Wir brauchen sie, aber gleichzeitig haben sie auch einen schweren Stand. Wir sehen sie und ihr Fachwissen zu Corona jeden Tag zitiert, und die Politik richtet sich danach, aber gleichzeitig sind sie auch der Angriffspunkt für alle Unzufriedenen und Kritiker. Expertentum wird hinterfragt.
Aber das ist ja Teil von Expertentum: Wissenschaft – auf der das aufruht – ist ja genau da, wo Thesen grundsätzlich falsifizierbar sind. Wo also Wissenschaftler Modelle bilden, welche die Wirklichkeit erklären. Und andere Wissenschaftler dann schauen, ob das Modell trägt oder eben nicht. Und dann neue Modelle bilden.
Expertentum wird hinterfragt
Expertentum ist genau da nicht am Start, wo es diese Möglichkeit nicht gibt oder wo diese Möglichkeit verneint wird. Wo Leute mit absolutem Wahrheitsanspruch auftreten. Wie jetzt in Corona-Zeiten wieder die Verschwörungs-Theoretiker, die sich keiner Debatte stellen, sondern von finsteren Kräften raunen, so dass man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Nein, das ziehe ich zurück, lachen kann man nicht, dafür ist da zu viel struktureller Antisemitismus dabei, wie der Kollege bei katholisch-de richtig festgestellt hat.
Hinterfragen ist genau da nicht am Start, wo – wie vereinzelt auch hier im Blog bei den Kommentaren – nicht Ergebnisse oder Schlussfolgerungen kritisiert werden, sondern die Wissenschaftler selber oder deren (angebliche) Motive. Wir müssen also schon genauer hinschauen, wenn es um Kritik geht.
Auf dem Bild zu diesem Text sind zwei Experten zu sehen, die ihren Teil der Kritik abbekommen haben. Zwei Gemälde, die bei mir zu Hause in der Jesuitenkommunität München hängen. Zwei Jesuiten und Wissenschaftler. Der eine ist Christophorus Clavius (rechts), der andere Athanasius Kircher. Bekannt und berühmt zu ihrer Zeit, und beide nicht unumstritten.
Zwei umstrittene Experten nebeneinander
Ich muss immer lächeln, wenn ich die beiden da nebeneinander hängen sehe. Denn ihre Hinterlassenschaft könnte verschiedener nicht sein. Der eine, Clavius, bestimmt bis heute unser Leben. Er hatte die Berechnungen eines verstorbenen Kollegen aufgenommen und einen Kalender errechnet. Und nach diesem Kalender bestimmen wir bis heute unsere Tage, Schalttage, Jahreswechsel und so weiter. Er war der Macher des so genannten Gregorianischen Kalenders. Weil Kalender aber mehr sind als nur einfache Ordnungsfunktionen, gab es um diesen Kalender immer schon Streit. Weil von einem Papst umgesetzt wehrten sich Anglikaner und Orthodoxe gehen diese papistische Verschwörung.
Aber der Kalender hat sich gehalten, über die katholische Kirche hinaus. Ganz einfach weil der bis heute das beste Instrument ist, Zeitorganisation und Planetenbewegung in Einklang zu bringen. Expertentum auf gelungene Weise, sozusagen.
Hieroglyphen und Kalender
Und daneben Pater Kircher, der erste wirkliche Universalgelehrte. Ihm sei zu verdanken, dass die Hieroglyphen entschlüsselt werden konnten, heißt es bis heute gerne noch in meinem Orden. Was falsch ist. Der Einfluss von Kircher auf alle mögliche Forschung ist unbestritten, aber er bezog sich in seinen Studien auch auf eine Menge Unfug und schon damals als falsch bekannte Thesen und Erkenntnisse. Die Generation nach ihm, René Descartes vorweg, hielt ihn für einen Quacksalber.
Und da hängen sie also nun nebeneinander, die beiden Experten. Zu ihrer Zeit hat man sich auf beide verlassen. Aber auch beide hinterfragt. Mit dem Ergebnis, dass der eine Bestand hat, der andere nicht. Das ist Expertentum, das ist Wissenschaft.
