Es war „Germanicus“, die deutschsprachige Arbeitsgruppe bei der Bischofssynode, die es in ihrem Bericht zur zweiten Woche am klarsten aussprach: die Synode müsse sich wie sie selber es in der Gruppe getan hätten zur Frage von Gerechtigkeit/Wahrheit und Barmherzigkeit verhalten. In der Gruppe hätten sie dazu einige Vorschläge erarbeitet, die übrigens alle einstimmig verabschiedet wurden, interessant wenn man die Zusammensetzung betrachtet, wie Kardinal Vincent Nichols bei der Pressekonferenz an diesem Mittwoch kommentierte. Aber es gibt ja Vorarbeit.
Es lohnt sich nachzulesen, was derjenige geschrieben hat, der diese Synode einberufen hat und der von ihr beraten wird: Papst Franziskus. Lesen wir bei Misericordiae Vultus, der Einberufungsbulle zum Heiligen Jahr, die Nr. 20 und 21 (die deutsche Webseite des Vatikan hat leider die Nummerierung nicht übernommen).
Der Papst schreibt:
Es ist nicht sinnlos, in diesem Zusammenhang auf die Beziehung zwischen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit hinzuweisen. Es handelt sich dabei nicht um zwei gegensätzliche Aspekte, sondern um zwei Dimensionen einer einzigen Wirklichkeit, die sich fortschreitend entwickelt, bis sie ihren Höhepunkt in der Fülle der Liebe erreicht hat. Die Gerechtigkeit ist ein grundlegendes Konzept der Zivilgesellschaft, in der man sich normalerweise auf eine Rechtsordnung bezieht, in deren Rahmen das Gesetz angewendet wird. Unter Gerechtigkeit versteht man auch, dass einem jeden das gegeben werden muss, was ihm zusteht. In der Bibel spricht man vielfach von der Gerechtigkeit Gottes und von Gott als Richter. Dabei wird sie gemeinhin verstanden als die Beachtung des gesamten Gesetzes und das Verhalten eines jeden guten Israeliten gemäß dem göttlichen Gebot. Diese Sichtweise hat aber nicht selten zu einem Legalismus geführt, indem man den ursprünglichen Sinn verfälscht und den tiefen Sinn der Gerechtigkeit verdunkelt hat. Um eine legalistische Sichtweise zu überwinden, ist es notwendig sich daran zu erinnern, dass in der Heiligen Schrift die Gerechtigkeit hauptsächlich als ein sich völliges und vertrauensvolles Überlassen in den Willen Gottes verstanden wird.
Jesus selbst spricht viel häufiger von der Bedeutung des Glaubens als von der Beachtung des Gesetzes. Und in diesem Sinn müssen wir seine Worte verstehen, als Er – während Er mit Matthäus und anderen Zöllnern und Sündern zu Tisch sitzt – den Pharisäern, die ihn kritisierten, antwortete: » Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten « (Mt 9,13). Angesichts einer Sicht der Gerechtigkeit als der bloßen Einhaltung von Gesetzen, die in der Folge Menschen einteilt in Gerechte und Sünder, versucht Jesus die große Gabe der Barmherzigkeit aufzuzeigen, die Barmherzigkeit, die den Sünder sucht und ihm Vergebung und Heil anbietet. Man versteht, warum Er aufgrund einer solchen befreienden Vision, die Quelle der Erneuerung ist, von den Pharisäern und Schriftgelehrten abgelehnt wird. Diese legten in ihrer Gesetzes-
treue den Menschen lediglich Lasten auf die Schultern, blendeten aber die Barmherzigkeit des Vaters aus. Der Ruf nach der Einhaltung des Gesetzes darf nicht die Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse behindern, die die Würde der Menschen ausmachen.
Der Hinweis Jesu auf den Text des Propheten Hosea – » Liebe will ich, nicht Schlachtopfer « (Hos 6,6) – ist in diesem Zusammenhang sehr bedeutsam. Jesus betont, dass von nun an der Primat der Barmherzigkeit die Lebensregel seiner Jünger ist, so wie er es selbst bezeugt hat, als er mit den Sündern zu Tisch saß. Die Barmherzigkeit wird noch einmal als die grundlegende Dimension der Sendung Jesu aufgezeigt. Das ist eine wirkliche Herausforderung für seine Gegenüber, die bei einer formalen Beachtung des Gesetzes stehenblieben. Jesus geht dagegen über das Gesetz hinaus. Dass er Gemeinschaft hat mit denen, die nach dem Gesetz Sünder waren, lässt verstehen, wie weit die Barmherzigkeit geht.
Auch der Apostel Paulus hat einen ähnlichen Weg durchschritten. Bevor er Jesus auf der Straße nach Damaskus begegnete, suchte er in seinem Leben auf tadellose Weise die Gesetzesgerechtigkeit (vgl. Phil 3,6). Seine Bekehrung zu Christus verwandelte seine Sichtweise völlig, so dass er im Galaterbrief feststellt: » Auch wir sind dazu gekommen, an Christus Jesus zu glauben, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus, und nicht durch Werke des Gesetzes « (Gal 2,16). Sein Verständnis der Gerechtigkeit änderte sich radikal. Paulus stellt nun an die erste Stelle den Glauben und nicht mehr länger das Gesetz. Nicht die Beachtung des Gesetzes rettet, sondern der Glaube an Jesus Christus, der durch seinen Tod und seine Auferstehung in seiner gerecht machenden Barmherzigkeit das Heil bringt. Die Gerechtigkeit Gottes bedeutet jetzt die Befreiung derer, die Sklaven der Sünde und all ihrer Folgen sind. Die Gerechtigkeit Gottes ist seine Vergebung (vgl. Ps 51,11-16).
