Kardinal George Pell in Handschellen vor Gericht: seit einigen Tagen läuft das Revisionsverfahren nach seiner Verurteilung, am Donnerstag ging die zweitägige Anhörung zu Ende. Eine Entscheidung steht noch aus, das kann noch dauern. Der Prozess wurde immer auch in den Medien geführt, George Pell und die Medien, diese Geschichte ist auch noch nicht vorbei.
Es gibt drei mögliche Ausgänge des Verfahrens: Freiheit für Pell, ein neues Verfahre oder Bestätigung des Urteils. Und es gibt je nach Ausgang auch noch die Möglichkeit einer weiteren Instanz. Ganz gleich wie der Ausgang aussieht, es werden niemals alle zufrieden sein können, zu hoch waren die Wellen während der vergangenen Jahre geschlagen.
George Pell und die Medien
Es war und ist nicht einfach für die Kirche in Australien, erstens weil Kardinal George Pell nicht der einzige war und ist, der sich mit Vorwürfen konfrontiert sah und sieht, sondern auch weil er immer auch so etwas wie eine Symbolfigur für diese Krise in Australien war.
Symbolfigur Pell
Symbol ist Pell aber auch in seiner Bedeutung für das Pontifikat von Papst Franziskus. Einerseits stand er für die saubere Aufarbeitung der finanziellen Angelegenheiten des Vatikan, robust im Auftreten und ohne falsche Rücksichtnahme. Er gehörte zu den engsten Beratern des Papstes.
Andererseits war er auch ein öffentlicher Kritiker der Linie von Franziskus, seine Vorwürfe gegen die Familiensynode waren laut und deutlich, auch hier sein robuster Stil, wenn ich das mal so sagen darf.
Der Prozess um ihn hat Papst Franziskus sein Amt sicherlich nicht einfacher gemacht.
Vielleicht Grund, einen Moment zurück zu denken. Es ging um Missbrauch. An zwei Jungen, ein Missbrauch der lange her war und auf den Drogenmissbrauch und dergleichen folgten, es war also nicht einfach für das eine überlebende Opfer, sich genau zu erinnern.
Komplexer Prozess
Der erste Prozess war deswegen auch gescheitert, die Jury konnte sich nicht einigen, Journalisten sprachen von 10 zu 4 Stimmen (für Pell). Der zweite Prozess ging dann in genau die andere Richtung und endete in einem Schuldspruch. Das alleine zeigt, wie schwer es ist, ein solches furchtbares Ereignis rechtlich und öffentlich zu bewerten.
Meinen Respekt für alle, die sich damit auseinander setzen und die es nach all den Jahren probieren, das Recht durchzusetzen.
Respekt für das Rechtssystem
Einen der besten Artikel dazu hat Austen Ivereigh geschrieben, noch vor dem Beginn des Revisionsverfahrens. Ausgewogen und sehr nachdenklich. Die Lektüre lohnt. Er trifft auch meine eigenen Fragen sehr gut, ich war mir nie sicher, was ich dazu denken sollte.
Zum einen passte da irgendwie nicht alles zusammen, die Geschichte und die Beweise klangen in meinen Ohren komisch, nicht schlüssig. Auf der anderen Seite wissen wir, wie schwer es Opfer haben, für glaubwürdig gehalten zu werden. Alle Prozess-Beobachter haben aber die Glaubwürdigkeit des Opfers deutlich betont, und beides – die Widersprüchlichkeit der Geschichte und die Glaubwürdigkeit des Opfers – standen im Gegensatz zueinander. Was den Prozess so schwer gemacht hat.
Opfer haben es immer noch schwer, gehört zu werden
Schwierig fand ich die gesamte Zeit über die Perspektive vieler Beobachter. Zum einen schien entweder klar, dass er schuldig sei, sein muss: Pell, Symbolfigur für die Täter in Australien und für das Vertuschen.
Die andere Haltung war die, dass Pell ein Märtyrer sei. Zumindest innerkirchlich und im angelsächsischen Raum gab es da kaum Zwischentöne.
Aber auch bei uns war es nicht ganz einfach. Das Gericht – wir erinnern uns – hatte eine so genannte „suppression order“ erlassen, es durfte also während des Prozesses nicht berichtet werden. Und es gibt nun auch Prozesse gegen Journalisten, die dagegen verstoßen haben sollen.
