Die Welt blickt auf Rom, zumindest die katholische. Und fragt sich und andere, was der Neue denn wohl bringen wird. Oder, wenn man ein Mikro oder besser noch eine Kamera vor sich hat, dann sagt man das auch: Die Ansprüche und Erwartungshaltungen hallen durch die Blätter und Kanäle.
Da darf ich einmal ganz vorsichtig – von Rom aus – meinen Blick zurück richten? Was darf sich denn der neue Papst erwarten?
Zugegeben, keine sehr nette Frage, aber eine nötige. Kirche funktioniert nur gemeinsam. Meine erste Erwartung an das neue Pontifikat ist also, dass wir alle einmal unsere Erwartungen auf den Prüfstand stellen. Mach’s wie Benedikt, nimm dich selber nicht so wichtig!
Erwartung Zwei ist, dass der ‚Neue’ wieder ein Weltkirchenpapst wird. Noch einmal zurück zu den Erwartungen: Die sind so unglaublich bunt und unterschiedlich, wie auch die Kirche bunt und unterschiedlich ist. Die Balance zu finden, ist gar nicht so einfach, vor allem, wenn die Öffentlichkeit jeden Akt an den eigenen Erwartungen misst. Religionsfreiheit und Verfolgung hier, Ausbeutung und Umweltzerstörung dort, Reichtum im Norden und Armut im Rest der Welt, Ökumene und Religionsdialog, Schutz des Lebens und der Würde, das alles muss zusammen gehalten werden.
Erwartung Drei ist Angstlosigkeit. Noch einmal Benedikt: Der Rücktritt zeigt, dass der letzte Papst keine Angst vor einer grundlegenden Veränderung hat, von der noch nicht feststeht, wie sie ausgehen wird. Sich nicht an Strukturen festhalten, nicht betonieren, sondern schauen, beten, entscheiden und dann konsequent auch dazu stehen, selbst wenn es unbequem ist.
Erwarten müssen wir allerdings auch weiterhin Dinge, die uns gar nicht in den Kram passen. Unser Lebensstil und die damit einher gehende Kultur lebt auf Kosten anderer, und das wird auch der künftige Papst anmahnen und deswegen schnell heruntergeschrieben werden, mittelalterlich sei das, vormodern und so. Zum Schluss also noch mal zurück zu uns: Meine Erwartung ist, dass wir dem Neuen zuhören und uns erst dann ein Urteil bilden.
[Gedanken, geschrieben für das Magazin der KSJ]
Lieber Herr P.Hagenkord, die Frage ist berechtigt, was sich den der neue Papst erwarten darf…..von jedem einzelnen von uns vielleicht. Was glauben Sie selbst, dass er, der neue Papst von uns erwarten darf?
Im “deutschsprachigen Raum” wohl wie immer Skepsis, die irrige Meinung Kirche müsse nach 2000 Jahren endlich von unten pseudodemokratisch umgekrempelt werden, weil sich eine Gruppe als “wir sind Kirche” versteht, Aufrufe zu Ungehorsam und vieles andere mehr, im Rest der Welt sicher wie auch bei Benedikt freudige Erwartung und schließlich auch Zustimmung. Der lauteste Jubel bei Angelus und Audienzen kam immer von Pilgern aus der letztgenannten Gruppe.
“…..Zum Schluss also noch mal zurück zu uns:
Meine Erwartung ist, dass wir dem Neuen zuhören und uns erst dann ein Urteil bilden.”
Ihrer Erwartung möchte ich gerne noch meine Hoffnung hinzufügen:
Dass es uns gelingt, den neuen Papst anzunehmen als der Mensch, der er ist und wir ihn irgendwann einmal genauso ins Herz schließen wie seinen Vorgänger, Papst Benedikt.
Geben wir ihm und uns diese Zeit!
Diesen Gedanken kann ich nur vollinhaltlich zustimmen!