Übertragen auf die ganzen Experten, die uns über die Zeitungsseiten und Bildschirme flattern: auch die beziehen sich auf Zahlen und Daten, auf Modelle und Thesen. Kritik gehört da zum Geschäft, das macht das Ganze erst zur Wissenschaft. Nur darf es eben nicht die raunende Verschwörungs-Vermutung sein. Oder der Angriff auf die Person.
Der Kern ist das Lernen
Denn das Wesen aller Wissenschaft ist nicht, dass die Erkenntnis unumstößlich ist. Dass man jetzt weiß. Dass klar ist. Sondern das Wesen aller Wissenschaft ist das Lernen. Deswegen ändern sich Modelle, Thesen und Erkenntnisse. Im Augenblick vielleicht verwirrend oft, aber es ist eben ein Zeichen des Lernens, wenn widersprochen wird oder neue Erkenntnisse dazu kommen.
Das muss man aber wollen. Das Lernen. Unsere Verschwörer wollen das nicht, lernen. Denn sie wissen ja schon alles. Unsere beiden Jesuiten auf den Bildern wollten es, und haben es, und nachfolgende Generationen haben das aufgenommen und weiter geführt, kritisch, ablehnend in dem einen und weiterführend in dem anderen Fall.
Und lernende Experten sind mir allemal lieber als Menschen, die für sich die Unfehlbarkeit gepachtet haben. Lernen und Entwicklung von Erkenntnissen und Modellen ist ein Qualitätsmerkmal. Den Rest können wir getrost ignorieren.
Experten braucht man nicht zu glauben. Man kann – mit Unvoreingenommenheit und Anstrengungsbereitschaft – sogar verstehen, was sie herausgefunden haben, auf welcher Grundlage und mit welcher Methodik Christopheros Clavius zum Beispiel das Kalenderwesen mathematisch neu strukturiert hat, wie unter anderem in dieser Veröffentlichung gut nachzulesen: https://www.dlr.de/dlr/Portaldata/1/Resources/documents/2015/Schalttag.pdf
Was aber die Wissenschaftichkeit als Ganzes ausmacht, für deren Idee Aristoteles als Anfang und Albert Einstein als die bislang höchste Form ihrer Verwirklichung steht, wird in dem Buch “Die Idee der Wissenschaft” von Josef Honerkamp brillant beschrieben (siehe: https://www.springer.com/de/book/9783662505137). Allerdings wird eine derartige Lektüre die geistige Dekadenz gewisser Zeitgenossen, wie sie sie mitunter in destruktiven Pamphleten zum Ausdruck bringen, kaum beseitigen können.
Wem können wir glauben – wem können wir vertrauen?
Ich möchte hier Glauben mit Vertrauen übersetzen, um Anschluss an die Soziologie zu gewinnen:
Vertrauen ermöglicht Kommunikation, die ansonsten nicht zustande kommen würde (unwahrscheinliche Kommunikation). Kommunikation auf der Basis von Vertrauen ist wiederum Voraussetzung für sinnvolles soziales Handeln in unübersichtlichen Situationen.
Was heißt ‚unwahrscheinliche Kommunikation’? Ich trete mit einem Vertrauensvorschuss in die Kommunikation ein, erwarte also nicht, dass sich alle Argumente, Standpunkte, Verhaltensweisen usw. unmittelbar rational begründen lassen; die Zeit, um das nachzuprüfen, hätte ich auch gar nicht. Mit genügt die Vermutung, dass sie vernünftig sind. Um kommunikationsfähig zu werden, muss ich also bereit sein, Vertrauen zu investieren, Vertrauen zu schenken.
Diesen Vertrauensvorschuss genießen in der Regel Experten und Professionelle, wie zum Bespiel Wissenschaftler, Lehrer, Priester. Sie müssen sich aber in der Folge als vertrauenswürdig erweisen. Sie können das in sie gesetzte Vertrauen auch verspielen, das gilt für einzelne Personen, für einen gesamten Berufsstand und für Institutionen wie z.B. die Kirche.
