Bischofssynode, 11. Tag, Freitag
Die katholische Kirche steht nicht allein im christlichen Raum und will das auch gar nicht. Deswegen gibt es immer wieder Grußworte und Teilnehmer aus anderen christlichen Kirchen, zum Beispiel Metropolit Hilarion von der russisch-orthodoxen Kirche. An diesem Freitag sprach der Vertreter der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (World Communion of Reformed Churches, WCRC), Michael Weinrich, Professor an der Uni Bochum. Danach habe ich ihn interviewen können, dazu wird es also hier später noch mehr zu lesen geben.
Sein Grußwort stellte erst einmal eine Übereinstimmung fest: Eine neue Verkündigung ist auch in den reformierten Kirchen Thema, wie auch das Thema der vergangenen Synode zum Wort Gottes). Er zitierte den Berühmten Satz J. F. Kennedy’s: “Wir sehen uns darin bestätigt, dass es bei weitem mehr ist, was uns verbindet, als uns voneinander trennt.
Drei Dinge hob Weinrich besonders hervor: Neuevangelisierung ist nicht nur, ja darf nicht nur eine Verbesserung der Kommunikationsstrategien sein. Auch die Kirche selber müsse sich immer neu am Evangelium ausrichten und sich durch das Evangelium erneuern lassen.
Katholizität
Zweitens ging er auf die Frage der größeren Einheit ein. Es ging ihm – ganz wörtlich – um Katholizität. “Kontextualität und Katholizität gehören zusammen. Wenn die Kontextualität der Kirche etwas anderes ist als die jeweilige Konkretisierung ihrer Katholizität, dann gibt es ein ernst zu nehmendes Problem zu diskutieren.” Starke Worte: Konkrete Kirchen, Ortskirchen, Traditionen und Strukturen müssen im Dienst des größeren Ganzen stehen. Gegenseitige Anerkennung reiche nicht aus, hätten die reformierten Kirchen festgestellt. Jetzt gehe es den im Weltbund zusammen geschlossenen Kirchen darum, die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen.
Das sind Gedanken, die eigentlich als typisch katholisch gelten. Jedenfalls hatte ich das bislang gedacht. Auch das Einzelne muss sich als Teil verstehen. Gerade in der so großen Verschiedenheit der hier bei der Synode vertretenen “Konkretisierungen” und unterschiedlichen Wirklichkeiten wirkt diese Perspektive wie eine Ermutigung, sich nicht in diesen Wirklichkeiten zu verlieren; diese Wirklichkeiten wichtig zu nehmen aber darüber die zweite Perspektive, die der Einheit, nicht zu vergessen.
Gottes Gerechtigkeit und Shalom
Drittens betonte Weinrich die Gemeinsamkeit auf dem Gebiet des Einsatzes für Gerechtigkeit: auch die reformierten Kirchen hätten “das Elend vor Augen, das durch die besinnungslose Profitgier vieler Akteure auf dem Globalisierung Markt in wachsendem Maße produziert wird”: besinnungslos, viele Akteure, in wachsendem Maße; Weinrich will hier nicht diplomatisch sein, und das ist gut so. Wenn der Einsatz, auch der gemeinsame ökumenische, von der Gerechtigkeit Gottes getragen werde und vom Gemeinschaftsfrieden, der von dieser Gerechtigkeit ausgeht (das ist das, was das Wort Shalom meine), dann liege darin eine Verheißung, so Weinrich.