Kardinal Robert Sarah hat offenen Widerspruch von seinem Chef geerntet, und das auch noch öffentlich, über seinen Pressesprecher. Eine der letzten Amtshandlungen von Pater Federico Lombardi war es mitte Juli, mitzuteilen, dass der Papst und der Kardinal überein gekommen sind, dass es nicht so klug sei, von einer “Reform der Reform” zu sprechen, wenn es um die Liturgie geht.
Das klingt harsch. Nun hatte der Kardinal ja nichts anderes gemacht als vorgeschlagen, ab dem 1. Advent doch auch wieder gemeinsam in eine Richtung die Messe zu feiern. Er hat betont, dass dies keine Anweisung aus seiner Vatikan-Behörde sei – immerhin ist er für Sakramente und Liturgie zuständig – aber als ernst gemeinter Vorschlag doch auf die Tagesordnung gehöre.
Er hat nicht für die so genannte “Alte Messe” Stellung bezogen. Es geht nicht um das Messbuch von 1963, also vor der Liturgiereform. Das muss man als erstes sagen, denn leider haben das nicht alle Kommentatoren begriffen. Es geht um die Frage der Gebetsrichtung.
Leider ist das alles hochgradig ideologisch besetzt. “AzV” nennen es die einen, wenn man gemeinsam in eine Richtung schaut. “Alleinunterhalter” die anderen, wenn man als Priester auf die Gemeinde schaut. Und wir haben ja alle schon erlebt, dass sowas grob unwürdig ablaufen kann, ich erinnere mich da an einen Priester, der im Messgewand mit der Gitarre um den Hals hinterm Altar stand.
Ideologie hilft nicht
Liturgie scheint sowieso das ideologiebelastedste Feld in der Kirche zu sein, man kann gar keinen Vorschlag machen, ohne in Schubladen zu geraten. Aber Ideologie hilft nicht.
Das Anliegen von Sarah ist schlicht die Frage nach der Würde der Feier. Der Priester betreibt eben keine Kommunikation mit den Menschen, wenn er das Hochgebet spricht, sondern er betet. Da muss man die Frage stellen, wie in Kirchen, die für andere Weisen des zelebrierens gebaut waren, das nun rüberkommt. Da gibt es architektonisch gute Varianten und eben auch Altarräume, die wie eine Bühne wirken, auf der jemand in bunten Gewändern die Menschen unterhält.
Das Gleiche gilt übrigens auch umgekehrt: Nur weil man gemeinsam in eine Richtung schaut ist das Ganze nicht schon gleichzeitig würdiger. Das ist ein Vorurteil, mit dem man schnell aufräumen muss.
Auch muss ein lautes Nachdenken über die Weise des Messe Feierns nicht automatisch ein “zurück” bedeuten. Nicht alles, was ist, ist deswegen schon Fortschritt.
Man kann für Würde sorgen, indem man die Gemeinde mit einbezieht und ihnen das Gesicht zuwendet, um den Altar versammelt, auch wenn das der Einrichtung der Kirchen nach meistens eher ein Klassenzimmer ist. Man kann aber auch machen, indem man mit der Gemeinde gemeinsam in eine Richtung schaut.
Ich trete hier nicht für eine Änderung der Zelebrationsrichtung ein. Meine theologische Präferenz liegt woanders. Aber ich werbe dafür, das Anliegen zu verstehen und einmal genauer hin zu schauen, was gemeint war und – und hier liegt der Hase im Pfeffer – was wir unter einer würdigen Messe verstehen. Was in uns reagiert eigentlich irritiert oder beruhigt – je nachdem – wenn der Priester umgedreht am Altar steht?
Die Richtigstellung durch den Vatikan war nötig, weil die Spekulationen Sekundenbruchteile nach dem Vortrag Sarahs in London wild durch die Gegend schossen. Das heißt aber nicht, das Nachdenken verboten ist.