Die Barmherzigkeit steht also nicht im Gegensatz zur Gerechtigkeit. Sie drückt vielmehr die Haltung Gottes gegenüber dem Sünder aus, dem Er eine weitere Möglichkeit zur Reue, zur Umkehr und zum Glauben anbietet. Die Erfahrung des Propheten Hosea kommt uns zu Hilfe, um zu zeigen, wie die Gerechtigkeit in Richtung der Barmherzigkeit überboten wird. Dieser Prophet gehört in eine der dramatischsten Abschnitte der Geschichte des Volkes Israels. Das Reich steht kurz vor der Zerstörung. Das Volk hat den Bund gebrochen, hat sich von Gott entfernt und den Glauben der Väter verloren. Nach menschlicher Logik wäre es nur gerecht, dächte Gott daran, dieses untreue Volk zurückzuweisen. Man hat den geschlossenen Bund nicht eingehalten und folgerichtig verdient es die gerechte Strafe, das Exil. Die Worte des Propheten bezeugen das: » Doch er muss wieder zurück nach Ägypten, Assur wird sein König sein; denn sie haben sich geweigert umzukehren « (Hos 11,5). Und doch, nach dieser ersten Reaktion, die nach Gerechtigkeit verlangt, verändert der Prophet seine Wortwahl radikal und offenbart das wahre Antlitz Gottes: » Mein Herz wendet sich gegen mich, mein Mitleid lodert auf. Ich will meinen glühenden Zorn nicht vollstrecken und Efraim nicht noch einmal vernichten. Denn ich bin Gott, nicht ein Mensch, der Heilige in deiner Mitte. Darum komme ich nicht in der Hitze des Zorns « (Hos 11,8-9). Der heilige Augustinus sagt gleichsam als Kommentar zu diesem Wort des Propheten: » Es ist leichter, dass Gott seinen Zorn zurückhält als seine Barmherzigkeit «.Das stimmt. Gottes Zorn dauert einen Augenblick, seine Barmherzigkeit dagegen währt ewig.
Wenn Gott bei der Gerechtigkeit stehen bliebe, dann wäre er nicht mehr Gott, sondern vielmehr wie die Menschen, die die Beachtung des Gesetzes einfordern. Die Gerechtigkeit alleine genügt nicht und die Erfahrung lehrt uns, dass wer nur an sie appelliert, Gefahr läuft, sie sogar zu zerstören. Darum überbietet Gott die Gerechtigkeit mit der Barmherzigkeit und der Vergebung. Das bedeutet keinesfalls, die Gerechtigkeit unterzubewerten oder sie überflüssig zu machen. Ganz im Gegenteil. Wer einen Fehler begeht, muss die Strafe verbüßen. Aber dies ist nicht der Endpunkt, sondern der Anfang der Bekehrung, in der man dann die Zärtlichkeit der Vergebung erfährt. Gott lehnt die Gerechtigkeit nicht ab. Er stellt sie aber in einen größeren Zusammenhang und geht über sie hinaus, so dass man die Liebe erfährt, die die Grundlage der wahren Gerechtigkeit ist. Wir müssen sehr genau hinschauen auf das, was Paulus schreibt, damit wir nicht genau in den Fehler verfallen, den der Apostel bei seinen jüdischen Zeitgenossen kritisiert: » Da sie die Gerechtigkeit Gottes verkannten und ihre eigene aufrichten wollten, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen. Denn Christus ist das Ende des Gesetzes, und jeder, der an ihn glaubt, wird gerecht « (Röm 10,3-4). Diese Gerechtigkeit Gottes ist die Barmherzigkeit, die allen als Gnade geschenkt wird kraft des Todes und der Auferstehung Jesu Christi. Das Kreuz ist also das Urteil Gottes über uns alle und die Welt, denn es schenkt uns die Gewissheit der Liebe und des neuen Lebens.
Der Text der deutsche Sprachgruppe beschreibt das Verhältnis zwischen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, trifft aber keine Aussage über beider Verhältnis zur Wahrheit.
Für mich eine eklatanter und alles in Frage stellender Mangel.
Denn wenn die Frage einer allgemeingültigen Wahrheit nicht entscheidbar ist, sondern nur im Einzelfall bewertet werden kann(nach welchen Kriterien auch immer), kann dann die Kirche überhaupt eine grundlegende Wahrheit verkündigen?
Oder muss sie sich gemeinsam mit Pilatus resigniert zurücklehnen: Was ist „Wahrheit“?
Müssen sich nicht die Märtyrer der Kirche fragen, für welche Wahrheit sie ihr Leben gelassen haben, wenn es keine Wahrheit gibt bzw. sie nur im Einzelfall entscheidbar ist?
So wie es der Bischof von Bukarest in einem Interview von heute benennt: seine Landsleute haben unter dem Kommunismus ihr Blut für die Wahrheit Christi vergossen. War das umsonst?
Welche Wahrheit soll dann Inhalt einer Hinführung auf die Ehe werden:
Gott ist barmherzig, derswegen tu einfach, was du willst?
Ich glaube nicht, dass der letzte Satz wirklich die Grundlage des Glaubens sein kann, die Synode wehrt sich auch einstimmig (!) gegen solche Feststellungen. Also muss Wahrheit woanders liegen.
Wahrheit ist keine Sammlung von Sätzen, sondern Begegnung mit Christus. Das Wort ist Fleisch gewordene, nicht Wort geblieben, um es überspitzt zu formulieren. Das heißt Mensch in der Geschichte. Das muss man Ernst nehmen. Es gibt keine Wahrheit, die losgelöst von der Welt existiert.
Wie genau wir das heute formulieren können, das ist die Aufgabe der Theologen. Und der Poeten, wahrscheinlich. Die Märtyrer sind gestorben, weil sie für ihren Glauben eingestanden sind, für Menschen, Menschlichkeit, Göttlichkeit des Lebens. Aber nicht für eine Sammlung von Sätzen. Und genau deswegen verehren wir sie.
