Es gibt Tage, da macht es Spaß, für den Papst zu arbeiten, manchmal macht es viel Spaß und dann gibt es Tage, da macht es so richtig viel Spaß. Wie zum Beispiel am Freitag, als wir im Fernsehen das Treffen zwischen Papst Franziskus und den 8.000 Schülerinnen und Schülern von Jesuitenschulen aus Italien und Albanien ansahen. „Ich habe hier einen Text, aber das sind fünf Seiten. Ein wenig langweilig“ begann der Papst seine Ansprache, um sie damit auch gleich ad acta zu legen. Er werde sie dem Jesuitenprovinzial und seinem eigenen Pressesprecher zum Veröffentlichen geben, das war es dann.
Dass diese lockere, direkte und formlose Art zu sprechen Jubel auslöste, ist nicht verwunderlich. Dabei war es und ist es ein guter Text. Ich werde mich sicherlich in der nächsten Zeit einmal dran setzen und ihn übersetzen. Das erste Mal spricht er ausführlicher über die Spiritualität der Jesuiten. Er zitiert das Exerzitienbuch und den Ordensgründer, was mich natürlich sehr freut.
Er ruft auch dazu auf, neue Formen der Erziehung zu finden, die nicht konventionell sind. Das wiederum freut den ehemaligen Jugendseelsorger in mir.
Aber auch ohne diesen Text war es ein großartiges Ereignis. Schülerinnen und Schüler stellten Fragen und der Papst antwortete direkt, ohne Skript: Weder die Fragen noch die Antworten waren vorbereitet. Wunderbar und spontan.
Es waren sehr persönliche Fragen an Papst Franziskus, ob er habe Papst werden wollen zum Beispiel und wie es war, Jesuit zu werden und die Familie zu verlassen. Es ging um die Probleme Italiens und um den Glauben junger Menschen. Der Stimmung in der Audienzhalle nach war es sehr beeindruckend für alle. Und auch wenn das Setting klassisch war – der Papst auf dem Stuhl in der Mitte vor dem Christus-Relief, die Besucher wie in einem Theater davor – konnte der Papst wie so oft den formalen Aufbau brechen. Einfach durch seine Art, direkt zu kommunizieren, direkt anzusprechen und die Frager ernst zu nehmen. Eine wunderbare Veranstaltung. Auch hier werden wir versuchen, für das Radio am Samstag was draus zu machen.
El amor consiste en comunicacion de las dos partes..EB 231
Nun, ganz neu sind die Inhalte, die Papst Franziskus bei seiner Schülerbegegnung geäußert hat, nicht, aber sie müssen immer wieder neu gesagt werden. Unkonventionell mit seinen Erziehungsmethoden war u.a. der Wiener Erzieher August Aichhorn, der im Jahre 1949 verstarb. Sigmund Freud sagte über ihn: „Es ist selten genug, dass warme Menschlichkeit, klinische Intuition und Genialität, und Vertrautheit mit einer bahnbrechenden Theorie und Methode, sich wie bei August Aichhorn in einer Person vereinigen.“
Andreas, so denke ich auch.Immer wieder neu gesagt und getan.Wie gut dieser Papst Franziskus dem Jesuitenorden tut!!