Mit Krankheiten war es mal einfacher: Moses richtet in der Wüste eine Schlange auf, eine bronzene mitten im Lager. Und die Menschen, getroffen von einer Plage, wurden gesund, sobald sie diese Schlange anschauten. Gott wirkt Gesundheit. Diese Schlange hat es bis heute ins Logo der Ärzte und Apotheker geschafft, in Verschmelzung mit dem Stab des Äskulap.
Immer wieder meckert Israel und wendet sich gegen Gott, auf dem Zug durch die Wüste muss Mose immer wieder einschreiten, oder Gott selbst ist es, der straft. Unter anderem mit einer Plage. Die von Gott befohlene Schlange wird zur Hilfe gegen eine von Gott geschickte Plage. Die Plage bleibt, nur gibt Gott auch die Rettung dazu.
Gott wirkt Gesundheit
Es ist nicht das einzige Mal, dass der Abfall des Volkes von Gott mit Krankheit bestraft wird. Die Bibel kennt da noch mehrere Erzählungen. Aber die Schlage im Lager Israels ist deswegen so spannend, weil sie es bis in unsere christliche Theologie geschafft hat. Die Textstelle aus dem Buch Numeri hat es in die Leseordnung zum Fest Kreuzerhöhung geschafft.
Die im biblischen Bericht durchscheinende naive Vorstellung von Krankheit als Strafe ist leider so weit weg nicht. Corona zeigt uns, dass diese Vorstellungswelt bis heute wirkt, und das in allen Religionen. Auch in der Kirche gibt es solche Stimmen, die angesichts der Angst und Sorge lieber von Sünde und Umkehr reden. „Die Coronavirus-Pandemie ist wie alle Krankheiten und der Tod selbst eine Folge der Erbsünde“, sagt Erzbischof Carlo Viganò. Nicht die erste wirre Aussage aus seinem Mund.
Straf-Pädagogik Gottes?
Kardinal Raymond Burke geht noch weiter: „Es steht außer Frage, dass große Übel wie die Pest eine Auswirkung der Erbsünde und unserer tatsächlichen Sünden sind. Gott muss in Seiner Gerechtigkeit die Unordnung, die die Sünde in unser Leben und in unsere Welt bringt, reparieren. In der Tat erfüllt Er die Anforderungen der Gerechtigkeit durch Seine überreiche Barmherzigkeit.“ Barmherzigkeit?
Nun ist auch das Neue Testament voller Verweise darauf, dass jemand wegen seiner Sünden krank wird oder nach deren Vergebung geheilt. Deswegen meint auch der deutsche Kardinal Paul Josef Cordes, eine Verbindung der Corona-Pandemie mit Sünde und Gott könne nicht ausgeschlossen werden.
„Gott will das Gute!”
Und Cordes wendet sich ausdrücklich gegen eine Aussage seines Kardinals-Kollegen Angelo Scola, dieser würde „Gott das Strafen verbieten“, so Cordes über Scola.
Was hat Scola denn angeblich so schlimmes gesagt? Dies hier:
„Gott will das Gute! So sehr will er das Gute, dass er unser Übel, unsere Sünde, auf sich genommen und ans Kreuz genagelt hat. Er benutzt sie nicht als ein Element der Rache. Die Vorstellung von einer göttlichen Bestrafung gehört nicht zur christlichen Vision – auch nicht in so einer dramatischen Situation, wie wir sie gerade erleben. Natürlich ist das ein komplexes Thema, aber Gott greift nicht zur Bestrafung, um uns zu bekehren!“
Und hier sind wir beim Kern: dass die Geschichte von der Schlange auf dem Stab zum Fest Kreuzerhöhung gelesen wird, hat ja seinen Sinn. Denn Jesus hat eben nicht Plage gebracht, Sodom vernichtet, er hat nicht mit Macht gehandelt um Umkehr zu erzwingen.
Keine Macht, kein Zwang
Sondern er ist ans Kreuz gegangen. Das genaue Gegenteil von Macht. Er ist für uns von Gott zur Sünde gemacht geworden, formuliert es auf seine ganz eigene prägnante Art der Apostel Paulus (2 Kor 5).