Da stimme ich Ihnen im Grunde zu, nur dass ich denke, dass sich Wahrheit durchaus formuliert werden kann und auch von der Kirche formuliert werden muss.
Ich nenne eine zentrale Wahrheit: Die Sünde zerstört unser Leben. Aber Jesus hat sein Leben hingegeben, damit unser Leben durch die Vergebung der Sünde gerettet wird. DAS ist die übergroße Barmherzigkeit Gottes. Und alle Heiligen haben genau diese Wahrheit bezeugt.
Die Kirche ist gerufen, diese Wahrheit verkündigen, damit sie Fleisch werden kann. Wenn sie nicht den Mut hat, von der Sünde zu sprechen, hindert sie die Menschen, der Barmherzigkeit Gottes in Christus zu begegnen und aus dem Tod gerettet zu werden.
Siehe auch die geistlichen Werke der Barmherzigkeit.
Wo sie das tut, da wird das Wort Fleisch in den Menschen, und da gebe ich Ihnen Recht, das soll in unserer Geschichte passieren und nicht in Theorie und Theologie.
Und vielen Dank für Ihre Antwort, trotz der knappen Zeit. Das weiß ich sehr zu schätzen.
An dieser Stelle möchte ich den Tagebucheintrag von heute früh einbringen, denn ich finde, er passt zu diesem Blogeintrag und dem 1. Beitrag dazu:
Donnerstag, 5.07 h. Ich bin müde und nach wie vor auf der Suche nach meinem Ich. Vernunft spielt in diesem Ich die Hauptrolle, denn ohne sie wäre ich das Opfer dieser Welt geworden. Ich habe sie eingesetzt, um Selbst ins Leben zu führen und damit die Zeit der Erkenntnis zu beschließen. Das Leben ist Jesus als leuchtendes Beispiel. Wer könnte anderes im Leben fortbestehen als Er, der Wiederauferstandene? Wer könnte als lebendiges Beispiel dienen für die Vollkommenheit des Menschen, wenn nicht Jesus Christus? Wer hat Gott, Vater genannt und ihn damit als seinen Vater anerkannt? Die ihm nachfolgende Menschheit ist beschlossene Sache, sie ist vollendet und doch noch nicht vollkommen. Was Jesus fehlt ist die geistige Braut, das Mädchen, das seinen Vater als ihren Vater annehmen kann, um dann ein gemeinsames Leben zu bauen. Ich bin ich, aus einem Selbst geboren, das Gott jedem Menschen in die Wiege legte, seinen Sohn. Das Leben, das daraus erwachsen kann ist im menschlichen Fortschritt zu erkennen und war bereits verloren, doch Ich hat Gott gerufen, aus Dankbarkeit für das eigene Dasein.
„Ich konnte Gott spüren und er sprach als Vater. So traurig und mutlos hatte Ich den Vater noch nie gesehen und Ich wollte das nicht. Vater war der Rettungsanker auf der Suche nach dem Guten in dieser Welt. Kein Mensch kann das teilen, denn es war ein einmaliger Moment mit Gott als Vater der Braut Jesus.“
Es gibt für alles eine Erklärung, man muss es nur wollen und darf es nicht durch einen neuartigen Wortschatz etablieren. Wir haben genügend Worte und sollten sie nutzen, um das zu formulieren, was wir sagen möchten, um es nicht mehr zu verstecken. Ist nicht Jesus ein Geschöpf aus Gott und Liebe? Er lebte was ihm in die Wiege gelegt wurde, als sein Leben, das niemals enden wird. Für ihn und nur für ihn ist Gott das Geschöpf seines Lebens, denn Er gibt es an die bestehende Menschheit als Sohn Gottes weiter, damit der Vater die Früchte ernten kann, um sie im Herrn zu wandeln. Gott ist das mit Leben zu füllende Wort im Anfang, das seine Schöpfung im Herrn verbindet, mit dem Geschöpf seines Lebens, dem eingeborenen Sohn, Jesus Christus, geboren, gestorben und begraben, am dritten Tage auferstanden von den Toten. Er sitzt zur Rechten Gottes, um zu richten die Lebenden und die Toten. Amen. Wer heute nicht tut was Gott will, der hat sein Leben verwirkt und war nie Teil dieser Welt. All das Schreiben in meinen Tagebüchern half mir dabei dieses Leben zu greifen, um die Welt vor dem Menschen zu retten, der dieses Unheil verursachte. Ich kenne seinen Namen nicht und nur Gott weiß von wem ich hier schreibe, um ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen. Sein sind das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Gott wollte uns durch seinen Sohn retten, er wollte uns all das Leid ersparen, das er bereits kommen sah. Dadurch hat er mir mein Leben geschenkt und dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Er war mein Anker in einer Zeit, in der ich an diese Menschheit verloren schien. Heute kann ich schreiben, was ich damals, vor fünf Jahren nicht mehr in Worte fassen konnte. Es war so überwältigend und unwirklich. Wie sollte man fünf Jahre voller Leben und Sterben in einem Moment begreifen, der einen vor Gott stellt? Dieser Moment war die Wahl zwischen Gott und mir, und ich habe mich damals für Gott entschieden, und ich würde es heute wieder tun. Wer außer Gott könnte sich dieser verdorbene Menschheit entgegenstellen und ihr das Gute abgewinnen, um es in ein für alle tragbares Leben zu wandeln? Liebe und Barmherzigkeit sind ein Wort, denn das Eine ist die Errungenschaft aus dem Anderen. Angewendete Liebe endet in Barmherzigkeit und gegebene Barmherzigkeit wandelt sich in Liebe. Ich habe in Barmherzigkeit angenommen, was Gott mir als Leben geboten hat, um ihm die Liebe zurückzugeben, die Er mir schenkte, als ich sich so dringend brauchte. Es gibt so viele Möglichkeit dieses Leben zu leben und ich wünschte, ich müsste mich nicht für eine davon entscheiden.