Ich empfand die Liturgie als Kind eher als das Privileg der Priester, die Gläubige damit mehr oder weniger in ihren Bann ziehen. Irgendwann brauchte ich für die Liturgie keine Kirche mehr, weil ich mich Gott selbst nahe fühlte. Heute schreibe ich in diesem Blog, weil ich nach einem Weg suchte den Glauben mitzuteilen, den ich im Grunde genommen all meinen Lebensstationen verdanke, an denen auch die Kirche als die Mutter teilhatte, der ich mich selbst als Mutter verpflichtet fühlte. Ohne meine Kinder wäre ich der Kirche wahrscheinlich fern geblieben, doch meine Kinder bestärkten mich im Glauben an das Gute und brachten mich dazu, mich dem Wort Gott zu öffnen und mich dabei als verantwortungsvolle Mutter zu fühlen.
Es gab vielleicht die Kritik weil es Menschen nicht auf das Anliegen von K. Sarah geschaut haben sondern auf seine Person.
Er ist als erzkonservativer Kardinal bekannt ,daher vielleicht Ängste er wolle die alte Messe wieder einführen. “Reform der Reform”
Ich möchte hier jetzt nicht auflisten warum Sarah als erzkonservativ bekannt ist, kann jeder*e nachlesen.
Deshalb ist ihre Erklärung sicher hilfreich.
Wir haben in Deutschland noch einen Kirchenbesuch von 5 – 10 % aller Getauften. Ist es da wirklich bedeutsam, wo der Priester hinschaut, wie er steht und ob er Gitarre spielt mit Meßgewand?
Sollten wir uns nicht viel mehr Gedanken machen, ob der Priester (oder die Priesterin, wenn ernstgenommen wird, dass Maria Magdalena Apostelin war) die Sprache der Menschen spricht und ob er die Frohe Botschaft von Jesus Christus und vom anbrechenden Gottesreich verkündet? Sollte er nicht glaubwürdig bezeugen, was Christsein bedeutet und wie man heute betet?
Sollte der Priester nicht den Geruch der Herde annehmen, wie Papst Franziskus sagt? Geht es darum, wie würdig der Priester da steht oder geht es um Jesus Christus, seine Erlösungstat, um Liebe und Barmherzigkeit.
Ich denke solange es noch Hochwürden, Eminenzen, Exzellenzen, Protonotare, Monsignore, Bischöfliche Geistliche Räte usw. gibt, ist es natürlich noch bedeutsam, wie “würdig” der Priester da steht und wohin er schaut.
Es ist wirklich nicht verboten, darüber nachzudenken!
Wesentlich ist für mich, dass wir in der Liturgie MITEINANDER auf GOTT / JESUS hin ausrichten. Bei der Hl. Messe stehen dafür AMBO (Heilige Schrift – Wort Gottes) und ALTAR!
Zur Würde der Feier gehört wesentlich, dass der Priester MITFEIERNDER ist und nicht bloß Funktionär (“Messe lesen”)!!! Und jede Feier benötigt einen “Leiter” (… under der Priester übt dabei in bestimmten Momenten – Wandlung – sein besonderes “Amt” aus).
So sehe halt ich es!
Als Gitarrist kann ich nichts “grob Unwürdiges” daran finden, mit einer Gitarre am Altar zu stehen . “Psalter und Harfe wacht auf!” aber bitte nicht am Altar!?!
Das ist nicht gegen die Gitarre gerichtet, aber ein Priester ist kein Musiker und kein Unterhalter, sondern agiert in einer liturgischen Rolle.
Manchmal hat der Priester mehrere Rollen, wenn es in Matthäus 18:20 heisst: “Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen” dann meint dies nicht “…wo ein Organist mit B-Examen, ein Küster und ein Priester versammelt sind…”. Gerade in der heutigen Zeit ist der Priester in der Situation, dass er weitere liturgische Rollen übernehmen muss. Aber auch wieviele Pfadfinder-, Jugend und Militärseelsorger sowie Missionare haben schon mit der Gitarre würdig Gottesdienst gefeiert.
Vielleicht haben wir da einfach ein anderes Empfinden. Meine Erfahrung als Jugendseelsorger, der auch Messen im Wald gefeiert hat, ist einfach die, dass die Eindeutigkeit der Rolle hilft. Mensch mit Gitarre sortiert mich rein ästhetisch schon in eine Show ein, gerade bei jungen Menschen. Und selbst die Nähe davon finde ich nicht in Ordnung.