Die Schlange am Stab weist also nicht auf den Tun-Ergehens-Zusammenhang hin, auf das quasi-erzieherische Strafen Gottes, sondern auf das Kreuz. Auf die bedingungslose Liebe Gottes.
Wir müssen aufpassen, wie wir in diesen Zeiten über Gott und Gottes Handeln sprechen, sagt Erzbischof Vincenzo Paglia (das letzte Zitat eines Bischofs in diesem Text, versprochen). Und sein Beispiel ist einleuchtend: Weil die Pandemie gerade auch diejenigen treffe, die eh schon am Rande seien, die Armen und Schwachen, wäre das zynisch, so von Gott zu denken.
Gott gibt sich am Kreuz zu erkennen
Wenn wir gerade heute an Gott denken, dann so, wie Gott selber sich zu Erkennen gegeben hat. Über das Kreuz. Das lässt die uns so sperrig erscheinenden Stellen der Bibel nicht verschwinden, auch das Sprechen über Sünde bleibt. Aber die Perspektive wird eine andere.
Und: das Kreuz erlaubt etwas nicht, was es leider in der Geschichte der Kirche bis heute – siehe oben – immer wieder gegeben hat, nämlich in seinem Namen Macht ausüben. Menschen zu zwingen, indem man dieses oder jenes zur Ursache erklärt. So geht Kreuz nicht. So geht Erlösung nicht.
So geht Erlösung
Heute, am Karfreitag, lesen wir vom Tode Jesu am Kreuz. Hier ist das Heilshandeln Gottes fokussiert. Nicht in einer Straf-Pädagogik, die letztlich vom Kreuz doch nur ablenken will. Wer angesichts menschlicher Not von Strafe und nötiger Bekehrung spricht, will letztlich das Kreuz nicht wahrhaben.
Sagt uns deswegen das Kreuz etwas über unsere Not? Ja. Gott zeigt sich uns in der Hingabe. Es gibt eben keine größere Liebe, als wenn jemand sein Leben hingibt für andere, heißt es im Johannesevangelium. Das macht Gott in uns möglich. Und das Kreuz erinnert uns daran, dass Gott selbst diesen Weg zuerst gegangen ist: „Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der (an ihn) glaubt, in ihm das ewige Leben hat“ (Joh 3).
Ich wünsche Ihnen gesegnete Kar-Tage, auch und gerade weil sie in diesem Jahr so ungewöhnlich sind. Vielleicht wird ja etwas sichtbar, was sonst eher verdeckt bleibt.
In der Tat, ein Gott, der sich bereits vor Millionen oder Milliarden von Jahren, lange bevor er den Menschen “schuf”, Viren als Folterinstrumente zur dessen Bekehrung ausgeheckt hätte, wäre noch perfider als der Geselle mit dem Pferdefuß.
Schauen Sie sich bitte den Film ganz an:
https://www.youtube.com/watch?v=V7DrljVAaYk „Dominion”
Anne Frank sagte: „Ich glaube nicht, dass der Krieg nur von den Großen gemacht wird. Nein, der kleine Mann ist ebenso dafür. Sonst hätten sich die Völker schon längst dagegen erhoben! Im Menschen ist ein Drang zur Vernichtung, zum Totschlagen, und Morden, und solange die Menschheit keine Metamorphose durchläuft, wird alles, was gebaut und gewachsen ist, wieder abgeschnitten und vernichtet.”
Ich habe so ein Gefühl, solange, sehr lange gehen WIR durch diese Metamorphose Corona und durch die nächste Corona. Das Kreuz sind wir Menschen.
Morgen 17:00 gibt es aus dem Dom Turin die Andacht und das Gebet vor dem Turiner Grabtuch “der Ikone des Karsamstages”.
Hier findet man alle Möglichkeiten, wie man dabei sein kann.
https://www.diocesi.torino.it/site/collegati-da-tutto-il-mondo-davanti-alla-sindone/
TV2000 kann man sehr gut aufrufen (Internet oder Stream auf internetfähigen Fernseher)
https://www.tv2000.it/live/
Deutsche Übersetzung/Synch hab ich noch keine angekündigt gesehen, aber vielleicht folgt da was.
Der Kanal auf Youtube hat wohl alle Details der Ausstellung 2015.
