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Von Gleichheit und Distanz

Veröffentlicht am 4. November 201811. November 2018
Distanz und Nähe, Ansehen und angesehen werden. Foto von Thomas Struth im Haus der Kunst, München Distanz und Nähe, Ansehen und angesehen werden. Foto von Thomas Struth im Haus der Kunst, München

Eine Marginalie. Wenn ich darf. Und Sie mir ein wenig Aufmerksamkeit schenken.

Wen duzen Sie? Und wen nicht? Gerade habe ich einen Artikel gelesen, der für das Abschleifen des „Sie“ zu Gunsten des „Du“ geworben hat. „Sie“ sei nicht mehr zeitgemäß, das „Du“ setze den Menschen in seiner Individualität in Beziehung zum Sprecher, nicht Distanz und soziale Konvention. So mache es schließlich die englische Sprache aus.

 

Ich bin Fan des Siezens

 

Darf ich widersprechen? Ich bin ein Fan des „Sie“. Ein erklärter Fan. Weil es Gleichheit ausdrückt ohne jemandem zu Nahe zu rücken. Menschen, die sich gegenseitig siezen drücken damit Respekt, Distanz, aber auch Gleichgeit aus. Da steht keiner über dem Anderen, wie das beim „Euchzen“ noch der Fall war.

Distanz und Nähe, Ansehen und angesehen werden. Foto von Thomas Struth im Haus der Kunst, München
Distanz und Nähe, Ansehen und angesehen werden. Foto von Thomas Struth im Haus der Kunst, München

Wenn ich aber duze, dann rücke ich jemandem auf die Pelle. Dann gibt es eine Vertrautheit (im besten Fall) oder wird eine Vertrautheit behauptet oder aufgedrängt (im schlechten Fall). Wohlgemerkt, ich spreche hier nicht über skandinavische Sprachen, die das anders handhaben. Ich spreche über unsere.

 

Zeitgemäß? Oh ja

 

Siezen ist zeitgemäß. Wie der Artikel gegen die eigene Intention auch zugibt. So müssten Journalisten Politiker etwa siezen, um die Distanz wahren zu können. A-ha. Genau. Bei Machtgefällen und Unabhängigkeit braucht es das also. Einen sprachlichen Ausdruck von Distanz und Gleichheit. Weder unterwürfig noch vertraulich.

Das mag ich aber sonst auch gerne. Ich werde ungerne angeduzt von Leuten, die ich nicht kenne. Wenn ich bei Freunden zu Gast bin geht das ohne Probleme, aber wenn sich mir jemand vorstellt, dann möchte ich selber entscheiden dürfen, ob ich Distanz abbaue oder nicht. Das mag ich mir nicht aufdrängen lassen.

 

Nur noch bei Shakespeare

 

Zweites Argument: „Sie“ sei eine Form der Anrede, die höflich sei und deswegen nicht mehr gebraucht werde. Soso. Höflichkeit braucht es nicht. Das ist Teil des Problems. Künstliche Distanz braucht keiner, das stimmt schon, aber was ist mit echter Distanz? Die ist Teil des Lebens, die gibt Perspektive, die Distanz erlaubt überhaupt erst Nähe. Wenn es die nicht mehr gibt, dann verschwindet auch die Nähe und die Vertrautheit als das Besondere. Dann wird das banal.

Deswegen bin ich auch fürs Siezen. Wie übrigens die englische Sprache, die im Artikel angeführt wird, auch: das „you“ entspricht eben nicht dem „du“, sondern dem „sie“. Jedenfalls kommt es daher.

Auf Englisch wird fast nur noch im Vaterunser geduzt: „Our Father, who art in heaven, hallowed be thy name …“ ist kein archaisches Ansiezen, sondern die alte Duzform, die außerhalb von Shakespeare-Stücken kaum noch vorkommt.

Gott duze ich gerne und immer. Das muss aber nicht gleich bei allen Geschöpfen auch so sein.

Nur so als Idee. Als Marginalie.

 

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Kategorien Allgemein, Kirche und Medien, Neulich im Internet
Schlagwörter Anrede, Distanz, Duzen, Gleichheit, Höflichkeit, Siezen

10 Kommentare zu “Von Gleichheit und Distanz”

  1. Christa Meißner sagt:
    4. November 2018 um 14:23 Uhr

    Lieber Pater Hagenkord,

    100 % Zustimmung! Obwohl ich noch nicht gar so alt bin, werde ich lieber gesiezt als geduzt. 

    Ich erkläre auch meinen Azubis, warum ich sie sieze. Für mich ein Zeichen von Respekt. Außerdem habe ich in meinem über 25-Jährigen Berufsleben die Erfahrung gemacht, dass zu früh geduzt wurde und dies fast nicht mehr geändert werden kann. Andererseits auch viele Erfahrungen, dass ich mit „Siez“-Kollegen auch tiefgründige Gespräche über persönliche Dinge geführt habe. 

    Und ich fühle mich bei Beichtgesprächen ernst genommen,  wenn ich vom Pfarrer gesiezt werde (auch wenn ich ihn kenne), wenn ich auch hier noch persönlichere Dinge äußere.

    Antworten
  2. heribkra sagt:
    4. November 2018 um 19:52 Uhr

    Sie haben Probleme …

    Antworten
    1. Pater Hagenkord sagt:
      5. November 2018 um 06:50 Uhr

      Was genau wollen sie damit sagen?

