In der Schweiz gibt es Protest gegen ein Papier der Bischofskonferenz, das als Restriktion verstanden wird. Es soll – und dagegen wehren sich Initiativen – noch einmal das Verbot der Interkommunion aussprechen. Interkommunion: Das gemeinsame Feiern von Eucharistie über die Konfessionen hinweg, auch wenn es kein theologisch gleiches Verständnis dessen gibt, was man da feiert.
Das – die Restriktion – sei ein Rückschritt, die Basis sei schon viel weiter, heißt es. Man kann das aber auch andersherum formulieren: Wer nicht glaubt, dass das Eucharistie ist, also Sakrament, der sollte so respektvoll sein und keine “eucharistische Gastfreundschaft” einfordern.
Mich ärgern zunehmend die Vorwürfe, allein die Katholiken seien “Schuld” an der andauernden Trennung, weil wir nicht aufzugeben bereit sind, was wir glauben. Ganz ohne Denken und ohne Theologie wird getan, als sei die Zulassung zum Allerheiligsten eine Abstimmungssache und habe mit uns, der Kirche, Jesus und dem, was er uns aufgetragen hat, nichts zu tun. Wenn man als protestantischer Christ eine andere theologische Auffassung hat, dann respektiere ich das. Ich wünsche mir nur gleichzeitig auch den Respekt der anderen Seite.
In der vergangenen Woche hatte ich das Privileg, in diesen Fragen sozusagen die Seiten zu wechseln. In Israel unterwegs hatte ich viel mit griechisch-orthodoxen Christen zu tun, und deren Kirche betrachtet uns – die lateinischen Kirchen, die katholische Kirche – als schismatische Gebetsgemeinschaft, jedenfalls erkennt die orthodoxe Kirche unsere Eheschließung nicht als Sakrament an. Was zur Folge hat, dass gemischtkonfessionelle Ehen in Israel immer orthodox geschlossen werden müssen, damit sie von beiden anerkannt werden. Nun war auf einmal ich in der Position, zu fordern, dass man doch nun endlich anerkennen sollte …
Zum einen ist so eine Erfahrung geistlich interessant. Ich musste über mich lachen, ertappte ich mich doch bei der gleichen Ungeduld, die ich bei meinen lutherischen Freunden kritisiere. Es hat mir auf jeden Fall geholfen, besser zu verstehen.
Zum zweiten aber ist das ja auch noch keine Lösung. Die beiden Situationen lassen sich nicht gegeneinander aufwiegen oder ausspielen.
Bei der Papstreise hat die Ökumene für den Vatikan eine große, für die Öffentlichkeit nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Papst Franziskus an der Mauer in Bethlehem und die Friedensinitiative haben dem allen etwas die Kameras gestohlen. Aber der Vatikan hat Recht: auch wenn es nicht die große Einigung gegeben hat und im Vorfeld der Reise einiges an ökumenischem Störfeuer aus Jerusalem kam, ist es doch wichtig, das nicht zu vernachlässigen. Sauberes Denken, immer wieder Reden, neue Ideen und so weiter entstehen nicht in der Studierstube, sondern im Gespräch.
Zurück zur Frage der Eucharistie: Ich bleibe dabei, dass das kein Abstimmungsgegenstand ist. Auch hier braucht es Nachdenken und Theologie und viel Gespräch, aber respektvoll von beiden Seiten.
Die Debatten mit den Ostkirchen lehren uns, dass es noch eine weitere Ökumene gibt, die nicht wichtiger und nicht weniger wichtig ist als die Ökumene mit den Kirchen der Reformation. Sie lehren uns auch, dass das Setzen von Grenzen allein noch keinen Schritt weiter bringt. Drittens lehren sie uns, dass die Geduld, die wir immer wieder einfordern, gar nicht so einfach ist, wenn man nicht in der Position ist, die Zeit zu bestimmen.
Wir müssen über Eucharistie reden. Was das ist, was das bedeutet, was ein Sakrament genau ist und was das für Folgen für die Einheit der Kirchen und das Leben der Gemeinden hat. Respektvoll muss das gehen, ohne Forderungen. Es kann nur funktionieren – und auch das zeigt uns die Ökumene mit der Orthodoxie – wenn alle beteiligten aus ihrer eigenen Tradition kommen. Wer die eigene Tradition nicht respektiert, wie will man dann Respekt von den anderen erwarten?