“piu forte e l´amore” Schreibt Turin.
Es gibt dazu nun noch einen Brief von Papst Franziskus
https://www.diocesi.torino.it/site/sindone-2020-mi-unisco-anchio-alla-vostra-supplica-messaggio-del-papa-a-mons-nosiglia/
Als ich die vielen Kreuze auf dem Bild sah, war ich zunächst etwas erstaunt, zumindest so lange, bis ich in der Bildunterschrift las, daß es sich um ein Bild aus einem Museum handelt. In unserem Pfarrheim wurde das Kreuz unlägst entfernt. Der Platz wurde für die Projektionsfläche eines Beamers benötigt.
Man muß schließlich Prioritäten setzen.
Wenn Gott nicht bereit wäre zu strafen, hätte es der Erlösung am Kreuz nicht bedurft.
Es geht nicht im ein Strafen Gottes, sondern darum, sich dieses Strafen zu Nutzen zu machen. Also um die Straf-Pädagogik.
Eine Strafpädagogik, so sie es denn wäre, läßt sich natürlich nicht mit einer “modernen” Religionspädagogik vereinbaren, zumal diese Gesellschaft nur noch bereit ist, einen “Wohlfühlgott” zu akzeptieren. Doch auch hier ist es Aufgabe der Kirche, die Gesellschaft zu ändern, sie zu heilen und nicht, ihr möglichst ähnlich zu werden.
Der Gegensatz ist falsch. Es geht nicht um einen “Wohlfühlgott”, und um Anpassung, da kämpfen Sie gegen Windmühlen. Es geht aber darum, Gott zu verstehen, Gott zu hören, auf Gott zu hören. Und das bevor ich versuche, die Gesellschaft zu ändern. Wenn ich das nicht tue, gerate ich doch zu sehr in Versuchung, diese Veränderung nach meinem eigenen Bild schaffen zu wollen.
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Sie schreiben: “Wenn wir gerade heute an Gott denken, dann so, wie Gott selber sich zu Erkennen gegeben hat. Über das Kreuz.”
Wenn das Kreuz ein “Offenbarungsort” Gottes ist, warum sagt der gekreuzigte Jesus dann bei Matthäus und Markus: “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?” (Mt 27,46; Mk 15,34)?
In den fernöstlichen Religionen kennt man das Karma, das Gesetz von Ursache und Wirkung. Das erscheint mir ehrlicher zu sein als die derzeit kursierenden Interpretationen des Kreuzes im Hinblick auf ein mögliches Strafen durch Gott.
Manche sehen in der Coronapandemie eine Reaktion der Erde auf gnadenlose Ausbeutung, so habe ich es neulich im christlichen Kontext gelesen.
Andere sagen, Gott straft nicht, weil er uns den freien Willen gegeben hat.
Wenn Gott den Menschen nicht straft, weil er dessen freien Willen respektiert, dann muss der Mensch die – mitunter harten – Konsequenzen seines Tuns oder Nichttuns auch selbst tragen und kann dann nicht um ein göttliches Eingreifen zur Beendigung unbequemer Konsequenzen bitten.
Dh., falls die derzeitige Pandemie eine Reaktion der Erde auf deren Ausbeutung wäre, hilft eben doch nur Einsicht und Umkehr. Dieses Beispiel kann man meiner Meinung nach auf alle anderen vermuteten Ursachen der Pandemie anwenden.
In dem von mir erwähnten Beispiel straft dann eben nicht Gott sondern die Erde und Gott lässt es zu, dass der Mensch die Konsequenzen seines Tuns nun ausbaden muss,
Wenn man Gott aus dem Ganzen so weit heraus lässt und nur auf seine von ihm selbst gewählte Ohnmacht am Kreuz verweist, wozu dann der Bittgottesdienst des Papstes vor zwei Wochen? Wozu das Pestkreuz?
Das Alles wäre doch dann unlogisch.
Hat Gott die Macht, der Pandemie Einhalt zu gebieten oder nicht? Wenn nein, was nützen dann die Gebete?
Wie soll man an einen allmächtigen und gerechten Gott glauben, wenn man ihn andererseits quasi für nicht zuständig erklärt damit nur ja keiner in unserer modernen Zeit auf die Idee kommen könnte, dass Gott vielleicht doch mal die Geduld verliert und straft?