Das Verbot, zu berichten
Ein Angriff auf die Pressefreiheit sei das gewesen, habe ich immer wieder gelesen. Aber ganz gleich, wie man dieses Bericht-Verbot einschätzt, es ist Teil des Rechtssystems, das George Pell zur Verantwortung gezogen hat. Australien ist ein Rechtsstaat und von hier aus darüber den Stab zu brechen hatte immer einen etwas schalen Beigeschmack.
Zumal der Fall so schwierig war. Medien sind immer „teilnehmende Beobachter“, sie verändern durch die Arbeit das, worüber sie berichten. Das geht auch gar nicht anders. Aber in diesem Fall wollte der Richter das so weit wie möglich ausschließen. Das war zum Wohl des Opfers – für einen richtigen Prozess – zum Schutz der Rechte des Angeklagten und für einen sicheren Ablauf des Verfahrens.
Ein sicherer Ablauf des Verfahrens
Sich an solch ein Verbrechen zu erinnern ist nicht so einfach, wie uns die Erfahrung und die vielen Geschichten der vergangenen Jahre gelehrt haben. Das unter den Scheinwerfern der Öffentlichkeit zu tun und auf der ganzen Welt begutachtet und bewertet zu werden, genau das wollte der Richter ausschließen.
Aber nicht die Pressefreiheit war hier das Opfer. Sondern der Mann, der von einer Vergewaltigung berichtete und – weil im ersetzen Prozess die Jury sich nicht einigen konnte – das gleich zwei Mal. Und ein zweites Opfer, das nicht mehr sprechen konnte, weil dieser Mann schon verstorben ist. Das waren die Opfer.
Das waren die Opfer
Was die Auswirkungen jetzt für die Kirche in Australien bedeuten, das kann ich und will ich von hier aus nicht beurteilen, der Artikel von Austen Ivereigh gibt eine gute Perspektive. Wir werden sehen, wie die Kirche, wie die Glaubenden, wie die Medien, wie die Öffentlichkeit damit umgehen.
Es gibt aber Dinge, die wir aus dem Verfahren lernen können. Erstens, dass es nicht einfach ist, Opfern und Überlebenden von Missbrauch vor Gericht Recht zu verschaffen. Jeder Fall ist einzeln, dauert, hängt an der Glaubwürdigkeit und der Beweislage. Vorverurteilungen von Angeklagten helfen nicht, ebensowenig wie das Gegenteil. Das klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist es aber nicht, wenn man auf die manchmal doch sehr vereinfachenden Berichte der vergangenen Jahre blickt.
Vertrackt
Zweitens steht hier nicht das Pontifikat von Papst Franziskus vor Gericht. Die Versuchung ist groß, jetzt die Reform oder Teile der Reform für gescheitert zu erklären. Kardinal Pell hat ja nie seinen Job im Vatikan aufgegeben, deswegen war jede Pell-Geschichte auch immer einen Vatikan-Geschichte. Das ist medial verführerisch, trifft aber nicht den Kern des Verfahrens.
Drittens können wir lernen, wie wichtig es ist, die Dinge nicht auf sich beruhen zu lassen. Missbrauch ist ein Verbrechen und zerstörerisch. Und wer Missbrauch erleben musste, der steckt in einer vertrackten Situation. Das für Dritte – Richter, Geschworene – klar zu bekommen ist schwer. Um so wichtiger ist es, da nicht nachzulassen.
Nicht nachlassen
Viertens – und hierfür kann Pell nun tatsächlich eine Symbolfigur sein – lernen wir dass Missbrauch eben nicht im luftleeren Raum stattgefunden hat und stattfindet und dass sowohl der Missbrauch wie auch die Aufklärung und die Rechtsprechung Auswirkungen haben. Auf die ganze Kirche, ob die will oder nicht.
Die Täter haben neben den Menschen, die sie missbraucht haben, eben auch die Kirche geschädigt. Und die und wir alle müssen damit klar kommen. Und das wird dauern. Und das ist kompliziert, das hat uns der Pell-Prozess mehr als deutlich vor Augen geführt.
Mit dem Ausgang dieses Verfahrens entscheidet sich nur dieses Verfahren, nichts anderes. Sorgfalt, Ausdauer, Differenzierung, das alles darf nicht nachlassen, ob George Pell nun schuldig gesprochen bleibt oder nicht.