Es kommt häufig vor, dass das geschenkte Vertrauen durch das Handeln nicht gedeckt wird. Eine gewisse Zeit lang fällt das nicht auf. Aber das Vertrauen hat an Wert verlogen (Inflation von Vertrauen). Wenn es dann aber auffällt, sind die Konsequenz gravierend und nachhaltig: Der Person, der Institution wird das Vertrauen entzogen, ihre Handlungs- und Einflussmöglichkeiten sind nun drastisch eingeschränkt. Man braucht dabei nur an den Missbrauchsskandal in der Kirche zu denken. Die Krise ist aber noch eingegrenzt, da der Vertrauensverlust einer Institution zumeist von anderen Institutionen kompensiert wird, die nun größeres Vertrauen genießen; das Vertrauen wird jetzt gleichsam neu investiert. Anders, wenn es zu einer Deflation kommt.
Zu einer Deflation kommt es dann, wenn der Vertrauensverlust nicht mehr nur eng umgrenzt, sozusagen lokal auftritt, sondern sich zur Pandemie auswächst. Dann wird Vertrauen allgemein aus der Kommunikation abgezogen. Misstrauen und Angst herrschen vor, koordiniertes, abgestimmtes Handeln wird nur noch unter größtem Aufwand, unter strengsten Vorsichtsmaßnahen gewagt. Beispiel für diese Deflation von Vertrauen ist auf politischer Ebene der Niedergang multilateraler Institutionen zur Lösung globaler Probleme.
Wie entsteht dieses Virus? Aktuell können wir das in der Kirche beobachten, wo prominente Geistliche die Corona-Pandemie mit einer Weltverschwörung in Zusammenhang bringen, die nur sie selbst in der Lage sind zu durchschauen. Deshalb die Geheimhaltung und die intendierte Aufforderung, alles bisher investierte Vertrauen abzuziehen und in die von diesen Protagonisten angeführte Gegenwehr zu investieren.
Da das Spiel durchschaut ist, ist auch die Gefahr beherrschbar. Abschließend stellt sich deshalb die Frage, wie denn Vertrauen als Kommunikationsmedium und damit als Basis globaler Problemlösungen gebildet werden kann. Mein Eindruck ist, dass die Soziologie hier noch im Dunkeln tappt. Die Theologie ist da einer Lösung näher: Ich denke an das Liebesgebot, das die Feindesliebe einschließt, an die Bergpredigt, an die Seligpreisungen usw. Und ich denke auch an das Pontifikat von Papst Franziskus, das unter der Chiffre ‚Vertrauen’ Voraussetzungen für die international koordinierte Abwendung globaler Katastrophen schafft.
Schönen Dank für Ihre lesenwerten Ausführungen! Zu Ihrer Frage “wie denn Vertrauen als Kommunikationsmedium und damit als Basis globaler Problemlösungen gebildet werden kann”, finden Sie möglicherweise Lösungsansätze in den Schriften von Axel Ockenfels, unter anderem zum Klimawandel. Liebe allein, so unersetzlich sie ist, wird nicht reichen.
Liebe allein wird nicht reichen – sie ist aber die notwendige Voraussetzung für gesellschaftliche Problemlösungen, zu denen ich auch spieltheoretische Modelle zähle. Diese Voraussetzung, so meine Hypothese, lässt sich innergesellschaftlich nicht schaffen, sondern muss ihr von außen zugeführt werden.
Die Sozialwissenschaften scheinen mit ihrem methodischen Atheismus an ihre Grenzen gestoßen zu sein. Das in den 60er und 70er Jahren in den USA entwickelte Modell der Civil Religion muss wohl spätestens seit Trump als gescheitert angesehen werden. Das schafft Raum für die Vermutung, dass die globale Gesellschaft (Singular!) tatsächlich auf den Input des Christentums angewiesen ist.
Bevor man den christlich hehren Appell zur Nächsten- und Feindesliebe zu verwirklichen versucht – und dabei immer wieder als Sünder scheitert – wäre schon viel gewonnen, sich zu bemühen, seinem Nächsten und Fernsten so wenig wie möglich schaden zu wollen. Freilich ist das, wie man an der Coronakrise sieht, nicht immer leicht zu erkennen, und dann können Maßstäbe helfen, wie man sie nicht nur in biblischen Texten, sondern z.B. auch in der Nikomachischen Ethik und im Achtfachen Pfad findet.