      Antworten
      1. heribkra sagt:
        6. November 2018 um 06:06 Uhr

        mein Eindruck war, es gäbe wichtigere Themen in Kirche und Gesellschaft über die sich nachzudenken lohne;
        da es ihr Blog ist können sie natürlich schreiben über was sie wollen …
        (ich bin übrigens ein Anhänger des „Sie“)

        Antworten
        1. Pater Hagenkord sagt:
          6. November 2018 um 08:33 Uhr

          Warum nicht auch mal über Marginalien reden? Hatte ich ja so angekündigt. Es muss nicht alles immer kirchenentscheidend und glaubenswichtig sein. Menschliches Zusammenleben und dessen Rituale und Entwicklungen finde ich interessant. Wenn Sie nicht darüber nachdenken möchten, ist das Ihr gutes Recht. Aber machen Sie mir das bitte nicht zum Vorwurf.

          Antworten
        2. Diane sagt:
          6. November 2018 um 20:40 Uhr

          Was wichtiger ist, ist zunächst mal ein ganz subjektiver Eindruck.

          Wollen wir, dass sich Papst, Kirche, Priester nur um die „großen“ Themen kümmern und sich damit beschäftigen? Na, herzlichen Glückwunsch – ich möchte das nicht! Ich würde gerne noch viel öfter über sogenannte Nebensächlichkeiten sprechen. Das meine ich jetzt allgemein und natürlich nicht nur hier.

          Antworten
      2. Constanze sagt:
        24. November 2018 um 12:16 Uhr

        Ich triggere mal provokant (-:
        „Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst.“

        Dann kannst Du IHN auch duzen.

        Antworten
  3. Diane sagt:
    4. November 2018 um 21:21 Uhr

    Ach, was für ein schönes Thema. Und so wichtig!
    Leider machen sich die wenigsten darüber noch Gedanken.
    Vieles hängt wohl sicher auch mit den Social Media zusammen. Dort fällt es selbst mir direkt auf, wenn mich plötzlich jemand siezt – ich komme mir dann auch deutlich älter vor.
    In der (Kommunal-)Politik wird sich innerparteilich meist geduzt, in Sitzungen dann wieder nicht. Ich bin dort noch nicht so lange aktiv und bin regelmässig verwirrt. Ich vermeide es deshalb meist, jemanden überhaupt mit Du oder Sie anzusprechen.
    Im Berufsleben kommt es auf den jeweiligen Kunden an. Ich warte meist ab, was mein Gegenüber sagt und richte mich dann danach. Bei unseren neuen Azubis habe ich es mir seit dem letzten Jahr angewöhnt, mich mit Nachnamen vorzustellen. Einfach, weil meine Bindung dann etwas weniger ist, die Distanz größer. Es ist ja heute leider oft ein Kommen und ein Gehen, da warte ich lieber erst ab, ob jemand tatsächlich bleibt. Wenn ich ihm/ihr dann irgendwann das Du anbiete, ist das auch ein bisschen ein positives Zeichen, was bisher auch von jedem scheinbar genau so wahrgenommen wurde.

    Im normalen Alltag wird das Du von Fremden ja gern auch benutzt, um Geringschätzung auszudrücken. Beispielsweise im Straßenverkehr, wenn man wegen Missachtung der Vorfahrt zurechtgewiesen wird. „Du blöde Kuh!“ hört sich ja auch besser an als „Sie blöde Kuh!“

    Ich bedaure, dass ich mich in diesem Fall häufig meinem Umfeld anpasse und nicht standhaft dort meine eigentliche Meinung vertrete und auf dem Sie beharre. In diesem Punkt schüttel ich den Kopf über mich selber.

    Gott duze ich natürlich. Wir kennen uns ja schon lange. Ich denke, wir mögen uns und ich vertraue ihm voll und ganz. Dort will ich ja bewusst keine Distanz schaffen, sondern Nähe ausdrücken.

    Antworten
    1. Constanze sagt:
      25. November 2018 um 11:27 Uhr

      Wollte Jesus je Distanz zu Menschen schaffen? Sucht er sich aus, wen er mag und wen nicht? Mit wem es sich „lohnt“, Nähe zu haben?

      Was, wenn er uns auch aussortiert, weil er uns nicht vertraut?

      Er ist ja Derjenige, der genau weiß, ob jemand bei Ihm bleibt oder eben nicht. Und – gibt er nicht jedem Menschen die Chance, sich für IHN zu entscheiden?

      Antworten
  4. Rosi Steffens sagt:
    7. November 2018 um 08:15 Uhr

    Gerade in ländlichen Regionen ist es eher üblich sich zu duzen, dort ist man viel mehr auf den anderen angewiesen, um Distanzen zu überwinden, die man in der Stadt durch öffentliche Angebote oft leichter bewältigen kann.

    Zugereisten, wie mir fällt es oft schwer dieses Du anzunehmen, denn ich fühle es nicht sondern empfinde es als eine Herausforderung an mein Ego. Das kenne ich auch anders, aus meiner Kindheit, denn da war das Du selbstverständlich und brachte keine Komplikationen mit sich. Nun sei es dahingestellt woran das liegen mag, doch ich fühlte mich auch dort als vollwertiger Gesprächspartner angenommen.

    Erst ab der 10. Klasse wurden wir in der Schule gesiezt und damit von den Lehrern wohl als verantwortungsvoller wahrgenommen, als noch in der 9. Klasse. Immerhin waren wir nun auf dem Weg ins Berufsleben. Ich finde diese Entwicklungsstadien durch das Erwachsensein bewusst zu machen eine schöne Sache und hoffe, das wird beibehalten. Die Menschen sind schon oberflächlich genug geworden, wenn man sich den Umgang miteinander anschaut und diese kleinen Gesten des Respektes und der Akzeptanz von Privatsphäre schaden sicher nicht eine Beziehung zu vertiefen.

    Antworten

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