Dass die Basis schon viel weiter ist als “die da oben” stimmt. Bei uns wird regelmäßig gerade bei besonders feierlichen und gut besuchten Gottesdiensten wie Ostersonntag oder Firmung jeder zur Mahlgemeinschaft mit Jesus / Kommunion eingeladen und zwar von hauptamtlichen Theologen (Priester und Pastoralreferent) und das wohl überlegt und theologisch begründet und das ist gut so.
Bei uns wird niemand vom Empfang des Leibes Christi ausgeschlossen, auch nicht wiederverheiratet Geschiedene, und das wird von der Gemeinde mitgetragen, sensus fidei eben.
Aber warum wird jemandem der Leib Christi gegeben, der gar nicht glaubt, dass das der Leib Christi ist, sondern (nur) ein Zeichen dafür, einer Erinnerung?
Wer sagt, dass die Leute nicht daran glauben, dass sie den Leib Christi empfangen?
Wenn sie christen aus der Reformation sind, dann haben sie ein anderes Verständnis von dem, was wir da tun, als wir das haben. Diesen Unterschied dürfen wir nicht einfach unter den Tisch fallen lassen, so wichtig sollten wir unseren Glauben schon nehmen.
Entschuldigen Sie aber das müssen Sie mir nun schon genauer erklären, welches andere Verständnis? Leib und Blut Christi für uns gegeben, sein Leib, sein Blut so habe ich das gelernt, wer das symbolisch oder wie auch immer sieht muss da etwas falsch verstanden haben.
Es braucht schon etwas mehr als gläubige Herzen, nach katholischer Lehre nämlich einen Priester. Die Vollmacht, die Jesus Christus uns hinterlassen hat, wird durch die Generationen weitergegeben, und zwar durch das Amt. Das ist ein Unterschied. Ein weiterer ist die Dauer: Ist das einmal gewandelt immer Leib und Brot oder nur nach Wandlungsworten und Epiklese?
Das fünfte Hauptstück: Das Sakrament des Altars oder das Heilige Abendmahl
Wie kann leiblich Essen und Trinken solch große Dinge tun?
Essen und Trinken tut’s freilich nicht, sondern die Worte, die da stehen: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden. Diese Worte sind neben dem leiblichen Essen und Trinken das Hauptstück im Sakrament. Und wer diesen Worten glaubt, der hat, was sie sagen und wie sie lauten, nämlich: Vergebung der Sünden.
Wer empfängt denn dieses Sakrament würdig?
Fasten und leiblich sich bereiten ist zwar eine feine äußerliche Zucht; aber der ist recht würdig und wohl geschickt, wer den Glauben hat an diese Worte: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden. Wer aber diesen Worten nicht glaubt oder zweifelt, der ist unwürdig und ungeschickt; denn das Wort Für euch fordert nichts als gläubige Herzen.
Mag sein das es noch mehr braucht als „nur“ Glauben aus katholischer Sicht, dass will ich auch gar nicht bestreiten. Doch ohne den echten wahren Glauben der aus einem glaubenden Herzen kommt nützt es niemanden auch einem Katholiken nicht. Wer nicht glaubt, glaubt mit und ohne Wandlung nicht.
Haben Sie schon mal einer evangelischen Eucharistiefeier beigewohnt, Wandlung findet da genauso statt, wo Sie recht haben ist natürlich es fehlt die geweihte Priesterschaft. Was aber erlaubt ist, ist das kath. Priester evangelischen Christen das Abendmahl geben dürfen.
Woher haben Sie diese “Erlaubnis”? Ich will nicht legalistisch werden, aber ganz so einfach ist das nicht.
Die Lutheraner glauben auch an die Realpräsenz unter den euchristischen Gestalten nach den Einsetzungsworten und beim Empfang des Abendmahles, allerdings an keine bleibende Gegenwart Christ über den Gottesdienst hinaus.
Das Hauptproblem scheint mir aber unser katholisches Amtsverständnis zu sein, wonach nur ein geweihter katholischer Priester gültig wandeln kann, woran auch wieder die Frage der apostolischen Succession hängt.
Aber ist das nicht ein magisches Eucharistieverständnis? Das frage ich mich ernsthaft, nicht rhetorisch.
Nein, das ist keine Magie. Das genaue Gegenteil sogar. Eben weil es an ein Amt gebunden ist, ist es nicht magisch. Das Amt – neben anderem – sorgt dafür, dass diese magischen Elemente ausgeschlossen bleiben.