Es herrscht mittlerweile ein unerträglicher KONFORMITÄTSDRUCK (so nenn ich das mal) in Staat und, leider leider leider, auch in Kirche. Ich beuge mich dem sicher nicht. Viele meiner Bekannten im Katholischen empfinden das so, und die denken gleich.
Wenn Pater Hagenkord wirklich für die Jesuiten weltweit spricht (die bekanntlich den Papst stellen und somit die Kirche lenken), oder zumindest für die Jesuiten eines der größten christlichen Länder, Deutschland (und damit die mächtige EU), dann ist das schon schwerwiegend.
Vieles könnte man replizieren. Dass Gegenstimmen als Verschwörer oder gar als antisemitische Verschwörer (die ultimative Totschlagformel in unseren Breiten) bezeichnet werden, das kann man nicht so stehen lassen. So ruinieren wir Diskussion in Kirche, auch in Blogs, wo zugegeben flapsig formuliert wird, ist halt Internet.
Es fällt mir dazu aktuell ein zum Nachlesen: der DDR-gestählte Psychiater Hans-Joachim Maaz spricht bei der Experten-Rhetorik in der Epidemie von der neuen “Corona-Religion” der (selbsternannten) Weltretter. Verkürzt kommt er natürlich zu den Schluss: irgendwann muss sich der Experte, der die Welt rettet, gegen den Verschwörer, der sehr gefährlich ist, mit Mitteln des Staates wehren, und das ist die Vorstufe zur Diktatur.
Man muss den Leuten freilich immer Angst machen, warum unsere Welt am Abgrund steht: Pandemie, Klima, Überbevölkerung, Terror, Migration (auf die Atomkraft anno 1980 vergisst man immer mehr…)
Die christliche Frage wäre ja, Kardinal Müller mit getrachtet: was gibt es denn als Mittelding zwischen konformen Experten und Verschwörern.
Kritik, ist das noch wo erlaubt? Ist Kritik zB in diesem Pontifikat noch zu finden?
Noch ein Gedanke: Armin Laschet ist ein am Pius-Gymnasium Aachen sozialisierter katholischer Humanist, als Annahme. Ich finde, das merkt man, wenn man zuhört.
Der Herr Söder, den nun alle so loben, der stramme konservativ-Evangelische aus Nürnberg. Das hört man auch.
Da seh ich auch ein Paradox: ich hab den Eindruck, die Jesuiten empfehlen uns den evangelischen Söder als nächsten Kanzler der größten europäischen Republik, weil er so nahe den Experten ist. Laschets Welt ist fast schon nahe den Verschwörern?
Dann muss man doch das neue Kompendium von Herrn Seewald empfehlen. Schön zusammengestellt. 1000 Seiten und doch kurzweilig. Viel kann man nachlesen über Diskussionen im 20. Jahrhundert. Es macht viel Freude, obwohl vieles so traurig klingt im nachhinein.
Rahner, vor allem Küng und Ratzinger. Gefetzt und doch gegenseitig Respekt gelassen.
Begriffe wie “Verschwörungstheorie” sind im kirchlichen Diskurs eben sehr neu. Das müsste man erforschen, rein sprachlich, kam wohl weit nach Watzlawick. Weit nach 2. WK, aber mit Geheimdiensten hat das was zu tun.
Hat Kardinal Müller nicht etwas Sympathie wie seinerzeit Herr Küng verdient, zumindest Zuhören.
Meine Lieblingspassage im Seewaldbuch, das kannte ich so noch nicht, ist bisher die Abschiedsrede von FJ Strauss an Ratzinger 1982 in München und die Kritik an der politischen Theologie, vor allem an der eindimensionalen Auslegung des Evangeliums für die Sozialpolitik. Wie arg wurde alles um 2020.
Fakt bleibt als verschwörter Beobachter: Strauß war Bayer und schaffte es nit zum Kanzler. Stoiber auch nicht. Na, dann wird es dem protestantischen Söder so leicht auch nicht fallen. Wäre mal die Prognose, durchaus mit empirischen Beispielen belegt.
Lieber Dietmar, was Sie da schreiben entsetzt mich. Weil da sehr viel Unfug drin steckt. Dass die Jesuiten die Kirche lenken weil sie den Papst stellen ist schon eine Vorstufe zur Verschwörung. Sie kennen offensichtlich keine Jesuiten.
