Was ist Glauben? Was genau bedeutet das? Wie macht man das oder wie fühlt sich das an? Glauben ist eines dieser Worte, die wir so viel im Munde führen. Wenn wir es dann aber erklären sollen, dann stocken wir und bleiben bei Übersetzungen wie „Vertrauen“ oder „Nichtwissen und doch glauben“. In der Predigt zum Fest Erscheinung des Herrn hat der Papst darüber gesprochen, was und die drei Weisen über das Bischofsamt sagen können, denn es ging in dieser Messe um die Weihe von vier neuen Bischöfen, darunter Georg Gänswein. Wenn wir diesen Vergleich aber einmal herausnehmen, dann bleiben immer noch Sätze übrig, die uns dahin einführen können, was glauben heißt.
Unruhe
Die Männer, die da ins Unbekannte ausgezogen sind, waren auf jeden Fall Menschen des unruhigen Herzens. Menschen, die die Unruhe nach Gott und nach dem Heil der Welt umtrieb. Wartende Menschen, die sich nicht begnügten mit ihrem gesicherten Einkommen und ihrer wohl ansehnlichen sozialen Stellung. Sie hielten Ausschau nach dem Größeren. Es waren wohl gelehrte Männer, die vieles von den Gestirnen wussten und wohl auch über philosophische Bildung verfügten. Aber sie wollten nicht einfach nur vieles wissen. Sie wollten vor allem das Wesentliche wissen. Sie wollten wissen, wie man es macht, ein Mensch zu sein. Und deshalb wollten sie wissen, ob es Gott gibt, wo und wie er ist. Ob er sich um uns kümmert und wie wir ihm begegnen können. Sie wollten nicht nur wissen. Sie wollten die Wahrheit über uns und über Gott und die Welt erkennen. Ihre äußere Pilgerschaft ist Ausdruck ihres inneren Unterwegsseins, der inneren Pilgerschaft ihres Herzens. Es waren Menschen, die Gott suchten und letztlich auf dem Weg zu ihm hin waren. Es waren Gottsucher.
Suche
(…) Nicht nur dem Menschen ist die Unruhe für Gott eingeschaffen, sondern diese Unruhe ist Mitbeteiligung an der Unruhe Gottes für uns. Weil Gott nach uns unruhig ist, darum geht er uns nach bis in die Krippe, bis an das Kreuz. „Von der Suche nach mir bist du müde am Brunnen gesessen, hast zu meiner Erlösung das Kreuz erlitten. Lass diese Mühsal nicht umsonst gewesen sein“, betet die Kirche im Dies Irae.
(…) Glaube ist nichts anderes als das innere Berührtsein von Gott, das uns auf den Weg des Lebens führt. Glaube zieht uns in das Ergriffensein von Gottes Unruhe hinein und macht uns zu Pilgern, die innerlich unterwegs sind zum wahren König der Welt und zu seiner Verheißung der Gerechtigkeit, der Wahrheit, der Liebe. (…)
Gebet
Die innere Pilgerschaft des Glaubens zu Gott hin vollzieht sich vor allem im Gebet. Der heilige Augustinus hat einmal gesagt, das Gebet sei letztlich nichts anderes als Aktualisierung und Radikalisierung unserer Sehnsucht nach Gott. Wir könnten statt des Wortes „Sehnsucht“ auch das Wort „Unruhe“ einsetzen und sagen, dass das Gebet uns aus unseren falschen Bequemlichkeit, aus unserer Verschlossenheit ins Materielle und Sichtbare herausreißen und uns die Unruhe zu Gott hin vermitteln will; uns so gerade auch offen und unruhig füreinander macht. (…)
Mut
Kehren wir zurück zu den Weisen aus dem Morgenland. Dies waren vor allem auch Menschen, die Mut hatten, den Mut und die Demut des Glaubens. Es brauchte Mut, um das Zeichen des Sterns als Auftrag zum Aufbruch anzunehmen, hinauszuziehen – ins Unbekannte, Ungewisse, auf Wegen, auf denen vielerlei Gefahren lauerten. Wir können uns vorstellen, dass der Entscheid dieser Männer Spott hervorrief: den Spott der Realisten, die die Träumerei dieser Menschen nur belachen konnten. Wer auf so ungewisse Verheißungen hin aufbrach und alles riskierte, der konnte nur lächerlich erscheinen. Aber für diese von Gott innerlich angerührten Menschen war der Weg nach seiner Weisung wichtiger als die Meinung der Menschen. Die Suche nach der Wahrheit war ihnen wichtiger als der Spott der scheinbar gescheiten Welt.