Wer entscheidet am Ende über wahr oder falsch, über gerecht oder ungerecht über Liebe und Barmherzigkeit?
Das Volk liegt in Gottes Hand und nicht in menschlichem Ermessen. Die Wahrheit liegt in Menschenhand und niemand sollte sie verleugnen.
@johanna:
Gott ist barmherzig, also tu einfach, was du willst.
Das klingt bei Ihnen so empörend, aber ist das nicht einfach immer so? Ich stelle den Satz etwas um: ich tue sowieso was ich will, aber zum Glück ist Gott ja barmherzig. Die Frage ist, was soll ich denn sonst tun? Das, was andere wollen? Die, die die Macht haben, zu drohen: wenn Du das nicht so machst, dann wirst Du bestraft? Und wenn ich das dann tue, dann mache ich es doch auch, weil ich etwas will, nämlich nicht bestraft werden. Ich bleibe also in jedem Fall ein elender Egoist, solange ich „unter dem Gesetz stehe“, wie das Paulus nennt. Das weder gehorsam noch ungehorsam führen aus diesem von Angst geprägten Gefängnis heraus, allein der Glaube, also das Vertrauen in die Barmherzigkeit Gottes kann einen aus dieser Falle befreien. Wieder Paulus: wir Christen stehen über dem Gesetz. „Fürchtet euch nicht“ ist der Kernsatz bei Christus. Dann kann ich den Egoismus – meinen UND den der anderen – überwinden.
Jetzt werden Sie wieder kommen und sagen: dann macht ja jeder was er will, aber das ist doch immer noch ehrlicher, als das zu tun was die Kirche mir vorschreibt, denn am Ende steht jeder alleine vor Gottes Angesicht, ohne kardinal XY, auf den man dann zeigen kann um zu sagen „aber er hat doch gesagt, dass Du gesagt hast, ich soll…“.
Worauf ich eigentlich hinaus will, ist: es ist ein Riesen Unterschied, seinen eigenen Willen zu tun oder den Willen Gottes. Es ist aber auch ein Riesenunterschied zwischen dem Willen Gottes und dem Gesetz der Kirche. Erst die Barmherzigkeit Gottes erlaubt uns, dem Willen Gottes trotz unseres ständigen Versagens vor Ihm in uns Raum zu geben. Und jeder der meint, er braucht Gottes Barmherzigkeit nicht, wenn er sich schön an die Regeln des Katechismus hält, der wird sich noch wundern…
Der Umgang mit der Wahrheit ist ein spannendes Thema, das auch Sozialwissenschaftler beschäftigt. So warnen Humberto Maturana und Francisco Varela in ihrem Buch „Der Baum der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln des menschlichen Erkennens“ vor der Versuchung der Gewissheit. Unsere eigenen Gewissheiten seien kein Beweis für Wahrheit, da wir beobachten können, dass andere Menschen andere Gewissheiten haben. Wollen wir also mit diesen koexistieren, „dann können wir nicht auf dem beharren, was für uns gewiss ist … , weil das die andere Person negieren würde“ (S. 264). Wir können aber unseren eigene Erkenntnis der Wahrheit durch die Begegnung mit dem Fremden ausweiten. „Diesen Akt nennt man auch Liebe. … Ohne Liebe … gibt es keinen sozialen Prozess, keine Sozialisation und damit keine Menschlichkeit. .. Lebt man ohne Liebe zusammen, so lebt man heuchlerische Indifferenz oder gar aktive Negation des anderen.“ (S. 266).
Im Grunde genommen geht es bei der Wahrheit um das eigene Verständnis dessen was einem begegnet und dem ehrlichen Umgang damit. Ohne falsche Eitelkeiten sollte man die Dinge beim Namen nennen und sich nicht in undurchsichtigen Erklärungen verlieren. Man sollte den Menschen auch nicht nach dem Mund reden, nur um keiner Konfrontation ausgesetzt zu werden. Lieber gar nichts sagen, bevor man die Unwahrheit sagt oder mit leeren Floskeln argumentiert. Was sollte die Wahrheit sein? Jeder unterliegt der Wahrheit indem er sein Gewissen befragt und dann ehrlich ist, zumindest empfinde ich das so.
Johannes 12,47
Jesus Christus spricht: Ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt rette.
Und da finden Viele es einfach ungerecht und werden ganz gemein, das wer gerettet wird, der das nicht verdient.
Wir müssen Gott vertrauen, denn seine Wege sind unergründlich und endgültig, doch sein Reich ist die Ewigkeit.
Liebe Rosi,
sobald wir von Müssen reden, geht das schon schief. Dieses Müssen, als unbarmherziges Über-Ich, hat noch nie etwas Gutes hervorgebracht, nur verkrümmte Seelen.
Wir dürfen, uns wird geschenkt, lasst uns …, solche und ähnliche Worte bringen uns dem Unfassbaren näher.
Gut, dann sage ich wir dürfen Gott vertrauen indem wir uns dem eigenen Willen unterwerfen und ihn nicht am Nächsten messen.
Ja genau und noch besser das wir in ein ich darf und mir wird geschenkt. Zu Ihrem letzten Satz von oben möchte ich noch anfügen wir Menschen wissen eigentlich gar nicht was ein anderer Mensch verdient und auch nicht wer gerettet wird das alleine ist nur dem dreieinigen Gott unterstellt zu entscheiden und das ist der Punkt das die Menschen denken sie wüssten was gerecht oder ungerecht ist.