Wenn man das von Kardinal Müller unterzeichnete und verteidigte Dokument liest, dann ist da völlig ohne Beweis von einer Weltregierung die Rede. Was soll das denn sein wenn nicht Verschwörungstheorie? Und wenn ich das dann auch so nenne bin ich auf einmal der Schuldige daran? Das ist doch Quatsch. Wer solche unsäglichen Dinge in die Welt setzt, muss seine Behauptungen beweisen. Von irgendwelchen abgetriebenen Föten zu schwadronieren, die überhaupt nicht in die Debatte gehören, reicht nicht.
Kritik ist am Papst erlaubt. Ich beobachte das Feld nun schon lange, und kein Papst war so geduldig mit Kritikern wie dieser. In der Vergangenheit gab es schnell mal Konsequenzen, Lehrverbote, Versetzungen. Die gibt es im Augenblick nicht. Wie Sie darauf können, dass es in diesem Pontifikat keine Kritik geben soll, ist mir schleierhaft.
Söder – Laschet: hier drehen Sie völlig ab. Die Jesuiten empfehlen den evangelischen Söder, das ist unfassbar. Die Jesuiten empfehlen gar nix. Und mit evangelisch und katholisch hat das nichts zu tun, auch wenn Sie das meinen zu lesen. Hier sind viel zu viele Faktoren drin, als dass sowas eine Rolle spielen könnte.
Hat Kardinal Müller ein Zuhören verdient? Aber genau das machen doch alle. Zuhören – in diesem Fall lesen – und dann kritisieren. Sowas kann man einfach nicht stehen lassen, um der Sympathie willen. “Die Fakten haben gezeigt …” beginnt der Text. Aber was dann folgt, wird eben nicht von Fakten gedeckt. Ganz und gar nicht. Da kann man nicht mit Sympathie agieren, wenn gleichzeitig Menschen sterben, weil an den Schutzmaßnahmen gezweifelt wird.
Es gibt Kräfte, die Panik erzeugen wollen. Das stimmt. Die Kräfte heißen Vigano und Müller. Anstatt verantwortungsvoll und selbstverständlich auch kritisch mit Themen wie Religionsfreiheit etc umzugehen, wird vom Auftakt zur Bildung einer Weltregierung schwadroniert. Ja wo denn bitte? Wer sind diese “fremden Mächte”? Namen, bitte!
Und zum Thema Angst: das Russia Today und Sputnik Herrn Maaz vor sich her tragen, klingt logisch. Was hier passiert ist eine Umdeutung: es gibt Umweltzerstörung, die unsere Welt bedroht. Und die Schöpfung, die uns anvertraut ist. Es gibt Armut, die frei gestaltetes Leben verhindert. Diese Sorge nun als “Angstmache” umzudeuten ist ein ziemlich mieser Versuch, so zu tun, als wäre das nicht wichtig.
Noch ein weitere Punkt, warum ich so ausführlich antworte: ich halte das was Sie hier machen für gefährlich. Nicht weil es kritisch ist, sondern im Gegenteil weil es unkritisch ist und Menschen nicht beim Denken hilft. Müller und Vigano sind keine “Gegenstimmen” in einer rationalen Debatte. Das zeigt ihr Dokument sehr deutlich. Nun alle diejenigen, die das auch so sagen, selber als Debatten-Verhinderer zu bezeichnen, ist perfide.
Danke @P. Hagenkord für einige Klarstellungen..
Na , vielleicht wird bald von den Verschwörungsideologen die Gefahr einer „ jesuitischen Weltregierung beschworen… schmunzel ?
NEIN, leider ist das gar nicht zum schmunzeln-
ich denke an die Demos am WE, wo die demokratischen Kräfte von diesen Leuten. professionell für ihre „Heilslehren” benützt wurden..
Man kann nur hoffen, dass der Verfassungsschutz (+ Polizei etc.)die demokratischen Kräfte diese im Demonstrationsrecht schützt,
wünsche mir aber auch das sich diese nicht von diesem pandemischen Karzinom auffressen lassen
Wir Laien können die fachliche Kompetenz der Experten gar nicht beurteilen. Ich verlasse mich deshalb auf die Nachrichten und Kommentare in den seriösen Fernsehsendern. Die wissen besser als ich, was richtig oder falsch ist.