Wozu die Handschellen? es bestand doch wohl keine Fluchtgefahr. Die Handschellen wecken bei mir den Verdacht auf einen Schauprozess.
Über den Fall selbst kann und will ich mir kein Urteil erlauben.
Ihr Verdacht ist sehr naheliegend. Seine Eminenz erweckt bei mir den Eindruck eines glaubenstreuen Katholiken. Solche Menschen sind für die Welt schwer zu ertragen.
Missbrauchstäter sind für die Welt aber auch nicht zu ertragen!!!!
Nicht für die Welt und nicht für mich als glaubenstreuen Katholiken.
Nach allem, was ich über diesen Prozeß und seine Vorgeschichte gelesen habe, halte ich seine Eminenz nicht für einen Mißbrauchstäter. Man wird sehen, ob sich das Tribunal in Australien dieser Einschätzung anschließt.
Im übrigen schließen sich die Eigenschaften „Glaubentreuer Katholik“ und Mißbrauchstäter aus.
Diese letzte Annahme finde ich schwierig. Natürlich, wer sich nach den Worten Jesu richtet kann niemandem Schaden zufügen, insofern stimmt das natürlich. Nur haben wir in der Vergangenheit sehr viele Täter gesehen, die über Jahre hinweg treue Mitglieder der Kirche waren oder dafür gehalten wurden. Ihr Satz ist insofern schwierig, als er einen logischen Schluss andeutet: Glaubenstreue können keine Täter sein. Dahinter kann man sich leider auch verstecken.
Sie kennen den Unterschied zwischen Vorgeben, etwas zu sein, und etwas Sein?
Ich weiß nicht recht, ob Ihr Satz – der vorgibt eine Frage zu sein – unverschämt oder einfach nur falsch ist. Aber tun wir mal so, als ob es wirklich als Frage gemeint war. Ja, ich kenne den Unterschied. Ich befürchte nur, dass viele von den Tätern von sich selber gesagt haben, dass sie glaubenstreu seien. Ein Problem zumindest bei den krankhaft-pädokriminellen ist es ja, dass sie nicht sehen, dass sie Schaden anrichten. Oder es nicht wahrhaben wollen.
Damit wird Ihr Satz schwer anwendbar. Wir können ja gar nicht beurteilen, ob jemand „glaubenstreu“ ist, weil sich vielleicht erst sehr viel später zeigt, dass das nicht der Fall ist.
Außerdem lässt sich der Satz ja auch weiter ausdehnen: Missbrauchstäter ist ja nicht die einzige Sünde und das einzige Verbrechen, dass dem Glauben widerspricht. Ich unterstelle nicht, dass Sie das so meinen, aber aus dem Satz könnte man logisch ein „Glaubenstreuer Katholik und Sünder schließen sich aus“ machen. Und dieser Satz wäre dann falsch.
Ich halte Ihren letzten Schluss für einen Trugschluss, der genau auf der Linie liegt, die Missbrauch in der Kirche institutionell befördert hat.
Lassen wir doch die Justiz in Australien ihre Arbeit tun und fangen wir an uns in der Kirche nicht um scheinbare Glaubenstreuen als vielmehr um moralische Integrität zu kümmern. Und da geht es auch darum Missbrauch in allen Formen Bein Namen zu nennen.
Auch ein glaubenstreuer Katholik ist ein Sünder, wir sind alle Sünder. Die Frage ist nur, von welchem Kaliber die Sünden sind. Ein glaubenstreuer Katholik wird sich stets bemühen, der Sünde immer weniger Platz in seinem Leben und Handeln einzuräumen, was das bewußte Begehen einer schweren Sünde weitgehend ausschießen sollte, denn er weiß, daß ihn jede Sünde von Gott trennt. Ein glaubenstreuer Katholik wird zudem alles tun, um zu verhindern, daß er sich in einem Dauerzustand der Sünde befindet. Bei aller Schwäche weiß er jedoch, daß ihm jeder Empfang des Sakramentes der Versöhnung einen Neuanfang ermöglicht.
Wie soll da ein Kinderschänder oder jemand, der seine Macht über Untergebene aus sexueller Begierde mißbraucht, ein glaubenstreuer Katholik sein?
Bei Missbrauch geht es um Verbrechen. Und es ist wichtig das Beim Namen zu nennen.
