Herzlichen Glückwunsch, Pater Jorge Mario Bergoglio. Heute vor genau 60 Jahren ist er in den Jesuitenorden eingetreten, und auch Jahre als Bischof und dann als Papst nehmen die dort entstandene Verbindung nicht weg. Das bleibt.
Viel Tinte ist vergossen worden zur Frage, ob er noch Jesuit sei, jetzt als Papst, und wie das mit dem Gehorsam ist und so. Viel Spekulation gab es zu Beginn über die Spannungen damals, als Bergoglio in Argentinien Provinzial war und danach Rektor des Kollegs San Miguel: Spannungen, Spaltungen, und so weiter.
Zu all dem ist Kluges geschrieben worden, ich empfehle immer noch Austen Ivereigh und Daniel Deckers, wenn man eine Biographie sucht.
Anerer Kontinent, andere Generation, andere Kultur
Selber habe ich erst zarte 25 Jahre im Orden, anderer Kontinent, andere Generation, andere Kultur. Und doch hat es mich damals sehr berührt, mit welcher Selbstverständlichkeit er bei der ersten Messe, die er mit den Jesuiten Roms gefeiert hat, von „meinen Brüdern“ gesprochen hat. Was er sagte und wie er dort in der Kirche Il Gesù zu den Gräbern unserer großen Heiligen ging und betete, das habe ich damals als starke Verbindung wahrgenommen. Ja, anderer Kontinent, andere Generation, andere Kultur, aber das ist derselbe Orden.
Wenn wir hier in Rom auf die vielen Jesuiten aus der ganzen Welt treffen, die zu Besuch hier sind oder ganz hier leben, stelle ich immer wieder das Gleiche fest: da gibt es ein Band, eine gemeinsame Wertschätzung, eine geistliche Haltung, die uns verbindet. Togo und Vietnam, Polen und Venezuela, Österreich und Indien, bei aller Verschiedenheit ist da etwas Gemeinsames.
Unser Generaloberer, Pater Arturo Sosa SJ, hat das im Interview zu bezeichnen versucht, von „innerer Freiheit“ von Pater Bergoglio bzw. Papst Franziskus gesprochen, welche die Unterscheidung und das Erkennen des Willens Gottes in der Welt ermöglicht. Auf spezifisch jesuitische Weise, nicht exklusiv als ob nur wir das könnten, aber wir tun das halt als Jesuiten und in jesuitischer Tradition und jesuitischer Gemeinschaft.
60 Jahre Jesuit: Das ist was. Er hat die „alte Gesellschaft“ noch erlebt, wie wir das manchmal nennen. Den ganzen Wandel, die Verschiebung weg von Europa hin nach Asien, die neuen Schwerpunktsetzungen, auch die Konflikte, all das hat ihn und sein Ordensleben und damit seine Weise das Papstamt auszuüben, geprägt.
Nicht die DNA der Jesuiten
Der Orden ist glaube ich noch nicht ganz durch damit, es ist auch nach fünf Jahren immer noch schwer, einen Jesuiten als Papst zu sehen. Das gehört irgendwie nicht zur DNA der Jesuiten. Um so schöner ist es zu sehen, dass Pater Bergoglio aus seiner Geschichte und auch aus seinem Jesuitsein heraus versucht, seinen Dienst nicht nur für uns, sondern für die ganze Kirche zu leisten. Noch einmal herzlichen Glückwünsch und ad multos annos!
DANKE für diese Würdigung in der “Sichtweise” des “Ordensbruders”
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Der Tod von kardinal Lehmann geht mir nahe;
nicht alle wussten ja, dass er nicht nur ein großer Kämpfer in der Kirche war- ein großer offener intellektueller-
aber auch einer der ´gut mit den Menschen konnte-
und -last but not least -ein richtiger Fan von FSV Mainz 05 war….
die Predigt beim Requiem von Klaus Hemmerle ist mir unvergessen!!
RIP- DU lieber schwäbischer Landsmann..
Gott sei seiner Seele gnädig.
“welche die Unterscheidung und das Erkennen des Willens Gottes in der Welt ermöglicht. Auf spezifisch jesuitische Weise, nicht exklusiv als ob nur wir das könnten, aber wir tun das halt als Jesuiten und in jesuitischer Tradition und jesuitischer Gemeinschaft.”
Und die allgemeine Art der Unterscheidung, die seit AL ganz zentral ist, wenigstens laut dem damaligen Radio Vatikan:
http://de.radiovaticana.va/news/2016/04/08/der_heimliche_star_von_amoris_laetitia_unterscheidung/1221077
unterscheidet sich von der jesuitischen Art wodurch?
Die Frage ist deshalb relevant, da meinem Eindruck nach wenn man im Sinne des verlinkten Artikels das macht: “alles prüfen sollen und das Gute behalten” und dabei als “Gutes” anderes behält als dies der Papst oder die ihm nahestehenden Theologen, dass man dann nicht unterschieden hat, wie man eigentlich sollte.
Das verstehe ich jetzt nicht. Die Methode ist genau das, eine Methode. Sie ist kein Ergebnisgenerator, denn es geht ja letztlich um den Willen Gottes und das Wirken des Geistes.
Meinem Eindruck nach wird von eher jesuitischer Seite bei der AL-Debatte den AL-Skeptikern mehr oder minder vorgeworfen, dass mit der Unterscheidung nicht zu kapieren/nicht anzuwenden.
Deshalb die Frage, ob und ggf. worin sich die jesuitische Art der Unterscheidung unterscheidet.
“Wird vorgeworfen”: bitte kein Hörensagen. Wer wirft konkret wem genau was vor? Sie konstruieren hier immer wieder Gegensätze gewürzt mit schön viel Negativität, die unbelegt bleiben.
http://www.catholicherald.co.uk/news/2017/07/14/cardinal-schonborn-accuses-dubia-cardinals-of-trying-to-force-public-response-from-pope-francis/
“But he also criticised the cardinals over the manner in which they raised their concerns. “That cardinals, who should be the closest collaborators of the pope, try to force him and put pressure on him to give a public response to their publicised letter is absolutely inconvenient behaviour,” he said.
He told journalists: “I fear those who have rapid, clear answers in politics and economy and also in religion. Rigorists and laxists have clear and rapid answers, but they fail to look at life. The rigorist avoids the effort of discernment, of looking closely at reality. The laxist lets everything possible go, and there is no discernment. They are the same but opposite.””
Muss ich nun noch belegen, dass Kardinal Schönborn mit “rigorists” die unmittelbar zuvor genannten Dubia-kardinäle meint?
Den “rigorists” wirft er vor den “effort of discernemnt” zu vermeiden.
Folglich ist meine Behauptung in diesen Teilen belegt:
“bei der AL-Debatte den AL-Skeptikern mehr oder minder vorgeworfen, dass mit der Unterscheidung …nicht anzuwenden.”
Genau. Vermeiden. Hier geht es nicht um “falsche” Unterscheidung, oder um eine andere (“nicht-jesuitische” oder im Fall Schönborn “nicht-dominikanische”) Form der Unterscheidung, der Vorwurf Schönborns lautet, sich der Unterscheidung erst gar nicht zu stellen. Das ist was anderes.