Er hat eine internationale, gesellschaftliche und politische Rolle. Und die nimmt er sehr wichtig. Papst Franziskus ist ein politischer Papst. Am deutlichsten wird das in seiner Aufmerksamkeit für diejenigen, die ihn überall auf der Welt vertreten: Die Apostolischen Nuntien. Nun hat Papst Franziskus sie wieder einmal im Vatikan versammelt, zum dritten Mal schon.
Beim ersten Mal ließ er sogar ein schon angesetztes Konzert für Einzeltreffen mit den Nuntien sausen, es war bezeichnenderweise auch das Treffen, bei dem der damalige Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò, den Papst über den Fall Kardinal Theodore McCarrick informiert haben will. Womit wir mitten im Problem sind.
Ein politischer Papst
Zunächst aber zu dem, was ich hier einen „politischen Papst“ genannt habe. Es geht ihm um die gerechte und nachhaltige Gestaltung der Welt. Seine Enzyklika Laudato Si‘ ist in diesem Sinn politisch, weil es um Gerechtigkeit, die kommenden Generationen, um eine christliche Grundhaltung geht, die auch mal Protest sein kann und muss. Die das Prophetische nicht vergisst.
Ein Nuntius – bei Staaten Botschafter genannt – hat als Papstvertreter besondere Aufgaben. Aber weil der Papst in unserer Welt eine ganz besondere Rolle hat, bekommen seine Vertreter eben auch ganz besondere Wichtigkeit. Und das hat eben auch mit der besonderen religiösen Bedeutung des Papstamtes zu tun.
„Brücken“ zu den Menschen
Der Papst nannte die Nuntien „Brücken“ zu den Menschen. Sie stünden nicht für sich selber. Deswegen war ihm auch bei seiner Ansprache an die Nuntien wichtig, dass diese „Menschen der Nächstenliebe“ seien, sie vertreten den Papst. Da geht es nicht nur um Meinungen und diplomatische Vertretung, da geht es um den Kern des Christlichen. „Wenn ein Nuntius sich in der Nuntiatur einschließen und den Kontakt zu den Menschen vermeiden würde, dann verriete er seine Mission.“
Aber der Papst wäre nicht der Papst, wäre das nicht auch mit ganz konkreten Mahnungen verbunden: „Es ist deswegen unvereinbar, Vertreter des Papstes zu sein und ihn hinten rum zu kritisieren, Blogs zu schreiben oder sich sogar Gruppen anzuschließen, die dem Papst, der Kurie und der Kirche von Rom feindlich gesonnen sind.“
Aktuell?
War das aktuell gemeint? Wir können nur vermuten, aber wenn wir den Papst über die Jahre hinweg verfolgen gilt immer beides, zum einen wird er „allgemein konkret“, wenn ich das so sagen darf. Er nennt konkrete Beispiele, um die Mahnungen nicht allzu abstrakt klingen zu lassen. Andererseits dürfen sich sicherlich einige angesprochen fühlen, auch wenn sie selber nicht von dem konkreten Anlass betroffen sind, sondern eher in Sachen Grundhaltung schwanken. In diesem Sinn sind alle gemeint.
Der Papst geht in letzter Zeit häufiger auf dieses Thema ein, auf diejenigen die für Kirche und Glaube sprechen aber das nicht loyal tun. Es sind immer kleine Nebenbemerkungen, die aber zeigen, dass er das wahrnimmt und dass ihm das nicht egal ist.
Loyalität …
Und sie fallen ja auch auf, diejenigen die meinen aus sich selbst heraus sprechen zu müssen, gleichzeitig aber römische Ämter und Würden für sich beanspruchen. Der Papst betonte in seiner Ansprache die Freiheit, ohne die es keinen Gehorsam gebe. Es geht also nicht um eine Unterwerfung, um ein Schweigen, aber für diejenigen die ihn vertreten gelten eben besondere Spielregeln.
Seine Kurie und seine Botschafter, es sind diejenigen welche die Ausübung seines Amtes möglich machen sollen. Für die hat er deswegen immer wieder Worte des Lobes und auch deutliche Mahnungen üblich, beides in gleichem Maße. Die Weihnachtsansprachen an die Kurie bekommen ja auch immer wieder Aufmerksamkeit.
… und Widerspruch
Nun haben wir da aber einen Widerspruch: Ich habe das Prophetische genannt, den Widerspruch. Aber auch die Aufforderung des Papstes, loyal zu sein. Geht das zusammen? Ja, geht es, wenn man die Regeln beachtet. Wer im Namen des Papstes auftritt und seine Autorität vom Papstamt mandatiert bekommt, der darf eben nicht so tun, als ob er aus sich selbst heraus Autorität ausübe.
Es ist eben eine verliehene Autorität, in Kurie wie als Papstbotschafter. Wir schauen mit einem Auge dabei auch immer auf Erzbischof Viganò. Er bezichtigt den Papst öffentlich und wiederholt der Lüge. Sollte er schweigen? Nein, wenn er etwas zu sagen hat, dann gibt es dafür Wege. Offenheit, aber dem Papst gegenüber. Das betonte auch der Chef der Vatikan-Diplomatie, Kardinal Pietro Parolin, in einem Interview nach der Rede des Papstes. Offenheit sei ja auch das, was der Papst wünsche, deswegen hätten er und seine Nuntien ja auch hinter verschlossenen Türen gesprochen, um die Offenheit zu ermöglichen. Kardinal Parolin denkt auch, dass die Ermahnung des Papstes was die Kritik an ihm angeht gerechtfertigt ist.
Offenheit ermöglichen
Natürlich darf man dem Papst widersprechen. Man muss nur wissen, mit wessen Autorität man das tut. Der Papst hat einen Auftrag, das Amt der Einheit und auch das des internationalen Auftretens. Seine Mitarbeiter sollen dabei helfen.
