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Herr Bischof, warum brauchen wir ein Jahr des Glaubens?

Veröffentlicht am 16. Oktober 20117. Januar 2013

Ein Interview mit Erzbischof Robert Zollitsch
http://212.77.9.15/audiomp3/00284534.MP3

Der Papst hat in der Predigt am heutigen Sonntag und danach noch einmal beim Angelusgebet ein ‚Jahr des Glaubens’ angekündigt, es wird im Oktober 2012 eröffnet, zum 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils und während der Bischofssynode zur Neuevangelisierung. Nach der Messe konnte ich den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zu diesem Projekt des Papstes und der Kirche interviewen. Zollitsch ist selber Mitglied im Rat zur Förderung der Neuevangelisierung und hat an der Veranstaltung im Vatikan teilgenommen.

Herr Erzbischof, wozu brauchen wir dieses ‚Jahr des Glaubens’?

„Ich sehe das so, dass es darum geht, uns auf die Grundlage dessen zu besinnen, wovon wir leben. Wir sollen wissen, das bei allem, was wir tun, was wir entscheiden, es auf die persönliche Beziehung zu Jesus Christus uns zu Gott ankommt; Gott ist das Ziel und die Mitte unseres Lebens. Damit spüren wir eines der zentralen Anliegen Papst Benedikts. Ich verstehe ihn so, dass er uns auf dieses Fundament hinweisen möchte und von dort auch dann das Konzilsjubiläum begehen will.“

 

Über die Neuevangelisierung, das ‚Jahr des Glaubens’ und den Gesprächsprozess

Es gibt ja schon eine ganze Reihe von Veranstaltungen; was hat das zum Beispiel mit dem Gesprächsprozess in Deutschland zu tun, der dann auch noch laufen wird?

„Wir werden sehen, wie wir das intensiv miteinander verbinden; aber sie wissen ja, dass es beim Gesprächsprozess sehr darum geht, den Weg der Erneuerung der Kirche zu gehen, um die Besinnung auf das, wovon wir leben, auf das, was trägt. Damit sind wir bei der zentralen Frage nach dem Glauben. Ich sehe das so, dass die Frage nach dem Glauben die Folie ist, auf der wir den Gesprächsprozess durchführen werden. Diese Folie erinnert uns immer daran: ‚Vergesst Gott bei alldem nicht! Vergesst nicht, wovon ihr wirklich lebt! Vergesst nicht, worauf es entscheidend ankommt.’ Insofern sehe ich eine gute Verbindung mit dem Dialogprozess in Deutschland.“

Es ist also nicht zurückzuführen auf die Formulierung des Konfliktes: Wir haben ein Glaubensproblem, kein Kirchenproblem?

„Es wäre schade, wenn wir hier Gegensätze formulieren würden. Wir haben tatsächlich beides. Wir haben ein Glaubensproblem, nämlich die Gottesfrage. Wir spüren, dass die Frage nach Gott weit in den Hintergrund getreten ist und dass viele Menschen diese Frage gar nicht mehr stellen. Aber wir spüren zugleich, dass es auch die ganz konkreten Fragen gibt, die damit eng verbunden sind. Es ist immer schade, wenn wir Gegensätze machen. Ich glaube, das katholische ‚et et’ – das ‚sowohl als auch’ – geboten ist, dass wir die Dinge verbinden und von der Wurzel angehen.“

 

Über die Fähigkeit, offen über den eigenen Glauben sprechen zu können

Mit der Messe ist das Treffen zur Neuevangelisierung zu Ende gegangen, bei dem sie dabei waren. Was nehmen sie nach Deutschland mit?

„Es war für mich die Erfahrung, dass es weltweit eine ganze Fülle von Initiativen gibt, denen es darum geht, das Evangelium neu zum leuchten zu bringen. Das Schöne bei diesem Treffen war, dass eine ganze Bandbreite aufgetaucht ist. Andererseits habe ich aber auch feststellen dürfen, dass vieles von dem, was ich gestern gehört habe, tatsächlich bei uns in Deutschland schon angepackt ist.
Da ist vieles gewachsen, vieles am werden, und die vielen Initiativen dürften nun in diesem Jahr und in der Bischofssynode näher zusammengeführt werden, damit die Stoßkraft noch größer wird.“

Da möchte ich noch einmal nachfragen: Sie persönlich tragen ja in Kopf und Seele viel von den Fragen, Problemen und Möglichkeiten der deutschen Kirche herum. Was nehmen sie persönlich von diesem Treffen mit?