Lieber schiebt man es der Erde in die Schuhe, siehe mein obiges Beispiel.
Mein Problem mit dieser Art Gottesbild ist, dass wir Gott nach unserem Bilde schaffen. Natürlich ist es schwer zu verstehen, dass Gott so etwas zulassen oder auf Gebet nicht verhindern kann oder will. Aber eben nur, wenn wir Gott als Art Supermenschen verstehen. So ist Gott aber nicht. Oder wenn Gott so wäre, würde ich mir dreimal überlegen, ob Verehrung wirklich angebracht wäre.
Also ist Gott nicht allmächtig? Oder ist er gleichgültig?
Noch mal meine Frage: Wozu dann das beeindruckende Bittgebet des Papstes? Wozu alle anderen Gebete?
Ich sehe Gott nicht als eine Art Supermensch, ich habe nur, und das nicht erst seit heute, den Eindruck, dass “die Kirche” und die moderne Theologie Gott verharmlosen. Immerhin doch noch dieselbe Kirche, die vor dem 2. Vaticanum ohne Bedenken ständig mit der Hölle drohte.
Ich wünsche mir Letzteres keinesfalls zurück, aber ich würde es begrüßen, wenn man eine Art Mittelweg finden würde. Sonst fällt es mir, die ich bis zum 2. Vaticanum fast jeden Sonntag Höllenpredigten gehört habe, danach die gesamte kirchliche Entwicklung bis heute erlebt habe, schwer, die Verkündigung der Kirche und deren widersprüchliche Gottesbilder im Laufe ihrer Geschichte – insgesamt und speziell in meiner Lebenszeit – überhaupt noch ernst zu nehmen.
Das, was die Kirche z.Zt. als Antworten auf die Coronapandemie bietet, stürzt mich in ernste Glaubenszweifel.
Damit meine ich ausdrücklich nicht die kirchlichen Angebote von Livestream – Gottesdiensten u-ä. sondern euer Herumgeschwafel von einem Gott, von dem ihr euch immer wieder euer eigenes Bild macht, so wie es gerade genehm ist, und dabei seid ihr euch nicht mal einig.
Ist ein hartes Urteil heute von mir, aber alle diese theologischen Erklärungen z.Zt. sind eine Bankrotterklärung seitens kirchlicher Amtsträger, die Zweifel säen und Verwirrung und letztlich sogar Atheisten Recht geben.
Aber wer droht denn heute noch mit der Hölle? Wo ist die Kirche, die das tut?
Und was die Gottesbilder angeht: es ist schwer, aber es war immer schon so. Es gibt kein Verstehen von Gott, dass sich für immer hält. Es wird immer hinterfragt werden, mit den Fragen, die sich in einer Kultur und Situation halt stellen. Das hat nichts mit Beliebigkeit zu tun und damit, dass sich Kirche einen Gott macht, wie er gerade passt.
HEUTE droht die Kirche nicht mehr mit der Hölle, das habe ich ja ausdrücklich geschrieben, heute macht sie das genaue Gegenteil. Einen Mittelweg scheint es nicht zu geben.
Das Virus bedient sich uralter biologischer Naturprozesse und ist damit auch eine Antwort auf die oft rhetorisch gestellte Frage, woher wir kommen. Eine Aufladung dieses natürlichen Vorgangs mit moralischen und religiösen Bedeutungen führt anders als früher, als es unmöglich war, die Ursache des Geschehens zu verstehen, in eine Sackgasse, in Rechthaberei oder gar ins Wundersame bis Lächerliche. Derartige Deutungen sind soviel wert wie ein Wasserbehälter an einem überfluteten Ort. Würde es sich nicht um ein zellschädigendes Virus handeln, sondern um eines, das uns nützt, würden wir seine Verbreitung sogar begrüßen: https://focus-arztsuche.de/magazin/gesundheitswissen/so-nuetzlich-sind-viren. Wir können Gott danken, dass wir nicht von Außer- oder Überirdischen regiert werden, die uns so behandeln, wie wir mit verseuchten Tierherden umgehen, und ihn bitten, dass wir die menschliche ‘cultura’, das Pflegen und Hegen der ‘natura’, zu der wir selber gehören, durch die Virus-Pandemie auf neue Weise entdecken.
