Neulich im Museum. An einer Wand steht ein Satz – deutsch und englisch – den ich oben in den Titel gesetzt habe. Der Satz hat mich irritiert. Män hätte es für Teil der ausgestellten Kunst halten können, aber ich befürchte, das ist ernst gemeint. Und weil es ernst gemeint war, musste ich erst mal lächeln, irritiert lächeln. Das Museum Ludwig in Köln will seine Besucher warnen, weil das, was sie zu sehen bekommen, Moralvorstellungen widersprechen könnte. Schon irgendwie witzig, oder?
Es ist eine Ausstellung der Werke von Sigmar Polke, die zur Zeit in Köln zu sehen ist. An dieser Stelle habe ich lange nichts mehr zu Kunst gemacht, dem kann abgeholfen werden.
Neugierig gemacht auf die Ausstellung hat mich eine Besprechung in einer Zeitung, die benutzte das Wort “Schabernack”. Ein wunderbares Wort, leider vom Aussterben bedroht. Mir hat es eine Menge Humor signalisiert, und genau der wird bei Polke auch angesprochen.
Humor heißt ja, sich und die Dinge nicht wichtig zu nehmen. Das, was ist, braucht nicht nur die Bejahung als Tatsache oder die Bewunderung als Kunst, sondern es braucht auch die Infragestellung und das gesunde Lachen, damit es einen Teil seiner Macht verliert. Kunst kann ja mächtig sein, einschüchternd in ihrem Ernst, in dem sie daher kommt. Sie will etwas bedeuten, sie ist teuer und wertvoll. Humor nimmt diese Macht, und allein deswegen muss man Polke dankbar sein, dass er den Kunstbetrieb und die Sehgewohnheiten auf Kunst wunderbar und sehr künstlerisch verarbeitet.
Nehmen wir nur einfach die Zeichnungen aus den Skizzenbüchern mit ihren Titeln: „Darf man Kinder auslachen?“ oder „Sekt für alle“, doppelbödig ist das allemal. Oder sein Bild: „Höhere Wesen befahlen rechte obere Ecke schwarz malen“, auf dem Bild ist dann die obere rechte Ecke schwarz gemalt. Auch das doppelbödig. Aber eben mehr als nur Comic oder Design, bei Polke steckt da Kunst drin. Aber eben Kunst mit Witz.
Nun kann man ja fragen, ob das überhaupt geht, ich kenne viele Menschen, die nur humorfrei über Kunst sprechen können. Aber der internationale Erfolg Polkes – und die Qualität der ausgestellten Werke – geben ihm Recht, Witz und Kunst passen zueinander. Auch wenn dieser Humor manchmal schwer zu schlucken ist, wie etwa bei den großformatigen Bildern von Hochsitzen, die anmuten wie Wachtürme von KZs, oder bei seinem Spiel mit der Swastika, dem Hakenkreuz.
Es ist interessant zu sehen, wie etwa das Begleitheft zur Ausstellung Worte wie „Parodie“ oder „absurd“ vorkommen, aber man liest auch, dass es sich „ernsthaft und intensiv“ mit etwas beschäftigt. Irgendwie merkt man, dass da die Vermutung dring steckt, zu humorvoll könne dem Künstlerischen schaden. Tut es aber nicht. Die Dinge gehören zusammen, nicht immer, aber in dieser Ausstellung schon. Und mindestens das macht sie empfehlenswert.
Warnung an die Haustür
Polke hinterfragt die modernen Sehweisen. Nun haben sich die ja schon längst wieder gewandelt, Bilder verschwinden mit einem Wisch über den Bildschirm, die Werbung und vor allem das sexualisierte Frauenbild sind Moralvorstellungen weitaus abträglicher, als es Polkes Kunst überhaupt sein kann. Vielleicht sollte man die Warnung des Museums, es könne Möralvorstellungen widersprechen, ins innere einer jeden Haustür hängen? Aber ich schweife ab, ich wollte ja nur sagen, dass die Sehgewohnheiten auch in den Jahren nach Polkes Kunst sich weiter veränert haben. Mich würde sehr die Erfahrung derjenigen interessieren, die mit jungen Menschen in diese Ausstellung gehen: Was sehen Jugendliche in dieser Kunst?
Herzliche Einladung zu Erfahrungsberichten hier an dieser Stelle.
Ich kann leider keine Erfahrungsberichte beitragen, aber Kunst ist ein eigenes Universum für sich. Kunst lässt uns kreativ werden bzw. Kreativität nachspüren. Kunst gab es immer schon und Kunst wird es immer geben. Museen sind einige der wenigen Orte, wo Stille herrscht – Kontemplation eben. Kunst war und ist in. Kunst ist der Religion nicht so ganz unähnlich. Es gibt “Tempel der Kunst” … wunderbare Museen. Kunst kann alles ausdrücken: das Erhabene, das Schöne, das Echte, das Wahre und auch das Humorvolle und vieles, vieles mehr. Wenn ein Mensch die Kunst wahrhaft praktiziert, dann ist sie immer ein Teil von seinem Innersten. Dann geht es bei der Kunst um Tiefe/ Tiefsinnigkeit, um ein Ringen, eine Suche nach etwas – was auch immer das ist. Es geht um ein Frage- und Antwortspiel vor etwa der Leinwand. Picasso war so vermessen zu behaupten, dass er nichts suche, sondern nur finde. Das war eine überhebliche Aussage. Der wahre Künstler sucht permanent und ist nie zufrieden mit dem was er produziert. Er ist eine im Grunde gebrochene, über alle Maßen gebrochene Persönlichkeit. Paulus sagt sinngemäß: ” Wenn wir schwach sind, sind wir stark.” Ein guter Künstler erfüllt genau diese Aussage. Insofern kann Kunst durchaus humoristisch sein… aber ist sie gute Kunst? Ist sie gute Kunst, nur weil der Kunstmarkt uns einredet, dass sie gute – weil teure – Kunst ist? Sigmar Polke ist ein Künstler der zu Rekordpreisen gehandelt wird. Würden Sie ihn tatsächlich gut finden, wenn der Kunstmarkt bzw. die Museumsbranche ihn nicht so hochgradig handeln würde? das ist die Frage. wie sehr lassen wir uns einlullen? wie sehr bestimmen sogenannte Kritiker den Wert der Kunst?
Picasso hat recht auch mir sagt die Leinwand was darauf entstehen soll ansonsten haben Sie in vielem Recht