Lieber Pater Hagenkord!
Es tut in der Seele weh, die Ausführungen dieses (manipulierten?) Dietmar lesen zu müssen.
“Katholischer UND evangelischer Humanismus”, was ist das HIER in diesem Zusammenhang für ein sinnentleertes sprachliches Konstrukt? Mit pervertierten “humanistischen” Werten kann/konnte man reinen und ruhigen Gewissens Konzentrationslager, Straf- und Vernichtungslager betreiben! Als Zeitzeugen und Opfer, die bei uns in der Stadtteilkirche im Glasfenster abgebildet sind, nenne ich Edith Stein, den Rottenburger Bischof Johannes Baptista Sproll, Rupert Mayer und Eugen Bolz. –
Mit fragwürdigen sogenannten “humanistischen” Werten arbeitet auch diese unsägliche, sich unter christlichem Deckmantel inszenierende, sogenannte “Werteunion” als sektiererischem Appendix der CDU/CSU.
Solchermassen missbrauchte
“Humanistische Werte'” dienen auch der von der AFD gegründeten “Desiderius Erasmus Stiftung” als geistige Plattform. Im wissenschaftlichen Beirat dieser Stiftung wie auch in deren Publikationsorganen tummeln sich sich interessierte, sich “kritisch” gebende, aber äußerst fragwürdige (pseudo-)konservative, bisweilen nationalistische und völkische Kreise, die auch noch von Pater Prof. W. Ockenfels intellektuell “begleitet” werden. Angeblich hätten sie ja ihre historischen Lektionen gelernt…-
Zu der Kategorisierung “Antisemitische Verschwörung als intellektueller Totschlagformel” (Zitat Dietmar) – was soll ich da als Historiker und Erziehungswissenschaftler, der über Erziehung und Bildung in Baden in der Weimarer Zeit und im Dritten Reich mit Studenten gearbeitet hat, in aller gebotenen Kürze noch sagen? Nun, eine (geistige) Formierung des Volksgenossen” wird gerade allenthalben mit alten Argumenten neu ins Werk gesetzt!
Wir müssen hinschauen und wachsam sein!
Viele Grüße aus dem oberen Neckartal,
Wolfram Hauer
@Herr Hauer,
Befreiend…Ihren Beitrag zu lesen!!
Gerne mehr..
DANKE
Es scheint hier eine Einseitigkeit zu entstehen, die pauschal gegen Dietmar schießt.
Und in den Aussagen kann ich nicht generell einen gelungenen Austausch von Fakten erkennen.
Ich denke, dass es uns klar sein muss, dass es oft ein “sowohl als auch“ gibt.
Menschen, Theologen und vor allem Politiker stehen immer in der Situation mit dem vorhandenen Wissen / Nichtwissen schnelle Entscheidungen zu treffen, die es bisher noch nicht gab. Tw. ist dies nur Insider-Wissen, tw. können Umstände nur im Wissen der geschichtl. Zusammenhänge gedacht werden.
Und aktuell haben wir ein „Jetzt-Problem“ – das mit unterschiedliche Facetten von wissenschaftlichen Aussagen -auch mit Profitorientierung, Wichtigkeiten, Fehlern der Vergangenheit und Fakenews sich irgendwie orientieren muss.
Hierbei scheinen Bewertungen eine diffamierende Tendenz auch im christlichen Kontext zu gewinnen. Wenn ich nun vorsichtig eine Aussage tätige, kann sie sehr wohl auch falsch sein, trotz Profession etc.. Auch können einzelne Aussagen so mißbraucht werden, dass es zum Spott wird.
Bsp. „Die Arbeit macht frei“ von 1845 Heinrich Beta „Nicht der Glaube macht selig…. Sondern die Arbeit macht selig, denn die Arbeit macht frei. Das ist nicht protestantisch oder katholisch, oder deutsch- oder christkatholisch, nicht liberal oder servil , das ist das allg. menschliche Gesetz und die Grundbedingung alles Lebens und Strebens, alles Glückes und aller Seligkeit.“
Heute bangen viele Menschen um ihren Arbeitsplatz, um ihren Lohn, um ihren bisherigen Lebensstandard – nicht nur bei uns, weltweit. Sie sind unverschuldet in das Dilemma der Corona-Krise geraten.