Frau Brückner,
Ich persönlich sehe das ganze so:
Gott hat die Welt so geschaffen, dass in ihr bestinmte Regeln, Gesetze und Prozesse wirken. Unsere Welt ist durch Bewegung bestimmt. Mal gibt es zu viel, mal zu wenig, Manchmal bewegt es sich in die eine Richtung, andermal die andere Richtung. Laut Genesis sah Gott sein Werk und bewertete es als gut.
Nun gibt es Prozesse in der Welt bzw. Für unser Leben, die wir als Nachteil empfinden und als negativ/böse beurteilen.
Ich frage mich, warum muss man dahinter eine strafende Absicht Gottes vermuten? Diesen Gedanken halte ich nicht für zwingend. Auch das Buch Hiob spricht darüber, und da findet der arme Hiob keine Antwort darauf. Er war ein Mustermensch trotzdem sind ihm schlimme Dinge zugestoßen.
Was unsere Sünden angeht, da bin ich überzeugt von, dass diese eine Wirkung haben. Wie jede Wirkung eine Ursache hat, so fallen uns die Sünden irgendwann auf die Füße. Wenn wir die Umwelt kaputt machen, dann wird uns die Natur irgendwann die Rechbung schicken. Nicht, weil die Natur bösartig ist, sondern weil es die logische Konsequenz unseres Fehlverhaltens ist. Ich muss dahinter nicht einen strafenden Gott vermuten, der uns dann Naturkatastrophen schickt, um uns wachzurütteln.
Manchmal passiert aber eben ein Tsunami, oder ein Erdbeben oder eben eine Epidemie. Es kann passieren, weil die Welt in Bewegung ist und solche Ereignisse eben möglich sind.
Wir Menschen haben noch weiteren “Bewegungsspielraum”, den wir leider oft und gerne zum Schlechten nutzen.
Gott wollte diese sich bewegende Welt so, also kann ich es akzeptieren. Ich vertraue darauf, dass Gott weiß, was er will und was richtig ist.
Lorenzo,
ich schrieb ja auch von Ursache und Wirkung und dass wir als Menschen mit freiem Willen die Wirkung unserer Taten und Unterlassungen dann auch ausbaden müssen.
Im besten Falle führt es zu Nachdenken und Umkehr.
Nun, Frau Brückner,
die christliche Botschaft ist schließlich Selbstreflexion und Umkehr.
Ob nun Gott sich dazu strafender Mittel bedient, das ist hier die Frage.
Ein Punkt noch:
Christentum ist primär eine Beziehungsreligion. Gott will geliebt und nicht “erkannt” werden.
Ein strafender Gott mag uns Menschen eine Botschaft vermitteln, wie wir richtig (ethisch) zu handeln haben (#Instruktionsoffenbarung), aber schafft das Beziehung? Ich denke weniger.
Im Christentum haben wir das Agnus Dei, die erste Christusdarstellung in den römischen Katakomben: Jesus als recht junger Hirte (gelockte vermutlich blonde Haare), das Schaf über die Schulter. Das Individuum mit seiner Seele ist dem Heiland immer wichtig.
Verirrt sich ein Schaf, holt es Jesus zurück. Dieses Gleichnis ist wesentlich.
In diesem Jahr könnte man ergänzen: Jesus kümmert sich um das verletzte Schaf, auch um das kranke Schaf. Er gibt den Einzelnen nicht auf, egal ob physisch krank oder an der Sünde “erkrankt”. Er läuft hinterher.
Unsere weltliche Gesundheitspolitik ist da diametral anders, vor allem 2020: das kranke Schaf wird separiert. Es ist eine ewige Gefahr für die Herde. In der Veterinärmedizin gibt es sogar den Begriff “die ganze Herde keulen”.
Bevor die Schweinepest zum Nachbarhof springt, wird nicht nur das eine Schwein getötet. Nein, die ganze Herde/Rotte des Hofes wird “gekeult”.
Mit dem Gleichnis vom guten Hirten verstehe ich die Äskulapnatter des Pentateuch noch besser. Nächstenliebe bleibt immer.
