
Ein Wort, dass bei der Abschiedrede des Papstes vor den Kardinälen gefallen ist, hat nachhaltig Eindruck gemacht: Gehorsam. Schon jetzt verspricht Benedikt XVI., Pontifex emeritus, seinem Nachfolger Gehorsam.
Das ist mehr als nur Loyalität. Das ist mehr als wir das aus dem politischen Raum vielleicht kennen. Religiös ist das Wort “Gehorsam” aufgeladen und voller Bedeutung. Da steckt der Gedanke der Sendung drin, des sich Einordnens in ein größeres Ganzes. Ordensleute leben das als Basis ihres Lebens.
Wenn also ein Papst das so sagt, dann bedeutet das natürlich zuerst, dass es keinen Nebenpapst geben wird und dass Benedikt XVI. sich nicht gegen seinen Nachfolger ausspielen lässt.
Es bedeutet aber mehr: Benedikt XVI. was immer ein geistlicher Papst, ein theologischer Papst. Gehorsam ist eine theologische und geistliche Kategorie. Jetzt schon dem Neuen gehorsam leisten bedeutet, die geistliche Dimension des Amtes zu unterstreichen. Zu viel ist in den vergangenen Tagen darüber geschrieben worden, dass auch das Papstamt ja nur ein Amt sei, nur ein Job und so weiter.
Benedikt XVI. hat zum Abschluss noch einmal betont, dass das Papstamt mehr ist. Auch wenn er selber es menschlicher gemacht hat, ist es und bleibt es ein Amt der Kirche, dass vor allem in der Beziehung zu Gott lebt und existiert, nicht um sich selber willen. Es verweist auf etwas, das größer ist als wir selber. Es verweist auf die Kirche, die mehr ist als das, was wir sehen.
Starke Worte und eine starke, wenn auch leise, Geste.
– mir liegt dabei auch am Herzen das große, hervorragende, beispielhafte Verhalten, das uns hier vorgelebt wurde mit allen Konsequenzen: Gott gehorsam zu sein nach weiser Prüfung und notfalls dabei auch gegen den Strom zu schwimmen.
Als ich Papst Benedikts Versprechen vernahm, seinem Nachfolger im Amt Gehorsam zu leisten, war ich sehr betroffen – im positiven Sinn.
Ich empfand dies als ein starkes Zeichen – auch an die Welt.
Gehorsam steht nicht sehr hoch im Kurs.
Kadavergehorsam ist abzulehnen.
Der Gehorsam jedoch, wie ihn der noch im Amt Weilende dem noch unbekannten, dennoch zukünftigen Papst gelobte, ist von anderer Art.
Diesen Moment habe ich als sehr intensiv empfunden.
Da nimmt sich jemand, der noch Papst ist, so radikal zurück – dies ist schon etwas Besonderes.
Dieses Verhalten entspricht nicht den üblichen Gesetzen der Welt.
Kirche ist anders! – Gott sei Dank!