Mein Gedanke ist, dass, wenn wir glauben, das Gott entscheidet, darin schon die Möglichkeit des Richtens eingeschlossen ist.
Deshalb heißt es doch gerade: zu retten bin ich gekommen.
Allein sich Gott als „Entscheider“ vorzustellen, engt ihn ein.
Ich glaube nicht, dass Gott für uns entscheidet, wir legen die Entscheidung in Gottes Hand. Ob wir das nun bewusst oder unbewusst tun, das liegt wohl im eigenen ermessen, doch am Ende steht Gott unserem Glauben gegenüber und gibt ihm erst Sinn und Verstand.
Sicher da haben Sie schon recht mit dem entscheiden an sich da hätte er sicher viel zu tun, er appelliert auch noch an des Menschens Vernunft und Verstand, sondern er ist vor allem gekommen zu retten das meinte ich so auch nicht. Wer gerettet wird oder nicht das entscheidet jedoch am Ende nicht der Mensch was nicht heißt das nicht jeder gerettet werden kann. Die Kriterien dafür kennt nur einer.
Ergänzung: Auf „Papstgeflüster“ habe ich heute geschrieben:
Das theologische Resümee der deutschen Gruppe von gestern;
„Weil Gott Liebe ist, fallen in Gott Gerechtigkeit und Barmherzigkeit in eins. […] Die Gerechtigkeit Gottes ist seine Barmherzigkeit, mit der er uns gerecht??? macht.“
Warum nicht, mit der er auch uns barmherzig macht? Mit der er auch uns liebend macht? Gerade darum geht es ja! Also typisch spitzfindig, typisch theologisch, da wären wir wieder bei Recht. Und sehr subtil an der Position von Franziskus vorbei.
Mit dem Wort Gerecht ist das Thema gemeint, um das der Apostel Paulus vor allem im Römerbrief kreist. Man könnte auch „erlöst“ sagen. Es ist die Sprache der Bibel, welche von dem deutschen Sprachzirkel hier benutzt wird, das kann man nicht einfach ändern.
Danke, Pater Hagenkord, für die Erklärung. Doch die Sprache macht es eben; denn wer versteht unter „Gerecht“ möglicherweise die Gerechten aus dem AT? Dann ist erlöst besser.
„Die Gerechtigkeit Gottes ist seine Barmherzigkeit, durch die er uns erlöst hat.“ Mmh. Oder: Durch die er uns zu Erlösten macht. Schon besser als gerecht, weil das missverstanden werden kann.
Wobei, ich hörte einmal eine wunderbare Predigt übers Erlöst-Sein und die Frage, was stellen wir uns eigentlich darunter vor, wovon sind wir erlöst und welche Konsequenzen hat das? Wie und wo findet das einen Platz in meinem Leben? Ich will hier nicht referieren, doch die Predigt war super. Erlöst sein heißt, einen heiligen Raum betreten zu haben … . Und wir merken´s nicht.
Und von wegen, man kann die Sprache der Bibel nicht ändern. Weglassen kann man aber. Was ärgere ich mich jedesmal über “ … geh und sündige nicht mehr.“ Ich schreib den Satz mal vollständig und da mit Großbuchstaben, wie er in meinen Augen betont werden soll:
„DARUM … geh und sündige nicht mehr, DAMIT DU LEBEN KANNST.
Jesus macht also der Ehebrecherin eine sehr vieldeutige Verheißung und liest ihr nicht die Leviten.
Passt zum Thema und ich habe wohl meinen theologischen Tag. 🙂
Die Liebe Gottes steht im Recht auf Leben, um mit jedem Menschen spürbar verwirklicht zu werden. Die göttliche Gegenwart ist bedingt durch die Vorgeschichte vieler Generationen, die ihr Leben auf Jesus Christus bauten und genau darin liegt Gerechtigkeit verborgen, in diesem Werdegang der Gegenwart in eine bewusste Gegenwärtigkeit Jesus Christus. Gott nimmt jeden Tag liebevoll entgegen, der seinem Volk entbehrt wonach es strebt, er schöpft aus der Zeit, um Gerechtigkeit zu führen. Ich glaube an die Gerechtigkeit, weil ich an Gott glaube und dieser Glaube bestärkt mich in der Annahme, dass sein guter Kern im Leben fest verankert ist, den es gilt zu entfalten. Wie sollte der Mensch gerecht sein oder Sünde von Wohlwollen unterscheiden können, ohne anmaßend zu wirken, würde ihm selbst nicht Wahrheit zu Grunde liegen? Die Verwirklichung der bestehenden Menschheit hin zu Gott ist ein Entwicklungsprozess, der sich dem einzelnen menschlichen Fassungsvermögen entzieht, trotz alledem jedoch greifbar im Raum steht, um mit der Zeit durch die gesamte Menschheit ans Licht geführt zu werden. Ich glaube an Gott in seiner ganzen Herrlichkeit, weil er anwesend ist um die Menschheit in ihrem Werdegang zu begleiten. Im Grunde genommen liegt Gerechtigkeit auf dem Weg zu Gott, denn er ist der Lohn der Gerechten. Die Barmherzigkeit teilt die Liebe Gottes mit all denen, die ihr begegnen. Diese Teilbarkeit ist es, die Gott ins Leben führte, um Jesus Christus als das zu offenbaren was als eine Einheit vermittelt, dass die Schöpfung unerschöpflich ist, weil sie durch die Liebe Gottes getragen in die Barmherzigkeit geführt, als bewusste Liebe im Herrn zurückgibt was wirklich lebendig ist, Gott. Mensch, Tier und Pflanze sind Gott in seiner Natur mitgeteilt, die sich nun dem Menschen als Ganzes offenbart und doch nur in ihren Teilen wahrgenommen wird. Die Schöpfung ist Eins in Gott, denn Zeit bindet, was sich im menschlichen Bewusstsein wiederfindet, um ihren Aufbau durch physische Bestandteile so zu generieren, dass sie sich letztendlich auch fühlbar im Leben etablieren kann. Der fühlbare Teil des Ganzen ist die Liebe, die Gott an uns durch die Zeit sendet, um die Barmherzigkeit zum Leben zu erwecken, die die Zeit braucht, um als lebendiges Wesen ins Leben einzutreten, als die Einheit, die dem menschlichen Dasein zu Grunde liegt, um es in seine wirkliche und wahrhaftige Form zu führen.