Ja, sie bleibt immer. Aber sie ist nicht blind. Sie kennen den Spruch: “Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.” Genau das ist eben nicht Nächstenliebe. Folgenabschätzung gehört auch dazu. Womit helfe ich dem Nächsten wirklich? Beim Schaf ist das eindeutig.
Was das Separieren angeht: genau das tun wir nicht. Wir separieren alle, uns voneinander, damit eben niemand, der gefährdet ist, krank wird. Soweit wir wissen hilft das gegen die Ausbreitung und schützt Leben. Das ist Nächstenliebe. Die anderen begleiten, dabei sein, helfen, das alles gehört auch dazu, das ist völlig richtig. Aber nicht auf Kosten anderer.
Und das mit der “Herde keulen” in diesem Zusammenhang sollten Sie ganz schnell wieder zurück nehmen, das gehört hier überhaupt nicht her.
Naja, ich warne. Freilich überzeichne ich (desöfteren).
Wenn eine politisches System durchdreht, dann werden eben ganze Gruppen und Völker gekeult, das haben wir vor 80 Jahren beobachtet. Wobei das System von 1934-1941 noch untere und mittlere Phasen des Wahnsinns durchlebte (Olympia 1936 war ein weltweit anerkanntes Volksfest), dann aber eben komplett eskalierte.
Mir ist zuviel von dieser Sprache, aus dem Tierreich, plötzlich in die moderne Sozialpolitik gekommen. Natürlich nehm ich es für das Christentum zurück. Wir könnten ja noch auf die Reinheitsgebote im AT und den Umgang mit Aussätzigen im NT schauen. Ich hab das so interpretiert, dass der Priester im AT wirklich, das ist vorbildlich, eine Art Hausarzt war, und die Isolierung ist ja meist zeitlich klar begrenzt und endet mit einem Opfer (zb im Tempel), was man dann als archaisch ansehen kann.
Und unabhängig von der Geisel Covid. Erinnern wir uns, dass recht überraschend das oberste Gericht Deutschlands der Sterbehilfe an Senioren vor wenigen Wochen erlaubte. Das haben wir jetzt in der Tagespolitik fokussiert auf das Virus vergessen.
Was wir aus der Krise wohl wirklich lernen müssen: wie gehen wir mit den Kranken um im 21. JH.
Wie mit den Alten. Wie mit den alten Kranken. Was ist der Standard in einem guten Altersheim…
Ostern bleibt immer. Das Agnus Dei als Bild auch.
Darf ich Ihrer Liste noch etwas hinzufügen? Wie gehen wir mit den Obdachlosen um? Den Armen am Rande des Existenzminimums, die Flaschen sammeln müssen?
Ja, alles richtig, Danke.
Ich hör jetzt auf mit meinen schlechten Erinnerungen an Zurücksetzungen durch Tierärzte und bürokratischen Verordnungen am schönen Bauernhof der Großeltern (der wie viele um 1995 bankrott ging und nun aber wieder ohne Tiere der Korn und Gemüseproduktion frönt). Bin vermutlich etwas traumatisiert. Es war eh nur einer der Ärzte, der bei jeder Untersuchung mindestens drei nicht nur rechtsradikale sondern klar rassitische Witze (?) raus schoss. Man sieht, wie eine Enttäuschung durch eine vermeintliche Respektsperson in Kindestagen die persönliche Einstellung für ein Leben prägt.
Aber erinnern Sie sich, da gab es in Ägypten vor einigen Jahren, eh um Ostern, eine Verordnung. Ich meine es war noch Mubarak. Die an die 10 Millionen Christen dort, die Kopten, haben zwei bevorzugte Brotberufe – Müllsammler (weil Sie das ansprechen) und Schweinebauern. Mit dem Erlass, alle Schweine zu keulen, wurden viele dieser mir sehr sympatischen orthodoxen Christen fast ruiniert.
Gestern lief abends noch der Franziskusfilm auf ZDF.
Er betonte sein gutes Einverständnis mit dem Obermufti der Sunniten in Kairo. Und in Ägypten ist es wohl auch so, dass sich vernünftige Muslime und Christen extrem gut vertragen. Mittlerweile. Die haben kein Problem mit Ostern, und wenn ich im Ramadan einen Muslim treffe, dann freue ich mich auch.