Den „Kompass“ nennt der Papst das. Um zu wissen, was zu tun und zu lassen ist, gibt es eben den Auftrag des Amtes. Wenn man nur auf sich selber setze, dann verliere man diesen Kompass.
“Das betonte auch der Chef der Vatikan-Diplomatie, Kardinal Pietro Parolin, in einem Interview nach der Rede des Papstes.”
https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2019-06/parolin-nuntius-audienz-ansprache-papst-franziskus-interview.html
“Man kann nicht den Anspruch stellen, dass es im Denken Uniformität gibt; es gibt immer Dinge, über die man diskutieren kann, wie schon das alte Axiom besagt: in necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas states – also im Notwendigen Einheit, im Fraglichen Freiheit, in allem aber Liebe. Wir aber sind Vertreter des Papstes, wir müssen ihm also in aller Freiheit sagen, was unserer Meinung nach gesagt werden muss. Ich glaube, dass der Heilige Vater sehr offen dafür ist, Kommentare, Betrachtungen und Überlegungen zu den verschiedenen Fragen anzunehmen.”
Vertrauen in diese Beteuerungen fällt schwer.
Warum?
Gesamteindruck der letzten Jahre. Festmachen an einzelnen Dingen schwierig, da Gesamteindruck Summe an einzelnen ist.
Ein Punkt, der Papst ist anscheinend dann für “Kommentare, Betrachtungen und Überlegungen zu den verschiedenen Fragen” offen, wenn sie seinem Eindruck nach von solchen mit gutem Willen stammen. “Kommentare, Betrachtungen und Überlegungen” von Leuten, die seinem Eindruck nach nicht guten Willens sind, ist er meinem Eindruck nach nicht offen gegenüber.
Kann ein effektiver Filter sein, dass man nur für die Kritik offen ist, die von Leuten stammt, die einem ohnehin genehm sind. Und wäre nicht das, was ich als “sehr offen” bezeichnen würde.
Pater Hagenkord, ich würde dem Papst gerne auf dem Weg über ihr Blog danken. Er ließ mich spüren wie es ist durch ihn all das Leid zu hören und in seiner Heiligkeit den Glauben zu finden, der sich aus Jesus Christus ergibt. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes hat mein Glaube in all seinen Fragen immer wieder zum Papst zurück gefunden, so auch heute, da er wohl seit vielen Jahren die Antwort aus dem von Gott erfüllten Geist ist.
Durch Papst Franziskus dufte ich erfahren wie es ist im Sinn von Gott zu arbeiten, der von einem Geist beseelt lebt, dessen Einheit sich in all den Menschen äußert, die nicht nur glauben sondern sich täglich selbst in ihrem Glauben prüfen und darin das Bekenntnis zu Gott erneuern.
Vor ein paar Jahren habe ich hier im Blog ein Gedicht eingestellt darin geht es um das Sein und ich möchte dieses Gedicht heute dem Papst ans Herz legen, denn es stellte meinen Glauben an die Katholische Kirche auf eine sehr harte Probe, die letztendlich durch Franziskus die Antworten hört die auch mein Glaube durch sein Wort geben kann.
Das bedeutet für mich, ich werde endlich dafür Sorge tragen können in einen ganz normalen Alltag zurückzufinden ohne die Einzigartigkeit dieser überaus zeitintensiven Erfahrung mit dem Papst aus den Augen zu verlieren.
Auf katholisch.de, dem “inoffiziellen” Internetauftritt der DBK hat sich das neulich ganz anders gelesen. Da hieß es nämlich, dass der Papst von seinen Nuntien Gehorsam fordere. Wörtlich wurde er so zitiert:
“Ein Oberer kann irren, aber wer gehorcht, macht nichts falsch”.
Erzbischof Vigano behauptet, den Papst bereits 2013 über das Treiben von Exkardinal McCarrick informiert zu haben, ohne dass der Papst irgendetwas unternommen habe.
Sollte er also angesichts des weltweiten Missbrauchsskandals weiter schweigen und sich später dafür wegen Vertuschung zur Verantwortung ziehen lassen, auch vor einem weltlichen Gericht?
Wo bleibt da die Priorität des eigenen Gewissens, die doch auch für jeden Katholiken gilt?
Das gilt für Katholiken, aber Sie setzen voraus, dass das was Viganò sagt auch stimmt. Aber bereits bei seinem ersten (schlimm homophoben) Schreiben gab es Zweifel, dass das was er sagt so stimmt. Und die Zweifel hat er nie ausräumen können. Der Mann hat eine Agenda, und dafür den Papst zu beschimpfen und einen Lügner zu nennen ist etwas anderes als seinem Gewissen zu folgen.
Ich habe geschrieben, “Erzbischof Vigano BEHAUPTET” und “ohne dass der Papst etwas unternommen HABE”.
Damit lasse ich den Wahrheitsgehalt der Aussagen von Erzbischof Vigano bewusst offen, denn ich kann seine Aussagen ja nicht überprüfen.
Aber angenommen, er hätte die Wahrheit in allen Punkten gesagt, was hätte er dann Ihrer Meinung nach tun sollen?
Das Thema Missbrauch ist ein sehr heißes Eisen.
Und gerade weil es ein so heißes Eisen ist, finde ich hypothetische Aussagen so schwierig. Hören wir den Opfern/Überlebenden zu. Schauen wir auf die Schwachstellen, auf die Vertuschungen, auf all die Verbrechen um den Missbrauch herum. Und jeder Fall ist einzeln, da jetzt hypothetisch zu argumentieren halte ich für falsch.