Ich habe konservative Priester am Altar mit schlechten selbst gebastelten Hochgebeten und fortschrittliche Priester mit gut selbst gebastelten Hochgebeten erlebt. Ich habe einen 70jährigen Pfarrer erlebt, der die Pfälzer Kindermesse mit der Gitarre im Messgewand begleitete – und die Feier war so ergreifend, dass ich auch wegen dieses Pfarrers Theologie zu studieren begonnen habe. Ich habe einen Pfarrer erlebt, der in der Hauptkirche selbstverständlich versus populum zelebrierte, aber in der Filialkirche in Ermangelung eines Volksaltares versus altare. Nichts von beidem habe ich als ideologisch besetzt erleben müssen. Die theologische Brunnenvergiftung, wenn man das so nennen darf, kam vom permanenten Nachtreten gegen die großartige Reform von Paul VI. Und wenn man da die liturgischen Regelungen liest, stellt man fest: Versus populum ist ein sinnvolles Soll, versus altare aber kein sinnloses Tabu. Übrigens kannte auch das von Paul VI. abgeschaffte, aber von Benedikt XVI. als nie abgeschafft wieder zugelassene Messbuch von Pius V. die Zelebration zum Volk hin.
Man sollte doch eher mal von der Bedeutung des Volkes Gottes im Messritus sprechen. Da ist nämlich tatsächlich ein großer Unterschied zwischen 1570 und 1969/70.
Ich persönlich glaube, dass die Anhänglichkeit an die unreformierte Messe einem doppelten Selbstbetrug unterliegt: Zum einen glaubt man, dass Weihrauch und Seide mehr Feierlichkeit ausmachen, zum anderen, dass diese Feierlichkeit Gott näher bringt. Dabei ist es letztlich die Authentizität der gesamten Gemeinde (zusammen mit dem Priester), die über eine “gelungene” Messe entscheidet, in der Intimität mit Gott erlebt werden kann. Und damit diese Intimität “geschieht” (produzieren kann man sie nicht), gibt es im unreformierten Ritus zwei enorme Hemnisse: das weithin unverständliche und auch unverständlich gemurmelte Latein (n.b. ich kann Latein recht gut lesen) und die Rolle des Priesters als Alleinfeierndem. Enorme Brocken – deren Beseitigung aber auch noch nicht garantiert, dass sich der Hl. Geist einstellt. Das ist Sache der Gesamtgemeinde, die sich für ihn öffnen muss.
Selbst gebastelte Hochgebete sollte es wohl überhaupt nicht geben – weder gute noch schlechte.
Warum? Für Hippolyt von Rom waren die aktuell selbst erstellten Hochgebete eine Selbstverständlichkeit. Ebenso für Augustinus. Wenn ein Priester selbstständig die Hl. Schrift Sonntag für Sonntag auslegen kann, warum sollte er nicht auch selbstständig die Präsidialgebete verfassen dürfen? Die korrekte Auslegung von Gottes Wort ist viel bedeutender als ein Gebet, und mag es das Hochgebet sein.
Um da mit argumentieren zu können, bin als Laie zu schwach übersetzt. Allerdings glaube ich nach wie vor, dass die nach dem Missale Romanum zur Auswahl stehenden vier (glaube ich) Hochgebete für jeden Messzelebranten gut genug sein müssten. Außerdem bin als Ministrant noch mit der vorkonziliaren Messliturgie aufgewachsen. Und da wären selbst gebastelte Hochgebete ziemlich undenkbar gewesen.
Dann fragen Sie mal einen Pfarrer, der trinieren muss – oder gar mit Vorabendmesse 4 Gottesdienste am Sonntag hat. Das 1. Hochgebet und das 4. sind sehr lang, das 1. überdies schlecht übersetzt und erratisch in seiner Sprache. Übrig bleiben das 2. und 3. Hochgebet, das Versöhnungshochgebet, das Hochgebet für besondere Anliegen und die 3 Kinderhochgebete. Das ist nicht gerade eine reiche Auswahl, wenn man das Altkatholische Messbuch daneben legt.
Für jemanden, der sagt, er habe wenig Fachwissen, lehnen Sie sich weit aus dem Fenster und pflaumen @Suarez ziemlich an!