Im Zusammenhang von Missbrauch, Sexuellem Missbrauch oder Machtmissbrauch von Sünde oder von glaubenstreuen Katholiken zu schwafeln ist ein Blendfeuer, das der Tatsache der Verbrechen.und der Ernsthaftigkeit gegenüber den Opfern Hohn spricht.
Missbrauch ist ein Verbrechen und wir dürfen schauen ob die Justiz in Australien zu den Schluss kommt ob der Herr Kardinal ein solches Verbrechen begangen hat oder nicht!
Der Begriff „glaubenstreue Katholiken“ hat nur den Sinn, sich von „gläubigen Christen“ abzusetzen. Man definiert sich über Ansprüche und kann dann daran messen, wer dazu gehören darf und wer nicht. Man wird zum Richter über andere.
„Seine Eminenz erweckt bei mir den Eindruck eines glaubenstreuen Katholiken.“ Bei mir erweckt der Kardinal genau den gegenteiligen Eindruck. Ist er DESWEGEN im Sinne der Anklagepunkte schuldig? Nein!
Ich muss ganz ehrlich gestehen: Auf solche Kommentare wie den von Claudia kann man echt verzichten.
Lesen Sie das Buch „Sodom „
Kann das alles Lüge sein????
Ob nun ein krimineller mit Handschellen vor geführt wird oder werden sollte finde ich auch übertrieben. Meines Erachtens haben auch kriminelle egal wer das Recht um einen würdigen Umgang. Dabei geht es nicht darum ob es nun ein Würdenträger ist oder ein Asylant oder wer auch immer. Aber zu denken wie @Claudia christliche würdenträger seien nicht in der Lage Verbrechen zu begehen, fehlt es am Weitblick.
Ich vermute schlicht, dass Kardinal Pell genauso behandelt wird, wie alle anderen Angeklagten auch.
Ich meine mich erinnern zu können, dass zu den Besonderheiten des anelsächsischen Rechtssystems gehört, dass nicht seine Schuld, sondern seine Unschuld bewiesen werden muss. Da kann ich mich aber täuschen. Wäre dem so, dann wären die Handschellen sehr wohl gerechtfertigt.
„Mit dem Ausgang dieses Verfahrens entscheidet sich nur dieses Verfahren, nichts anderes. Sorgfalt, Ausdauer, Differenzierung, das alles darf nicht nachlassen, ob George Pell nun schuldig gesprochen bleibt oder nicht.“
Das finde ich richtig. Mir ist es wichtig geworden, dass auch der ranghöchste Vertreter meiner Kirche nur ein Mensch ist.
Ich möchte hier nur noch einen sehr persönlichen Beitrag dazu schreiben – für die Opfer. Diese jahrelange Zurückhaltung oder Bewusstwerdung eines sexuellen Missbrauchs hat eben psychische Gründe (wurde schon mehrfach erläutert). Wer niemals ((meinte!!,)) missbraucht wurde ((worden zu sein!!)), der sollte sich eines Urteils grundsätzlich enthalten.
Ich habe eine eigene Erfahrung: Nach rund 30 Jahren tauchte sie wieder auf … sie war „verdrängt“ worden, wie es in der Fachsprache heißt. Ich hatte mich so geschämt, dass mir DAS geschehen war! Eine erwachsene Frau hatte MICH als Jugendliche missbraucht! Als ich nach diesen 30 Jahren in einem ganz normalen Enneagramm-Kurs der Frage nachging, warum ich mit starken Frauen so schlecht zusammen arbeiten konnte, kam sie unerwartet „hoch“, diese Erinnerung! Ich konnte Frauen mit Macht-Allüren und entsprechendem Auftreten nicht ertragen. Sie erinnerten mich (unbewusst) an meine Unterlegenheit!
Dass menschliche Sexualität so bestimmend ist in unserem Leben, haben wir als katholische Kinder und Jugendliche vor nunmehr gut 50 Jahren niemals vermittelt bekommen, bis dahin – und auch nicht später – weder im Reli-Unterricht (ich sage nur „…Storchentante…“!!! noch von den eigenen Eltern.
Eine fatale Entwicklung, die sich fortsetzt! Es kostet mich heute immer noch große Überwindung, mit meinen eigenen Kindern, die alle erwachsen sind, „Sexualität“ auch nur anzusprechen. Dabei möchte ich sie gern schützen vor solchen negativ prägenden Erfahrungen!