Liebe Blog Gemeinde. grad eben hab ich den Blog non Abt Jeremias Schröder in Katholisch.de ´-Tag 12 -gelesen. WUNDERBAR dieser Humor!!
unbedingt lesen um die Leichtigkeit in schweren Zeiten aufzuheitern.. Leider bin ich PC technisch eine Null
sonst hätte ich den Link mitliefern können
Schönen Abend
Link: http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/tag-12-die-rede-kommt-auf-sex
Ich lese mit Interesse diesen Blog, die Debatten im Blog und die Beiträge der deutschsprachigen Radio-Vatikan-Seite und gelegentlich auch der spanischsprachigen, hier kommt der „Sound“ des Papstes besser herüber, der wohl etwas trockener und direkter, dadurch erleichternd ist, als das in der deutschen Sprache überhaupt möglich ist. Bei dem Thema „Familiensynode“ bin ich froh, daß es eine solche Art der Dialogführung heute gibt, ist es etwa sokratische Aporetik? Es unterscheidet sich jedenfalls von der Quaestio, den Scheindebatten der Scholastik, die ich von früher kenne – das Ergebnis stand schon irgendwie fest. Nein, hier werden die Gedanken in die Tiefe geführt, immer weiter, als ob es keine solche Scheu gibt, wirklich in eine ausweglose Situation zu kommen, oder aus lauter Scham und Schuld vorsichtshalber schon vorher haltzumachen! Ich persönlich erinnere mich dabei an schlimme Erfahrungen mit meinem „Religionslehrer“ aus der vierten Grundschulklasse, er war Dekan in unserer Stadt und hatte es sehr auf ein Mädchen abgesehen, die nicht weit von mir saß, die er mit viel Hass und wohl auch gerne mit dem Stock auf den Rücken schlug, dabei der Klasse erklärte, ihre Mutter würde in Sünde leben (weil sie nicht verheiratet war), hier fiel auch das Wort „Hure“, er kriegte es auch hin, mit seinem Stock vorne an der Brust des Mädchens zu stochern, wo schon kleine Brüste waren. Es ist nun bald 50 Jahre her. Später wurde dieser „Priester“ in eine andere Stadt versetzt wegen sexueller Handlungen an Kindern, wie ich gehört habe. Ich gratuliere der katholischen Kirche sehr, daß nun von ganz oben her eine sehr klare Abgrenzung von solchen Typen erfolgt ist und sie alle rausfliegen. Das ist eine echte, eine wirklich große Kirchenreform, die nicht erst kommt, sondern schon angefangen hat! Wenn jetzt vom Papst von der Heiligkeit der Liebe der Kinder und ihrer absoluten Schutzbedürftigkeit, von der Heiligkeit der Liebe der Eltern zu den Kindern gesprochen wird, von Heuchelei und Scheitern, Sünde und Versuchung, so ist es glaubwürdig. Vor meinem persönlichen Hintergrund sehe ich diese Synode vor allem auch als einen Start der Kirche, sich neu finden zu wollen und sich zusammen auf den Weg zu machen. Gut, daß über die Themen berichtet wird, gut auch, daß es so einen Blog gibt, wo man über solche Erfahrungen schreiben kann. Gut, daß es das gibt, daß heute davon gesprochen wird, daß Gott die Liebe ist und auch davon, daß es den Teufel wirklich gibt und eine falsche „Barmherzigkeit“ ohne eigene Reue.
Ich finde Ihr Beispiel zeigt ganz deutlich, wie Kinder die „Konsequenzen“ ihrer Eltern mittragen und als Antwort immer das danach folgende Leben bekommen. Wie sie damit umgehen und ob sie aus den Konsequenzen lernen, das bleibt jedem selbst überlassen. Schön wäre es, würde dieses Kind als Frau den Priester zur Rede stellen, um ihn auf sein Fehlverhalten aufmerksam zu machen. Noch schöner wäre es, würde der Priester Einsicht zeigen und um Verzeihung bitten.
Und ich finde es gut, daß nun – schon von Papst Benedikt – klargestellt wurde, daß so ein „Priester“ gar kein Priester ist, der etwas mit Gott zu tun haben will, sondern sich nur in die Kirche reingeschlichen hat, um an seine Opfer ‚ranzukommen – daß das auch nicht mehr als „Fehlverhalten“ verharmlost wird und daß die Opfer nicht auch noch von diesen Typen (ich meinte damit solche falschen Priester, nicht die Mutter des Mädchens) entschuldigende Worte vorgeheuchelt bekommen müssen. Was Sie schreiben ist mir etwas unklar: Meinen Sie denn etwa: „Wie man sich bettet so liegt man, und keiner deckt Dich zu! Wenn einer tritt, dann bin ich das, und wenn einer getreten wird, bist Du’s!“(B.Brecht)?
Ich meine, wenn sich niemand der Person entgegenstellt, die sich fühlbar falsch verhält, wie sollte diese Person ihr Fehlverhalten erkennen? Wir sind immer nur so gut, wie es unsere Erziehung zulässt und sollten versuchen diese Voraussetzung auch für andere gelten zu lassen.