Heiliger Geist stellt sich ein, tut mir leid, das verstehe ich nicht. Ich dachte das Volk Gottes lebt alltäglich im Geiste des Herrn indem es ihn so zum Ausdruck bringt, dass der Herr ihn letztendlich als Erkenntnisvermögen verwirklichen kann. Jesus verkörpert das Wesen, das an seine göttliche Geburt glaubte. Dass jede ihm nachfolgende Person dies über eine persönliche Beziehung durch diesen Glauben zum Ausdruck bringen kann, das ist doch nicht das Verdienst von Priestern, es liegt in der Allmacht des Herrn. Das Wort entspricht dabei nicht immer dem, was man gerne hören würde und doch ist es die Aufforderung, die der Herr an sein Volk richtet. Wenn Sie so wollen, dann dient jeder als Mensch der Kirche im Gebet als das Glied einer Gemeinschaft, die sich im Glauben als das Volk Gottes erschließt. Manchmal hat man das Gefühl, Priester sehen sich selbst als bessere Menschen, die um Verständnis für die bitten, die ihnen gegenüber stehen. Sie schließen sich selbst dadurch vom Gebet an Gott aus. Dann wieder können Priester eine Verbundenheit herstellen, die in ihrer Vollkommenheit die Hoffnung im Glauben nährt, man stehe als eine menschliche Gemeinschaft im Leben, das dadurch die lang ersehnte Erlösung durch den Heiligen Geist erfährt.
Die Sakramente sind für die Menschen,die Hl.Messe für Gott . “In all sein Tun,soll der Mensch auf Gott eingeordnet sein”.
Das ist aber doch eine Selbstverständlichkeit, wie anders sollte der Mensch als solcher glaubwürdig sein?
@ Suarez, ich möchte gern bestätigen, was Sie hier behaupten: eine gelungene Messe ist für mich diejenige, in der ich als Mitfeiernder Intimität mit Gott erlebe. Eines meiner “Schlüsselerlebnisse” war eine Hl. Messe in einem gewöhnlichen Raum in meiner Studentengemeinde, wo es nicht mal einen konsekrierten Altar gab, Kelch und Hostienschale “nur” aus Steingut waren, der Studentenpfarrer einer von uns Christen war – wiewohl er den Gottesdienst natürlich leitete -, und der Gedanke an eine Himmelsrichtung sowieso überflüssig erscheint…
Das ist gute 40 Jahre her, aber dies war ein überaus eindrückliches Erlebnis. Ich denke, es hat mich geprägt in meinem Bedürfnis nach einer Form der Messfeier, in der der Priester eins ist mit seiner Gemeinde, auch im Angesicht mit der Gemeinde und mit ihr vor Gott.
Und dazu kommt: in der er meine Sprache spricht – dies dann auch noch so, dass sich mir wie jedem anderen Mitfeiernden Gottes Wort und der tiefe Inhalt der Eucharistiefeier immer wieder neu erschließt.
Der unreformierte Ritus ist für mich nur noch der Notfall.
Ich hoffe für unsere Pfarrgemeinde, dass es beim Nachdenken bleibt. Ich persönlich finde es ein sehr unglückliches Signal. Bis vor ca. sechs Jahren hatten wir so gut wie keine Leute mehr in den Messen. Diese waren entweder ganz weggeblieben oder gingen in die Nachbarpfarreien. Grund dafür war das Zelebrieren in eine Richtung.Es mag würdig gewesen sein, aber auch mich hat es nicht angesprochen. Leider kamen mir oft Gedanken, was ich denn jetzt hier bei der Messe tue – dabei ist mir die Sonntagsmesse als bewusste Pause sehr wichtig.
Bei einer nach dem Schott gehaltenen Messe hab ich zwar auch nicht wirklich eine Erleuchtung, aber das liegt ja nicht unbedingt am Pfarrer. Die meisten Messfeiern sind sehr schlicht gehalten, gerade aber deshalb kann ich mich auf das Wesentliche konzentrieren. Ich brauche nicht jedesmal Orgel und Weihrauch.
Ich habe Motorradmessen besucht, die um ein Vielfaches würdiger waren als die damaligen Gottesdienste in einer Richtung.
Seit sechs Jahren haben wir durch einen neuen Pfarrer überdurchschnittlich viele Familien in den Messen. Jugendmessen werden so gut angenommen, dass die nicht gerade kleine Kirche sehr voll ist. Und ja – den Gestaltern wird am Ende auch mal applaudiert. Finde ich alles sehr authentisch und das Wesentliche leidet nicht.
mit großer Aufmerksamkeit habe ich den Blog Beitrag und die 10 bisherigen Kommentare gelesen, und kann die meisten auch nachvollziehen.