Eine Diözese hat übrigens nach dem Vorbild des heiligen Tarzisius (3. JH, kannte ich nicht, kann man recherchieren) quasi einen hygienisch einwandfreien Botendienst für eine heilige Kommunion eingerichtet und man kriegt die Hostie geliefert.
Nochmals danke für den sehr inspirierenden Text oben.
Anmerkung: Dass die biblische Mosesschlange ursächlich Vorbild für das Reptil im Äskulapstab war, trifft offenbar, wie behauptet, nicht zu, sondern das Symbol ist älter: https://www.thieme.de/viamedici/vor-dem-studium-infos-zum-medizinstudium-1493/a/was-symbolisiert-aeskulapstab-3690.htm und https://www.aerzteblatt.de/archiv/54050/Der-Aeskulapstab-Im-Zeichen-der-Schlange
Ich glaube auch nicht, dass sich solche Symbole nur aus einer Quelle speisen. Dass es nur eine Ursache gäbe. Wie gesagt, da ist Moses, da ist Äskulap, und dass es noch ältere und andere Quellen gibt, glaube ich sofort. Denn auch die Griechen und die Schreiber des AT haben ja kulturell geschöpft.
Vielen Dank für die Nichtbeantwortung meiner Rückfrage.
Gott behüte Sie. Adieu
Sie haben eine nicht einfache Frage gestellt. Die ich nicht schnell einfach so beantworten wollte, sondern mir Zeit lassen. Die wollen Sie aber wohl nicht geben. Das hier ist kein Automat, wo man bestellt und bekommt. Ich antworte, so ich kann und – wenn es wichtige Sachen sind wie das von Ihnen angesprochene – auch die Ideen dazu habe.
Wer den Film “Krieg der Welten” mit Tom Cruise gesehen hat, dem ist das fast schon “religiöse” Ende nicht entgangen, welches mit den Worten schließt: ” Gott in seiner Weisheit…” (frei aus der Erinnerung zitiert).
Es geht darum, dass die Außerirdischen Invasoren am Ende durch Viren (also Natur) aufgehalten werden, nicht durch Menscheliche Feuerkraft.
Es sind eben die kleinen Dinge, auf die es im Leben ankommt. Hiermit möchte ich zu Ihrem Artikel, Pater Hagenkord, überleiten:
Es war ja eben nicht gerade pompös und majestätisch, dass Gott sich als ein “kleiner” Mann inkarniert hat und noch weniger, dass er sich hat von Menschen richten lassen und noch viel weniger hat foltern und ans Kreuzschlagen lassen.
Diese “Geschichte” zeigt doch recht gut, wie Gott durch die “kleinen”, unscheinbaren Dinge wirkt, sich uns zeigt und uns seine Botschaft hinterlässt, statt durch viel Tamtam, Gewalt, Zerstörung und Tod.
Ich würde auch in der Pandemie – und gerade in dieser Pandemie – ein Zeichen der übergroßen Liebe Gottes zu seinen Kindern sehen – und das sind nicht nur wir.
Jahrzehntelang haben die Wissenschaftler gewarnt, dass wir es ein wenig bescheidener angehen sollten, wie wir die gemeinsamen Ressourcen für unsere Zwecke nützen.
Niemand hat auf sie gehört.
Und was macht die Natur unter der liebenden Führung der Vaterhand Gottes?
Ein Virus erinnert uns daran, wer hier der Gast ist und wer der Wirt.
Binnen weniger Wochen fahren wir die Wirtschaft zurück auf das notwendige Maß und bekommen die Chance geschenkt neu anzufangen.
Nehmen wir dieses Geschenk dankbar und bauen wir eine ökosoziale Marktwirtschaft.
Meint
Euer Christoph
warum antwortet Herrn Antonius Theiler niemand ??????
Haben Sie nicht verstanden ,oder schiss???????
Abgesehen von Ihrer Sprachwahl – Netiquette, bitte – verstehe ich das nicht ganz. Er hat seinen Eindruck geschildert, andere auch. Was soll Ihr Versuch, hier Zwang auszuüben?