Danke, Stephan, für Ihre klaren Worte! Ich empfinde das grundsätzlich ganz genau so! Aber vielleicht meinte Rosi Steffens ja was ganz Anderes…? Vielleicht eine ausgesprochene Mitverantwortung dieses sich als „Hohepriester“ gebärenden katholischen Dekans an der (vermeintlichen) Zukunft Ihrer ehemaligen Mitschülerin, die für sie und die ihr folgenden Generationen ganz gewiss nicht die Katholische Kirche zur Heimat machten !?
Als ehemalige DDR-Katholikin war ich solcherart Religionsunterricht vor 50 Jahren nicht ausgesetzt; bei uns gab es damals ab Klasse 1 (oder ab Erstkommunionunterricht) Religionsunterricht nur in der katholischen Kirchengemeinde, gehalten von (bei uns weiblichen) Laienbeauftragten (?, weiß leider nicht den Status nach dem II. VK), sowie Ordensschwestern oder den Gemeindepfarrern und -kaplänen. Habe zum Glück keinerlei Erinnerungen an individuelle sexistische Beleidigungen oder Übergriffe, sondern an Deren Bemühungen, die wirklich kleine Truppe altersgerecht beieinander zu halten, allerdings auch mit z.T. (!, also nicht generell) haarsträubenden Erklärungen oder ~ Geschichten, als es später um Sexualität ging – was ich damals keineswegs kapierte, sondern nur spürte und ebenso peinlich berührt ablegte, um es irgendwann – viel, viel später – zu erinnern, – allerdings in meiner ganz anderen Wirklichkeit als meinen Mann liebende Frau.
Aber ich weiß auch um konkrete Missbräuche durch katholische Pfarrer in diesem nicht mehr existierenden Staat.
Klasse, wie deutlich Sie es sagen: so ein Priester ist gar kein Priester! Und ich bin sehr dankbar für die eindeutige Haltung von Papst Franziskus in dieser Sache.
Um beim Blog-Thema Familiensynode und mit Ihrer Wortmeldung im Zusammenhang zu bleiben: gescheiterte eheliche Beziehungen hat es immer gegeben, und auch unsere Kirche ist in vielen Einzelfällen ganz konkret daran beteiligt, dass es bei den von ihr geschlossenen Ehen SO krass entgegen dem IDEAL laufen kann… .
Umso dringender ist es, dass meine Kirche endlich und für alle ihre Mitglieder gehbare Wege findet, auch gescheiterten Ehepartnern (scheinbar im Sinn des Kirchenrechts) im wirklichen Alltag volle Gemeinschaft zu geben.
Papst Franziskus ist klar in seiner Rede und überhaupt nicht missverständlich, wenn es um GESETZ und BARMHERZIGKEIt geht. Danke, Herr Pater Hagenkord, für dieses wunderbare umfangreiche Zitat aus „Misericordiae Vultus“! Ich lese und verstehe es einfach, bilde ich mir jedenfalls ein, ohne jemals Theologie studiert zu haben… Mit dem Geist des einfachen Volkes eben, das mit dem Herzen mitten im Glauben steht
im Glauben steht…
Ich habe gar nicht über die Handlung des Priesters nachgedacht, weil ich sie nicht nachvollziehen kann, doch als Mutter hätte ich in dieser Sache meine Chance gesehen, hätte sich mein Kind mir mitgeteilt. Die Handlungsweise des Kindes kann ich nachvollziehen, weil ich in ähnlicher Situation genauso gehandelt habe, die Mutter erhielt keine Chance zu reagieren und der Priester, er ist der Sünder, denn er handelte sicher nicht im Namen Gottes und missbrauchte sogar sein Amt, um Macht auszuüben statt es dafür einzusetzen, Menschen für sich zu gewinnen.
Liebe Rosi Steffens, gut, daß es nun vorbei ist und auch in der katholischen Kirche eine andere Zeit bereits angebrochen ist!!! Das wollte ich eigentlich sagen. Solche Sachen sind so schlimm, daß man, wenn man Sie erlebt hat, noch Jahrzehnte später gar nicht gut denken kann, wenn sie zur Sprache kommen. Stephan
Danke Stephan, so hätt ich es auch geschrieben, vielleicht noch die Causa des einen sog. Ordensgründer (Legionäre Christi ??)
der vorsätzlich Kinder und Frauen missbraucht hat und der -leider- von Johannes Paul II in Schutz genommen wurde
er war doch sonst beim Thema Sexualität so rigoros..
Lieber Ullrich Hopfener, ich habe das nachgelesen über die Legionäre Christi und Papst Johannes-Paul II auf Wikipedia. Inzwischen kann ich relativ einfach mir ein Bild davon machen, daß dieser sog. Ordensgründer ein skrupelloser Mensch gewesen sein muss, von der Art, die man auf deutsch „antisoziale Persönlichkeit“, ein besonders schwerer Spezialfall einer „narzisstischen Persönlichkeitsstörung“, auf englisch „Psychopath“ nennt. Ich habe gelernt, daß sie die nach christlicher Erziehung manchmal sehr gehemmte Fähigkeit, sich zu ärgern, dafür nutzen, um sich zu tarnen, denn der eigene Ärger ist das einzige, woran man sie erkennen kann, bevor es zu spät ist und man reingelegt wurde und den Schaden hat. Danke für den Hinweis und Danke für Ihre Zustimmung. Ich selber bin vor langer Zeit aus der Kirche ausgetreten, nachdem ich den Glauben – auch aufgrund schlimmer Erfahrungen mit bösen katholischen Christen – verloren hatte, oder meinte verloren zu haben. Aber Papst Johannes Paul II mit seinem ungeheuer mutigen Werk für den Zusammenhalt in dem von Hitlerdeutschland und Stalinrussland gedemütigten „Bloodlands“ (Vgl.: Timothy Snyder: Bloodlands, Europe between Hitler and Stalin, 2010) bei ihrer Befreiung aus dem kriminellen Regime, was wohl nur aus seinem tiefen und starken Glauben ihm möglich wurde, bewundere ich sehr! Und um die Reformen einzuleiten, wie es nun geschah, braucht man viel Kraft, wie man auf dem Bild s. link: http://lt.radiovaticana.va/news/2015/10/16/šv_jonas_paulius_ii_„kasdien_meldžiuosi_už_lietuvą“/1179795 sieht (24. Dez. 2000 auf der Schwelle der heiligen Tür der Petersbasilika) hatte er sich da wohl schon fast ganz gegeben. Das Bild spricht. Stephan
@lieber Stephan. danke für dieses Foto..