Und trotzdem: irgendwie ist das Thema für mich – dem Glauben gegenüber SEHR OFFENEN- “Freigeist ” weit weg..
ich lass “meine” Bilder der “Ur-Messe” (Abendmalsaal) in freier Assoziation meditativ vorbeiziehen und stell mir diese ganze Dramatik vor!
und dazu den Wesenskern -die Seligpreisungen- …!!
also: die Messen von Franziskus sind da für mich zielführend: nicht oberflächlich aber eben auch kein KULTischer Event, also immer im Bezug auch zum KONKRETEN MENSCHEN!!
ja und die Gitarre..: wenn der Zelebrant KEIN SELBSTDARSTELLER(!!!) ist, warum dann nicht meinetwegen auch mit der umgehängten Gitarre.
also alles ist eine Frage der sich nicht selbst suchenden Liebe und mit einem Herz aus Fleisch nicht aus Stein.
Ich habe zwei Messen erlebt, in denen der Priester in Ermangelung des Platzes zum Alter hin betete.
Ich empfand dies nicht als schlimm – im Gegenteil: Mir wurde in diesem Moment klar, dass der Priester genauso wie das Volk klein vor Gott ist.
Ich empfand den Priester nicht mehr als “abgehoben”, als etwas “Herausgegobenes” – sondern auf Augenhöhe mit uns nicht Geweihten. Das Gefühl erstaunte mich, zumal ich nur die reformierte Messe kenne.
Ich denke mir, dass für den Priester diese Gebetsrichtung auch Vorteile hat – so kann er intensiver zu Gott beten (Beten ist etwas sehr Intimes!). Andererseits empfinde ich jedes Mal (reformierte Messe / dem Volke zugewandt)förmlich die Gegenwart Christi in der Person des Priesters (vor allem im Hochgebet) – ich fühle mich dann wirklich so, als ob ich beim letzten Abendmahl tatsächlich dabei bin (in der Ewigkeit gibt es ja kein Zeit/Raum-Empfinden).
Zu:”Man sollte doch eher mal von der Bedeutung des Volkes Gottes im Messritus sprechen.Das ist Sache der Gesamtgemeinde, die sich für ihn öffnen muss.” Ich gehe in zwei Gemeinden abwechselnd in die Messe. Für mich ist es tatsächlich so, dass ich in der einen Gemeinde viel intensiver am Gottesdienst teilnehmen kann, weil dort die Gemeindemitglieder gläubiger sind (Kroaten)als in der anderen Gemeinde (hauptsächlich ältere Gemeindemitglieder, die hauptsächlich wegen des Sonntagsgebotes in die Kirche gehen). Das Volk Gottes spielt sehr wohl eine große, wichtige Rolle im Messritus! (“Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen”).
Ich finde auch, dass es wirklich nicht verboten ist, darüber nachzudenken. Mir ist es gleichgültig, ob zum oder gegen den Altar, denn ich habe eh die meiste Zeit geschlossene Augen während der Messe – weil sich das Meiste bei mir innerlich abspielt…☺
Ergo kann man am Nordpol keine Messe nach Osten hin feiern, sondern nur gen Mekka beten. Sollte sich allerdings ein Muslim dort während eines sommerlichen Ramadan aufhalten, wäre er nach strenger Vorschrift in der Mitternachtssonne zum Verdursten und Verhungern verdammt. Was geben die Religionen den Menschen doch für unsinnge Anweisungen, die einem überholten Weltbild zugrunde liegen!?
Religion braucht Ausdruck. Und Religionen, die in Gemeinschaft gelebt werden, brauchen gemeinschaftlichen Ausdruck. Also Regeln. Und wenn man “unsinnige Anweisungen” sucht, dann gibt es dazu viel amüsantere Quellen als Religionen.
Wohl kaum.
Gewiss – beim Militär!
