Skip to content
  • Home
  • Über mich
  • Jesuiten

PaterBerndHagenkord.blog

Vatican News

powered by Logo des Jesuitenordens

Einsiedler

Veröffentlicht am 4. August 2014

Im Kanton Solothurn in der Schweiz war im Frühjahr eine Einsiedelei zu vergeben. Wohl gemerkt, man suchte dort keinen Käufer, sondern einen Einsiedler oder eine Einsiedlerin, die die Tradition fortsetzt und dort lebt. Als ich das las, habe ich erst einmal mit dem Kopf geschüttelt und gedacht, wirklich viele Menschen wird das nicht interessieren.

Einsiedlerin im Kanton Sankt Gallen: Schwester Fabienne Boucher
Sr Fabienne Boucher

Weit gefehlt. Der Rat der Stadt musste viele Bewerbungen sichten und dann auswählen. Bekommen hat den „Job“, wie eine Schweizer Zeitung es schrieb, dann eine Frau, die davor ein Heim für Kinder in schwierigen Lebenssituationen betrieben hatte.

Ruhe ist ein Luxusgut, zum einen weil es immer weniger davon gibt und wir uns selber abhängig machen von allerlei pipsenden Bildschirmen und Mobiltelefonen, andererseits aber auch, weil wir verlernt haben, Ruhe zu genießen. Muten Sie einmal einer Gruppe Menschen zehn Minuten Stille zu, da ist dann richtig was los, das wird richtig unruhig.

 

Still zu sein ist nicht ganz einfach

 

Ruhe für das gesamte Leben zu suchen, das ist noch einmal ein riesiger Schritt. Es gibt Mönche und Schwestern, die kontemplativ leben und schweigen. Aber Einsiedlerin sein, seinen Lebensrhythmus selber gestalten müssen und sich nicht auf die Tradition und die Gemeinschaft der Mitschweigenden verlassen können, das ist noch einmal eine ganz andere Nummer.

Und ich hatte keine Ahnung, was das wirklich bedeutet, bis ich eine solche Einsiedlerin besucht habe. Auch im Kanton St. Gallen gibt es eine, Sr. Fabienne. Ihre Einsiedelei sieht zunächst einmal aus wie ein „normales“ Haus, sie hat auch einen Wagen und ein Mobiltelefon. Sie öffnet und empfängt Besuch. Es ist nicht so, wie ich mich das vorgestellt hatte, ganz und gar nicht. Berg Athos und so, in Höhlen und voller sichtbarer Askese.

Aber nach dem Gespräch und Interview mit ihr war mir klar, dass es sich um eine ganz moderne Frömmigkeitsform handelt. Das hat nichts mit „Mittelalter“ oder so zu tun. Oder besser: Es ist eine dem Modernen Menschen ansprechende Form von Spiritualität.

Vor meinem Besuch bei Sr. Fabienne war ich in Flüeli-Ranft, der Klause des Bruders Klaus. Der hatte Frau und zehn Kinder zurück gelassen, um sich ins Tal zurück zu ziehen und als Einsiedler zu leben, eine für uns heute nicht wirklich nachzuvollziehende Entscheidung. Das war das 15. Jahrhundert, Eremit-Sein war sozial eingebunden und ganz was anderes als heute.

Aber irgendwie hat sich in unserem geschäftigen und aufgeklärten und medial überladenen Leben diese Form erhalten.

 

Eine moderne Form

 

Es ist wie das Pilgern. Es sind Formen geistlichen Lebens, die außerhalb des Pfarreilebens stattfinden, sie sind individueller. Diese Formen bauen auf der einzelnen Suche auf, noch nicht auf Antworten. Sie erlauben das Tasten und Fragen und viel Spielraum für „geistliche Abenteuer“ nicht im romantischen Sinn, sondern im Sinn, dass man sich von Gott überraschen und leiten lassen kann. Wenn man sich ernsthaft auf solche Such-Formen des Geistlichen einlässt, dann verändern die das Leben.

Es sind auch Formen des geistlichen Lebens, die der völligen Unterschiedlichkeit der Lebenssituationen gerecht werden. Sr. Fabienne Boucher, die Eremitin, die ich in der Schweiz besucht habe, erzählt diesen Witz: Was ist das Gegenteil einer Eremitin? Eine andere Eremitin. Alles ist verschieden.

Der Besuch hat mich beeindruckt, nicht weil ich eine „spirituelle Heroin“ getroffen habe, sondern eine Frau auf der Suche. Und auch wenn es in alten sprachlichen Gewändern daher kommt, ist es doch etwas für Heute. Siehe das Interesse in Solothurn.