„Ich nehme mit, dass die Frage der Weitergabe des Glaubens nicht nur ein Problem in Deutschland ist, sondern ein weltweites Problem. Und ich nehme mit – und das ist etwas Entscheidendes, was wir Deutsche lernen müssen – dass es in der Frage der Weitergabe des Glaubens auf das persönliche Zeugnis ankommt. Wenn ich in Amerika bin, ob das die USA oder Lateinamerika ist, da kann man mit einer großen Selbstverständlichkeit über den Glauben sprechen und darüber, was er mir bedeutet. Wir Deutschen halten das mehr im Herzen verborgen. Wir müssen lernen, von dem zu sprechen, was uns belebt, wovon wir leben und dann auch ganz persönlich Zeugnis zu geben. Das nehme ich mit, denn das haben viele in einer ganz spontanen Weise bei dem Treffen gezeigt; da können wir Deutschen wirklich davon lernen. Warum verstecken wir das, was uns Gott bedeutet, das, was wir glauben, das wovon wir wirklich leben? Warum ist das nur eine Frage des Herzens? Es muss eine Frage im ganz normalen Gespräch werden.“

 

Über die Jugendarbeit, die sich früher hätte rühren müssen

Eine der Anfragen an das Treffen war, dass es nicht repräsentativ genug gewesen sei. Diese Anfrage kam vor allem aus den Jugendverbänden, aus dem BDKJ. Es seien vor allem neue geistliche Bewegungen versammelt, das würde gar nicht die Kirche in Deutschland repräsentieren. Wie bewerten sie das?

„Man muss es vom Ausgangspunkt her sehen. Es war offen eingeladen worden: Die, die im Bereich der Neuevangelisierung schon etwas machen, sollen sich melden. Da haben sich vor allem viele geistliche Gemeinschaften gemeldet, viele Initiativen. Unser BDKJ hat sich erst gemeldet, als sie merkten, dass sie nicht eingeladen waren. Sie haben vielleicht etwas spät entdeckt, dass da eine Aufgabe ist.

Das, was wir in der Jugendarbeit tun, ist natürlich eine Form der Evangelisierung, vielleicht hätte man hier etwas früher schalten dürfen. Aber ich habe die Frage hier selbstverständlich bei den Verantwortlichen angesprochen.“

 

Über Wiederverheiratete Geschiedene und andere Konflikte

Vor dem Papstbesuch – und dann etwas vom Papstbesuch verdeckt – gab es ja auch noch andere Themen, sie hatten selber die Frage nach den Wiederverheirateten Geschiedenen angesprochen. Dann war die Frage nach der Spaltung in der katholischen Kirche, die in der Öffentlichkeit diskutiert wurde. Bleibt das jetzt vom Papstbesuch und den neuen Initiativen verdeckt oder wie gehen sie da weiter vor?

„Wir haben jetzt bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe darüber beraten, was der Papstbesuch für uns bedeutet und haben das in der ganzen Breite angesprochen. Wir werden dann bei der nächsten Sitzung des ständigen Rates schauen, wie wir konkret diese Themen angehen, die für uns wichtig sind. Etwa, wie wir in der Pastoral mit denen umgehen, die geschieden und wieder verheiratet sind. Wie schaffen wir das unter ganz klarer Respektierung und Anerkennung der Unauflöslichkeit der Ehe. Wie gehen wir damit um? Oder auch die Frage nach der Stellung der Laien oder der Frauen in der Kirche. Diese Fragen werden wir in aller Sachlichkeit in nächster Zeit angehen. Aber der Hintergrund ist die Frage, was der Glaube für uns heute bedeutet.

Ich erlebe immer wieder persönlich die Frage, ob es nicht die Alternative wäre, Neuevangelisierung statt Dialogprozess zu machen. Da sage ich Nein, der Dialogprozess ist für uns ein Weg auch im Rahmen dessen, wie wir den Glauben neu verkünden wollen. Denn das Katholische ist, dass wir die Bandbreite dessen auszuhalten versuchen, was bei uns in der Kirche da ist, und deswegen dürfen auch die verschiedenen Anliegen und die verschiedenen Probleme auch zur Sprache kommen.“

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Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Interview
Schlagwörter Bischöfe, da ist Zukunft, Deutschland, Gesprächsprozess, Jahr des Glaubens, Kirche, Konflikt, Wiederverheiratete Geschiedene, Zollitsch

Ein Gedanke zu “Herr Bischof, warum brauchen wir ein Jahr des Glaubens?”

  1. Annemarie Wachsmann sagt:
    16. Oktober 2011 um 15:41 Uhr

    Dieses Interview läßt hoffen.Danke, Herr Pater Hagenkord, für die Arbeit, die Sie sich hier im Blog machen. :-)..Gerade die Frage,wie man als Deutscher lernen kann, über seinen Glauben zu sprechen. Im Moment sind noch Ausnahmen am Werk, zum Beispiel die Charismaten, die dann bestaunt oder belächelt werden. Über seine Beziehung zu Gott spricht man halt nicht in Amtsdeutsch. Begegnungen mit dem Himmel haben nämlich einschneidende Folgen.

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