Wenn nun aktuell Menschen auf die Straße gehen, aus Angst vor der Zukunft, um einem Ausmaß von Einschränkungen, einem zwiespältigen Diskurs von Aussagen, einer heterogenen Form von politischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen – der Aussage der Kanzlerin, wo nur wenige Berufe den „Laden“ am laufen zu halten scheinen (– so eine ähnliche Aussage es im Reichstag vor 1933 auch schon zufällig gab (!)) …
tja dann würde ich mir wünschen mit den Aussagen von Dietmar etwas differenzierter umzugehen.
Es mag eine Einseitigkeit geben, aber die hat Ihre Ursache. Wenn ich überspitzt formulieren darf: es kann kein “sowohl als auch” zwischen den Aussagen “die Erde ist eine Scheibe” und “die Erde ist rund” geben. Es ist in einer Debatte fatal, wenn man allen Beteiligten grundsätzlich einen Austausch von Fakten unterstellt, obwohl ein Teil das nicht tut.
Nehmen wir nur ein Beispiel: die Jesuiten lenken die Kirche. Das ist Quatsch. Einfach und schlicht. Und wer den Eindruck hat, das sei so, soll sich informieren und nicht einfach sowas in die Welt hinaus posaunen.
Mit den Aussagen von Dietmar kann man nicht differenziert umgehen. Weil Dietmar genau das nicht tut. Da muss man laut und deutlich widersprechen.
Ich bin selten der Meinung von Dietmar, aber ich bin sehr dafür, dass er seine Meinung äußern darf (was er hier ja darf) und dass man sich auf faire Weise damit auseinandersetzt.
Und man sollte zur Kenntnis nehmen, dass nicht nur Dietmar so denkt.
In einigen Großstädten demonstrieren tausende von Menschen, die genauso denken wie Dietmar. und lesen Sie mal z.B. die Kommentare auf Welt.de oder Focus.de.
All diese Menschen kann man nicht einfach ignorieren, nur weil uns ihre Meinung nicht gefällt, sondern man muss sich damit auseinandersetzen.
Und man sollte sich um Gottes Willen davor hüten, jeden “Abweichler” explizit oder implizit in die rechte Ecke zu drängen.
Eine Demokratie lebt von der Meinungsfreiheit ihrer Bürger, nicht nur davon aber wesentlich auch davon.
Auch der kurzzeitige FDP – Ministerpräsident von Thüringen war kürzlich auf einer der von mir genannten Demos dabei.
Ist der auch ein Spinner, ein verkappter Nazi oder macht er einfach von seinem (und unserem) demokratischen Recht Gebrauch?
Jeder darf seine Meinung äußern. Nur hat das auch Konsequenzen. So zu tun als ob die systematische Verunsicherung von Menschen durch völlig aus der Luft gegriffene Behauptungen wie “Jesuiten leiten die Kirche” oder im Fall GL Müller einer angeblich geplanten Weltregierung harmlos wären, ist gefährlich. Die sind nicht harmlos. Fairness gilt eben auch den Menschen, die dem ausgesetzt werden.
Dass viele Menschen so denken, nehme ich zur Kenntnis. Und versuche, durch meine Deutlichkeit dazu beizutragen, dass eine Debatte über Stuss wie “Viren bringen keine Krankheit” (wie auf einem Schild zu lesen war) als genau das bezeichnet wird, was es ist: gefährlich. Das ist nicht einfach nur Gedanken- und Meinungsfreiheit. Da muss man sich mit auseinandersetzen, da kann man nicht einfach wegschauen.
Wegschauen habe ich auch nicht gemeint.
Danke für diesen Kommentar.
Gilt auch @Frau Brückner
…
ich mach dann auf diesem Blog als Schreiber von Kommentaren ein paar Monate Pause. Die Zeit ringt einem ja rundherum viel ab;
beobachte die Inhalte aber gerne weiter. Hab so das Gefühl, es wird in den nächsten Jahren noch einige Elementarereignisse geben und die Medien sind ja schnell da mit Übertreibungen.