Lieber P.Hagenkord. Wenn ich die Worte der Predigt des Papstes zum Fest der Erscheinung des HERRN Ihrem Thema „Katholisch trotz Austritt“ (aus der Institution)
gegenüber stelle, so erkenne ich für mich keinerlei Widerspruch – im Gegenteil.
Ich glaube sogar, dass ein immer wieder neu (her-)austreten gerade das KatholischSein ausmacht, um wirklich allumfassend und somit grenzenlos zu bleiben. Ich für mich meine zu sehen, dass gerade eine Institution weniger den Weg ins Ungewisse geht, als vielmehr davor bewahren will: Institution ein Ort der Ruhe oder sogar des Angekommenseins ist – eine Pilgerschaft (auch oder gerade eine geistige) beendet. Die vom Papst genannte Unruhe ist für mich, wie will ich sagen, zu einer Beunruhigung geworden und mir fehlt wohl der Mut Konsequenzen daraus zu ziehen…bzw. hält mich der Glaube an dieser Institution fest, dass GOTT auch durch verschlossene Türen kommen kann und sogar in unsere Gräber hinabsteigt, um uns da heraus zu holen.
Und was die Papsttreue anbelangt, so besteht doch Treue nicht allein darin zu allem „Ja“ und „Amen“ zu sagen, sondern eben auch sich gegenseitig korrigieren zu dürfen, darin eben keiner meint, unfehlbar zu sein.
Das alles bewegt mich in diesen Tagen, was doch nicht dafür ausschlaggebend werden darf, dass damit mein KatholischSein aufhört, als vielemehr anfängt, wenn ich eben von der Institution gesetzte Grenzen überschreite: ins Unbekannte und Ungewisse gehe und mich eben auch der Gefahr aussetze, auch von der Institution, der ich angehöre (gleich welchen Namen diese trägt!) deswegen
verachtet zu werden und diese Möglichkeit wohl am schmerzahaftesten ist, obgleich cih zugleich von den „Machern“ aufgefordert werde, in diese „Unbekannte“….zu gehen. Was ist richtig, was ist falsch, was soll ich tun……..
da die Institution an sich ein festes Gebilde ist, welcher es naturbedingt nicht möglich ist, ins Unbekannte, Ungewisse aufzubrechen. Was soll ich tun, wenn ich der Predigt des Papstes folgen will?
Das ist alles richtig und wertvoll, aber ich finde es schwierig, die Pilgerschaft des Menschen gegen die Konkretion der Institution ausspielen zu wollen. Die Gemeinschaft des Glaubens ist immer auch konkret – und auch so gewollt. Das Grenzen und Menschlichkeiten, ist aber der Beginn der Gottesherrschaft.
Ich glaube nicht gegen etwas (z.B. die Kirche), sondern an Jesus Christus und das tue ich auch mit vielen anderen Glaubensbrüdern- und schwestern zusammen (das ist die Kirche). Und ich bin dankbar dafür.
Aber jeder muss seinen eigenen Pilgerweg gehen.
Aber wollte Jesus nicht eine Gemeinschaft? Allein scheint mir doch einen Teil der Botschaft zu vergessen: Das sie eins seien, wie auch wir (Vater im Himmel und Sohn) eins sind.