P. Hagenkord woher katholische Priester diese “Erlaubnis” haben kann ich Ihnen nicht sagen, jedoch weiss ich das katholische Priester die Eucharistie geben natürlich wenn sie die Wandlung durchgeführt haben.
@ Silvia wer sagt das evanglische Christen an keine bleibende Gegenwart glauben, wo bleibt Christus dann? Gibt es deshalb bei den Katholischen in jeder Messe eine Eucharistie weil Christus danach weg geht und damit immer wieder neu gedacht werden muss?
@KRP ich meinte, dass Katholiken glauben, dass Jesus Christus auch nach dem Ende der Messe in den gewandelten Hostien gegenwärtig bleibt, deswegen werden die Hostien im Tabernakel aufbewahrt, deswegen das “ewige Licht” am Tabernakel.
Diese Hostien werden dann zur Krankenkommunion verwendet und wir verwenden Sie im Wortgottesdienst, weil bei uns in der Diözese Rottenburg – Stuttgart der Wortgottesdienst mit Kommunionspende verbunden ist.
Dabei muss aus der Gestaltung der Wortgottesfeier deutlich hervorgehen, dass wir Wortgottesdienstleiter nicht etwa die Gaben wandeln, weil das nur der geweihte Priester darf, nicht mal der Diakon.
Die Eucharistiefeier ist für uns Katholiken das Herzstück unseres Glaubens und kann auch durch einen Wortgottesdienst mit Kommunionspende nicht gleichwertig ersetzt werden
@ Silvia denken Sie bei den Protestanten ist die Eucharistiefeier nur ein Zusatzstück und die “geweihten” übrigen Hostien werden dann entsorgt? Nur weil bei den evangelischen nicht in jedem Gottesdienst nicht immer eine Eucharistie ist heisst das noch lange nicht das es nur eine Beigabe ist oder als gering geachtet wird.
Die Agapefeier ist ein besonderes Ereignis und soll mit Sicherheit nicht gleichwertig mit einem einfachen Gottesdienst ersetzt werden. Gerade damit es in seiner Einmaligkeit erhalten bleibt.
@KRP, nichts von dem, was Sie in mein letztes Posting hineininterpretieren, habe ich geschrieben oder auch nur gedacht. Ich habe nur erklärt, wie wir in der katholischen Kirche die Eucharistie verstehen.
Auch bei uns gibt es Agapefeiern, aber die sind eben KEINE Eucharistiefeiern. Wenn wir von Agape sprechen, meinen wir etwas Anderes als das, was Sie darunter zu verstehen scheinen.
Liebe Silvia nix für ungut ich wollte nichts in Ihren Post hineininterpretieren habe nur kommentiert was ich(persönlich) gelesen habe und jeder hat nun mal seine eigenen Gedanken. Es ist kein großer Unterschied zwischen den Eucharistiefeiern und kommt immer auf den einzelnen Menschen an wie er glaubt und in seinem Herzen aufnimmt. Der eine braucht nun mal mehr “Magie” der andere versteht es einfacher besser und leichter, jedes Herz ist nun mal verschieden.
Hilfreich, um die spezielle Situation in Zürich zu verstehen, ist ein Blick in den ökumenischen Bettagsbrief von 1997, den der damalige Weihbischof Dr. Peter Henrici SJ und der reformierte Kirchenratspräsident Ruedi Reich mit grosser pastoraler Sensibilität verfasst haben. Wer den Inhalt sorgfältig anschaut, stellt fest, dass weder ein Aufruf zur Interkommunion erfolgt und noch viel weniger die Eucharistie als Abstimmungsgegenstand verstanden wird. Wichtig zu wissen ist die Gegebenheit, dass mehr als die Hälfte der geschlossenen Ehen konfessionell gemischt sind. Hier der Link zum erwähnten Dokument:
http://www.zh.kath.ch/organisation/gv/archiv/10-jahre-zuercher-oekumenebrief/oekumene_n
Danke für den Link auf dieses wichtige, von Pater Henrici mit verfasste Dokument, in dem idh eine bemerkenswert klare und realistische Perspektive lese:
“Viele Christinnen und Christen fühlen sich heute nicht mehr ausschliesslich einer Konfession verpflichtet, sondern stehen der eigenen Tradition in ähnlich kritischer Offenheit gegenüber wie derjenigen, die sie durch Ehepartner oder andere nahestehende Menschen kennengelernt haben. Das einst so klare “entweder-oder” zwischen den Konfessionen ist für viele Menschen zu einem vorsichtigen “sowohl-als auch” geworden.”
