Wo mehr Menschen zusammenkommen, herrscht mehr Vielfalt, kann leichter Neues entstehen als in den bisherigen klassischen Gemeinden.
Ärgerlich finde ich es allerdings, wenn die wenigen noch vorhandenen Priester in Positionen eingesetzt werden, die auch ein qualifizierter Laie einnehmen kann.
So ärgert es mich, dass unser Dekan Ende Juli seine derzeitigen Ämter als Pfarrer, Dekan und Regionaldekan niederlegt um Caritasdirektor zu werden.
Der Caritasdirektor muss nicht Priester sein. Aber die deutschen Bischöfe sind mehrheitlich in diesem Punkt (noch) nicht flexibel.
Liebe Frau Brückner, alles muss wachsen… offenbar gibt es in Ihrem Heimatbistum doch noch Priester im Überfluss… Einen doppelten Lichtblick bezüglich des Einsatzes von Laien im Dienst der Kirche gibt es gerade im kleinen Bistum Görlitz: dort wurde am 1. April eine neue Caritasdirektorin (gleichzeitig Ordinariatsrätin) berufen und feierlich eingeführt.
Liebe Gabi, Priester im Überfluss haben wir natürlich nicht. Unser bischof ist eigentlich ein vernünftiger und aufgeschlossener Mann, der auch nichts gegen weibliche Laien in kirchlichen Ämtern hat, wir haben z.B. auch Ordinariatsrätinnen, deshalb verstehe ich nicht, weshalb er immer wieder Priester aus der Gemeindeseelsorge abzieht um sie auf Stellen zu setzen, die auch ein qualifizierter Laie, Mann oder Frau, ausfüllen könnte.
@Otto, wenn Sie der Meinung sind, das auch der Nachweis dafür erbracht werden muss, wenn jemand sagt, dass „etwas Unsichtbares“ existiert, so ist in diesem Ihrem Sinne Gott nicht beweisbar, weil Er eben Geist und somit unsichtbar ist.
Das Wesen und die Dynamik des Glaubens ist aber genau das, dass man(n) wie auch Frau zu glauben und nicht zu beweisen sucht und nicht erst dann glaubt, wenn der Beweis dargelegt ist: dann ist es eben kein Glauben mehr.
Aber noch einmal: auf der Basis der Wissenschaft, die nach Beweise und Erklärungen sucht, wird der Mensch nicht zum Glauben finden können….