Die Medien oder die Kommentatoren?
Ich plädiere eher für Letzteres.
Hier, in diesem von Linkskatholiken dominierten Blog, haben Sie mit Ihren vernünftigen Ansichten sowieso keinen Platz.
Das nennen wir doch mal – verzeihen Sie mir – ein “beleidigte-Leberwurst-Argument”. Wobei, wenn Sie mich als “Linkskatholiken” beschimpfen ist das ein guter Ausgleich, von anderen werde ich neo-konservativ genannt, das gleicht sich also auch.
Aber wo bitte sind die “vernünftigen Ansichten”, von denen Sie sprechen? Es reicht nicht, den Widerpart in einem Gespräch zu diffamieren, um dann das Recht haben für sich zu reklamieren.
@Rheinländer Stichwort „Linkskatholiken“:
Wow, !!
dann sind ja Leute wie
Nell Breuning, Blüm( Stichwort Herz Jesu Marxist)
Bischof Ketteler Kolping oder aber auch der Heilige Bischof Romero , Papst Franziskus …
Nicht nur verkappte Linkskatholiken oder gar verkappte Kommunisten
Also noch schlimmer..
Mir wird ganz bang bei diese Dekadenz.. (schmunzel)
Und noch schlimmer: SOGAR Schwule , Lesben ua. treiben ihr „Unwesen”
Ein Glück, dass es da noch Jesus gibt.!!!!
Dieser Blumenstrauß ließe sich noch wesentlich vergrößern …
Oh Gott, Herr Hopfener, bei Ihrer Definition von “Linkskatholiken” wird mir jetzt ganz schwummerig, denn da würde ich bei meinem ehemaligen Beruf und sozialem Engagement auch dazu gehören ( ebenfalls schmunzel).
Ich bin aber weder links noch rechts, ich versuche, für mich die Mitte auszuloten, sowohl kirchlich als auch gesellschaftlich.
Politikerpersönlichkeiten wie Norbert Blüm gibt es heute leider nicht mehr. Und auch mein Opa dreht sich wahrscheinlich im Grab um, wenn er auf “seine” heutige SPD schaut. Ich habe mich in den letzten Jahren oft gefragt, was er zu “seiner” Partei von heute sagen würde.
Vernünftig wäre es jedenfalls, wenn die Verfasser und Mitunterzeichner des rechtskatholischen Aufrufs ihre Impfbücher öffentlich einsehbar machen würden, damit sich jeder davon überzeugen kann, das sie selber die Moral ihres Imperiums einhalten.
Auch “rechtskatholisch” ist so ein merkwürdiger Begriff, mit dem ich eigentlich nichts anfangen kann, weil er nichts aussagt. Genauso wie “konservativ”, was sich in den Meldungen zu dem Text von Vigano und Co gerne in der Überschrift fand. Das passt nicht.
Ich stimme ganz mit Ihnen überein. Mit den Schubladen “Rechts” und “Links” kann ich auch nichts anfangen. Es wäre aber durchaus von Interesse, die Impfpässe der Unterzeichner einsehen zu können, welche Impfstoffe diese selber angenommen haben. Den Menschen von oben herab ein schlechtes Gewissen zu machen, ist anmaßend und wird der Komplexität der Sachlage in keiner Weise gerecht: https://aerzte-fuer-das-leben.de/pdftexte/leutner-impfstoffe-und-abtreibung-2019.pdf
@Theodoros
noch gibt es ja leider keine Impfung gegen das Coronavirus.
@ Silvia Brückner:
Das ist auch nicht der Punkt, sondern das undifferenzierte Angstmachen vor einer “unkatholischen”, mit Sünde behafteten Impfung – mit Hilfe der modernen Kommunikationstechnik in die ganze Welt mitgeteilt. Das kann man in der jetzigen, angespannten Situation als gemeingefährlich ansehen, denn es könnte den einen oder anderen nicht richtig Informierten abschrecken, sich impfen zu lassen, wenn ein Impfstoff gegen COVID-19 vorhanden ist.
@ et.al.:
Ich verabschiede mich vorerst aus diesem anregenden Blog und hoffe, darin mehr mit Sinn als mit Unsinn beigetragen zu haben.