die Art und Weise WIE er ZEUGNIS gegeben hat für die unbedingte Teilhabe der „Alten“ und Schwerkranken AM LEBEN hat mich unglaublich BERÜHRT!!
UND 1989 ff wäre ohne ihn so nicht gelaufen, behaupte ich jetzt einfach..
meine Einlassung bezog sich auf einige seiner kircheninternen Vorschriften!
aber seine „außenpolitischen“ Unternehmungen und der Mut-ich erinnere an seine 1. Reise (1979)in die Heimat.. bleibt davon unberührt. JA,man muss immer den GANZEN Menschen im Blick haben..
Lieber @Stephan. Ja dieses Foto spricht zu uns. mir gefallen, das Sie versuchen das ganze Pontifikat JPII würdigen, nicht einzelne Mosaiksteine herauslösen, die uns mal mehr oder auch weniger gefallen. Er war ein großer Papst, besonders in seinem Enzykliken hat er uns bleibende Gedanken und Ansätze vermittelt. Immer den ganzen Menschen sehen, den ganzen Menschen/Pontifikat würdigen.
Lieber @ Stephan gestatten Sie mir eine kleine Korrektur: „Narzisstische Persönlichkeitsstörung wird auf englisch „nacisssitic personality disorder“ genannt und ist Teil eines Cluster Systems das international (WHO) die psychiatrischen Störungen erfasst. (Diagnose Schlüssel nach DSM-IV und ICD-10) „Psychopath“ ist ein Kunstwort aus dem griechischen entlehnt und meint: Psyche Seele/Pathos Leiden. Dies wird auf englisch genauso angewandt. In ICD-10/DSM-IV kommt der Begriff nicht mehr vor. Er ist zum „Schwabbelbegriff“ für alles was als besonders Böse gilt geworden. Antisoziale Persönlichkeit oder fachlich besser dissoziale Persönlichkeitsstörung hat seltener mit Narzisstischer Persönlichkeitsstörung zu tun (Kann, muss nicht). Marcial Maciel hat ohne wenn und aber, große Schuld auf sich geladen. Wir wissen nicht was ihn getrieben hat und ob all diese Begriffe/Krankheiten auf ihn zutreffen. Der Mann ist tot und steht nun vor seinem letzten Richter. Ich möchte schließen mit Papst Franziskus: Wer sind wir, dass wir richten.
PS Nur der guten Ordnung halber: Mein Fachgebiet ist Neurologie/Psychiatrie, mein Tätigkeitsbereich ist die forensische Psychiatrie.
Mit englisch meine ich den englischen Sprach- und Kulturraum. Also da wird es heute noch gebraucht, der ‚psychopath‘ (gesprochen: saikopath) in Gruppen, in Institutionen, ist ein Thema, es ist wohl vor dem Hintergrund der engl. Literatur, Shakespeares Richard III, Emily Bronte’s ‚Wuthering Heights‘, Miltons ‚Paradise Lost‘ die Rede von Menschen, die ganz leidenschaftlich von einer Liebe zur eigenen Befindlichkeit und von Neid und Rache besessen sind und denen es oft mit allen Mitteln gelingt, die Werke anderer zu zerstören und in Misskredit zu bringen. Andere Sprache, andere Kultur, andere Denkweisen. In der deutschen Rede ist es damit anders. Aber das Wort ist wohl hier wie dort ein dumpfes Wort für eine schlimme Sache.
Es ist was anderes als in den von Ihnen zu meiner Belehrung herangezogenen Werken DSM oder ICD. Ein Arzt oder Psychologe kann ja von mir aus sagen: „ICD10:F60.8G“. Und dann?
Aus der Religion, vor allem wenn mit Poesie, Musik, Philosophie verknüpft, wächst einem noch mehr entgegen, was aber die Augen aufmacht. Zum Beispiel M. Bubers ‚Ich und Du‘ oder Edith Steins Promotion bei Husserl über Empathie, oder Johannes Paul II mystische Sinngebung für das Menschenleid ( https://blog.radiovatikan.de/johannes-paul-ii/ )oder Benedikt XVI’ten Haltung zur Musik, in der sich ja doch irgendwie auch die ärztliche Kunst offenbart ( http://de.radiovaticana.va/news/2015/07/06/benedikt_xvi_meditiert_%C3%BCber_die_musik/1155956 ), wenn ich das mal so sagen darf. Oder ganz einfach Jesus von Nazareths Verzicht auf die Ausübung von Rache und die damit verbundene Lehre und Beispiele, eine echte Erlösung! Ich wollte etwas zu dem klugen Beitrag von P. Hagenkord erwähnen über Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, was doch auch die sehr glückliche bereits entzündete ‚Bekehrung der Strukturen‘ betrifft. Auch wenn ich selber zu sündig und unwürdig für die Kirche bin, so ist all das und auch die „Bekehrung der Strukturen“ doch nicht nur ausserhalb in der Kirche, sondern auch innen drin, für mich jedenfalls, ein Thema. Stephan