Heidelberger Katechismus, Frage 78: “Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?
Nein.
Wie das Wasser bei der Taufe nicht in das Blut Christi verwandelt wird oder selbst die Sünden abwäscht, sondern Gottes Wahrzeichen und Pfand dafür ist, so wird auch das Brot im Abendmahl nicht der Leib Christi, auch wenn es in den Worten, die beim Abendmahl gebraucht werden, als der Leib Christi bezeichnet wird.” Evangelisches Gesangbuch, 1996, Seite 1344f.
Also im neuen evangl. Gesangbuch Bayern steht das so nicht und in Luthers kleinen Katechismus auch nicht.
Quelle: Evangelisches Gesangbuch für
die Evangelische Kirche im Rheinland
die Evangelische Kirche in Westfalen
die Lippische Landeskirche
Der Bruch mit der “evangelischen Tradition” geschah 1973 durch die Leuenburger
Konkordie, als eine Abendmahlsgemeinschaft zwischen den evangelischen Kirchen ohne Übereinstimmung im Glaubensverständnis für möglich erklärt wurde.
Durch mühevolle Flickarbeiten ist diese Entscheidung leider nicht zu sanieren.
Ich bin als evangelische Christin erzogen worden und habe durch meine Eltern und Großeltern gelernt, dass das Wort Gottes, das Evangelium, Zentrum unseres Glaubens ist, also im Gottesdienst die Predigt. Das Abendmahl, so lernte ich, wird im Gedenken an Jesus Opfer für uns Sünder gefeiert, so wie er es seinen Jüngern beim letzten Abendmahl aufgetragen hat: “Tut dies zu meinem Gedächtnis”. Das Abendmahl erlebte ich somit als etwas ganz Heiliges und Wichtiges, auch wenn es selten gefeiert wurde. Ich spürte ganz deutlich Jesus Anwesenheit, egal, ob es mit Wasser und Hostie gefeiert wurde oder in einer offeneren Form mit Brot und Wein im Kreise der Gläubigen. Auch unabhängig davon, ob ein Priester oder Diakon das Abendmahl leitete. Das Abendmahl, so spürte ich es, im Gedenken und mit den von Jesus gesprochenen Worten ließ Jesus präsent sein. Aber nicht als Leib und Blut, sondern in allem und jedem beim Abendmahl. So habe ich das erfahren. Als Sakrament.
Wegen vieler unterschiedlicher Beweggründe bin ich ja nach reiflicher Überlegung zur katholischen Kirche konvertiert. Das Zentrum der Messe und des Glaubens, die Eucharistie, feiere ich mit Inbrunst und Liebe. Und ich spüre stark die Präsenz Jesus in Brot und Wein und das sakramentale Handeln des geweihten Priesters. Dies stärkt meinen Glauben über die Eucharistie ganz stark.
Die evangelische Kirche stärkte meinen Glauben über die Predigt und das Wort besonders stark. Je mehr das Pfarrersamt aber zum Beruf statt zu einer Berufung wurde, desto mehr erlebte ich den Pastor statt der Predigt, den Menschen als den von Gott Berufenen. In meiner Wahrnehmung spürte ich den Heiligen Geist und Jesus immer weniger.
Aber beim Abendmahl war er immer anwesend.
Von daher weiß ich einfach, dass die Mahlgemeinschaft möglich und richtig ist.
Lutheraner (aus Süddeutschland) habe ich immer so verstanden, dass sie an eine Realpräsenz glauben. Die Reformierten (Schweiz) glauben meist an eine geistliche Gegenwart. Trotzdem haben beide Kirchen Abendmahlsgemeinschaft. Das gemeinsame Verständnis ist die Einheit in versöhnter Verschiedenheit. Man kann auch miteinander Abendmahl/Eucharistie feiern, wenn die Einheit in der Lehre nicht erreicht ist, denn Jesus Christus selbst ist der Einladende. “Was das ist, was das bedeutet, was ein Sakrament genau ist….” Die Mehrzahl der Gläubigen (egal ob katholisch oder evangelisch) finden diese Fragen nicht wichtig.
Auf atomarer und subatmomarer Ebene sind die Bestandteile – Hadronen und Leptonen -, die Brot und Fleisch, Wein und Blut ausmachen, ununterscheidbar dieselben. Man darf sich daher fragen, bis zu welcher Stufe der materiellen Selbstorgansiation das Sakrament der Verwandlung reicht.