An diesem Freitag beginnt Papst Benedikt seine nächste Auslandsreise, dieses mal in den Libanon. Wir haben die letzen Monate mit Sorge verfolgt, schien doch die Situation in Syrien eine Gefahr für die Reise dazustellen. Es ist ja auch nicht einfach, jetzt das richtige zu sagen und richtig aufzutreten. Um so mutiger ist diese Reise.
Nun habe ich in den vergangenen Wochen immer wieder die Frage gehört, ob es denn diese Reise brauche, schließlich sei den Menschen vor Ort, vor allem den Flüchtlingen aus Syrien, nicht mit einem solchen Pastoralbesuch gedient. Die bräuchten doch eher andere Dinge.
Frieden, Frieden, Frieden
Das eine tun und das andere nicht lassen, so sehe ich dagegen die Herausforderung. Seit Jahrzehnten fragen wir uns hier in Europa und nicht nur hier, wie das alles im Nahen Osten mal enden soll. Um so wichtiger, dass der Papst dort hinfährt und das Seine versucht, um Dialog und Frieden auf die Beine zu helfen. Die Kräfte, die für das Zusammenleben stehen, müssen gestärkt werden. Und das will der Papst – unter anderem.
Es ist ein Pastoralbesuch, der Papst wird das Abschlussdokument der Synode zum Nahen Osten, die vor zwei Jahren im Vatikan tagte, vorstellen. Und was ist nicht alles in diesen zwei Jahren passiert: Nur kurz nach der Abreise der Bischöfe aus Rom begann das, was wir den arabischen Frühling nennen. Da wird es nicht leicht sein, auf die Antworten der Bischöfe von damals zu reagieren. Aber genau das will der Papst tun. Geradezu penetrant wiederholen deswegen Vertreter des Vatikan die Botschaft der Reise: Frieden, Frieden, Frieden.
„Er will das“

Ein Spezialist für schwierige Fälle ist der ehemalige Ökumeneverantwortliche des Vatikan, Kardinal Walter Kasper. Auch ihm haben wir die Frage gestellt, ob denn bei all den Gefahren diese Reise so wichtig sei.
60 mal komme der Libanon in der Bibel vor und habe auch eine reiche christliche Tradition, so Kasper im Interview. Ebenso wichtig wie der Erhalt der Tradition sei das Zusammenleben von Muslimen und Christen. Er setze auf den Papst als Friedensbringer: „Er will das. Er hat als Motto seiner Reise gewählt ‚Ich bringe euch den Frieden’, ein Wort Jesu Christi. Und er will die Christen auffordern, Friedensstifter zu sein in dieser schwierigen Welt.“
Was im Libanon passiere, sei quasi ein Prisma dessen, was im gesamten Nahen Osten passiere. Für Christen sei die Reise des Papstes deswegen besonders wichtig; nur der Geist Gottes könne Versöhnung stiften, ohne die es keinen Frieden geben könne. Hier hätten alle Christen eine gemeinsame Aufgabe.
Der Papst habe keine politische Botschaft in dem Sinne, dass er auf einer Seite stehe, so Kasper. Er stehe auf der Seite der Menschen, vor allem der Leidenden und der Opfer in diesem Schrecklichen Konflikt in Syrien. „Das ist seine Mission: Zur Vernunft zu kommen, zur Versöhnung aufzurufen, den Anderen in seiner Andersheit wahrzunehmen und so dieses Anderssein des Anderen als einen Reichtum zu betrachten.“