Jesus hatte sogar eine Gemeinschaft. Die Jünger und Jüngerinnen,die ihm gefolgt sind eine kurze oder längere Zeit.Oder die Menschen, bei denen er eingekehrt ist.Alle Arten von Menschen.Die einen hat er gerufen, die anderen haben ihn gesucht.Es gab auch Menschen, die nicht wollten, weil ihnen die Bedingungen zu schwer waren.
Danke für Ihr Mitgefühl, darin Sie mich bitte nicht falsch verstehen. Mir geht es generell nicht darum, alleine -ohne Gemeinschaft- immer wieder neu (her-)
auszutreten, sondern gemeinsam in dieses Unbekannte, Ungewisse und vielleicht auch für uns Neue zu gehen. Inwieweit geht da der Kopf dieser Institution mit einem oder auch vieler seiner Glieder mit? Inwieweit vertraut da der Kopf auch auf den „Bauch“, darin ja der GEIST GOTTES neben im ganzen Leib wirkt, oder irre ich mich? Inwieweit öffnet sich also der Kopf Neuem, Unbekannten und Ungewissen, welches ja dann den Glauben ausmachen würde….?
…und da ist noch etwas was mich irritiert. Wenn ein Apostel Paulus davon spricht, dass wir i n JESUS Christus sein sollen und auch Benedikt XVI. (noch als Glaubenspräfekt) davon schreibt, dass wir erst noch in IHN hinein kommen müssen um wirklich zu leben, wie kann ich dann anders in IHN hineinkommen, wenn nicht dadurch, dass ich die „Kongregation der Institution“ verlasse, die ja offensichtlich nicht JESUS Christus ist, in dem „ich“ zu sein habe, um wirklich gerettet zu sein.
Verzeihen Sie mir, P. Hagenkord, aber genau die vom Papst näher bezeichnende Unruhe hat mich wohl gerade eiskalt erwischt.
Wie gesagt, auch ich sehe die Notwendigkeit der Gemeinschaft, darin man nicht einfach sagen kann, dass jeder seinen Weg alleine geht. Der WEG, der zu gehen ist, der ist JESUS Christus, und auf diesem Wege sind wir füreinander verantwortlich, arin keiner zurück bleibt oder gar verloren geht.
Aber vielleicht setze ich mich zu viel mit diesem Thema auseinander und ich mir vielleicht, wie Sie es bereits erwähnten, meinen eigenen Glauben backe.
Ich muss da wohl alleine durch.
Im Erzbistum Berlin lebe ich und entsprechend weiß ich als Teil von ca 9 Prozent Katholiken, was es heißt, gelinde gesagt bestaunt zu werden.Ich habe dieses Erlebnis gerade wieder hinter mir. Im Augenblick gibt es in der evangelischen Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche ein ökumenisches Projekt: Gefragter Glaube. Es geht um die Rebellen im Glauben. Widerstandskämpfer im 3. Reich, Menschen, die Juden versteckt haben, aber auch Menschen wie die Christin Thekla, die sich im 2. Jahrhundert gewehrt hat gegen das Vereinnahmt werden von aussen-Ich habe festgestellt, dass diese Menschen nicht automatisch nur bewundert werden. Sondern es wurde auch gefragt, ist das nötig, muss das sein..Glaube ist für mich die Antwort des Menschen auf die Liebe Gottes zu seiner Schöpfung. Die sieht für jeden entsprechend seiner Lebensumstände anders aus. Kirche(Basis und Amt) sollte einem dieses Glauben erleichtern. Bis dass das Herz ruht in Gott-kein endgültiges Ruhen, solange wir leben. Wie an jeder menschlichen Beziehung muss man auch an der Beziehung zu Gott arbeiten.Ich sage, die Beziehung zu Gott ist nicht komplizierter als die zu Menschen.Die Könige haben einen weiten Weg gemacht, kamen an und gingen wieder zurück und haben ihren Alltag anders weitergelebt. Von Statik keine Rede.Für diese wunderbare Predigt umarme ich den Papst mal wieder aus der Ferne :-)-