WAS haben wir als Menschen davon? Der Verstand sagt „Sexualität gehört zum Menschen“, und WIR als Christen-Menschen haben ein Problem damit… WER oder WAS hat das wohl eingerichtet?
Wollte Gott solche Wesen schöpfen?
„Dass menschliche Sexualität so bestimmend ist in unserem Leben, haben wir als katholische Kinder und Jugendliche vor nunmehr gut 50 Jahren niemals vermittelt bekommen, bis dahin – und auch nicht später – weder im Reli-Unterricht (ich sage nur “…Storchentante…”!!! noch von den eigenen Eltern.
Eine fatale Entwicklung, die sich fortsetzt! Es kostet … heute immer noch große Überwindung… , “Sexualität” auch nur anzusprechen. …
WAS haben wir als Menschen davon? Der Verstand sagt “Sexualität gehört zum Menschen”, und WIR als Christen-Menschen haben ein Problem damit…“
„WER oder WAS hat das wohl eingerichtet?“
Das ist eine sehr gute Frage …, deren Beantwortung für die Aufarbeitung dieser Haltung/Lehre seitens der Betroffenen (Wir müssen uns aber bewusst machen: Von dieser Lehre/Prägung betroffen sind längst nicht alle gläubigen Katholiken !) immens wichtig ist !
Und: Diejenigen, die den katholischen Glauben (damals) dahin gelenkt haben, wissen nicht, was sie damit (vor allem bei den Betroffenen) angestellt haben !
Ich hoffe sehr, dass der Missbrauchs-Skandal in der katholischen Kirche über die kommenden Jahre dazu führt, dass das Verhältnis Katholische Kirche – Sexualität „auf gute Beine gestellt“ wird. Dann hätte der Missbrauchs-Skandal (neben der Aufklärung und deren positiven Folgen für die Opfer) eine weitere gute Konsequenz !
Ich befürchte nach dem jüngsten Gender-Dokument vom Vatikan wird das nichts mehr. Leider
„Wer niemals ((meinte!!,)) missbraucht wurde ((worden zu sein!!)), der sollte sich eines Urteils grundsätzlich enthalten.“
Dazu habe ich einen hervorragenden Text,
hier einen Auszug aus dem Buch,
Ja heißt ja und … von Carolin Emcke
… „Zweitens:
Die zweite Position bezweifelt nicht, dass Menschen die Erfahrungen anderer verstehen können, aber sie fordert, dass sie sich nicht äußern sollte,
Das ist fatal.
Auch jemand, die oder der noch nie selber sexuell belästigt wurde, jemand, die oder der nicht herabgesetzt oder gedemütigt wurde, auch jemand, die oder der den Schmerz einer solchen Erfahrung nicht persönlich kennt, sollte sich äußern dürfen. Strukturelle Ungleichheit oder asymmetrische Machtverhältnisse lassen sich auch kritisieren, wann man selbst nicht zu denen gehört, die dadurch benachteiligt werden.
Auch wer Privilegien und Status bedacht wurde, qua Geburt, qua Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse, Kultur, Nation, kann diese Privilegien in Frage stellen. Es ist vielleicht nicht so ,leicht, die Missstände zu bemerken oder zu erkennen, wenn sie einem nicht jeden Tag als konkrete Ausgenzungen auf den Leib geschrieben werden. Aber das heißt nicht, dass nicht zu verstehen und zu kritisieren wären. Auch ohne eigene Erfahrung und Inklusion, von Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit, von Gleichheit und Ungleichheit benennen und kritisieren.
Warum sollen sich nicht auch Weiße kritisch zu strukturellem Rassismus äußern dürfen, Heterosexuelle zu Homophobie, Atheisten zur Religionsfreiheit, Männer zu Sexismus? Ich erwarte das sogar von ihnen.
Ohne die Fähigkeit und Möglichkeit des Nachdenkens jenseits der eigenen Bedürfnisse, jenseits der eigenen Gruppen, Klasse, Lebensform, ohne das Entwickeln von Begriffen und Vergleichen zwischen unterschiedlichen Erfahrungen kann keine Gerechtigkeit , keine Anerkennung, kein Freiheit gedacht werden.“
…
Zu Pell, warten wir das Urteil ab.
Warum in Handschellen? Vielleicht weil es in Australien so üblich ist Gefangene so ins Gericht zu begleiten.
Guter Beitrag. Meisterhaft, @P. Hagenkord!