 

 

  • teilen 
  • twittern 
  • teilen 
  • teilen 
  • E-Mail 
Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Interview, Spiritualität / Geistliches Leben
Schlagwörter Einsiedlerin, Eremitin, Glauben, Spiritualität, Sr. Fabienne, Suche

4 Kommentare zu “Einsiedler”

  1. Teresa_von_A. sagt:
    4. August 2014 um 09:41 Uhr

    Nikolaus von der Flue war als Einsiedler gefragter denn als Mann mit Ämtern.

    Antworten
  2. P. Kutschera sagt:
    6. August 2014 um 00:48 Uhr

    Vielleicht ein Hinweis für Interessierte: Am Sonntag, 20.07., strahle WDR3 Radio
    von 8.30-9.00 Uhr (abzurufen über Podcast, WDR 3, “Lebenszeichen”) ebenfalls einen Beitrag über neue EremitInnen in NRW aus. Sehr interessant, wie verschieden diese Menschen sind, gerade von ihrer Biographie her. Sie meinen, dass Einsiedler der heutigen Zeit Zeichen Gottes und Ansprechpartner sind wider den Religiositätsschwund der Christen hier. Und alle sind im Alltag auffindbar …
    Sehr lebendig, echt und lebenszugewendet. Verbunden in einem Inter-Gebets-Netz auch mit Solothurn … Einfach schön.

    Braucht jede(r) von uns eine Alltagseremitage, um gut zu überleben in dieser
    Gesellschaft?

    Antworten
    1. Marte-Micaela Riepe sagt:
      6. August 2014 um 09:21 Uhr

      Lieber P. Kutschera,

      bitte posten Sie doch den Link zu diesem Gebets-Netz, ich habe vergeblich versucht, die Site zu finden.

      Danke.

      Antworten
  3. Angelika Oetken sagt:
    6. August 2014 um 23:06 Uhr

    Buchempfehlung zum Thema:
    http://allein-ist-auch-genug.jimdo.com/

    MfG,
    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

    Antworten

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Links

  • Helfen Sie meinem Blog
  • Radio Vatikan
  • RV-Newsletter bestellen

Neueste Beiträge

  • „Wohin auch immer das führen wird“
  • Respekt!
  • Selbstkritik
  • Sammelpunkt der Dynamik des Zuhörens

Kategorien

  • Allgemein
  • Benedikt XVI.
  • Bischofssynode
  • Die deutschsprachige Kirche
  • Franziskus
  • Geschichte
  • Glaube und Gerechtigkeit
  • Glaube und Vernunft
  • Interview
  • Kirche und Medien
  • Kunst, Kultur und Können
  • Neulich im Internet
  • Ökumene
  • Papstreise
  • Rom
  • Spiritualität / Geistliches Leben
  • Sprechen von Gott
  • Vatikan
  • Zweites Vatikanisches Konzil

Artikelarchiv

  • Juni 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • Dezember 2016
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • September 2016
  • August 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juli 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013
  • Oktober 2013
  • September 2013
  • August 2013
  • Juli 2013
  • Juni 2013
  • Mai 2013
  • April 2013
  • März 2013
  • Februar 2013
  • Januar 2013
  • Dezember 2012
  • November 2012
  • Oktober 2012
  • September 2012
  • August 2012
  • Juli 2012
  • Juni 2012
  • Mai 2012
  • April 2012
  • März 2012
  • Februar 2012
  • Januar 2012
  • Dezember 2011
  • November 2011
  • Oktober 2011
  • September 2011
  • August 2011
  • Mai 2011

Schlagwörter

Barmherzigkeit Benedikt XVI. Bischofssynode Deutschland Deutschlandreise Dialog Evangelii Gaudium Familie Flüchtlinge Franziskus Frieden Gebet Generalaudienz Gesellschaft Glaube Glauben Gott Internet Jahr des Glaubens Jesus Kirche Kommunikation Kuba Liturgie Medien Missbrauch Neuevangelisierung Papst Papst Franziskus Papstreise Politik Predigt Radio Vatikan Reform Religion Rom Sommerreise Spiritualität synodaler Weg Synode Theologie Vatikan Verkündigung Öffentlichkeit Ökumene
  • paterberndhagenkord.blog
  • Kontakt / Impressum
  • Datenschutzerklärung
Der Blog von Pater Bernd Hagenkord   |   2011 bis 2023