“In zwei Wochen kann durch die Zeitungen die urteilslose Menge in irgendeinem Lande in einen Zustand solcher Wut und Aufregung versetzt werden, dass die Männer bereit sind, als Soldaten gekleidet zu töten und sich töten zu lassen für die nichtswürdigen Ziele irgendwelcher Interessenten. Die militärische Dienstpflicht scheint mir das beschämendste Symptom für den Mangel an persönlicher Würde zu sein, unter dem unsere Kulturmenschheit heute leidet.” (Einstein)
Ich hege wirklich Hoffnung dafür, dass wir die Zeit erreicht haben in der Worte nicht nur belangloser Anwendung dienen sondern in ein Bewusstsein vordringen können, dessen sich Einstein bereits bedient hat.
Vergessen Sie nicht, einen theistischen Gott, wie ihn Juden, Christen und Musleme pflegen, lehnte Einstein aus voller Überzeugung ab: „Ich glaube an Spinozas Gott, der sich in der gesetzlichen Harmonie des Seienden offenbart, nicht an einen Gott, der sich mit dem Schicksal und den Handlungen der Menschen abgibt.“
“Gott würfelt nicht”, denn es ist bereits entschieden. Am Anfang unserer Zeit steht die Allmacht aus der das Leben schöpft. Ob Allah, JHWH oder einfach nur Gott, die Menschheit brauchte offensichtlich den Beweis, der sich im Kampf der Menschlichkeit gegenüber stellt, die bereits den Raum erfüllt. Endgültige Sicherheit kann sich nur jeder selbst verschaffen indem er seinen Alltag bewusst so lebt, dass niemand anderer dafür verantwortlich zeichnet außer er selbst. Je weniger fremde Hilfe man beansprucht, umso stärker ist man im Glauben an Gott.
@Andreas: einen theistischen Gott gibt es Gottseidank nicht!
@Suarez: Schönen Dank für die sprachliche Richtigstellung! Klar, ein theistischer Gott ist – ebenso wie ein atheistischer – Unfug. Was Einstein meinte, wird auch ohne Adjektiv klar. Er sprach ohnehin meist vom “Alten”.
@Rosi Steffens: Auch wenn es beliebt ist, die eigenen Gedanken mit dem Zitat eines berühmten Mannes zu untermauern, scheint Ihnen der konkrete Anlass, der zu dem Zitat führte, fremd geblieben zu sein sowie die Tatsache, dass hierin Einstein nachweislich geirrt hat.
@Andreas, wenn ich Worte verwende, dann tue ich das, weil ich überzeugt davon bin und nicht, weil Menschen vor mir sie bereits verwendet haben.
Ich halte es da eher mit Blaise Pascal:
Die Menschen rufen niemals so viel Leid hervor, als wenn sie aus Glaubensüberzeugung handeln.
Wie wir heute sehen und früher immer schon gesehen haben.
Ich persönlich finde die Argumentation für das “conversi ad dominum” schwach. Finden Sie mal einen Ort, wo Gott nicht ist.
Im süddeutschen Raum gibt es den Spruch: “Man sagt ja nichts, man redet nur davon!” Diesen Eindruck habe ich bei Ihrem Blogbeitrag, lieber Pater Hagenkord, in welchem Sie den Kardinal gegen “Missverständnisse” in Schutz nehmen. Diese Haltung aber, vom Sagen und Reden, akzeptiere ich aber bei Führungskräften in unserer Kirche nicht. Zuviel hat dieser Herr gesagt. Ich erinnere an sein Schreiben im Zusammenhang mit der Fußwaschung von Frauen am . Nein, meinte er, man müsse nun nicht Frauen die Füße waschen, man könne dies aber tun. Was soll das? Und nun die Himmelsrichtung Osten. Diese Form von innerkirchlicher Opposition – oder Illoyalität? – ist nicht akzeptabel. Deshalb wohl auch der Wink, von nun an nicht mehr von einer Reform der Reform zu sprechen. Übrigens, St. Peter in Rom und der Mainzer Dom stehen genau andersrum. Schon immer!
Das mit Sankt Peter ist wirklich eine witzige Geschichte, da haben Sie recht. Aber ich nehme hier niemanden persönlich in Schutz, wie ich auch niemanden angreife. Mir geht es nur darum, zu verstehen, worum es geht und was man vielleicht Gutes in der Debatte finden kann. Und von Fußwaschung spreche ich hier gar nicht.
