„Das Entscheidende am Gebet ist eben, dass wir uns nicht die Nähe Gottes ausreden lassen, dass wir uns den Glauben nicht zertrampeln lassen von der Übermacht dessen, was uns entgehen steht.“ Es sind Sätze wie dieser, die mich jeden Mittwoch wieder hinhören lassen. Generalaudienz des Papstes auf dem Petersplatz. Es ging mit einer Katechesereihe weiter, die der Papst vor den Ferien begonnen hatte: Dem Gebet. Das Thema heute: Psalm 3.
„Der Psalmist klagt über die große Gefahr und die Überzahl der Feinde. Er steht allein gegenüber einer großen Übermacht. Aber nicht nur Unheil und Tod drohen ihm; sondern die Feinde versuchen auch, den Glauben auszureden, zu sagen: ‚Gott kann dir gar nicht helfen, will dir nicht helfen’. Doch der Beter lässt sich in seiner innersten Versuchung nicht besiegen.“
Es sind eben innere Versuchungen, die mir als „Feind“ gegenübertreten. Die Lösung von diesem Feind ist aber nicht immer das, was wir uns vorstellen und wünschten. Benedikts Beispiel: Unser Herr am Kreuz.
„Das Entscheidende am Gebet ist eben, dass wir uns nicht die Nähe Gottes ausreden lassen, dass wir uns den Glauben nicht zertrampeln lassen von der Übermacht dessen, was uns entgehen steht. Sondern dass wir gerade inmitten dessen, was gegen Gott und gegen uns steht beim Glauben an ihn bleiben. Dann erfahren wir, dass er der Stärkere ist. Dann wird es so sein, wie im Psalm, dass man zum Schluss gar nicht mehr an die Vielen denkt, sondern nur noch an den Einen: ‚Du bist meine Hilfe und mein Heil’.“
Nicht mehr an die Vielen denken, sondern nur noch an den Einen. Das ist die Konzentration, die das Gebet uns schenken kann.
Vor den Ferien hatte der Papst so in die Psalmentexte – das „Gebetbuch schlechthin des Volkes Gottes“ – eingeführt:
„Die 150 Psalmen drücken die menschliche Erfahrung Gott gegenüber mit ihrem ganzen Facettenreichtum aus. Durch sie haben sich die Beter in Lobpreis und Bitte an Gott gewandt. Auch uns wollen die Psalmen beten lehren. In ihnen wird das Wort Gottes zum Gebetswort. Wir beten sozusagen mit Gottes eigenen Worten, damit wir lernen, zu ihm zu sprechen, eine Sprache mit ihm finden können.“
Der Papst verglich das Beten lernen durch die Psalmen mit grundsätzlichen Lernen des Menschen überhaupt. Wie ein Kind lerne, sich auszudrücken, so geschehe das beim Beter durch die Psalmen:
„Es lernt, die eigenen Wahrnehmungen, Gefühle und Bedürfnisse mit Worten auszudrücken, die es von seinen Eltern und von anderen Personen aus seiner Umgebung gelernt hat. Was es ausdrücken will, ist das, was es selbst erlebt hat, aber das Ausdrucksmittel kommt von anderen Menschen. Nach und nach eignet das Kind es sich an, aus der Leihgabe wird das eigene Reden, dass doch immer den andern was Wort verdankt. So ist es auch im Beten der Psalmen. Sie sind uns von Gott gegeben, damit wir Wörter haben, damit wir lernen, uns an Gott zu wenden und mit ihm zu sprechen. Möge das Buch der Psalmen uns helfen, Gott in allen unseren Lebensumständen zu loben und ihn vertrauensvoll zu bitten.“