Illoyalität ist genau das Wort, das ich für so etwas auch übrig habe. Kardinal Sarah mag im Schloss St. Emmeram andere Exzellenzen und Durchlauchtigkeiten bei Champagner und Kaviar beeindrucken. Das, was er an Bild von Kirche hervorruft, finde ich aber verheerend: Eine reaktionäre Vereinigung mit einer biederen Moral für die Unterschicht und Saus und Braus für die Oberschicht, verbunden mit törichten Vergleichen zwischen einer angeblichen Homo-ideologie und den Nazis. Und was noch rüberkommt: Da gibt es Widerstand bis aufs Blut gegen den Papst, den man aussitzen will. Ich bete bei Leuten, die mir so kommen, wirklich um Bekehrung.
Das ist ein argumentum ad hominem, und das ist ihr gutes Recht. Trotzdem meine ich, dass man sich das Anliegen hier durch den Kopf gehen lassen sollte und nicht alles mit dem Bade ausschütten.
@Surez Sie sagen es, mit einem Wort gut ausgesprochen, verheerend!
@Charles X.
Ich nehme Ihre Belehrung über die Hochgebete zur Kenntnis. Ebenso Ihre Zurechtweisung wegen des “Anpflaumens” von Suarez. Allerdings würde mich interessieren, wie Sie, Charles X., die Auslassungen von Suarez über Kardinal Sarah bewerten.
@ Gallicantus: Als Regensburger kann ich sagen: In der Sache zutreffend. Sprachlich nicht meine Sache. Sie sollten nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern ggf. auch Ihre Meinung ändern, wenn Sie eines Besseren belehrt werden.
Ob der Pfarrer oder Priester nun auf den Altar schaut der nur eine errichtete Stätte ist oder auf die Gemeinde schaut was ist besser: Meines erachtens auf die Menschen zu sehen, die alle Ebenbild Gottes sind. Also Altar ist eine errichtete Stätte Menschen sind Ebenbild Gottes. Zu Beten in diese Richtung kann also nicht falsch sein.
Und im Übrigen ist Musik, kann Musik auch ein Gebet sein ob nun mit Orgel oder Gitarre, nicht auf das Instrument kommt es an sondern auf den Glauben der Menschen, jedes einzelnen.
Gott ist weder im Osten, Westen, Süden oder Norden sondern überall egal wo man steht, wenn die Gebete “echt” sind werden sie erhört egal in welche Richtung sie gerichtet sind.
Die Christen bildeten ursprünglich eine Hauskirche, d.h. die Eucharistie wurde in kleinen Gemeinschaften gefeiert. Ursprünglich wurden die Christen verfolgt (was zur Zeit wieder sehr aktuell ist -> die Christen sind die weltweit am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft!) und konnten somit nicht öffentlich ihren Gottesdienst abhalten. (Bis zum Konzil von Nicäa im Jahr 325 wurden Christen verfolgt, ihr Vermögen konfisziert und ihre Kirchen angezündet). Ich denke, dass in diesen Gemeinschaften ganz normal am Tisch das Brot und der Wein geteilt wurden – ohne Altar, ohne bestimmte Richtung. Der Älteste / Presbyter war auf Augenhöhe mit den anderen. Erst als das Christentum Staatsreligion wurde, konnte man öffentlich Gottesdienst feiern. Die Christen nahem zahlenmäßig explosionsartig zu, so dass alte römische Palastgebäude in Kirchen umgewandelt wurden (z.Bsp. die Konstantinbasilika in Trier). Erst ab diesem Zeitpunkt wurde eine spezielle Liturgie notwendig und eingeführt (die Liturgie hat viele Elemente aus dem jüdischen Tempelkult und aus dem römischen Staatskult). Wir werden, zumindest in Europa, wieder Zeiten der kleinen Hauskirchen erleben, da die Volkskirche am Schwinden ist. Man wird in Zukunft nicht mehr automatisch in eine christliche Glaubensgemeinschaft hinein geboren, sondern man entscheidet sich für oder gegen eine Gemeinschaft. Es wird dann eine kleine, aber dafür umso überzeugtere Herde übrig bleiben, die die Liebe Christi ausstrahlt. Es wird somit weniger Christen geben – dafür keine “Karteileichen”, deren einziges Kennzeichen nicht der Glaube, sondern die bezahlte Kichensteuer ist. Dann erübrigt sich auch der Streit, in welche Richtung der Priester zu zelebrieren hat….